Before Watchmen: Rorschach [Panini, Juni 2013]

… und weiter geht es mit Band 2. Dieser ist Rorschach gewidmet.

Before Watchmen: Rorschach

Walter Kovac ist der maskierte Vigilant Rorschach. Er ist eine verlorene Seele. Der Sohn einer Nutte und das kaputte Ebenbild der Stadt, die ihn schuf. Und dennoch hat er den Willen, diese Stadt, seine Stadt, zu verändern. Sie zu verbessern. Daher macht er als Rorschach Jagd auf die Zuhälter und Drogendealer der Stadt. Nicht wissend, dass er sich mit einem der großen Bosse, Rawhead, anlegt. Aber dieser ist nicht sein einziges Problem. Denn ein durchgeknallter Serienmörder versetzt die Stadt zusätzlich in Angst und Schrecken, indem er Frauen ermordet, ihnen Nachrichten in die Haut ritzt und sie dann nackt in den Seitengassen entsorgt. Nun muss sich Walter mit zwei Problemen herumschlagen und auch noch um sein eigenes Leben bangen …

Der Glanz der Stadt und Rorschachs Maske. Beides ändert sich ständig.

Der Glanz der Stadt und Rorschachs Maske. Beides ändert sich ständig.

Rorschach zählt zu den am besten ausgearbeitetsten Figuren von Alan Moores Meisterwerk Watchmen. Daher hat sich Brian Azzarello auch weniger auf die Figur und dessen Charakterisierung konzentriert, als mehr darauf, eines seiner vielen vergangenen Abenteuer etwas ausführlicher zu erzählen. Das Ergebnis ist zwar ganz interessant, aber auch ein wenig ernüchternd. Denn während sich die ganze Zeit über, die Suche nach dem Serienkiller, drohend über den Köpfen der Figuren abspielt, verkommt, dessen Auflösung fast zu einer Farce. Viel mehr Wert wird auf die Jagd nach Rawhead gelegt, dessen Ende auch alles andere als zufriedenstellend inszeniert wurde. Daher fällt das Ergebnis auch eher enttäuschend aus. Für sich alleine gesehen ist Before Watchmen: Rorschach durchaus kurzweilig und auch lesenswert. Im großen Fahrwasser des Originals hat es aber keine Kraft und wird gnadenlos untergehen.

Ein geisteskranker Mörder ruft nach Hilfe.

Ein geisteskranker Mörder ruft nach Hilfe.

Wenn da nicht die Zeichnungen von Lee Bermejo wären. Wie bereits in Batman: Noel zeigt Bermejo sein Talent, indem er realistische und stimmungsvolle Bilder auf das Papier zaubert. Doch leider fehlt es einigen seiner Bilder an Dynamik. Dass dies kein grundsätzliches Problem ist, zeigt der Band sehr gut. Denn es gibt auch sehr viele dynamische Panels. Insgesamt unterstützen die Bilder von Bermejo, die leider etwas flache Geschichte sehr gut, und sorgen für ein flüssiges Lesen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Splashpages die so gut aussehen, dass man als Leser einfach nur staunend verweilt.

Kriminelle in ihren coolen Schlitten.

Kriminelle in ihren coolen Schlitten.

FAZIT:

Before Watchmen: Rorschach ist nicht der große Wurf und schon gar nicht würdig genug, um in eine Riege mit Watchmen gestellt zu werden. Die Geschichte ist zu unbedeutend und verliert sich oftmals in sich selbst. Die Handlungsfäden, welche begonnen werden, sind zu schnell und überraschend aufgelöst, wenngleich ich sagen muss, dass der Serienkiller ein Ende ereilt, was durchaus dem Charakter des Rorschach und seiner inneren Zerissenheit würdig ist. Dennoch hat man als Leser nach dem Aufbau der Geschichte einfach mehr erwartet, als fünf Seiten in denen der Mörder der Gerechtigkeit zugeführt wird. Erst recht dann, wenn das meiste davon in Textboxen abgehandelt wird.

Rorschach gibt nicht auf.

Rorschach gibt nicht auf.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2012/2013 DC Comics / Panini

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Before Watchmen: Minutemen [Panini, Juni 2013]

Heute gibt es gleich zwei Reviews zu den Before Watchmen Bänden von Panini. Den Anfang machen die Minutemen …

Before Watchmen: Minutemen

Schon vor den Watchmen, gab es Helden, die über die Schwachen und Hilflosen wachten. Dies waren die Minutemen, und dies ist ihre Geschichte. Zumindest aus der Sicht, des ersten Nite Owl, Hollis Mason. Um seine Abenteuer mit den Minutemen zu verarbeiten und auch seine Seele von vielen Dingen zu befreien, die ihn belasten, schreibt er ein Buch. Es ist 1962 und sein Buch ist fertig. Doch nicht nur sein Agent, sondern auch seine Freunde, zumindest diejenigen, die noch leben, machen ihm klar, dass sein Buch in dieser ersten Fassung nicht funktionieren kann. Zu viel Wahrheit aus nur einer Sichtweise würde das Ansehen der Minutemen zerstören. Ganz davon abgesehen, dass seine eigene Sichtweise niemals das komplexe und große Ganze erfassen könnte. Und auch wenn die vielen Handlungen, von denen einige fragwürdig und im Nachhinein sogar falsch waren, einen Großteil seines Buches ausmachen, sind diese nicht die einzige Zutat. Auch das Miteinander der Minutemen thematisiert Mason und bringt dadurch Geheimnisse ans Licht, die besser verborgen bleiben sollten …

Die guten, alten Zeiten.

Die guten, alten Zeiten.

Was braucht es, um die Vorgeschichte der Minutemen in das richtige Licht zu rücken? Drama, Action, Thrill, Liebe, gut ausgearbeitete Charaktere, faszinierende Orte, Sex und Gewalt? Mit Sicherheit. Doch was nützen die besten Zutaten, wenn der Autor nur Murks fabriziert? Nichts. Und deshalb ist auch Darwyn Cooke genau der richtige Mann um sich der Vergangenheit der ersten Heldengruppe des Watchmen-Universums anzunehmen. Er schafft es genau die richtigen Zutaten in der perfekten Dosierung zusammenzumischen und somit eine Geschichte zu präsentieren, die dem großen Vorbild von Alan Moore und Dave Gibbons würdig ist. Denn nicht nur die Story stammt aus der Feder von Cooke, sondern auch die Zeichnungen.

Weibliche Helden sahen schon damals gut aus.

Weibliche Helden sahen schon damals gut aus.

Um seine Geschichte von Freundschaft, Heldenmut, Tragödie, Liebe und Enttäuschung umzusetzen, entschied sich Cooke für einen gewissen „Retro“-Stil. Das Artwork erinnert bereits auf den ersten Seiten an Comics aus den fünziger bis siebziger Jahren. Dicke und dominante Linien rahmen große Flächen ein, in die Kolorist Phil Noto zumeist eine, einzige Farbe setzt und diesen mit ganz wenigen Schatten dennoch unheimlich viel Leben einhaucht. Dadurch entsteht eine unglaublich dichte Atmosphäre, die sich sofort auf den Leser überträgt.

Eigentlich ein Maskottchen und trotzdem ein Held, Dollar Bill.

Eigentlich ein Maskottchen und trotzdem ein Held, Dollar Bill.

FAZIT:

Wenn man schon einen Klassiker um weitere Abenteuer, Prequels, Sequels oder was auch immer erweitern möchte, dann sollte es wie hier passieren. Die Geschichte und das Artwork sollten dem großen Vorbild würdig sein, es aber dennoch nicht kopieren. Die Geschichte sollte sowohl mit dem zu verbindenden Werk funktionieren, als auch komplett eigenständig lesbar sein. Dies schafft Before Watchmen: Minutemen perfekt und stellt somit einen gelungenen Start für die Before Watchmen-Reihe dar. Wer ein großer Watchmen-Fan ist, oder erst durch den Film auf dieses Werk aufmerksam wurde und das Original von Moore und Gibbons noch nicht kennen sollte, sollte unbedingt diesen Band Probe lesen.

Silhouette. Eine der faszinierendsten Figuren dieses Bandes.

Silhouette. Eine der faszinierendsten Figuren dieses Bandes.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2012/2013 DC Comics / Panini

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