Marvels erfahrener Top-Autor Jason Aaron arbeitet bereits seit 2017 an seiner erfolgreichen Avengers Comic-Saga. Mit diesem Heft startet nun seine letzte Avengers Storyline, welche viele große Handlungsstränge vereint und sich über alle Zeiten und Realitäten des Marvel-Multiversums verteilen. Der rote Faden zieht sich zusammen und endet mitunter in einem vermutlich spektakulären Finale. Bekämpft mit den Avengers zusammen die multiversellen Masters of Evil, Doom und Mephisto. Lest selbst, was es mit dem Avengers Tower auf der Göttergrube auf sich hat und erfahrt die Wahrheit über den mysteriösen Avenger Prime.
Im heutigen Ma-Co-Re-Mix möchte ich euch ein paar ältere Geschichten vorstellen. Mit „älter“ meine ich, einmal einen wahren Klassiker aus den frühen 90er Jahren, mit Spideys damals größten Widersacher, der gerade dabei war sich als Antiheld zu etablieren: Venom! Und zum anderen eine Storyline, die auch schon wieder über acht Jahre auf dem Buckel hat und von niemand geringerem als Gwen Stacy-Mörder Gerry Conway geschrieben wurde.
Wie auch schon im letzten Ma-Co-Re-Mix, bleiben wir im Marvel-Space, wobei heute die Guardians of the Galaxy, und da besonders das Team um Rocket und Groot bedient werden. Wer also, wie ich auch, absoluter Fan des kleinen Baumes und des mürrischen Waschbären ist, der eigentlich kein Waschbär sein will, der wird heute auf seine Kosten kommen …
Wenn zwei Comicgrößen zusammenarbeiten, dann muss das Ergebnis ikonisch werden. Zumindest sollte man dies denken. Dass dies nicht zwingend auf alle „Comicgrößen“ zutrifft, hat die Vergangenheit leider schon gezeigt. Aber was für ein Ergebnis erhält man, wenn das Comicgenie hinter Spider-Man, den Fantastic Four, den Avengers, X-Men und vielen mehr ein gemeinsames Werk erschafft zusammen mit einem Ausnahmezeichner, der das Aussehen von Leutnant Blueberry und Der Incal geprägt hat? Und dann wählt man auch noch eine der tragischsten Comicfiguren schlechthin. Eine machtvolle und dennoch in den unendlichen Weiten verlorene Seele …? Gemeint sind natürlich Stan Lee als Autor, Jean „Moebius“ Giraud, als Zeichner und der Silver Surfer als Hauptfigur! Also, wie ist das Ergebnis?
Marvel Must Have: Silver Surfer – Parabel
Autor/in: Stan Lee Zeichner/in: Jean Giraud Format: Hardcover Umfang: 100 Seiten Inhalt: Silver Surfer (1988) 1–2 Verlag: Panini Comics Preis: 19,00 Euro
Die größte Bedrohung der Erde, abgesehen von der Menschheit selbst, hat Kurs auf den blauen Planeten genommen. Galactus, der Weltenverschlinger erscheint, doch statt die Erde einfach zu vernichten, beginnen einige Menschen ihn ähnlich einem Gott zu verehren. Und so versucht Galactus, die Menschheit von innen heraus zu vernichten. Jetzt liegt die Hoffnung letzte Rettung in den Händen eines Mannes, der eigentlich nie mehr kämpfen wollte. Der sich auf die Erde zurückzog, um sein Leben als Ausgestoßener am Rande der Menschheit zu leben. Norrin Radd, der Silver Surfer! Aber wie kämpft ein Pazifist, gegen ein Monster, dessen Macht größer ist, als das Universum selbst? Wie kann ein einziges Individuum, eine ganze Rasse vor ihrem Untergang retten? Welche Chance hat die Erde und die Menschheit, unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch?
Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass „Silver Surfer – Parabel“ all die Jahre an mir vorbeigegangen ist, obwohl ich eigentlich auch ein großer Fan des Silbernen Beschützers bin. Daher stellt dieses eine Erstsichtung dar und deshalb kann es von meiner Seite aus diesmal keine Rosa Nostalgiebrille geben, was einem bei Klassikern oder älteren Dingen gerne vorgeworfen wird. Dementsprechend bin ich bei diesem Band vollkommen unvoreingenommen, weil sowohl Stan Lee, als auch Jean Giraud in meinem persönlichen Empfinden gutes, als auch schlechteres im Laufe ihrer Karriere geschaffen haben. Zur Handlung kann ich nur eines sagen: GENIAL! Selten habe ich einen Comic gelesen, der auch heute noch so eine Aktualität aufwarten kann, und das, obwohl er bereits über 35 Jahre als ist. Die Art und Weise, wie Stan Lee dem Leser hier als Teil der menschlichen Rasse den Spiegel vorhält, vor allem im Bezug auf die Möglichkeiten, wie schnell Menschen sich manipulieren und in eine gewisse Richtung lenken lassen, obwohl sie eigentlich immer die Freiheit und freie Entscheidungswahl fordern. Stattdessen suchen „wir Menschen“ immer wieder andere als Leitbild aus, denen wir dann fast schon bedingungslos, Lemming gleich, folgen, ohne nachzudenken. Die von allen Menschen immer geforderte Freiheit und Eigenständigkeit verkommt so zu einem Paradoxon, da die Menschheit offenbar nur dann zufrieden ist, wenn sie selbst nicht nachdenken muss. Ähnlich genial sind die Zeichnungen, die Moebius hier aufs Papier gezaubert hat. Zuerst ist der Stil ein wenig ungewöhnlich, vor allem wenn man bedenkt, dass der Surfer eigentlich ein Standard-US-Comicsuperheld ist. Gerade im Vergleich mit den „normalen“ Zeichnungen der 80er Jahre, ist es fast schon wie ein Stilbruch, oder besser gesagt ein Stilwechsel, da ich dies als durchaus positiv empfinde. Besonders die Widersprüchlichkeit der vielen Details und dennoch großen minimalistischen Flächen, die dann zumeist einfarbig gestaltet wurden. Wobei die Farbgebung für Moebius nicht leicht war, da dieser Comic im Standard Vierfarb-Druckverfahren amerikanischer Comics hergestellt wurde und Moebius die größere Farbauswahl europäischer Comics gewohnt war. Das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich wohl selten einen besseren Comic gelesen habe, der so viele Stile vereint, nach über 35 Jahren immer noch topaktuell ist und dem Menschen aufzeigt, was man so alles an Möglichkeiten verpasst, wenn man seine Individualität aufgibt und blindlings anderen folgt. Zusammen mit der Aufmachung als „Marvel Must-Have“, angereichert mit vielen Hintergrundinfos, Extras, uvm. ist dies die aktuell wohl beste erhältliche Version, die als Hardcover für 19 Euro auch optisch einen guten Eindruck macht.
Jessica Jones ist nicht erst seit ihrer Netflix-Serie ein heimlicher Star des Marvel Universums. Dank der genialen Serie von Brian Michael Bendis und Michael Gaydos, die die augenscheinlich unauffällige Heldin ins Marvel Universum etabliert haben, hat sie schnell eine feste Fangemeinde um sich scharen können. Dass die, zwar eher nur lose auf der Comicserie basierenden, Fernsehserie mit Jessica Alba auch einige Erfolge verzeichnen konnte, war natürlich ebenfalls ein Grund für Jessicas Popularität. Doch auch jetzt noch ist sie eher der typische Nebencharakter und schafft es nur bedingt eigene Serien zu erhalten. Stattdessen gibt es immer wieder Miniserien, welche aber meist von sehr hoher Qualität sind. Doch trifft das auch auf den vorliegenden Band zu, der im Original nicht einmal den Namen Jessica Jones im Titel trägt?
Jessica Jones – Die Varianten
Autor/in: Gail Simone Zeichner/in: Phil Noto Format: Softcover Umfang: 116 Seiten Inhalt: The Variants 1–5 Verlag: Panini Comics Preis: 14,00 Euro
Es ist lange her, dass Zebediah Killgrave, alias Purple Man, Jessica Jones in seiner Gewalt hatte. Über eine unendlich lange Zeit hat er sie sich gefügig gemacht, mithilfe seiner Gedankenmanipulation. Doch Jessica war nicht sein erstes Opfer. Nun, 10 Jahre später, Jessica ist eine „erfolgreiche“ Privatdetektivin, ist mit Luke Cage zusammen und hat mit ihm gemeinsam ein Kind. Doch Killgraves erstes Opfer warnt Jessica indessen, dass dieser eine Art Zeitbombe in ihr Gehirn gepflanzt hätte, was wiederum dazu führte, dass sie ihre Familie ermordete. Jessica will das nicht glauben, kann den Gedanken aber nicht einfach so ignorieren, erst recht nicht, wenn der entscheidende Tag, kurz bevor steht. Also sucht sich Jessica Hilfe bei ihrer Freundin Jennifer Walters, alias She-Hulk. Doch was dann passiert, hat selbst sie nicht erwartet, als plötzlich mehrere Varianten von Jessica Jones, inkl. Jewel vor ihrer Wohnungstür stehen …
Wenn es um emotionale und spannende Geschichten geht, auch jene ohne große Superheldenklopperei, dann ist Gail Simone die wohl beste Wahl. Kaum eine Autorin schafft es besser, solche Dramen zu inszenieren, dabei glaubhafte Figuren zu zeigen und das ganze ohne in irgendwelche Klischees abzudriften. Gerade Frauen, die nach außen hin stark wirken und im Inneren mit ihren eigenen Dämonen kämpfen, weiß Simone in Szene zu setzen. Das Gedankenspiel mit der psychischen Zeitbombe im Kopf und das Aufeinandertreffen von mehreren Jessica Jones‘, aus den verschiedensten Universen, Netflix inklusive, ist ein genialer Kniff. Um die Handlung passend umzusetzen, hat Ausnahmekünstler Phil Noto den Zeichenstift geschwungen und liefert mit seinem unverwechselbaren Stil ein grandioses Artwork ab. Gerade mit den wechselnden Stilen, die durch die Varianten entstehen, jongliert Noto fast schon virtuos umher und lässt dabei Stile und Gestaltungen der 70er und 80er Jahre innerhalb und auf dem Cover der Marvel Comics Verwendung fand.
Alles in allem ist „Jessica Jones – Die Varianten“ ein wunderbarer Band, mit vielen Emotionen, Drama, einem ganz fiesen Twist, ausreichend Action und eigentlich allem, was Jessica Jones ausmacht. Gerade mit den Zeichnungen von Phil Noto ist der Band einfach nur eine Empfehlung, auch, ohne dass man Fan von Jessica Jones sein muss.
Nach dem hoffentlich erfolgreichen Start ins neue Jahr und dem ersten Review vom Mittwoch, gibt es heute ein paar ältere Marvel Comics, die ich schon vor längerer Zeit gelesen hatte, aber bisher nicht hier reviewt habe. Somit starte ich den Marvel-Comics-Review-Mix 2024 mit Rocket Raccoon und der Frage: „Was wäre, wenn …?“
Die Neuauflage des indischen Spider-Man Superhelden Klassikers. Man merkt dem Comic sein Alter nicht an. Frisch und dynamisch, actionreich und lässig inszeniert wie die modernen Heftausgaben. Im Jahr 2005 erschien die erste Ausgabe des indischen Spider-Man. Die Idee ist so genial wie einfach, doch für die indischen Fans mit Sicherheit etwas ganz Besonderes. Ein amerikanischer Superheld wird für den indischen Comic-Markt adaptiert und nicht Peter Parker schwingt das Spinnenkostüm, sondern Pavitr Prabhakar. Eingefleischte Fans erkennen viele amerikanische Parallelen, doch dieser Band ist äußerst einsteigerfreundlich und definitiv etwas Besonderes!
Comics bezeichnet man allgemein hin als 9. Kunst. Über das „Wieso?“ und „Weshalb?“ möchte ich hier aber jetzt keinen Diskurs führen, sondern stattdessen einen Vertreter dieser Kunst vorstellen, der diese Bezeichnung auch wirklich verdient hat. Dieser Comic-Story-Arc hat mich bereits in den 90er Jahren so visuell überrascht, und das, obwohl er in einem denkbar ungünstigen Format, dem „Die Gruppe X“-Taschenbuch, bei Condor erschien. Nun erscheint dieser visuell wegweisende Story-Arc nicht nur leicht überarbeitet in einem dafür angemessenen Format, sondern auch als Teil von Paninis „Marvel Must Have“-Reihe, die grundsätzlich nur das Beste vom Besten enthält …
Marvel Must Have: New Mutants – Höllenbiest
Autor/in: Chris Claremont Zeichner/in: Bill Sienkiewicz Format: Hardcover Umfang: 132 Seiten Inhalt: New Mutants (1983) 18–21 Verlag: Panini Comics Preis: 19,00 Euro
Das neue junge Mutantenteam bestehend aus Samuel „Cannonball“ Guthrie, Amara „Magma“ Aquilla, Roberto „Sunspot“ Da Costa, Illyana Nikolovna „Magik“ Rasputin, Rahne „Wolfsbane“ Sinclair und Danielle „Dani“ Moonstar versucht weiterhin ihren Platz zu finden. So kämpft jeder der jungen Helden mit seinen ganz eigenen inneren Dämonen, aber keiner ist so gefährlich wie Moonstars Dämonenbär, der sie seit dem Tod ihrer Eltern verfolgt. Als sie sich eines Abends diesem „Dämon“ stellt, der, wie sich herausstellt, nicht nur eine Einbildung ist, gerät sie in Lebensgefahr. Nun obliegt es ihren Teamkameraden und Freunden nicht nur sie zu retten, sondern auch die Welt vor diesem mächtigen Dämon zu schützen, während eine ganz andere nichtbiologische Gefahr auf die Erde zusteuert …
Es waren die frühen 80er Jahre und Marvels Spider-Man war der Geldmagnet vom Haus der Ideen. Doch im Comicdirektmarkt, die Vertriebsschiene für Comicshops und Fachgeschäfte, konnte es kein anderer Marvel-Titel mit den „X-Men“ aufnehmen. Während also der Mainstream Spider-Man feierte, waren die X-Men der Favorit der Comicfans. Das brachte den damaligen Marvel Chefredakteur Jim Shooter dazu, mit dem Gedanken zu spielen, das X-Men-Universum zu vergrößern. Immerhin gab es damals außer den X-Men keine weitere monatliche Heftserie. Die Idee um ein neues junges Mutantenteam war geboren und wurde in die X-erfahrenen Hände von Chris Claremont gelegt. Während die ersten Ausgaben noch von Bob McLeod und Sal Buscema kam der wirklich große Erfolg erst mit Bill Sienkiewicz. Sein visuell überwältigender Artstyle kam bei den Lesern sofort an. Ursprünglich hatte Sienkiewicz einen von Neal Adams geprägten Stil, den er aber zunehmend mit eigenen Einflüssen erweiterte. Die teils surrealistischen Bilder, die Sienkiewicz bereits teilweise in Moon Knight hat einfließen lassen, entfalteten sich bei den New Mutants und speziell bei der Demon Bear-Saga zu einem visuellen Fünf-Gänge-Menü.
Ja, man merkt der Geschichte ihr Alter durchaus an und ja, der leichte Horrorpsychothriller-Einschag ist auch nicht jedermanns Sache, aber letztendlich zählt das Ergebnis und mit Chris Claremont und Bill Sienkiewicz‘ „Demon Bear“-Saga hat Panini ein außergewöhnliches Stück Comicgeschichte in diese Sammlerreihe mit denkwürdigen Veröffentlichungen gepackt, angereichert mit ein paar wissenswerten Informationen und Extras, für einen sehr guten Preis in gelungener Aufmachung.
Dieses Avenger Heft hat mir richtig gut gefallen. Zeichnerisch auf einem hohen Niveau bietet dieses Heft zwei wirklich gelungene Geschichten. Durchaus philosophisch und bedächtig stellt sich Hawkeye die Frage, ob sein Leben und Handeln mehr Wert hat als ein Briefkasten. Die zweite Geschichte handelt vom Traum des Himmels. Fliegen ist eine Sünde, doch Carol Danvers ist dazu geboren, den Himmel zu erkunden … Somit bietet dieses Heft fernab der Avengers Hauptgeschichte zwei Geschichten zum Event A.X.E.: Tag der Entscheidung. Von mir gibt es ganz klar eine Empfehlung!
Mit dem 49 Heft endet Nick Spencers Spider -Man Saga und ein aufregendes neues Kapitel startet in die Beyond-Ära. In 12 Heften erfährt der Leser alles über Spider-Mans Klon Ben Reilly. Peter Parker lag einige Zeit im Krankenhaus und Ben Reilly hat als Spider-Man Klon im Auftrag der Beyond Corporation die Verbrecher der Stadt bekämpft. Doch welches dunkle Geheimnis die Beyond Corporation verbirgt und wie das tragische Schicksal um den Spider-Man Klon weitergeht, erfahrt ihr in diesen Heften. Mir hat es sehr gut gefallen. Die Handlung ist konstant und bleibt durchgehend spannend und interessant. Dazu schön anzusehende „amerikanische Mainstream-Zeichnungen“ und cool inszenierte Action.
Das Finale sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen!