Fast 25 Jahre nach seinem ersten Auftritt damals noch auf Nintendos SNES und Segas Mega Drive, ist der quasselnde Fuchskater, der auch zwischenzeitlich nicht wirklich ruhig war, wieder in einem neuen Abenteuer zurück, welches der Publisher „Billion Soft“ aus Hongkong unter dem Namen des damaligen Publishers „Accolade“, nun veröffentlichte. Ich habe nun die Chance erhalten das neue Spiel aus der Entwicklerschmiede von „Giana Sisters – Twisted Dreams“, dem kleinen Schwarzwälder Studio „Black Forest Games“ zu testen …
Alles begann eigentlich ganz normal. Ich habe, wie fast jeden Tag, meine Mails durchgesehen und da war plötzlich diese Mail. „Habt ihr mich vergessen?“, stand als Titel und ich dachte: „Na toll, wieder so eine dämliche Spammail.“ Sicherheitshalber habe ich dann noch die Absendermailadresse geprüft und auch, ob sie wirklich an mich, oder, wie so oft, an viele andere gegangen ist. Naja, und da sah ich, dass sie an meine Blogmail-Adresse verschickt wurde, die, so hatte ich es auch eingestellt, dann automatisch auf mein Hauptmail-Account umgeleitet wurde. Also las ich mir die Mail dann doch noch in Ruhe durch. Mir wurde mal wieder angeboten, ein Produkt für meinen Blog zu testen und vorzustellen. Das ist im Grunde nichts Neues und geschieht regelmäßig, weshalb ich mir inzwischen die Freiheit nehmen kann und selektiere, was ich vorstellen möchte. Kurzerhand habe ich meine Teilnahme bestätigt und bekam kurz darauf einen Downloadcode zugesandt. Das auf den zugegebenermaßen nicht ganz so innovativen Namen „Bubsy – The Woolies strike back“ getaufte Spiel wurde innerhalb weniger Minuten aus dem Store auf meine PS4 heruntergeladen und nun hatte ich umfangreiche 3 Wochen Zeit um es ausgiebig zu testen und euch jetzt meine Erfahrungen mitzuteilen. Doch vorher möchte ich noch einmal ganz kurz, auf Bubsys Anfänge eingehen.
„Bubsy“ erschien erstmals imMai 1993 für das Super Nintendo Entertainment System (kurz SNES) und wenig später auch für Segas Mega Drive. Trotz durchaus guter Kritiken und vielleicht wegen des doch recht knackigen Schwierigkeitsgrades hatte der Versuch von Accolade ein eigenes Maskottchen ähnlich Sonic und Mario zu etablieren keinen wirklichen Erfolg. Die Verkaufszahlen und eine durchaus reichlich vorhandene Fangemeinde waren jedoch gut genug, um eineinhalb Jahre später „Bubsy II“ nachzuschieben. Diesmal nicht nur für das SNES und das Mega Drive, sondern auch als Version für den GameBoy, bzw. dessen SNES-Pendant Super GameBoy mit einer handvoll Farben. Noch im gleichen Jahr erschien mit „Bubsy in: Fractured Furry Tales“ die einzige Version für Ataris Jaguar und stellt ein komplett eigenständiges Abenteuer dar, welches diverse Märchen als Grundlage hat. Und dann kam mit „Bubsy 3D“ für Sonys Playstation eines der schlechtesten Spiele der Reihe, wenn nicht sogar eines der schlechtesten Spiele für die Playstation. Dieses Spiel konnte mit rein gar nichts überzeugen und viele, ich eingeschlossen, sahen damit Bubsys Videospielkarriere als besiegelt an. Doch dann kam die Ankündigung zu „Bubsy: The Woolies strike back“!
Worum geht es?
Die Woolies haben sich Bubsys goldenes Wollknäuel geschnappt und sind in ihrem Raumschiff damit abgedüst. Nun muss Bubsy hinterher, um sich sein wertvolles Knäuel wiederzuholen.
Das ist im Grunde auch schon alles und bildet die gesamte Grundlage für dieses Spiel. Ja sicher, es gibt Games mit noch weniger Handlung, aber ich muss schon sagen, so wirklich kreative Köpfe waren da jetzt nicht unterwegs. Doch Bubsy ist in erster Linie eine Retrogames-Neuauflage und orientiert sich an den klassischen Jump&Runs der Neunziger Jahre, und die hatten allesamt keine komplexen Rahmenhandlungen. Von daher kann ich das durchaus akzeptieren, zumal es ja reicht, wenn das Spiel selbst mit einem angemessenen Umfang und Motivation überzeugen kann.
Wie spielt es sich?
Man merkt dem Spiel deutlich an, dass es auf der Giana Sisters Engine läuft. Nicht nur das Gameplay an sich, sprich die Steuerung der Figur erinnert an die spielerische Vorlage, auch das Leveldesign ist nicht wirklich anders. Aber warum sollte man eine erfolgreiche Spielmechanik verändern, wenn sie gut funktioniert. Und so lässt sich Bubsy sehr direkt und zügig steuern. Schon nach kurzer Zeit kann man den kleinen Fuchskater sowohl mit dem Analogstick, als auch den Digipad. Neben den Richtungstasten wird auch der zweite Analogstick für die Kamerasteuerung benötigt, er ermöglicht es den Bildauschnitt in alle Richtungen ein Stück weiterzuschieben, sowie drei Buttons für das Springen, den Katzensprung (eine Art Sprung mit Vorwärtsangriff) und einem Segelsprung (nach einem Doppelsprung geht Bubsy in einen Gleitflug über). Hierfür werden auf der Playstation 4 die Kreuz-, die Dreieck- und die Kreuz- und Kreistaste verwendet, wobei der Katzensprung zwei Tasten belegt.
Wie sieht es aus und wie hört es sich an?
Die Grafik kann auf den ersten und auch zweiten Blick überzeugen. Liebevolle Animationen, detailreiche Hintergründe und auch die Gegner und sammelbaren Extras fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Alles läuft flüssig, Leucht- und Blurring-Effekte (wenn auch recht spärlich eingesetzt) ergänzen das Aussehen. Allerdings wiederholen sich die Grafiken insgesamt zu schnell. Es gibt zu wenig optische Abwechslung, auch innerhalb der drei Themenwelten. Alleine nur die Farbpalette zu wechseln, oder besser gesagt zu variieren, reicht für mein Empfinden einfach nicht aus. Die Wald- und Wüstenlandschaft unterscheiden sich sogar noch weniger voneinander. Lediglich das „saftigere“ Grün weist auf die Waldlandschaft hin.
Auch der Sound und die Musik sind allenfalls Durchschnitt und wiederholen sich zu schnell. Die Musik dudelt im Hintergrund vor sich hin ohne zu nerven, hat aber auch kaum akustische Höhepunkte zu bieten. Die Sounds sind typische Effekte, die sie aus einem 08/15-Baukasten stammen könnten. Das klingt jetzt recht bösartig, ist aber überhaupt nicht so gemeint. Auch Bubsys loses Mundwerk, dessen Häufigkeit man in den Audio-Optionen einstellen kann, ist nur zu Beginn witzig, da sich auch hier die verwendeten Phrasen zu schnell wiederholen. „Ich und mein Maunz“ ist auch nur ganz am Anfang lustig. Zumindest witziger als die Vorlage, auf die sich Bubsy hier bezieht.
Was gibt es alles?
Okay, bisher sieht es für Bubsys neuestes Abenteuer nicht ganz so toll aus. Vielleicht kann ja wenigstens der Umfang überzeugen? Den geneigten Käufer erwarten 14 Level, inklusive eines Tutorial- und drei Bossleveln, in drei „verschiedenen Welten. Pro Level gibt es 3 zusätzliche Aufgaben, die es zu erfüllen gilt. In den normalen Levels muss man einen Wolltresor freischalten, indem man fünf in den Leveln verstreute Schlüssel findet, T-Shirts einsammeln, die, wenn man eines gesammelt hat, eine Art einmaligen Schutz darstellen (verliert sich, wenn man getroffen wird), und wenn man bereits eines der blauen Shirts trägt, wird durch das Einsammeln jedes weiteren Shirts, ein Leben hinzugefügt und man sollte den Level ohne zu sterben schaffen, was angesichts des nicht einstellbaren Schwierigkeitsgrades manchmal gar nicht so einfach ist und doch schon eine echte Herausforderung darstellt. In den Bossleveln wird die Aufgabe des Wolltresors damit ersetzt, den Gegner zu besiegen.
Da wir aber auch im Jahr 2017 leben, gibt es natürlich auch „Features“ die typisch für diese Generation von Videospielen ist. Neben Onlineranglisten, die man auch sortieren kann, darf man sich insgesamt 11 Trophäen verdienen. Während einige recht einfach sind und beim Abschluss eines jeden Levels erscheinen, gibt es aber auch andere, die nur echte Hardcoregamer erreichen werden.
Wie ist es?
Im Grunde ist „Bubsy: The Woolies strike back“ ein klassisches Jump&Run-Game und dies zeigt es auch deutlich mit allen möglichen Mitteln. Unter diesen Voraussetzungen und mit der entsprechenden Erwartung wird einem auch genau das geboten. Selbst die kurze Spielzeit von knapp 2 Stunden zeigt, dass hier die alten Spiele Pate standen. Für ein Spiel allerdings, aus dem Jahr 2017, das auch noch mit einem Preis von 30 Euro daherkommt, erwarte ich einfach mehr. Und genau da liegt in meinen Augen der Knackpunkt. Das Spiel, gemessen an dem was es sein will, und zwar ein klassisches Jump&Run, ist nicht wirklich schlecht. Aber schon das erste „Rayman“ hat bewiesen, dass das Jump&Run-Genre durchaus zu mehr in der Lage ist, und dies hat Ubisoft bei den letzten beiden Spielen „Raymal Origins“ und „Rayman Legends“ eindrucksvoll bewiesen. Somit ist dies auch die Messlatte, an der sich das aktuelle Bubsy-Spiel messen muss, was es leider nicht schafft. Für einen Zehner, oder maximal die Hälfte des aktuell angesetzten Preises, wäre das Spiel durchaus eine Empfehlung gerade für Fans klassischer Hüpf- und Rennspiele. Alle anderen sollten vorsichtig sein, denn für den Vollpreis von 30 Euro bekommt man einfach zu wenig Spiel und für ein kurzes Spiel zwischendurch ist der Preis einfach zu hoch.
Copyright aller verwendeten Bilder © 2017 Accolade/Billion Soft / Black Forest Games
Titel: Bubsy: The Woolies strike back
Entwickler: Black Forest Games
Publisher: Accolade/Billione Soft
Genre: Jump&Run/Action/Arcade
Plattform: Playstation 4/PC (Steam)
Spieler: 1 Spieler
Sprache: Deutsch/Englisch
Preis: 30 Euro (Digital)
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