Condor hat mit seiner Marvel Comic Exklusiv-Reihe (neben der Epic Comic Collection) ein Format im Sortiment gehabt, welches sich ein wenig von dem üblichen „Comic-Kram“ abheben wollte. Noch nicht ganz „Comics für Erwachsene“ aber dennoch etwas reifer und anspruchsvoller als die bekannten „Kinder-Comics“. Dies sollte sich nicht nur durch die Auswahl der Comics zeigen sondern auch durch die Gestaltung, die Aufmachung und den Preis. Schon damals waren 7,80 DM für Kinder nicht so leicht zu entrichten. Die sonst üblichen „Kinder-Comics“ lagen doch preislich eher um die 2,00 DM. Das Condor mit dieser Entscheidung nicht so falsch lag zeigte sich auch im Erfolg der Reihe. Bekannte Charaktere wie Spider-Man, Die Rächer, Thor, die X-Men waren hierbei nicht nur als Zugmaschine gedacht, sondern boten dadurch auch einigen unbekannteren oder besser gesagt für Deutchland schwächeren Charakteren die Möglichkeit einer Plattform. So brachte es der Silver Surfer auf drei Auftritte innerhalb der Serie und auch Conan der Barbar konnte vier Alben für sich verzeichnen.
Weil auch neue Teams eine würdige Plattform benötigen um sich zu präsentieren, hat sich Condor entschieden die Graphic Novel mit der Origin der New Mutants in Deutschland in diesem Format unterzubringen…
Marvel Comic Exklusiv #8: Die Neuen Mutanten – Als die Macht kam
[US-Marvel Graphic Novel #4: The New Mutants (Oktober 1982)]
Die X-Men gelten als tot (obwohl sie nur im Weltall verschollen sind) und Charles Xavier ist am Boden zerstört, weil sein Traum das Leben derer gekostet hat, welcher er eigentlich beschützen wollte. Doch jede Tragödie birgt auch die Chance für einen Neuanfang.
Alles beginnt damit, das Moira MacTaggert in ihrer Heimat, dem schottischen Hochland eine Gestaltwandlerin über den Weg läuft die von ein paar Einheimischen gejagt und angeschossen wurde. Bei dem Mädchen handelt es sich um Rahne Sinclair, welche Moira schon vor ein paar Jahren als Ärztin entbunden hat. Nun da sich Rahne in der Pubertät befindet scheinen sich ihre Mutantenkräfte zu offenbaren. Ähnlich geht es Roberto DaCosta, der gerade bei einem Fussballturnier in Brasilien sein Bestes gibt, als er gefoult wird. Doch niemand scheint das Foul zu bemerken und Roberto stellt den Übeltäter zur Rede, der daraufhin auf Roberto einschlägt. Doch plötzlich beginnt sich Roberto zu verändern. Er wird stärker und verwandelt sich in eine Art schwarzes Energiewesen. Die Zuschauer sind entsetzt ob des Monsters auf dem Spielfeld und flüchten Panikartig aus dem Stadion. In Kentucky hingegen tritt Sam Guthrie seinen neuen Arbeitsplatz in den appalachischen Kohleminen an nachdem sein Vater an einer Staublunge verstarb und er nun für die Familie sorgen muss. Schon am ersten Tag passiert was nicht passieren darf. Ein Stollen stürzt ein und droht Sam mitsamt dem Vorarbeiter zu begraben. Aber auf einmal verspürt Sam eine seltsame Energie in seinen Beinen die plötzlich wie ein Düsentriebwerk anfangen zu brennen. Schell kann er so sich und den Vorarbeiter in Sicherheit bringen. In der Zwischenzeit macht in den Medicin Bow Mountains in Colorado, Danille Moonstar die Erkenntnis das sie für sich und ihre Kräfte einen Mentor benötigt. Als dann auch noch ihr Großvater getötet wird hat sie keine andere Chance mehr.
Auch im Institut bei Charles Xavier wo inzwischen Moira mit Rahne eingetroffen ist und dort die Bekanntschaft von Xi’An Coy Manh macht sind die neuen Mutanten nicht verborgen geblieben. Sofort machen sich Xavier, Moira, Rahne und Xi’an in zwei Gruppen auf den Weg nach Colorado und nach Brasilien um Danielle und Roberto in Sicherheit zu bringen. Doch ganz so einfach wird das nicht werden, vor allem weil sich Donald Pierce vom Hellfire-Club einmischt und alle Mutanten vernichten will.
Ob die neuen Mutanten es wollen oder nicht. Dies wird ihre erste große Bewährungsprobe werden, als Xavier von Pierce entführt wird…
FAZIT:
Diese Graphic Novel leutete eine neue Mutanten-Ära im Marvel-Universum ein. Ein neues Team, auch noch unerfahren und unsicher wie die X-Men zu ihren Anfängen, und dennoch vollkommen anders. Der damalige Meister des X-Universum Chris Claremont schafft es zusammen mit dem Zeichner Bob McLeod Charaktere zu präsentieren die man sofort ins Herz schließt. Auch das Xavier und Moira hier als eine Art Ersatzeltern fungieren trägt zu diesem Gefühl bei. Im Großen und Ganzen ist diese Origin zwar nichts besonderes, gerade aus heutiger Sicht, aber dennoch hat sie einen ganz besonderen Reiz. Wie bei vielen Marvel-Charakteren stehen nicht nur die Figuren un deren Heldentaten im Vordergrund, sondern auch das Zwischenmenschliche und die nur allzu menschliche Fehlbarkeit eines jeden Menschen.
Auch die zweite Kurzgeschichte aus Classic X-Men #36 die sich mit Moiras Vergangenheit und ihrer Art der Vergangenheitsbewältigung auseinandersetzt als es um den Verlust ihres Sohnes Kevin geht.
Beide Geschichten sind spannend und dramatisch und geizen nicht mit guten bis sehr guten Zeichnungen. Auch bei der Präsentation hat sich Condor nicht lumpen lassen. Gemäß ihrer Vorzeigereihe Marvel Comic Exklusiv sind die Alben Überformat und auf Kunstdruckpapier schon ein Glanzstück an sich. Bei der Übersetzung hat Condor, in diesem Fall Michael Nagula, auch ganze Arbeit geleistet. Es werden fast ausschließlich Originalnamen verwendet und nicht wie es sonst, bzw. gerade in der Anfangszeit, üblich war irgendwelche wirklich bescheuerten Eindeutschungen verwendet.
Insgesamt ist dieser Band durchaus etwas ganz besonderes, wenn man sich denn auf ein neues Team im X-Universum un dessen Entstehung einlassen möchte.
Um nun auch in den Genuss dieser Lektüre zu kommen muss man schon den Comic-Marktplatz, die Marktplätze in diversen Comicforen oder Ebay zu Rate ziehen. Mit etwas Glück kann man dieses Schmuckstück für durchschnittlich 5 Euro erwerben.

Ein Band der einfach nur zu empfehlen ist !!!
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Ha, den hab ich auch noch irgendwo. Wie auch einige der anderen Bände aus der Reihe. Müsste ich noch mal rauskramen.
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Insgesamt sehr zu empfehlen. Genau wie die Epic Comic Collection. Da wird es dann demnächst den Tod von Captain Marvel hier zu lesen geben. 😉
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Ach je. Bei dieser Reihe ging es überhaupt nicht um Anspruch, ganz besonders nicht bei Condor. Dafür hatte der Verlag die „Epic“-Reihe mit den deutschen Ausgaben von „Epic Illustrated“ im Programm. Die haben einfach eine VÖ-Form für die „Marvel Graphic Novel“-Reihe gesucht. Die „Epic Comic Collection“ (nicht zu verwechseln mit „Epic“) war der erste Versuch. „Marvel Comic Exklusiv“ hat dann etwas länger durchgehalten. Größer als bei den anderen Reihen war der Anspruch in aller Regel aber nicht. Weder was Story noch was Artwork angeht. Rühmliche Ausnahmen sind „The Death of Captain Marvel“ und „Dr. Strange: Into Shamballa“ dar. Der Rest ist ganz generisches Superhelden- bzw. Fantasy-Zeug mit den üblichen Höhen und Tiefen. Gerade „New Mutants“ fügt sich ziemlich nahtlos in Claremonts anderes X-Zeugs dieser Zeit ein (UXM mit Cockrum und eben die folgende Reihe der NM mit McLeod) ohne dabei einen wie auch immer gearteten Sprung zu machen. Hat einfach mehr und größere Seiten …
In den USA mag es noch die eine oder andere Ausnahme gegeben haben. Nocentis „Inhumans“ oder Starlins „Dreadstar“ (einer der ersten gemalten Comics bei einem der großen Verlage). Alles in allem sollte die Reihe aber nur eine Antwort auf die französischen Alben sein.
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Du willst mich wohl ärgern? 😛
Nein. Ich hätte wohl mit meiner Aussage etwas deutlicher werden müssen und die „Kinder Comics“ die ich als Vergleich anbringe mit Beispielen klassifizieren sollen. Das der damalige „Anspruch“ auch nicht mit dem heutigen zu vergleichen ist, leuchtet auch mir ein. Dennoch waren doch die MGNs schon besseres Material und auch eine Experimentierwiese gewesen (zumindest bei dem was ich bisher gelesen habe) wo sich Autoren und Zeichner ein wenig austoben konnten, während die regulären Heftserien mit der grafischen Pracht teilweise noch nicht hinterherkamen (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Von Nocenti (muss ich sagen) gefällt mir der Daredevil-Run sogar noch einen Tick besser als der von Miller, aber damit stehe ich ziemlich alleine da. 😀
btw. schön mal wieder von dir zu hören/lesen. 😉
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Oh, ich finde Nocentis Strecke an DD sogar deutlich besser als die von Miller. Wenn man von „Born again“ absieht, aber das war ja eher der zweite Run …
So unheimlich viel wurde bei den MGNs gar nicht getobt. Wrightson war Wrightson. In „Hooky“ hatte er halt größere Seiten zur Verfügung. Stan Lee („Silver Surfer: Judgment Day“) und Anspruch sind von vorneherein gegensätzliche Konzepte. Nichts gegen Lee, den ich durchaus schätze. Aber er ist kein Neil Gaiman. Byrne hat definitiv besseres als die „Sensational She-Hulk“-GN in seinem Oeuvre. „The Big Change“ hätte auch als Annual oder „Rampaging Hulk“ erscheinen können, „The Enslavers“ ist im Grunde nicht anders als der erste Auftritt des Champion of the Universe in einem frühen F4-TB, „Emperor Doom“ ist total geradlinig und ein bisschen „Squadron Supreme“ light … „Daredevil: Love and War“ könnte man noch nennen. Abhängig davon, ob Sienkiewicz zu dem Zeitpunkt schon „New Mutants“ übernommen hatte. Falls dem so war, ist eigentlich auch nichts mehr besonderes. Zumindest nicht mehr als NM. Dann gibt es noch ein paar Filmadaptionen und creator-owned Titel. Aber in der Masse ist die GN-Reihe nicht besser oder schlechter als das Standardprogramm.
Inwieweit der Anspruch heutzutage höher ist als damals halte ich im Übrigen für diskussionswürdig …
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„Killraven“ könnte man noch hervorheben. Ist aber ein bisschen anstrengend zu lesen.
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