Jim Henson’s Tale of Sand [dani books, Februar 2014]

Sowohl Comics zu machen als auch zu lesen sind oftmals Bauchentscheidungen, geprägt von ersten Eindrücken und Emotionen. Ähnlich ist es mit Jim Hensons Tale of Sand, ein Abenteuer, welches etwas ganz Besonderes in sich trägt. Und trotzdem schlummerte es mehr als 40 Jahre im Archiv der Jim Henson Company, bevor es endlich doch noch umgesetzt wurde. Doch nun liegt es vor mir und ich kann, nein muss, euch meine persönlichen Eindrücke hiervon mitteilen …

Jim Henson’s Tale of Sand

Es ertönt Musik als Mac die Stadt betritt. Menschen feiern und tanzen auf den Straßen, reißen den jungen Mann in ihrer Partystimmung mit, bis plötzlich der Sheriff vor ihm steht und ihn bittet mitzukommen. Dieser gibt ihm einen Rucksack, eine Karte und 10 Minuten Vorsprung. Mac weiß noch nicht so recht, wie ihm geschieht, als die 10 Minuten starten. Sofort rennt er los und wähnt sich nach einigen Minuten in Sicherheit, als plötzlich Schüsse ertönen. Mac ergreift die Flucht, quer durch die Wüste und ein bizarres und merkwürdiges Abenteuer beginnt, dessen Ziel er nicht kennt …

Verschiedene Zeichenstile und -techniken ziehen sich durch den gesamten Band.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, basiert diese Graphic Novel auf einem 40 Jahre alten Skript von Jim Henson und Jerry Juhl. Dieses Skript diente eigentlich als ein Drehbuch für einen Film, der leider niemals umgesetzt wurde. Mehrere Versionen dieses Drehbuches gab es und immer wieder wurde es trotz des großen Potenzials, das es in sich trug und auch von den Studios anerkannt wurde, nie verwirklicht. Also landete dieses Meisterwerk, und das nenne ich ganz bewusst so, in den Archiven. Ein surrealistisches Abenteuer, traumatisch, bizarr, verwirrend, psychedelisch und trotzdem mit einer gewissen Leichtigkeit und Fröhlichkeit, wartet hier auf den Leser, wenn er sich darauf einlassen kann und auch will. Denn Tale of Sand ist nicht normal. Keine typische Graphic Novel, kein typisches Comic, einfach absolut untypisch. Doch dies erkennt man erst beim Eintauchen in das Abenteuer. Der Leser wird augenscheinlich an die Hand genommen und dann quer durch die verschiedensten Szenen und Emotionen gezerrt, ohne dass es gehetzt wirkt. Und auch wenn man als Leser die ganze Zeit die Rolle des stillen Beobachters einnimmt, bleibt am Ende das Gefühl, als hätte man das ganze Abenteuer persönlich miterlebt.

Wer ist der Mann, was will er von Mac und in welcher Verbindung steht die Dame zu beiden?

Die meisten Comics, die sich mit hohen Ansprüchen schmücken, versuchen dies durch viel und ausufernde Texte zu erreichen. Tale of Sand ist da anders. Hier wird das Meiste durch die ausdrucksstarken Bilder transportiert. Zeichner Ramón Pérez verwendet hierfür die verschiedensten Stile, um die Emotionen auszudrücken. Dies schafft er aber nicht nur dadurch, dass er mal skizzenhaft, mal saubere Inks und dann wiederum fast schon künstlerische Gemälde abliefert, sondern auch durch die sehr wechselhafte Farbgebung. Selbst innerhalb eines Panels gibt es Figuren, die komplett koloriert sind und andere, die „leer“ ausgehen. Dies nutzt er um den Fokus des Lesers auf gewisse Momente, Figuren und Ereignisse zu legen, aber dennoch Randbereiche übrig zu lassen, die den Leser zum Verweilen und Entdecken einladen.
Dieser Band ist das erste deutschsprachige Hardcover von dani books. Die Verarbeitung ist solide und die Gestaltung sehr edel und dennoch schlicht. Das Papier ist, wie auch schon bei den Trades, sehr hochwertig und das Format mit 20,3×28,5 cm etwas größer als die bisherigen Trades, wie z.B. Danger Girl oder Akte X.

Immer wieder werden Seiten des Originalskripts im Hintergrund verwendet.

FAZIT:

Tale of Sand ist ein psychedelischer Trip, der anders als jede Art von Drogentrip, ein wohliges Gefühl hinterlässt und keine Nebenwirkungen hat. Mich persönlich hat der Band sehr positiv überrascht und mir etwas präsentiert, das ich so nicht erwartet hatte. Eine aufregende und mitreißende Geschichte, mit einem wirklich atemberaubenden Artwork, lädt zu einer Achterbahnfahrt ein, die einem von der ersten Seite an nicht mehr loslässt. Und nun habe ich nach dem Lesen nur noch ein einziges Problem. Die Frage, wie man dieses Drehbuch überhaupt visuell umsetzen soll, um der Geschichte gerecht zu werden. Doch zum Glück hat es ja die Umsetzung zur Graphic Novel erfahren und dafür danke ich allen Beteiligten innigst. Denn Tale of Sand gehört schon jetzt zu meinen Highlights 2014.

Solch wunderschöne und surreale Bildkompositionen gibt es zuhauf.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2011-2014 Jim Henson Company / Archaia / dani books

Titel: Jim Henson’s Tale of Sand
Verlag: dani books
Autor: Jim Henson & Jerry Juhl
Zeichner: Ramón K. Pérez
Übersetzung: Jano Rohleder
Umfang: 160 Seiten
Format: Hardcover (20,3 x 28,5 cm)
ISBN: 978-3-944077-41-3
Preis: 24,00 Euro

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2 Kommentare zu “Jim Henson’s Tale of Sand [dani books, Februar 2014]

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