Crossed hat als eine sehr brutale Splatterorgie angefangen. Blut, Gedärme und pures fäkales Gemetzel waren an der Tagesordnung. Überraschenderweise gab es zu diesen harten Bänden jeweils eine spannende Story, die den Leser stets in Atem gehalten hat. Wie ich bereits vermutet habe, gefallen mir tendenziell die Badlands Ausgaben der Crossed Reihe besser. So ist es auch mit diesem Band. Er ist nicht schlecht, doch hier ist die Brutalität, das Gemetzel so sehr zurückgeschraubt worden, dass man eigentlich beinahe den Band schon ab 16 Jahren durchgehen lassen könnte …
Die einen werden sich mit der Wish You Were Here Reihe besser anfreunden können, da man durchaus meinen kann, die Handlung, die Story, die Charakterentwicklung, die zwischenmenschlichen Beziehungsebenen der Protagonisten usw. stehen hier im Mittelpunkt.
Den anderen wird das derbe Gemetzel der ersten Bände einfach fehlen, weil es scheinbar zu Crossed dazugehört.
Ich würde sagen, wäre die Story entsprechend gut, hätte sie mich überzeugt, dann wäre mir egal gewesen ob Gemetzel vorhanden ist oder nicht, aber leider kann die Story mich einfach nicht umhauen. Ganz zu schweigen von dem seltsamen Ende …
Crossed Nr.9: Wish You Were Here Nr. 3
Einige würden sagen, die Wish You Were Here Bände sind langweiliger als die Badlands Bände.
Eintöniger, schlechter oder auch schnarchnasiger.
Dieser Band enthält viel dahinplätscherndes (teilweise sehr philosophisches) Gerede in Tagebuchform von dem Hauptcharakter Shaky.
Die Gruppe auf der Insel verteidigt sich weiterhin gegen die Gefirmten. Diese kommen im gesamten Band jedoch nur am Rande vor (selten).
Shaky scheint ein gefährliches Geheimnis zu haben welches mit der Nonne, die wir bereits aus den vorherigen Wish You Were Here Bänden kennen, zusammenzuhängen scheint. Ihr Gesicht ziert allerdings kein Kreuz wie alle anderen Gefirmten, sondern ein X. Was mag es wohl damit auf sich haben? Erklärungen erfährt der Leser diesbezüglich nach und nach von Shaky. Scheinbar hat Shaky seine ganz eigenen Pläne für die Zukunft. Immer wieder wechselt die Erzählweise prompt zwischen Rückblenden aus Shaky seiner Vergangenheit und der aktuellen Gegenwart. Dabei muss man als Leser manchmal aufpassen, damit man den Faden nicht verliert und die Rückblenden auch entsprechend als Rückblenden wahrnimmt.
Ist die Nonne allein nicht schon Herausforderung genug, erscheint eines Tages eine große Flotte am Rande der Küste. Die Flotte (Luxusdampfer und kleinere Boote mit Rentnern und anderen Gästen an Bord) war gerade unterwegs, als die Gefirmten die „Welt“ angefangen haben unsicher zu machen.
Die Inselbewohner kriegen vermehrt Besuch der Flottenmitglieder. Auch die Inselbewohner besuchen die Flotte. Was wollen die den bloß hier? Gibt es hier Öl? Viele Fragen treten untereinander auf und die Ereignisse scheinen sich am Ende zu überstürzen.
Sind die Neuankömmlinge in friedlicher Absicht hier oder wollen sie die Insel stürmen?
Vielleicht wollen die Inselbewohner der Gruppe ja die Flotte stürmen?
Was hat die Nonne damit zu tun?
Was hat Mr. Jackson mit beiden zu tun, auf welcher Seite steht er?
Fragen über Fragen, die letztendlich zum Showdown führen.
Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich mir das Ende wesentlich spannender vorgestellt habe. Es ist jedoch absolut nicht langweilig oder so. Eine subtile Spannung wird mehr und mehr aufgebaut, bis man letztendlich als Leser der Spannung nicht mehr entkommen kann. Man hofft quasi auf ein brachiales Finale …
Der Band liest sich einerseits sehr flüssig, jedoch teilweise auch durch viel Text und philosophische Gespräche in Tagebuchform etwas anstrengend. Stellenweise dachte ich mir, es passiert hier eigentlich gar nichts. Darauf dachte ich mir wieder, dass es nur noch spannender bzw. besser werden kann. Einerseits trifft das auch voll zu, aber irgendwie haut der gesamte Band mich einfach nicht von den Socken. Natürlich bringt die Fokussierung auf die zwischenmenschlichen Geschehnisse untereinander Abwechslung in die Reihe, jedoch scheint ohne die gewohnte (für die Serie eigentlich als Markenzeichen gedacht) Gewalt etwas zu fehlen. Eigentlich zeigt Crossed sehr gut, das Story, stupide Gewalt und Spannung perfekt miteinander kombinierbar ist. Dieser Band hat einfach zu viel Gerede und zu wenig Brutalität aus den vorherigen Bänden.
Wie gesagt, würde mich die Story umwerfen, dann wäre mir völlig egal, ob Brutalität oder nicht, aber eigentlich bin ich schon davon ausgegangen, dass Crossed weiterhin eine brutale Serie bleibt.
Wer die Horrorserie nur wegen des Gemetzel lesen mag, der ist hier wirklich nicht richtig aufgehoben 😉
Zeichnerisch geht hier jedoch wie bei den anderen Bänden zuvor auch, alles in bester Ordnung.
Fernando Melek hat einen klaren deutlichen Zeichenstil. Für den Leser sind alle Panels auf den ersten Blick gut erkennbar. Die Farbgebung ist etwas dunkler gehalten, es kommen zwar hellere Farbtöne vor, jedoch keine leuchtenden. Dem Szenario angepasst befinden sich die Farben eher im erdfarbenen Bereich. Details und Hintergründe sind vorhanden, jedoch nicht als zu explizit ausgearbeitet.
Ich bin jedoch sehr zufrieden mit den Zeichnungen und der Farbgebung.
In diesem Sinne, jeder, der die vorherigen Bände besitzt, der wird sich auch diesen Band nicht entgehen lassen.
Jeder, der die Badlands Bände besser findet und bereits schon einen Bogen um die Wish You Were Here Bände gemacht hat, der sollte dann weiterhin dabei bleiben.
Wer auf zwischenmenschliche Charakterentwicklung in einer postapokalyptischen Welt steht, der sollte jedenfalls einen Blick riskieren. Dieser Band ist nur bedingt unabhängig von den anderen Bänden zu lesen, da die Nonne und deren Geschichte aus den vorherigen Wish You Were Here Bänden weiter aufgegriffen wird.
Andererseits, schlecht ist der Band nicht, nur hat er mich einfach nicht vollends überzeugen können.
Ps:
Crossed Nr.6: Badlands Nr. 2 ist für mich bisher der beste Teil gewesen 😉
Crossed ist in jedem gut sortierten Comicgeschäft erhältlich als:
- – Softcover Ausgabe – 19,99 Euro
- – Limitierte (auf 222 Exemplare) Hardcover Ausgabe – 39,99 Euro
- – Limitiertes Splatter Variant (auf 69 Exemplare) Hardcover Ausgabe – 69,00 Euro
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