Whoa! Comics Nr. 5 [ Plem Plem Productions, November 2015]

Dominik_AVADie fünfte Whoa! Comics Ausgabe kommt mit einem frischen neuen Design und verschiedenen befreundeten Gastzeichnern daher, welche eine bunte Wundertüte an Comicgeschichten präsentieren.
Was bereits mit der vierten Ausgabe von Whoa! Comics angefangen hat, wird nun im aktuellen Heft konsequent fortgeführt, quasi aus der Not heraus eine Tugend machen.
Zwischen den Ausgaben drei und vier sind mitunter über drei Jahre an Zeit verstrichen, das neue Konzept verspricht Kontinuität und frischen Wind.
Die sechste Ausgabe steht bereits schon in den Startlöchern.
Für dieses Review freue ich mich, Mueli77 in Form einer zweiten Meinung mit an Bord zu haben.

Whoa! Comics #5Whoa! Comics #5

Auf 28 Seiten werden dem Leser vier völlig unterschiedliche Geschichten präsentiert. Inhaltlich wie zeichnerisch unterscheiden sich die Geschichten sehr voneinander.
Die letzte Seite dieses Heftes stellt die Comiczeichner der einzelnen Geschichten kurz vor. Das gefällt mir übrigens sehr gut, der Leser hat so die Möglichkeit, weitere Informationen über die Künstler zu bekommen.

Auf nur sieben Seiten erzählt die erste Geschichte von Til Felix in nicht ganz reinen schwarz-weiß Zeichnungen (interessante Schattierungen, interessanter Look) über die Abenteuer von Marian Fliegenreiter in der Welt der Insekten. Diese wird übrigens in Whoa! Comics sechs fortgeführt werden. Prinz Marian wird zu dem Hof seines Vaters,
dem Bienenkönig gerufen. Auf dem Weg dorthin hilft er einem armen Lausfarmer. Marian wird von Soldaten gefangen genommen, er ist in einen Hinterhalt geraten. Mit aller Kraft kann er sich aber letztendlich wieder befreien. Was ihm zu denken gibt, ist, dass die Soldaten wie auch der Lausfarmer im Grunde genommen kein einfaches Leben haben und der Bienenkönig scheinbar nicht die Unterstützung bietet, die benötigt wird.
In der nächsten Geschichte bin ich gespannt, wie Marian sich mit dem Bienenkönig über dieses Thema unterhalten wird.
Die Zeichnungen gefallen mir merkwürdigerweise recht gut, sie erinnern mich irgendwie an eine Art Wasteland Stimmung in der Insektenwelt. Das passt zu der Geschichte auf nur sieben Seiten.
Ein recht gelungener Einstieg.

Insektenwelt

Die zweite Geschichte ist im Gegensatz dazu, völlig in Farbe gesetzt. Auf nur fünf Seiten präsentiert uns Sunny Ray eine „Fette Sau“, die es von der Geburt bis zum „Bundespräsidentin Schwein“ schafft.
Anstelle eines normalen Baby, ist halt eine Sau zur Welt gekommen. Eine Sau, die normal wie ein gewöhnliches Kind heranwächst, die Schule besucht, die Pubertät durchlebt und letztendlich nicht so aussieht, wie es von den Klassenkameraden gewünscht wäre.
Kurzweilig, etwas schräg und dennoch recht interessant ist die Geschichte.
Die Zeichnungen sind wie die Story, etwas schräg. Das macht jedoch nichts, weil es irgendwie einfach „sauig“ ist.

Die dritte Geschichte beginnt auf einer Seite mit einem streng geheimen Text.
Als ich das gelesen habe, wusste ich nicht, was mich erwarten wird. Es hat mich jedoch definitiv neugierig gemacht, was sich auf der darauffolgenden Seite befindet.
Als ich die Zeichnungen gesehen habe, da wusste ich sofort, dass diese Geschichte ein Highlight dieser Ausgabe ist.
Die Zeichnungen wirken deutlich reifer und versprühen erneut eine Wasteland bzw. Endzeitstimmung. Das ist schon cool gemacht, das Flair ist ähnlich wie bei der Geschichte von Marian dem Fliegenreiter.
Die Story gefällt mir auf Anhieb sehr gut. Um von der Gesellschaft der Wanderer freigestellt zu werden, müssen 101 Aufträge erfüllt sein. Herzlich willkommen im Sumpf der Aufträge …
Der erste Auftrag führt den jungen Jakob (wie viele andere junge Leute auch) dazu, nach einem verloren gegangenen Flugschreiber zu suchen. Schafft Jakob es vor allen anderen Beteiligten diesen Auftrag zu erledigen?
Eine coole Geschichte, die mir auf Anhieb wirklich gut gefallen hat.

R.A.I.D.R.

Die letzte Geschichte dreht sich um interessante Dresscodes von Superhelden.
Darf man als Superheld enge Kleidung oder einen Hoodie tragen?
Als dann noch ein Notruf reinkommt, so zeigt der kleine Schützling Bestleistung und rettet ein kleines Mädchen aus einem Haus, in dem es brennt.
Letztendlich ist es doch ein cooler Job, ein Superheld zu sein.

Die Geschichten haben mir allesamt gut gefallen, für mich jedoch wirklich herausragend sind die beiden Wasteland Storys.
Wenn dieses Niveau weiter gehalten werden kann (bzw. ausbaufähig ist), und eine regelmäßige Erscheinungsweise die Zukunft dieser Anthologie Reihe sein wird, dann steht Whoa! Comics nichts mehr im Wege.
Beinahe jeder Comicfan kennt die Horrorschocker Hefte aus dem Weissblech Verlag. Mit diesen Heften macht der Leser ja im Grunde für 3.90 Euro nie einen Fehlkauf.

Es wäre cool, wenn in absehbarer Zeit sich Whoa! Comics ebenso etabliert

Minion – Der Dresscode

Zweitmeinung Mueli77:

Eigentlich enthält WHOA Comics #5 ja 5 Geschichten. Denn am Ende gibt es noch einen Einseiter von Ian M, der mir persönlich allerdings nicht so recht zusagt. Was die anderen vier Storys betrifft, dazu möchte ich mich jetzt kurz äußern:

Insektenwelt von Till Felix
Till Felix ist durch seine Arbeiten bei Alligator Farm und Weissblech Comics schon eine angesagte Größe im deutschen Comicbusiness. Mit ihm haben die Jungs von PlemPlem einen ganz guten Griff gemacht und zumindest vom Namen und Bekanntheitsgrad her ist er wohl „die größte Nummer“ in dieser Ausgabe. „Insektenwelt“ ist eine recht interessante Idee mit gelungenen Zeichnungen. Der etwas skizzenhafte Stil passt zu der durchaus ein wenig verqueren, manchmal auch etwas „unausgereiften“ Geschichte. Hier ist definitiv noch Potenzial nach oben vorhanden, hat aber jetzt schon sehr gute Ansätze. Ich bin gespannt, wie sich die Fortsetzung in Ausgabe 6 entwickelt.

Fette Sau von Sunny-Ray
Sunny-Ray ist mir schon als Blogkollege ein Begriff und er hat auch hier auf meinem Blog (als SunnyXRay) bereits ein paar Kommentare hinterlassen. Umso erfreuter bin ich natürlich, dass er es mit einem eigenen Beitrag in WHOA Comics geschafft hat. Seine Story ist saumäßig unterhaltsam, hat aber noch ein paar Schwächen, was den Humor betrifft. Die Zeichnungen sind dafür sehr gelungen und machen Freude auf mehr. Ich hoffe, ihn auch in zukünftigen WHOA Comics wiederzusehen.

Fette Sau

R.A.I.D.R. von Hannes Radke
Auch Hannes Radke ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn man sich ei klein wenig mit der blühenden deutschen Comicszene auseinandersetzt. Als Teil von NiGuNeGu an der Seite von Oliver Mielke hat er ein komplett neues Genre aus der Taufe gehoben, die „Bromantic Comedy“. Mit RAIDR geht er etwas konventionellere Wege. Das Endzeitszenario, welches ein gewisse Ähnlichkeit mit verschiedenen Manga und Anime hat, sowie Einflüsse von „Dune“ vorzuweisen hat, weiß von beginn an zu überzeugen. Insgesamt wirkt dieser Beitrag in seiner gesamten Aufmachung und Gestaltung auf mich noch am professionellsten, wenngleich es auch hier noch Steigerungsmöglichkeiten gibt.

Minion – Der Dresscode von Polly
Hier wird eine recht witzige Idee dargebracht um den Dresscode eines Superhelden. Wer hat sich nicht schon so manch einmal darüber nachgedacht, wie sich die Superhelden ihre Klamotten auswählen. Selbst Hoodies sind seit Ben Reilly oder The Hood nichts außergewöhnliches und auch bei Plem Plem tritt The Changer mit einem Hoodie auf. Doch Autor und zeichner Polly geht noch ein Stück weiter und bastelt eine Geschichte um Mut, Cleverness und Freundschaft darum, und untermalt sie mit schönen Bildern, die aber durchaus noch ausbaufähig sind, auch wenn der Stil an sich schon sehr gut passt.

The Ribbon

The Ribbon von Ian M.
Wie bereits erwähnt, kann mich die letzte Story nicht vollends überzeugen. Dies liegt aber nicht etwa an den Zeichnungen, oder daran, dass die Geschichte komplett ohne Text auskommt, was manchmal dennoch außergewöhnliche Storys hervorbringt, sondern eher daran, dass der Humor mich nicht wirklich packt. Der optische Stil erinnert ein wenig an den Comicklassiker „Watchmen“, der eine ähnliche Panelaufteilung verwendet. Doch von dessen Qualität ist The Ribbon meilenweit entfernt. Sowohl inhaltlich als auch vom Artwork. Dennoch hat Ian M. Einen Stil, der mir persönlich irgendwie bekannt vorkommt. Aber vielleicht wäre Ian M’s The Cave auch ganz gut geeignet für eine Veröffentlichung in WHOA Comics. Aber das nur eine Idee am Rande.

Insgesamt ist das „Neue“ WHOA Comics eine interessante Mischung und erinnert ein klein wenig an Anthologieserien wie U-Comix. Für mich kann es gerne so weitergehen.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2015 PlemPlem Productions

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2 Kommentare zu “Whoa! Comics Nr. 5 [ Plem Plem Productions, November 2015]

  1. Nach all den Monaten ist das etwas merkwürdig (Verzeiht mir, ich war „verhindert“), aber ich wollte mich dennoch für die netten Worte zu meinem „kreativen Erguss“ bedanken. ;D

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