Im März 2015 war ich auf einer Rundreise im Iran unterwegs.
Bereits dort bin ich annähernd mit der zoroastrischen Kultur (Religion, Lehre) in Berührung gekommen.
Einige Orte im Iran, die in dieser Graphic Novel näher beschrieben werden, habe ich bereits besucht.
Yazd, Persepolis, Teheran und Shiraz sind nur einige Städte dieser Reise. Umso spannender ist es, diese Orte anhand einer sehr gelungenen Graphic Novel erneut zu „besuchen“.
Nicht nur die Zeichnungen haben mich überzeugt, nein auch die fiktionale Geschichte auf Grundlage wahrer Begebenheiten, sowie die geniale Art, Zeichnungen, Story (die Geschichte ist spannend), Ort und verschiedene Zeit Ebenen für den Leser leicht nachvollziehbar und auf eine interessante Art und Weise miteinander zu verknüpfen.
Der Leser erhält interessante Einblicke in die iranische Kultur und erfährt sehr viel über den Zoroastrismus und seine Lehren.
Diese Kombination wird hervorragend mit einer spannenden Kriminalgeschichte garniert.
Letztendlich dreht sich der gesamte Band um die Auflösung des Mordes von Kyros Yazdani. Kyros große Leidenschaft ist der Zoroastrismus gewesen, Kyros wollte zu Lebzeiten ein zoroastrisches Kulturzentrum in Yazd eröffnen.
Eine wahrlich gelungene Graphic Novel, die ich jedem aufgeschlossenen Leser nur wärmstens empfehlen kann.
Also schwieg Zarathustra
Klappentext:
Sophia Yazdani ist Architektin und lebt in Paris. Vor Kurzem wurde ihr Vater in Genf von Unbekannten ermordet. Sie möchte nun seinen Traum vollenden und im Iran ein zoroastrisches Kulturzentrum eröffnen.
Ein unterhaltsamer Einblick in das Gesellschaftsleben des modernen Iran, kombiniert mit einer Kriminalgeschichte und einem Ausflug in die uralte, exotische Religion der Zarathustren.
„Eine erfrischende Reise, die all dem widerspricht, was wir heute normalerweise vom Iran erwarten würden.“
(Prix France Info 2014)
Der Band beginnt am Schwurgericht in Genf.
Der Prozess des mutmaßlichen Mörders Kyros Yazdani findet im Jahre 2009 statt.
Einleitende Sätze zum Prozessbeginn, sowie die Grundlagen des Zoroastrismus werden dem Leser in Kurzform näher gebracht.
Eines der bekanntesten Symbole des Zoroastrismus ist Faravahar (der geflügelte Mann).
Einen der Grundsätze dieser Religion symbolisieren die drei Reihen von Federn:
Gut „Denken“Gut „Reden“
Gut „Handeln“
In genau diesen drei Abschnitten ist diese Graphic Novel eingeteilt.
Auf verschiedenen Zeitebenen werden nach und nach vereinzelte Puzzlestücke des Mordes an Kyros Yazdani zusammengesetzt.
Der Wunsch des Ich-Erzählers (Nicolas) ist es, letztendlich die geheimnisvollen Umstände des Mordes aufzuklären und in einem Comic festzuhalten.
Professor Kyros Yazdani, seine Familie und Freunde leben nicht nur im Iran, sondern auch in Genf bzw. Europa (kurzzeitig auch in den U.S.A.). Aufgrund dieser Umstände entwickelt sich eine spannende Geschichte zwischen den Kontinenten.
Nicolas lernt eher zufällig Sophia, die Tochter von Kyros in Paris kennen.
Die Ereignisse überschlagen sich, letztendlich jedoch fliegt Nicolas mit Sophia und ihren Freunden in den Iran.
Dort lernt Nicolas mehr und mehr über die Familiengeschichte der Yazdani kennen.
Bis zur Eröffnung des zoroastrischen Kulturzentrums ist es noch eine Woche Zeit.
Bis dahin macht die kleine Gruppe eine Rundreise durch den Iran.
Auf dieser Reise besuchen sie interessante Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel Persepolis, Teheran oder auch Isfahan.
Die kleine Gruppe lernt sich besser kennen, Freundschaften entstehen und vertiefen sich. Der erste Teil Gut „Denken“ erzählt von diesen Gegebenheiten bis hin zur Eröffnung des zoroastrischen Kulturzentrums in Yazd.
Der zweite Teil Gut „Reden“ setzt erneut dort an, wo der Band beginnt, nämlich am Schwurgericht in Genf.
In diesem Teil werden die einzelnen Zeugenaussagen angehört und einander in Bezug gesetzt.
So erfährt der Leser anhand einzelner Zeugenaussagen an verschiedenen Tagen nach und nach ein Stückchen mehr über den Mord an Kyros Yazdani.
Spätestens jetzt wird der Band spannend.
Während er im ersten Teil vielleicht einfach nur interessant gewesen ist und sich im Hintergrund eine leichte Spannung aufgebaut hat, so wird es nun konkret.
Hat der Angeklagte Mehrab Shashlik Kyros wirklich umgebracht? Was mag wohl sein Motiv gewesen sein?
Politische Intrigen scheinen ebenfalls im Hintergrund mitzuspielen. Die ganze Geschichte nimmt auf einmal ein scheinbar größeres Ausmaß an, als der Leser zu Beginn vielleicht noch vermutet hat.
Erst nachdem Nicolas „gegoogelt“ hat, und die Angst Oberhand gewinnt, beginnt der letzte Teil dieser zunehmend spannender werdenden Graphic Novel.
Gut „Handeln“ lässt den Band auf eine sehr interessante und zugleich nachdenkliche Art zu Ende gehen.
Der Leser hat mit Sicherheit diesen Schluss nicht erwartet.
Es gibt zwei verschiedene Zeugenaussagen im Prozess des mutmaßlichen Mörders an Kyros Yazdani, doch welche scheint zu stimmen …
Showdown.
Erfährt der Leser, wer Kyros umgebracht hat und was die Motive gewesen sind?
Die Zeichnungen gefallen mir persönlich in Schwarz weiß sehr gut.
Sie sind weitestgehend sehr detailliert, im Vordergrund, sowie auch im Hintergrund. Manche Zeichnungen wirken jedoch karikaturartig.
Die grafische Umsetzung konzentriert sich dabei jedoch stets auf das Wesentliche.
Der Leser erkennt auf den ersten Blick sofort, was der Zeichner dem Leser vermitteln möchte anhand seiner Darstellungsweise. Die Zeichnungen sind entsprechend klar und deutlich strukturiert und einfach zugänglich.
Was mir sehr gut gefallen hat, sind die wenigen echten Fotos in diesem Band, so zum Beispiel das Grab von König Darius bei Persepolis. Genau dort war ich auch.
Das ist schon cool 😉
Ebenfalls sehr interessant ist der Zeit und Ortswechsel. Oftmals verwirrt dies den Leser eher und kann bis zu überanstrengter Aufmerksamkeit führen, wenn es sichtlich schwerfällt, aufgrund der vielen Ortswechsel und zeitlichen Sprünge der Geschichte konsequent zu folgen. Erstmals habe ich dieses Phänomen in keinster Weise bei dieser Graphic Novel wahrgenommen.
Ganz im Gegenteil, es harmoniert und wirkt ohne überhaupt über Zeit und Ort nachzudenken in sich schlüssig.
Das ist große Comic Kunst, ansprechende Zeichnungen und eine interessante und spannende Geschichte!
Der Leser wird definitiv gut unterhalten und erfährt zusätzlich einige interessante Aspekte über den Iran und den Zoroastrismus.
Der Autor Nicolas Wild verzichtet auf moralische Bewertungen einzelner Schicksale bzw. Ereignisse. Es wird dem Leser überlassen, diese für sich einzuordnen.
Dabei gefällt mir sehr gut, dass Nicolas Wild in seiner Graphic Novel in keinster Weise einen „belehrenden Ton“ annimmt. Die gesamte Graphic Novel wirkt unaufdringlich und einfach nur interessant und spannend.
Dabei liest sich der Band leicht von der Hand. Witz und Ironie sind ebenso vorhanden, wie ernsthafte Themen.
Aktuelle Themen, wie zum Beispiel, wenn sich ein Mensch aus Afghanistan nach England aufmacht.
Diese Thematik wird auf nur wenigen Seiten in Form von Briefen (meiner Meinung nach) sehr deutlich und intensiv dem Leser näher gebracht.
Ein aufwühlender, interessanter Band, der mit Sicherheit nicht einfach so aus dem Kopf verschwindet, nachdem man die Graphic Novel zu Ende gelesen hat.
Von mir für jeden weltoffenen Menschen eine klare Kaufempfehlung!
Copyright aller verwendeten Bilder © 2015 Egmont Graphic Novel
Amazon Partnerlink:


