Endlich mal wieder eine Serie, die es in sich hat. Hier ist in jeder Folge Hochspannung und Nervenkitzel garantiert. Meine Freundin und ich haben nur 2 Folgen benötigt, um die Charaktere einzuordnen und mitfiebern zu können. Von vorne bis hinten eine uneingeschränkte Serienempfehlung. Wer sich für Themengebiete rund um Terrorismus interessiert und bereits die Serie Homeland genial findet, der muss hier einfach reinschauen! In Kalifat kommen der Terror und die damit einhergehenden Anschläge direkt nach Europa, genauer gesagt nach Schweden. Ein aufwühlendes Finale nimmt den Zuschauer mit und ob es eine zweite Staffel geben wird, das wird sich zeigen. Es wäre jedoch sehr wünschenswert. Seht euch Kalifat unbedingt an! Hier kommt man nicht mehr so schnell von los!
Kalifat
Die Serie handelt vom Islamischen Staat und wie dieser ein terroristisches Netzwerk in Schweden etabliert. Die Serie wechselt stets zwischen den Handlungsorten Syrien und Schweden.
In der IS-Hauptstadt Raqqa in Syrien lebt Pervin mit ihrem Mann. Gemeinsam haben die beiden ein kleines Baby. Früher lebte das Paar jedoch in Schweden. Sie folgten dem Ruf des Kalifats nach Raqqa. Die harte Wirklichkeit ist alles andere als ein schönes bzw. unbeschwertes Leben. Während ihr Mann dem Dschihadisten-Traum verfolgt und nur langsam aus der Traumblase erwacht, versucht Pervin mit einem versteckten Handy Kontakt nach Schweden aufzubauen. Sie möchte zurück nach Hause. Um Pervin und ihre Familie in Raqqa geht es über die gesamten 8 Folgen der ersten Staffel. Wird es die Familie zurück nach Schweden schaffen? Pervin ihr Mann unterstützt die geheimen terroristischen Planungen, unter anderem auch in Schweden. Dort soll in absehbarer Zeit ein Anschlag stattfinden. Pervin baut Kontakt mit der schwedischen Polizistin Fatima auf.
Ihr Deal:
Schafft es Pervin, den schwedischen Behörden handfeste Informationen über den geplanten Anschlag zu liefern, dann holt sie die Familie zurück nach Schweden.
Interessant in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass Fatima ohne Erlaubnis ihrer Vorgesetzten, quasi im Alleingang, handelt. So erfahren wir nach und nach, wie die schwedische Polizei arbeitet. Wir erfahren als Zuschauer auch, wie das terroristische Netzwerk sich gliedert, bzw. aufgebaut ist in Schweden. Der sogenannte Reisende spielt in der Serie eine zentrale Bedeutung. Er entpuppt sich als sehr freundlich, gebildet und gepflegt. Er hat auch mehrere Identitäten, doch er arbeitet in einer Schule als Aushilfslehrer und hat an einem Anti-Extremismus-Workshop teilgenommen. Die perfekte Tarnung also, um gleichgesinnte Frauen zu rekrutieren. Schüler, die ebenfalls radikalisiert werden, bzw. nach Raqqa fliegen sollen, um dort verheiratet zu werden. Dem Aushilfslehrer Ibrahim stehen für seine terroristischen Pläne zwei gebürtige Schweden zur Verfügung, welche zum Islam konvertiert sind. Über diese beiden Schweden erfährt der Zuschauer in der Serie nicht viel, sie sind einfach da und ihre Beweggründe bleiben unklar. Der Fokus dieser ersten Staffel konzentriert sich also zunächst auf das Geschehen in Syrien (Pervin und ihre Familie) und auf die Polizistin Fatima. Dazu gesellen sich die Schülerinnen Sulle und Kerima. Um diese beiden Mädchen kümmert sich auch der Aushilfslehrer. So beginnt bei den beiden Mädchen langsam ein Radikalisierungsprozess, der nicht nur die beiden Mädchen, sondern auch ihre Familien in große Gefahr bringt. Wie mag es wohl sein, wenn am Küchentisch in Schweden die Tochter plötzlich mit einem Kopftuch erscheint und das Wort „Kuffar“ (Ungläubige) fällt. So entstehen Konflikte, welche durchaus tödliche Konsequenzen mit sich bringen.
Alles zusammen ergibt eine hoch spannende erste Staffel. In jeder Folge stockt dem Zuschauer der Atem. An Spannung ähnlich wie Breaking Bad oder Prison Break. Thematisch ähnlich wie Homeland. Wenn ich einen Kritikpunkt erwähnen möchte, dann ist es dieser: Die Serie wirkt an einigen Stellen schon etwas konstruiert. Das merkt man ihr auch immer wieder mal an. Andererseits macht dies aber auch nicht so viel aus, denn so ist es umso spannender in Szene gesetzt. Die Auflösung letztendlich in den letzten beiden Folgen sitzt tief, denn wer hätte gedacht, dass es so viele Menschen gibt, die durchaus Bescheid wissen und irgendwie im selben Boot sitzen, auf beiden Seiten (die Guten und die Bösen)!? Dieser Twist ist nicht nur beängstigend, sondern vielleicht sogar doch etwas näher an der Realität als wir alle denken …
Die Schauspieler machen ihren Job einwandfrei, hier kann ich mich nicht beschweren. Als Zuschauer fiebert man spätestens nach den ersten beiden Folgen mit Pervin und ihrer Familie mit. Dann beginnt man auch mit Fatima mitzufiebern und dann gesellen sich zum Ende auch noch die beiden Mädchen Sulle und Kerima hinzu. Selbst Ibrahim könnte unser Nachbar sein …
Vielleicht hätte man auch 10 Folgen aus der ersten Staffel machen können, um so die Story und die Charaktere etwas genauer unter die Lupe nehmen zu können. Wie dem auch sei, dadurch wäre vielleicht etwas mehr Luft zum Atmen in der Serie und die Spannung würde etwas entzerrt. Mir hat die Serie mehr als Gefallen und für mich zählt sie definitiv zu den kleinen Highlights in diesem Jahr. Im Vergleich dazu möchte ich sagen, dass die Serie The Witcher mich irgendwie noch nicht so richtig überzeugen konnte …
So sind wie immer die Geschmäcker verschieden, doch wer sich für die erwähnten Themen interessiert (Terrorismus, Islam etc.) und die Serie Homeland genial findet, dem entgeht definitiv ein kleines Highlight, wenn er sich die Serie Kalifat nicht anschaut 😉
Copyright
OT: „Kalifat“
IT: „Caliphate“
Land: Schweden
Jahr: 2020
Regie: Goran Kapetanovic
Drehbuch: Niklas Rockström
Idee: Wilhelm Behrman
Musik: Sophia Ersson
Kamera: Jonas Alarik
Besetzung: Gizem Erdogan, Amed Bozan, Aliette Opheim, Albin Grenholm, Nora Rios, Amanda Sohrabi, Lancelot Ncube, William Legue, Yussra El Abdouni
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