Hino Horror #4: The Collection #1 [Schreiber&Leser, November 2007]

Der vierte Band, den ich heute vorstellen möchte, stellt leider auch schon das Ende der Hino Horror-Reihe hier in Deutschland dar. Während USA und Japan mit 10 Bänden beglückt wurden, war der Serie hier in Deutschland leider nicht solch ein Erfolg vergönnt…

Hino Horror #4: The Collection #1

Der vierte und leider letzte Band der deutschen Ausgabe der Hino Horror-Reihe stellt eine Art Kollektion diverser Horror-Kurzgeschichten dar, die vom Meister Hideshi Hino selber präsentiert werden…
Zuerst erzählt Hino wie er in den Besitz eines menschlichen Augapfels kam, danach wie er einen mysteriösen Zauberspiegel in seinen Besitz brachte und seine Frau kennenlernte. Als nächstes präsentiert er ein Stück Menschenhaut mit einem tätowierten Spinnenmotiv, welches früher auf dem Rücken seines Vaters prangte, bevor er erklärt wieso sein kleiner Bruder in einem Marmeladenglas lebt. Als nächstes wird dem Leser eine Geschwulst präsentiert, welches zu seinem Großvater gehörte, der immer wieder von solchen Auswüchsen geplagt wurde, aus denen auch seltsame Dinge und Gestalten hervorbrachen, und danach wird die Geschichte um einen Hühnerkopf erzählt, der früher einmal seine Großmutter gewesen war, bevor er zuletzt von seinem besten Freund erzählt, der aus einem Ei geschlüpft ist, welches seine Großmutter vor ihrem Ableben gelegt hat…
FAZIT:
Insgesamt bin ich von diesem Band doch sehr enttäuscht. Das ganze wirkt wie eine krude unausgegorene Mischung aus halbgaren Ideen, Wiederholungen und Korrekturen vergangener Erzählungen, wobei einem manchmal der Gedanke kommt das Hino hier die Ideen ausgegangen sind. Ausserdem wird nach meinem Geschmack hier viel zu viel versucht das ganze autobiografisch anzulegen und dies stört nach meinem Empfinden das Gesamtbild merklich. Ausserdem nimmt diese Ansammlung an einfachen und reißerischen aneinandergereihten Geschichten das mystische was den Autor in den ersten Bänden ein wenig umgab.
Auch der Aspekt diese Geschichten als eine Art Erweiterung zu betrachten funktioniert leider nicht wirklich, da eben durch diesen autobiografischen Aspekt das ganze nicht wirklich funktioniert.
Zeichnungen, Bildkomposition, Schockmomente und das Spiel mit Licht und Schatten sind nach wie vor sehr gut und heben den Gesamteindruck merklich an, aber die Geschichten selber sind nach meinem Erachten im direkten Vergleich zu den vorangegangenen Bänden ein Reinfall.
Für Fans von einfachem Horror, die die ersten Bände nicht kennen, ist dieser Band bestimmt etwas sehr schönes und tolles, aber ansonsten wäre er für mich keine Kauf- und Leseempfehlung wenn man die anderen Bände schon kennt.

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5 Kommentare zu “Hino Horror #4: The Collection #1 [Schreiber&Leser, November 2007]

    • Das Gegenteil von komplexem Horror. 😛
      Ich wusste einfach nicht wie ich es besser beschreiben sollte, das dies nicht so tiefgründig und aufwühlend war wie die vorangegangenen Bände. 😦

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  1. Hm. Ich fand diesen Band nach „Red Snake“ am besten. Der Schrecken, wobei das bei Hino immer so ist, liegt darin, dass er immer Wahres erzählt. Ganz gleich wie es dargestellt wird. Autobiographische Züge enthalten die Bände in unterschiedlichen Maßen eigentlich immer. Hier kannst Du z. B. wieder mit Poe vergleichen, der Tiere über alles geliebt hat (was ihm vermutlich das Leben gekostet hat). Eine Geschichte über Tierquälerei wie „The Black Cat“ liegt da sicher irgendwo nahe. Das dürfte bei Hino nicht anders sein. Aber da kann ich nur raten. „Red Snake“ und „Bug Boy“ hingegen spielen Kindheitsängsten bzw. Identitätsdiffusion. Gerade bei letzterem fand ich aber Kafkas Vorlage wesentlich überzeugender.

    Was Hino macht, zeichnet eigentlich alle guten Horrorautoren aus. Von Poe und Bierce über Lovecraft bis zu Thomas Ligotti oder Monika (Eddie M.) Angerhuber. Egal wie sie sich ausdrücken und welche Mittel sie verwenden, es beruht auf wahren und oft auch eigenen Ängsten. Über diese Ängste mag man wiederum geteilter Meinung sein. Lovecraft litt z. B. an Xenophobie. Jedoch war er auch in der Lage, seine Meinung zu ändern sobal der Leute einer bestimmten Abstammung kennenlernen durfte. Leider hat er es nie geschafft, diese Erfahrung allgemein auf alle umzulegen. Aber das dürfte jetzt etwas weit führen. Ligotti und Angerhuber hingegen befleißigen sich eines Stils, der Sprache zu Kunst und Gefühl erhebt. Das geht dann sicherlich zu Lasten einer Handlung im eigentlichen Sinne und die Geschichten der beiden sind nicht immer leicht zu lesen. Dennoch gehören sie zu den besten modernen Horrorautoren. Und zu den am wenigsten beachteten. Ein Vorläufer dieser Herangehensweise wäre Anatol E. Baconsky.

    Was nun alle diese Autoren gemein haben, ist ihr Verzicht auf unnötigen Ballast. Im Vordergrund steht der gewünschte Effekt (der wie gesagt nicht immer leicht zu erkennen sein muss). Daher wird man in deren Geschichten so gut wie nie so etwas wie gut ausgearbeitete Figuren finden. Das ist auch bei Hideshi Hino so, der seinen Figuren oft nicht mal Namen gibt. Das ist beispielsweise auch beim Ich-Erzähler in Lovecraft „Der Schatten über Innsmouth“ so. Lovecraft hat das ganz bewusst so gemacht, da es in der Geschichte um die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität geht. Dadurch, dass man den Namen des Protagonisten nicht erfährt, wird der gewünschte Effekt noch verstärkt. Dass Lovecraft dies bewusst so gemacht hat, ist seinen Notizen zu entnehmen, die u. a. auch eine frühere Version der Geschichte enthalten (all dem kann der Name der Figur entnommen werden). Einen ähnlichen Effekt erzielt Hino in „Red Snake“. Die einzigen „Namen“ die dort genannt werden, sind „Mutter“, „Vater“, „Großvater“ und „Großmutter“. Also die wichtigsten Namen für ein Kind. Und da hier familiäre Ängste im Mittelpunkt stehen, ist das ein sehr effektiver Weg.

    Das Gegenteil, besonders gern von amerikanischen Autoren seit den 70ern bedient, wäre das „perfekte“ Kleinstadtidyll in das plötzlich etwas Schreckliches einfällt. Am besten noch mit tausendfacher Erwähnung, dass „so etwas in der großen weiten Welt geschieht, aber doch nicht hier“. Unerträglich und viel zu oft vollgestopft mit Charakterisierungen, die absolut nicht schlüssig sind und vom eigentlichen Effekt nur ablenken. Ganz groß darin sind Autoren wie Peter Straub, Stephen King und Clive Barker (der zudem mit einer gehörigen Prise Gore). Oder Prediger wie William Peter Blatty, der sein vermeintliches Meisterstück „Der Exorzist“ als Vehikel dafür nutzt, seinen Lesern den eigenen Glauben aufdrängen zu wollen. Leider geht er in seinem Bestreben, die Kirche als einzige Rettung darzustellen nicht gerade subtil vor.

    Bei der Sache mit den Kleinstädten gibt es übrigens auch Ausnahmen, die das ganze durchaus gut hinbekommen wie den Engländer Ramsey Campbell.

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  2. Wenn’s weiter nichts ist. 😉

    Viel Spaß beim Suchen. Je nachdem was Dich jetzt neugierig gemacht hat, ist das mitunter leider nicht leicht zu bekommen.

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