Dominiks Reisetagebuch (2): Zwischen Ararat & Kaukasus – Armenien und Georgien Rundreise im September 2014

Der Blick auf den Ararat aus Jerewan

Der Blick auf den Ararat aus Jerewan

Dominik_AVAVorwort

12 Tage waren wir in Armenien und Georgien unterwegs.
Die Gruppengröße lag bei 25 Teilnehmern. Das Alter der Teilnehmer lag breit gefächert, zwischen Ende 20 und Anfang 80 Jahren. Insgesamt haben wir rund 2000 Kilometer im Bus zurückgelegt. Dabei sind wir täglich mindestens 100 Kilometer und an einigen Tagen auch bis an die 300 Kilometer gefahren. Wir haben Höhenunterschiede von bis zu 2500 hinter uns gebracht. Beinahe täglich sind wir die serpentinenähnlichen Strecken rauf und runter gefahren. Temperaturunterschiede zwischen 8 Grad (gefühltes windiges Nordseewetter) und bis zu guten 30 Grad in der Sonne wechselten sich mit Regenschauern am Nachmittag und zwei komplett verregneten Tagen (inklusive Nebel) im großen Kaukasus in Georgien ab. In einigen Gebieten sollte es einen Monat vorher (August) an die 50 Grad warm gewesen sein und im Winter in den Skigebieten kann es scheinbar auch bis an die -30 Grad kalt sein. Ich glaube, der September schien eine gute Idee für diese Reise gewesen zu sein, nicht zu kalt und nicht zu warm, eigentlich genau richtig.

In der Weijoz Dsor Region am Norawank Kloster

In der Weijoz Dsor Region am Norawank Kloster

Tag 1 – Anreise

Der Hinflug vom Frankfurter Flughafen aus ging über Wien. Nach einem einstündigen Umstieg flogen wir von dort ca. 3 Stunden bis Jerewan, der Hauptstadt von Armenien.

Die Ankunftszeit in Armenien am frühen Morgen war ungefähr gegen 5.00 Uhr.
Unser Tagesprogramm startete nach ein wenig Schlaf gegen 11.00 Uhr.

Der Treppenabstieg am Norawank Kloster

Der Treppenabstieg am Norawank Kloster

Tag 2

Am ersten Tag haben wir die Stadt Jerewan besichtigt.
Bei der Kaskade (einer Aussichtsplattform) konnten wir einen schönen Blick über die Stadt bekommen.
An diesem Tag haben wir uns auch einige Museen angeschaut. Das Mathenadaran Museum (UNESCO Weltdokumentenerbe) enthält eine enorme Vielzahl an armenischen Handschriftensammlungen aus alten Quellen aus 15 Jahrhunderten Geschichte.
Ein weiteres Museum zeigte uns wie die alten Armenier in frühen Zeiten gelebt haben und das Genozid Denkmal (Zizernakaberd) erinnert an die armenischen Opfer des Völkermordes im Jahre 1915.

Bereits an diesem ersten Tag ist mir das interessante Fahrverhalten der Armenier (in Georgien wurde es nicht wirklich besser) aufgefallen. Am Ende dieses Tages zählte ich bereits mehr als 3 Unfälle, wobei einer beinahe wie ein Actionfilm aus Hollywood auf mich wirkte …
Scheinbar versuchen die Armenier und auch Georgier zivilisiert zu fahren, jedoch hat es für mich den Anschein, dass sie asiatisches und europäisches Fahrverhalten kombinieren.
Ein Bummel bzw. eine Kaffeepause in der Stadt rundete diesen ersten Tag ab.

Der hellenistische Tempel von Garni

Der hellenistische Tempel von Garni

Tag 3

Jerewan hat mir persönlich sehr gut gefallen, das Zentrum, die Stadt an sich wird mir angenehm in Erinnerung bleiben. Von diesem Tag an haben wir uns beinahe täglich eine Kirche, eine Kathedrale, ein Kloster oder sonstige spirituelle Sehenswürdigkeiten angesehen.
Heute sollten wir 130 Kilometer zurücklegen. Auf dem Weg haben wir uns drei bedeutende Kirchen in Etschmiadzin angesehen.

Die Kathedrale in Etschmiadzin geht auf das Jahr 303 nach Christus zurück. In diesem religiösen Zentrum der Armenier ist einiges los. Unterschiedliche Kreuzsteine säumen die unterschiedlichen Kirchen.
Etwas später lässt uns eine beeindruckende Ruine aus dem 7. Jahrhundert (Zwartnoz) staunen. Sehr schön in dieser Ruine (aufgrund der Akustik) haben mir die talentierten „Opern“ Sänger proben gefallen. In dieser Ruine umher zulaufen hat mir Freude bereitet, sehr schön anzusehen.

Auf dem Weg zum hellenistischen Tempel von Garni durchquerten wir serpentinenartig die Umgebung. Zwischenzeitlich konnten wir einen schönen Blick auf den heiligen Berg Ararat erhaschen. Dieser ist regelmäßig durch Wolken verdeckt, eine gute Sicht braucht Zeit und Geduld.
Der Berg Ararat steht auf türkischem Gebiet, angeblich soll auf diesem Berg die Arche Noah nach der Sintflut gestrandet sein. Der hellenistische Tempel von Garni ist das einzig erhaltene heidnische Heiligtum im Kaukasus. Garni war einige Jahrhunderte lang die Sommerresidenz armenischer Könige. Der hellenistische Tempel hat 24 ionische Säulen und wurde als Tempel von Garni bekannt. Jüngere Ausgrabungen zeigen auch ein römisches Badehaus mit gut erhaltenem Mosaikfußboden. Dieser Tempel ist sehr schön landschaftlich gelegen. An den Gehwegen zum Tempel ertönte in angenehmer Lautstärke, passend zum atemberaubenden Gefühl, eine theatralische (Star Wars, Gladiator, 300 usw. ähnliche??!) Hintergrundmusik aus den Lautsprechern.

Etwas weiter auf dem Weg zu unserem heutigen Tagesziel haben wir eine Mittagspause auf einem kleinen „Bauernhof“ gemacht. Hier hatten wir die Möglichkeit uns anzusehen, wie armenisches Nationalbrot (Lawasch, ungesäuertes Fladenbrot) gebacken wird. Dieses durften wir mit reichlich frischen Kräutern und Käse sowie Lamm am Spieß verzehren. Sehr lecker. Die unglaublich intensiven Kräuter und deren Vielfalt werde ich wohl vermissen!

Etwas weiter entfernt liegt das Höhlenkloster Geghard (Weltkulturerbe UNESCO). Dieses zählt sicherlich mit zu den schönsten Klöstern im Kaukasus. Dieses Kloster ist zweistöckig in den Berg hinein gestaltet aus der Gründung des 4. Jahrhunderts nach Christus. Innerhalb dieses Klosters verläuft eine Wasserquelle. Armenische Kunst und deren Eigentümlichkeiten wie der Gavit (quadratische Vorhalle) oder der Chatschkar (kunstvoll gehauene Gedächtnissteine mit Reliefkreuz in der Mitte) sind auch hier anzutreffen.
Übernachtet haben wir erneut in Jerewan.

Die Aussicht vom Selim Pass

Die Aussicht vom Selim Pass

Tag 4

An diesem Tag sollten wir rund 285 Kilometer bis nach Tschakadzor fahren.

Die erste Klosteranlage in Khor Virap haben wir uns umgehend nach dem Frühstück in unserer Unterkunft angeschaut. Die Abfahrt der verschiedenen Unterkünfte ist beinahe täglich gegen 9.00 Uhr am Morgen. Khor Virap liegt nicht unweit der türkischen Grenze (40 km). Von diesem Kloster hat man bei gutem Wetter einen sehr schönen Ausblick auf den Berg Ararat, der ebenfalls nicht weit entfernt in den Himmel ragt. Diese Anlage ist mir in besonders guter Erinnerung geblieben, konnte man doch in das Verlies des Klosters hinabklettern. Nach der Legende zufolge hat der König Trdat III. im Jahre 208 nach Christus Gregor den „Erleuchter“ in einem der Verliese 13 Jahre gefangen gehalten und gefoltert. Er wollte ihn vom christlichen Glauben abbringen, was dem König scheinbar nicht gelungen ist. Gregor schaffte es den König von seiner unheilbaren Hauterkrankung zu befreien und so ließ sich Trdat III. mit Familie und Hof im Jahre 303 nach Christus taufen und verfügte, dass die Armenier – als erstes Volk der Geschichte – das Christentum als Staatsreligion annahmen.

Auf dem Weg zum Selim Pass änderte sich die Landschaft. Karge Bergketten auf beiden Seiten, schmale Schluchten auf dem Weg zum nächsten Kloster. Dieser Tag zählt allein für die atemberaubende Sicht für mich als einer der schönsten Tage dieser Reise. In der Weijoz Dsor Region haben wir das Norawank Kloster besichtigt. Dieses liegt wie erwähnt, in einer sagenhaft umgebenden Schlucht. Dieses Kloster ist aus dem 13. Jahrhundert. Es zählt scheinbar zu den wichtigsten Touristenattraktionen von Armenien (UNESCO Weltkulturerbe). Dieses Kloster ist zweigeschossig, wobei man die obere Etage nur durch eine ungesicherte Treppe entlang der Wand erreicht. Allein dieser Treppenaufgang ist schon interessant genug. Ebenfalls hatte ich hier die Möglichkeit, in einen ausgetrockneten Brunnen hinabzusteigen 😉 Sehr interessant. Dieses Kloster hat mir sehr gut gefallen, allein wegen der beeindruckenden landschaftlichen Umgebung.
Der Weg zu diesem Kloster führt durch eine sehr enge Schlucht, karge rot gefärbte Berge säumen beidseitig die Sicht.

Die Weiterfahrt auf bis zu 2410 Meter Höhe erfolgte auf Serpentinen ähnlichen Wegen. Oben angekommen haben wir eine kleine Verschnaufpause in der Selim Karawanserei gemacht. Diese Karawanserei an der berühmten Seidenstraße ist auch heute noch sehr gut erhalten. Der Ausblick auf das Tal und die Berge ist ebenfalls atemberaubend.

Etwas später kam ein heftiger aber dennoch kurzer Schauer auf uns zu. Da es auch noch zu Hageln anfing, haben wir leider nicht sehr viel vom berühmtesten armenischen Friedhof besichtigen können. Noratus ist ein Friedhof mit sehr vielen alten und modernen Kreuzsteinen.
Am Sewan See angekommen haben wir die nächste Unterkunft in Tschakadzor aufgesucht. Dieses Gebiet ist im Winter ein Ski Gebiet, weswegen der Ort recht belebt wirkt.

Am Sewan See ein Kloster

Am Sewan See ein Kloster

Tag 5

Als erstes stand eine Fahrt mit der Seilbahn zum Teghenis Berg an. Dieser liegt auf rund 2851 Meter Höhe. Bei minus 30 Grad im Winter soll man hier angeblich gut Ski fahren können.
Sehr gut hat mir die Abfahrt mit der Seilbahn gefallen, die Landschaft in Verbindung mit der Höhe und den Bergen auf beiden Seiten und in nicht als zu weiter Ferne der Sewan See.
Am Sewan See haben wir uns dann auf der Halbinsel erneut ein Kloster angeschaut.
Der Sewan See ist auf rund 2000 Metern Höhe, einer der höchsten Hochgebirgsseen der Welt. Das Wasser ist tiefblau und wirkt sehr klar. Von diesem Kloster aus hatten wir eine gute Möglichkeit, Panoramafotos zu machen.

Die Fahrt ging weiter zu einem Kloster in der Nähe des Luftkurorts Dilijan. Dieses Kloster liegt recht verwinkelt und versteckt im Wald, es erinnert mich persönlich ein wenig an Rumänien oder auch an die Burg von Graf Dracula (auch wenn ich noch nie dort war). Landschaftlich könnte man meinen, man ist in Bayern oder im Schwarzwald unterwegs. Vor einem Tag noch alles karg und rau und nun ist hier alles sehr gut bewachsen, Bäume und Sträucher soweit das Auge reicht. Allein dieser landschaftliche Unterschied hat mich die gesamte Reise über in beiden Länder stets fasziniert.
Auf der Weiterfahrt in den Norden von Armenien kommen wir an dicht bewaldeten Bergen, wilden Flüssen und an einer reich vertretenen Tierwelt vorbei. Ach ja, es ist keine Seltenheit, das Kühe mitten auf der Straße liegen in einer Kurve …
Zwei weitere Klöster (Hachpat und Sanahin, beide UNESCO Weltkulturerbe) haben wir uns angeschaut. Bemerkenswert, die Klöster sind allesamt interessant anzusehen. Auf den ersten Blick wirkt vieles ähnlich, doch auch der Laie erkennt Unterschiede. Jedoch liegen viele Unterschiede in den Feinheiten der Struktur, der Bauweise, den Dächern oder auch einfach in der Umgebung und deren damaligen Möglichkeiten. Übernachtet haben wir in Dzoraget.

Ein Kloster im Wald

Ein Kloster im Wald

Tag 6

Heute ist das Ziel die Hauptstadt von Georgien. Wir verlassen Armenien und fahren nach Tbilisi.
Etwa 150 Kilometer haben wir an diesem Tag zurückgelegt. In Sadachlo haben wir die armenisch – georgische Grenze überquert.

Relativ schnell waren wir auch schon in Tbilisi. Je näher man an die Stadt herankommt, desto mehr gleich wirkende Plattenbauten sieht man. Ein Großteil der Bewohner dieser Stadt scheint in diesen Häusern zu leben. Die größte Stadt von Georgien hat mehr als eine Million Einwohner.

Zusammen mit unserer neuen georgischen Reiseleiterin haben wir eine Stadtbesichtigung gemacht.
Wir haben uns die Schwefelbäder im Schwefelbadebezirk angeschaut, sowie die Sioni Kathedrale in der Altstadt und die Metechi Kirche.
Etwas später sind wir nach Mzcheta gefahren. In Mzcheta und Umgebung gibt es zahlreiche wertvolle Geschichtsdenkmäler zu sehen. Darauf sind wir zum Dschwari Kloster, welches hoch über Mzcheta ragt, hinaufgefahren. Von hier oben konnten wir erneut schöne Panoramafotos machen. Der Fluss der durch Tbilisi fließt, teilt sich hier und es sieht in der Abenddämmerung sehr schön aus. Mich hat der Anblick ein wenig an den Rhein nahe Köln/Bonn erinnert.

Abends sind wir in Tbilisi ausgegangen. Das bunte Stadtleben weiß zu gefallen.
Interessant ist, dass die Stadt sich sehr viel Mühe gibt modern zu wirken. In der Dunkelheit ist sehr viel beleuchtet. Der Fernsehturm blinkt und ändert die Farben, Flüsse, Mauern und Sehenswürdigkeiten sowie besondere Gebäude sind stilvoll in Farbe beleuchtet und erhellen die Nacht. Mit so einem bunten Treiben und vor allem diesem leuchtendem Anblick in der Nacht, hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. In Tbilisi hatte ich dein Eindruck, lässt es sich zumindest in diesem Teil der Stadt (Altstadt/modernes Zentrum) gut leben. Vergleichsweise Ähnlichkeiten mit unseren deutschen Großstädten (Hamburg, Köln, Dortmund) sind vorhanden, zumindest was das Lebensgefühl für junggebliebene anbelangt (Kneipen, Gaststätten, Pubs, Lokale, Bier, Cocktails, live Musik, Shows, Theater usw.). Dazu muss ich erwähnen, dass es etwas weiter abseits der Altstadt und deren Zentrum schon wieder ganz anders aussieht!

In der Hauptstadt von Georgien

In der Hauptstadt von Georgien

Tag 7

Unsere Unterkünfte variierten die gesamte Reise über von guten wirklich zufriedenstellenden bis zu spartanisch einfach gehaltenen, auf das wesentliche reduzierten Übernachtungsmöglichkeiten. Heute standen 185 Kilometer auf den Plan, in den Osten von Georgien. Wir sind in die fruchtbare und malerisch sehr schöne Weinanbauregion Kachetien gefahren. Die Hügel und Berge waren teilweise kahl und zwischendurch mit Bäumen und Pflanzen bedeckt. Unser heutiges erstes Kloster war das Bodbe Nonnenkloster mit einem atemberaubenden Blick auf das Kizikhi Tal. In diesem Nonnenkloster wurde der Überlieferung nach die heilige Nino begraben. Sie war eine Missionarin und Heilerin, die die Georgier zum christlichen Glauben brachte. Das Kloster liegt in der Stadt Signagi, welche einen sehr idyllischen Charme mit sich bringt. Man hat hier das Gefühl, Italien ist nicht weit entfernt. Es kommt ein mediterranes Gefühl auf. Eine sehr ruhige und angenehme kleine Stadt. Hier habe ich mir einen einheimischen „Snack“ gekauft, und zwar an einem Faden hängende Haselnüsse in gepressten Weintrauben. Schmeckt lecker, aber auch sehr interessant, nicht so süß, wie ich es vielleicht auf den ersten Blick vermutet hatte. Ebenfalls einheimisch aber sehr lecker war gerollter, getrockneter und gepresster Granatapfel!

In Signagi sind wir spazieren gegangen und haben auch eine Mittagspause eingelegt. Viele imposante hölzerne Balkone und verschiedene Ornamente sowie verwinkelte und schmale Gassen gibt es hier.
Auf dem Weg nach Telavi haben wir am Abend bei einer georgischen Gastfamilie gegessen. Hier wurde uns georgische Küche serviert. Wein aus der Region gehört genauso dazu wie Lawasch, Kalb und Lamm. Die frischen intensiven Kräuter in der Suppe, werde ich ebenfalls vermissen.

In der Stadt Signagi

In der Stadt Signagi

Tag 8

Heute standen 300 Kilometer auf dem Programm.
Der Weg führte uns weiter durch die Weinbauregion von Kachetien.
Es hat bereits angefangen zu regnen. Leider sollte es genau diese zwei Tage stark durchregnen, so dass wir keine gelungene Sicht auf den großen Kaukasus erhaschen konnten. Wir haben uns die damalige Festung von Gremi angeschaut. Das anschließende Museum wurde für uns extra geöffnet. Etwas später auf dem Gutshof von Tsinandali, einer georgischen Adelsfamilie Tschavtschawadse, haben wir eine Führung durch den Hof mit anschließender Weinprobe bekommen.
Die Fahrt ging weiter auf der georgischen Heerstraße im großen Kaukasus. Diese Straße führt über den Pass bis nach Russland. Viele Lastwagen quälen sich diesen Weg entlang, über Höhen von 2382 Meter. Oftmals, scheinbar vor allem im Winter, sind die Straßen aufgrund von Lawinen und Schneefällen nicht befahrbar. Diese Straße führt ebenfalls serpentinen ähnlich durch Täler und Schluchten. Auf dem Weg nach Gudauri kommen wir an der Klosterfestung Ananuri vorbei. Diese liegt an einem Stausee im Tal zwischen den Bergen. Nach einer abenteuerlichen Besichtigung dieser Anlage (auf den Turm klettern, ein interessanter, wackeliger, nicht befestigter Aufgang) konnten wir wieder schöne Fotos machen.
Auf ca. 2200 Meter sind wir dann in Gudauri angekommen. Dieser Ort am Berg Kudebi (3006 Meter hoch) ist bekannt für Heliskiing im Winter.
Zwei ganze Tage hatten wir dichten starken Nebel und regnerisches Wetter. Am Abend und am frühen Morgen konnten wir leider keine gute Sicht auf die Ausläufer des großen Kaukasus bekommen. Bei guter Sicht wäre die Fahrt entlang der georgischen Heerstraße sicherlich umso atemberaubender. Etwas schade, aber keineswegs „tödlich“ für die Reise.

Die Burg am Stausee

Die Burg am Stausee

Tag 9

Zurück entlang der georgischen Heerstraße über die Hauptstadt von Georgien nach Gori. Heute standen 290 Kilometer auf dem Tagesprogramm. Wir sind durch die Landschaft der Kartli Provinz gefahren. In Gori ist Josef Stalin geboren. Wir haben uns das Stalin Museum angeschaut sowie seinen damaligen privaten Eisenbahnwagon und sein Geburtshaus.
Darauf sind wir nach Uplisziche, einer antiken Höhlenstadt aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus gefahren. Diese Stadt schien damals alles zu haben was man braucht, Apotheke, Bäckerei, Gefängnis, Markt, Lagerhäuser, Weinkeller, Kirche Theater usw. Das Besichtigen dieser Anlage und was heute noch davon erhalten ist, hat mir sehr viel Freude bereitet. Auf unebenen teilweise unbefestigten Wegen durch Tunnel hindurch und hinab.
Auf der Weiterfahrt zu unserem Übernachtungsort in Bakuriani sind wir an noch einer sehr schönen Kirche vorbeigekommen. Diese hat mich sehr beeindruckt, da die Wandfarben und Malereien soweit beschrieben, nicht restauriert wurden. Wir sind von Zentralgeorgien Richtung Südgeorgien gefahren. Landschaftlich wachsen und gedeihen  in diesem Teil von Georgien die Bäume und Pflanzen an den Berghängen sehr schön. Die Luft ist klar und unbeschwert zu atmen. Bakuriani ist ein Ferienort. Hier im kleinen Kaukasus gilt dieser Ort im Winter als Wintersport Hauptstadt und im Sommer ist Bakuriani für Wanderer sehr beliebt.

Die Höhlenstadt Uplisziche

Die Höhlenstadt Uplisziche

Tag 10

An diesem Tag werden wir bereits Georgien wieder verlassen.
Der Höhepunkt dieses Tages ist jedoch die 7 stöckige Höhlenstadt von Vardzia.
250 Kilometer stehen auf dem Programm und auf unserer Fahrt nach Vardzia konnten wir noch einmal die erstaunliche Landschaft von Georgien genießen. Die Samtskhe – Javakheti Region ist nämlich bekannt für ihre historischen Ereignisse, zahlreiche Burgen und Kirchen säumen die Gegend, sowie einige der ältesten Siedlungen von Georgien befinden sich in dieser trockenen Landschaft.
Vardzia wurde im 12. Jahrhundert gebaut. Die Höhlenstadt ist in 500 Meter hohe Felsen geschlagen und besitzt sogar eine eigene Wasserquelle im inneren der Felsen. Verwinkelte Wege entlang des Felsen nach dem Aufstieg, sowie dunkle Wege und Gänge in den Felsen hinein, ließen uns an die 3 Stunden diese Stadt besichtigen. Ähnlich wie am Tag zuvor hatte diese Höhlenstadt alles, was man damals zum Leben benötigte. Gestern schien nur der Vorgeschmack auf diese Höhlenstadt zu sein. Unten am Parkplatz fand ein lokales musikalisches Fest statt. Die Musik war angenehm und deutlich bis hinauf in die Höhlen zu hören. Damals waren für die Einwohner ursprünglich 3000 Wohnungen auf bis zu sieben Stockwerken errichtet worden. Diese Wohnungen boten scheinbar Platz für bis zu 50.000 Menschen. Nach einem Erdbeben sind derzeit nur noch 750 Räume auf bis zu 900 Quadratmetern zur Besichtigung erhalten.

Dieser Tag zählt sicherlich mit zu den Highlights der Reise.
Anschließend sind wir über die Grenze wieder nach Armenien gefahren.

In Gumri, eine merkwürdig interessante Stadt, haben wir übernachtet. Gumri ist die zweitgrößte Stadt von Armenien mit etwa 130.000 Einwohnern in der Provinz Schirak. Die Stadt liegt auf ca. 1500 Metern Höhe. Im Winter ist die Provinz um Schirak mit die kälteste. Unsere Reiseleiterin teilte uns mit, dass es hier bis zu  – 40 Grad kalt werden kann. Bereits am Grenzübergang kam ich mir im September vor wie an der Nordsee bei windigem kaltem Wetter. Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein sehr schweres Erdbeben diese Gegend. 25.000 Menschen kamen um ihr Leben, viele Häuser wurden zerstört. Der Wiederaufbau geht nur schleppend voran, noch heute kann man sehr gut sehen inwiefern dies gemeint ist.

Die 7 stöckige Höhlenstadt von Vardzia

Die 7 stöckige Höhlenstadt von Vardzia

Tag 11

Landschaftliche karge weiten, Berge und Täler hinab in Richtung Hauptstadt Jerevan (Höhe; 989 Meter, Einwohner ca. 1,2 Millionen), gefallen mir persönlich sehr gut. Auf rund 120 Kilometern sind wir an einer interessanten Kathedrale und einer Kreuzkuppelkirche aus dem 7. Jahrhundert vorbeigekommen. In Jerevan angekommen, hatten wir den Nachmittag zur freien Verfügung.
Ich war mit Teilnehmern der Gruppe am zentralen Platz von Jerevan unterwegs. Wir haben Kaffee und Kuchen gegessen und sind dann auf den lokalen wöchentlichen Markt flanieren gewesen. Auf diesem Markt bekommt man alles, was man sucht. Von Teppichen, über Kleidung, Bilder, Mitbringsel usw. Ein sehr voller Trödelmarkt wie wir zu sagen pflegen. Angenehm in Erinnerung ist mir geblieben, dass hier nicht gedrängelt wurde. Anders als bei uns stehen und warten die Menschen hier bis man fertig ist mit schauen, ohne Gedrängel und Geschubse. Die Armenier spielen sehr gerne und auch gut Schach. Überall konnte man gute Schachbretter in den interessantesten Ausführungen erwerben.

Den letzten Abend haben wir gemeinsam mit der gesamten Gruppe in einem Lokal bei musikalischer Untermalung ausklingen lassen.

Eine Klosterruine

Eine Klosterruine

Tag 12 – Abreise

Abfahrt der Unterkunft gegen 2.00 Uhr früh.
Abflug vom Flughafen gegen 4.25 Uhr.

Umsteigen in Wien gegen 6.15. Uhr
Abflug aus Wien gegen 7.10 Uhr
Ankunft in Frankfurt gegen 9.00 Uhr.

Ankunft daheim bei mir zu Hause gegen 13.00 Uhr

 

Unser Reiseverlauf in Armenien

Unser Reiseverlauf in Armenien

Nachwort

Die Reise hat mir persönlich sehr gut gefallen.

Es war eher eine sehr informative Studienreise als ein erholsamer Urlaub.
Oftmals werde ich gefragt, ob ich das Wort Erholung, Entspannung, Relaxen im Sinne von Urlaub überhaupt kenne.
Nein, ein erholsamer Urlaub ist was anderes, aber das war mir bereits vor der Buchung dieser Reise voll bewusst. Ich wollte was sehen und erleben. So viele Informationen lassen sich täglich kaum verarbeiten, erst im Nachhinein dieser Reise, gerade auch beim Schreiben dieses Textes, wurde mir nochmal bewusst, was genau wir uns eigentlich alles angeschaut haben. Unsere beiden Reiseleiterinnen haben uns sehr gut und vor allem ausführlich einen Einblick in ihr Land, ihre Kultur und die Gesellschaft vermitteln können. Was ich bisher noch nicht so kennen gelernt habe ist, dass die Reise sehr voll geplant gewesen ist. Beinahe täglich sind wir gegen 9.00 Uhr morgens aufgebrochen und gegen 19.00/20.00 Uhr abends im nächsten Ort angekommen.
Wir hatten alle relativ wenig eigene freie Zeit zur Verfügung, gerade am Abend bei der Ankunft in den Unterkünften sind wir oftmals als gesamte Gruppe essen gewesen. Und nach diesem Essen, dann so meist gegen 21.00/22.00 Uhr konnte man machen was man will.
Durch Armenien sind wir quasi komplett gereist. Von Georgien haben wir nur den Westen (schwarzes Meer) ausgelassen (sicherlich aufgrund der knappen Zeit von 12 Tagen für beide Länder).

Einige Gebiete beider Länder lassen sich nicht so ohne weiteres bzw. ohne weitere Erlaubnis bereisen. So zum Beispiel in Georgien Abchasien oder auch Südossetien und in Armenien das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Gebiet Bergkarabach.
Armenien und auch Georgien sind Erdbebengefährdete Gebiete.
In Armenien kommt es öfters zu Erdrutschen. Allein aus diesem Grund verlaufen die Gasleitungen in beiden Ländern oberhalb der Erde entlang der Straße.

Jede Reise bereichert mich, bisher hatte jede Reise auch einen inhaltlich thematischen Schwerpunkt.
Ich würde für mich sagen, diese Reise hatte Klöster, Kirchen, Burgen, Ruinen und Kathedralen mit all ihren unterschiedlichen Ausprägungen in beiden Ländern (Georgien und Armenien) als zentrales Thema. In Armenien vielleicht ein wenig mehr, hinzu kommen die landschaftlichen Gegebenheiten allein durch den großen und den kleinen Kaukasus (aber auch die politischen Verstrickungen).
Bemerkenswert fand ich, dass auch die ältesten Teilnehmer dieser Reise, beinahe alles mitgemacht haben!

Reiseroute in Georgien

Reiseroute in Georgien

Das ist das Angenehme auf Reisen,
dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung
das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.

– Johann Wolfgang von Goethe –

Copyright aller verwendeten Bilder © 2014 MysteriouslyBuddha

Quellen und Copyright by: Wikipedia, Berge & Meer Touristik GmbH,

Kriegenherdt, M. (²2013): Georgien. Bielefeld: Reise Know – How Verlag Peter Rump GmbH.
Dum – Tragut, J. (7. Auflage 2014): Armenien. Berlin: Trescher Verlag.

Ein Kommentar zu “Dominiks Reisetagebuch (2): Zwischen Ararat & Kaukasus – Armenien und Georgien Rundreise im September 2014

  1. Der Bericht ist sehr informativ. So eine anstrengende Reise statt Urlaub zu machen ist nicht jedermans sache. Fotos sehr gut. Ein paar mehr wäre schön gewesen

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