Also Crossed ist so eine Reihe, von der ich nicht wirklich weiß, was ich von ihr halten soll.
Allen voran liegt es in erster Linie an der sehr harten Gewaltdarstellung.
Kann die Story weiterhin den Leser bei der Stange halten, oder dominiert hier in erster Linie pure Grausamkeit, in expliziten Gewaltszenen und weiteren Gräueltaten?
Ich bin erstaunt, ich habe Crossed Nr. 6: Badlands 2 regelrecht verschlungen. Zwei zutiefst spannende Geschichten, die den Leser jeweils anhand eines „Losers“ in die Anfangszeit der Zombie Infektion versetzen.
Diese Ausgabe von Crossed verbindet gekonnt Spannung, Brutalität, Grausamkeit, Ekel und eine logisch nachvollziehbare tiefgründigere Story mit jeweils interessanten Enden.
Crossed Nr. 6: Badlands 2
Klappentext:
Angst vor Clowns? Gut …
Nachdem die Zivilisation über Nacht in die Finsternis gerissen wurde, terrorisieren die mit Kreuzen gezeichneten Infizierten alle Überlebenden, um ihre niederen Gelüste zu befriedigen. Highschool – Feigling Edmund hatte es nie leicht – doch jetzt machen auch noch die von der Seuche in blutrünstige, barbarische Killer verwandelten Mitglieder eines Zirkus Jagd auf ihn! Und auch ein paar College – Kids, die eigentlich das komplette Gegenteil von Edmund sind, müssen in dieser gnadenlosen Welt plötzlich ums nackte Überleben kämpfen …
Comicsforge.com schreibt:
„… das Eintrittsgeld wert, wenn man einen starken Magen hat und Blut, Eingeweide und großartiges Storytelling schätzt!“
Damit ist eigentlich bereits alles gesagt, das trifft voll und ganz auf beide Geschichten dieses Bandes zu.
Crossed Nr. 6: Badlands 2 enthält zwei in sich abgeschlossene Geschichte, die unabhängig der Serie gelesen werden können.
„Yellow Belly“, die erste Geschichte, ist erneut von David Lapham geschrieben und gezeichnet von
Jacen Burrows.
Die zweite Geschichte „The golden Road“ schrieb David Hine und zeichneten Eduardo Vienna und Georges Duarte, zwei brasilianische Comic – Talente, die mit diesem Crossed Album ihr Debüt auf dem US-amerikanischen Markt abliefern.
Yellow Belly:
Edmund Wickenthorpe (Spitzname Pieselschweif) ist ein Highschool – „Loser“.
Während die coolen Kids auf den Abschlussball gehen, fährt Edmund mit Vater und Bruder in den angesagten Zirkus in der Nachbarstadt. Im Zirkus ist so einiges los, attraktive Frauen und interessante Vorführungen der Artisten Wissen zu gefallen, bis das Chaos ausbricht. Mit Mühe und Not überlebt Edmund das Chaos. Er musste mit ansehen, wie seine Familie umgebracht wurde. Edmund verbündet sich mit seinen Highschool Kameraden und einer Rockerbande. Gemeinsam versuchen sie dem Ursprung des Chaos, welches vom Zirkus auszugehen scheint, auf den Grund zu gehen. Doch sie müssen feststellen, dass die Infizierten sich schon ausgebreitet haben und die umliegenden Städte und Dörfer angreifen. Zwischen pubertären Wünschen und der Verantwortung des Überlebens zerbricht die Welt von Edmund. Bisher war Edmund Wickenthorpe ein „Loser“, doch kann er in dieser neuen Welt beweisen, dass er das Zeug zum Überleben hat?
Spannend, spannend, spannend …
Ich habe diese Geschichte verschlungen und das Ende hat mich wirklich überrascht. Es ist eines dieser Enden, mit denen man als Leser einfach nicht rechnet. Eine sehr gelungene Geschichte, die sich in erster Linie um die Entwicklung des Jungen Edward dreht. Heißt es nicht: Einmal ein „Loser“, immer ein „Loser“?
Hier ein paar kurze Wörter in Bezug auf die Gewalt bzw. dass, was die Geschichte unangenehm machen könnte:
Blut, Gedärme, Sex in verschiedenen Variationen!!!, Sex und Tod!!! …
Zu den vorherigen Bänden hält sich diese Geschichte jedoch noch etwas zurück.
Der Fokus liegt hier meinem Empfinden nach klar auf der Charakterentwicklung von Edmund.
Zeichnerisch ist wie bisher auch alles in bester Ordnung. Gerade die Zirkusartisten und Clowns Wissen zu gefallen. Charaktere, Vorder – und Hintergrund sind stets einfach gehalten. Gut gefällt mir, dass man alles direkt auf den ersten Blick erkennt, ohne nochmals genauer hinzuschauen. Die Farbgebung ist wie bisher auch kräftig und nicht zu dunkel.
Die Zeichnungen in „Yellow Belly“ kommen etwas räudiger rüber, was bedingt durch den Motorradklub (wild, ungestüm, Rocker) ja auch ganz sinnig erscheint.
Wer jetzt glaubt, die erste Geschichte sei nicht mehr zu toppen, der irrt sich!
The golden Road:
Diese Geschichte ist noch spannender als „Yellow Belly“ und weitaus intensiver in Bezug auf die Rolle des „Losers“.
Wieder habe ich diese Geschichte regelrecht verschlungen, vor Spannung kaum auszuhalten. Die Brutalität nimmt zu, der Ekelfaktor ebenfalls. Die Intensität der Geschichte, bedingt durch ein ausgeklügeltes Charakterdesign, ist hier enorm. Auch hier gibt es wieder ein Ende, welches ich so nicht habe kommen sehen. Es hat mich sehr überrascht und auch hier steht wieder die Frage:
Einmal ein „Loser“ immer ein „Loser“?
In dieser zweiten Geschichte wird des Öfteren Edgar Allen Poe zitiert.
Wer „Die Maske des roten Todes“ kennt, wird sicherlich an den Anspielungen seine Freude haben.
Tabitha, ihr Freund Clooney und ein paar weitere auserwählte, haben sich unter fünftausend Bewerben zu einem Seminar Workshop bei Welles zu Hause im sogenannten Samarkand (abgeschieden durch eine Brücke) in Stableford, durchsetzen können.
Welles ist ein umstrittener Buchautor, der sein Wissen und seine Macht an seine Auserwählten weitergeben möchte, bzw. diese für seine Projekte nutzen mag. Jeder seiner Gäste hat ein vorgefertigtes Manuskript (beruhend auf den Bewerbungen der Teilnehmer) mit einer zu spielenden Rolle von Walles bekommen. Diese Rolle gilt es nun, die ganze Zeit über beizubehalten bzw. zu spielen.
Geschickt spielt Walles mit seinen Gästen und deren Ängsten. Nicht nur die Ängste und Sorgen, auch die Vergangenheit eines jeden Einzelnen spiegelt sich in der Rolle wieder.
So kommt es zu verschiedenen unangenehmen Situationen.
Währenddessen hält in Stableford ein Zug mit den Infizierten.
Parallel zu der Story um Walles und seine Gäste bekommt der Leser anhand von Lorna (einer Polizistin), die Ankunft der Infizierten in Stableford mit. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Infizierten Samarkand erreichen.
Auch hier ein paar kurze Wörter in Bezug auf die Gewalt bzw. dass, was die Geschichte unangenehm machen könnte:
Blut, Sex in verschiedenen Stellungen, Gedärme, Kot, Hund, Schwein, Gliedmaßen, zerschredderte, abgehackte …
Der Anteil an sexuellen Inhalten bzw. der allgemeinen Gewaltdarstellung in dieser Geschichte ist wesentlich höher, durchaus expliziter und auch aufgrund der Story wesentlich intensiver als in „Yellow Belly“. Ein Schwein zu schlachten, um zu demonstrieren, was es mit der tierischen Nahrung die wir zu uns nehmen auf sich hat, wirkt in dieser Geschichte doch recht grausam bzw. auch verstörend …
Dennoch, auch wenn diese Geschichte äußerst brutal erscheint, hat sie einen tiefgründigeren Charakter.
Auch zeichnerisch geht hier alles in Ordnung. Die Zeichnungen gefallen mir persönlich ein wenig besser als die von „Yellow Belly“ Sie wirken etwas heller, klarer, und irgendwie homogener.
Auch hier ist die Farbgebung in kräftigen Tönen hell gehalten.
Wow, also wenn das so weitergeht, bleibe ich definitiv am Ball.
Immer mehr ist zu beobachten, dass die Crossed Reihe auch Tiefgang mit sich bringt und aufbauend auf diese Tiefgründigkeit entwickelt sich ein Horrorszenario. Die Infizierten und ihre niederen Gelüste, die Brutalität sind entsprechend Teil der Geschichten. Sehr gut gefällt mir dabei, wenn die Brutalität und die Gewalt sich um die Story aufbauen und nicht andersrum. So schaffen es die Autoren, den Horror an Intensität um einiges zu erhöhen.
Inwiefern der Leser jedoch die explizite Gewaltdarstellung braucht, (und auch die vulgären Ausdrücke bzw. sexuellen Inhalte) um glücklich mit diesen Bänden zu werden, sei mal infrage gestellt, nicht zu Unrecht scheint die Crossed Reihe ja aktuell die“härteste“ Comic Reihe auf dem Markt zu sein. Dementsprechend ist diese Reihe aber wirklich nur an volljährige Bürger zu verkaufen!
Für jeden Hartgesottenen eine klare Kaufempfehlung meinerseits.
Crossed ist in jedem gut sortierten Comicgeschäft erhältlich als:
- – Softcover Ausgabe
- – Limitierte (222) Hardcover Ausgabe
- – Limitierte Splatter Variant (66) Hardcover Ausgabe
Review: Crossed 1
Review: Crossed 4
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