Alle Jahre wieder könnte man zu dem heutigen Thema durchaus ganz locker sagen. Denn mit großer Regelmäßigkeit wird das Yps-Magazin, die Comic-Anthologie, plus Infos und nicht zu vergessen dem Gimmick, der Beilage, die das Heft berühmt gemacht hat, wiederbelebt. Als ursprünglich wöchentlich erscheinendes Jugendmagazin mit Extra und Comics, etablierte sich das Heft aus dem Gruner+Jahr Verlag schnell neben dem damaligen Platzhirsch, dem „Micky Maus“-Magazin. Nach der Übernahme durch den Egmont Ehapa Verlag im Mai 1999 hat Egmont diese Kultserie bereits zweimal reaktiviert, oder auch aus der Versenkung geholt. Nun steht der dritte Relaunch an, bzw. hat am 31. August 2022 stattgefunden und so werden sich sicher viele Fans von damals fragen, ob sich das lohnt und welche Veränderungen die ehemalige Kultreihe diesmal durchmachen musste, um auf die potentielle Leserschaft losgelassen zu werden.

Bevor ich jedoch diese Frage beantworte, möchte ich noch ein wenig in der Vergangenheit wühlen und auch mit weiteren Infos versorgen. Wer das nicht möchte, kann auch gerne gleich zum Absatz „YPS heute“ weiterscrollen.
Im Jahr 1975 startete der Gruner+Jahr Verlag den Versuch ein weiteres Kinder- & Jugendmagazin auf dem Markt zu etablieren. „Micky Maus“ vom Stuttgarter Ehapa Verlag, seit immerhin 1951 auf dem Markt, oder auch „Zack“ aus dem Koralle Verlag in Hamburg (der übrigens ein Tochterunternehmen des Axel Springer Verlags war), stellten dabei wohl die größten Herausforderer dar. Nachdem bereits Rolf Kauka Anfang der 70er Jahre mit einem Extra seine Serie „Primo“ (zuvor „Prima“) aufzuwerten versuchte, dachte man sich bei Gruner+Jahr, dass dieses „Gimmick“ genau das Extra sein könnte, um sich von den anderen Veröffentlichungen abzuheben. Also startete man im Mai 1975 eine fünf Ausgaben umfassende Testreihe, die einen Monat lang lief, bevor die Serie dann im Oktober 1975 mit Nummer 1 startete.

Die Idee
Von Anfang an war das im Mai erprobte Konzept mit dem Gimmick, sowie mehreren Comics, von denen einige Lizenzveröffentlichungen in Fortsetzung waren, das Grundgerüst für den durchaus lang anhaltenden Erfolg des Heftes. Das Konzept ging so gut auf, dass man auch bei Micky Maus begann das Heft durch zusätzliche Extras ergänzte. Zwar gab es bereits in den 50/60er Jahren kleinere Extras bei Micky Maus, jedoch beschränkten sich diese Sammelbildreihen oder Comicstreifen, die richtig gefaltet ein Mini-Comimcheft ergaben. Das einzige wirklich als Gimmick zu bezeichnende Extra war eine gelbe „Sonnenblende“, die erstmals Mitte 1958 und dann in den Folgejahren, meist in der Farbe Rot, hin und wieder auch mal Blau oder wieder Gelb, nachgedruckt und dem Heft beigelegt wurde. In den späten 70er und ab den 80er Jahren waren es dann vorwiegend Bastelsachen/Bastelbögen, die das Magazin ergänzten.
Die Anfänge
Einzig bei Yps waren es von Beginn an Gimmicks, die „Besonders“ waren. Seien es die allseits bekannten Urzeitkrebse, die auch heute noch das Synonym für „Gimmick“ sind, der Solarzeppelin, die viereckige Eiermaschine, usw.. Durch diese aufwändigen Extras hob sich Yps schnell von anderen Veröffentlichungen ab und erlangte schnell Kultstatus. Einige der Gimmicks waren so beliebt, dass sie fast schon regelmäßig wiederveröffentlicht wurden. Zwra gab es auch bei Yps hin und wieder „einfachere“ Gimmicks in Form von Bastelbögen, wie zum Beispiel der Saturn V-Rakete, einem kompletten Westernstadt, Oldtimern, Flugzeugen und Zügen, aber der eigentliche Star waren eben diese Gimmicks, die es bis dahin bei keiner anderen Veröffentlichung gab. Auch in den schweren 90er Jahren, als der Markt der Kinder- und Jugendmagazine mit weiteren Veröffentlichungen „überschwemmt“ wurde, konnte sich Yps lange behaupten. Beim Wechsel von Gruner+Jahr zum Egmont Ehapa Verlag im Mai 1999 zählte die Serie bereits über 1200 Ausgaben.

Das Ende und der erste Relaunch
Aber der Verlagswechsel ging nicht spurlos an der einstigen Erfolgsserie vorbei. Grund hierfür waren auch Enstcheidungen wie das Einstellen oder Beenden von Comicserien wie „Pif & Herkules“. „Yinnie & Yan“ oder „Gespenster GmbH“ und der damit verbundene Umstieg auf Lizenzcomics wie „Dennis The Menace“ oder „Garfield“, was bei einem Großteil der Leserschaft nicht gut aufgenommen wurde. Und so kam es, dass Yps im Oktober 2000 mit der Ausgabe 1253 eingestellt wurde. Die Einstellung dieser Kultserie zog viele Medienbereichte nach sich und viele trauernde Fans. Nur knapp fünf Jahre später startete der erste Relaunch mit einer Startauflage von 150.000 Exemplaren. Die damalige Zielgruppe waren bereits nicht mehr Kinder und Jugendliche, sondern die Fans des früheren Magazins, also die Altersgruppe der 23- bis 32-jährigen. Allerdings war der Erfolg eher geringfügig, weshalb nach vier Ausgaben im Mai 2006 mit der Nummer 1257 bereits wieder Schluss war.
Der zweite Relaunch
Doch bei Egmont hielt man an der Idee und dem Potenzial von Yps fest, was im Oktober 2012 dazu führte, Yps als Lifestyle-Magazin für Erwachsene im erweiterten Umfang von 100 Seiten mit Hochglanzpapier und im Format von 28,5 x 23 cm wiederzubeleben. Damit dem Erfolg auch hier nichts im Weg stand, konzentrierte man sich auf die früheren Erfolgsformeln. Das Gimmich und die allseits bekannten Comics. Und so wurden vorrangig viele Originalcomics nachgedruckt und das ganze mit neuen Comics ergänzt. Zudem gab es viele Infos zu Yps, redaktionelle Beiträge über verschiedene Themen von den 60er bis ins neue Jahrtausend, verrückte Erfindungen und vieles mehr. Der zweite Relaunch kann dabei durchaus als Erfolg angesehen werden. Immerhin lief diese von Oktober 2012 mit der Nummer 1258 (einen Artikel zu dieser Ausgabe könnt ihr hier auf dem Blog unter folgendem Link nachlesen) bis zur Ausgabe 1282 vom Mai 2017, die gleichzeitig die Jubiläumsausgabe „5 Jahre Yps für Erwachsene“ war. Und dies führt uns zu dem Punkt, an dem wir heute stehen …

Ja, Yps ist wieder da und erneut setzt Egmont auf das großformatige Hochglanzformat mit 100 Seiten Umfang. Grundsätzlich ähnelt dieser Relaunch dem aus dem Jahr 2012, nur mit der Änderung, dass diesmal bewusst das Augenmerk auf die 70er & 80er Jahre gelegt wurde und somit die 35- bis 50-jährigen als Zielgruppe anvisiert wurden. Neben dem Gimmick, der allseits bekannte und beliebte Solarzeppelin, gibt es wieder eine gelungene Mischung aus Original und neuen Comics, wobei man sich auf die Stärken von Yps bezieht. Neben Originalcomics wie dem Comic zum Gimmick mit „Yps, Kaspar, Patsch & Willy“, sowie „Yinnie & Yan“ gibt es auch neue Produktionen von „Pif & Herkules“ und Erstveröffentlichungen von „Prinz Eisenherz.

Mal ehrlich!?
Die Frage ist nun, wen will Egmont mit dem wiederholten Neustart eigentlich ansprechen? Sicher ist die Zielgruppe erneut diejenige, die Yps damals als Kind gelesen und gesammelt haben, also jene die nun jenseits der 40 sind, mich also eingeschlossen, und älter. Aber schafft es die Mischung aus Retro/Nostalgie, Comics, Infos und Lifestyle-Magazin? Genau das will ich herausfinden und habe mich dem Inhalt gewidmet. Das Gimmick selbst wird in einem anderem Format auf Herz und Nieren geprüft, da sich ein Blogeintrag hier nur sehr schwer macht, um sämtliche Eindrücke passend wiederzugeben.

Das Format/die Qualität
Das Heft kommt in dem schon vom letzten Relaunch gewohnten Hochglanz-Magazinformat mit 100 Seiten daher. Im Grunde wirkt das auch schon sehr wertig, da man ab einem gewissen Alter schon auf ein gewisses Preis/Leistungsverhältnis achtet. Ich mein, ich kann unmöglich der Einzige sein, der für sein Geld eine gewisse Wertigkeit erwartet, wenn er sich etwas kauft, oder?
Egal!
Wie bereits erwähnt ist das Format ähnlich/gleich dem Relaunch von 2012, wobei die ersten Hefte des damaligen Relaunchs noch etwas kleiner, aber dafür breiter waren, was sich jedoch im Verlauf änderte. Mit seinen aktuell 29,7×22,6 Zentimetern reiht es sich daher nahtlos in die Masse der üblichen Hochglanz-Lifestylemagazine ein. Mit aktuell 7,99 Euro liegt der Verkaufspreis nur 1 Euro über dem letzten Yps Heft, Nummer 1282, aus dem Jahr 2017, was aber dank gestiegener Kosten überall durchaus zu verschmerzen ist. Auch hier gibt es daher kaum Unterschiede zu anderen Anbietern ähnlicher Magazine, wobei sich Yps inhaltlich eigentlich kaum vergleichen lässt, aber dazu später mehr.
Was mich im Rahmen der Recherche und Informationssamlung zu diesem Artikel aber am meisten überrascht hat war, dass es schon jetzt Scalper auf Ebay gibt, die dieses verlagsfrische Heft für 20 Euro und mehr anpreisen, und es offenbar sogar Käufer dafür gibt, obwohl das Heft ganz regulär im Handel erhältlich ist. Und ganz fiese Anbieter kommen sogar auf den Trichter mit „Erlös für einen guten Zweck“ zu werben, was schon sehr dreist ist, wenn der „gute Zweck“ die Zitat: „Abenteuerkasse meiner Jungs, diese möchten gern einmal in den Movie Park“ ist und dann die Ausgabe noch mit „Limited Edition“, „Sammlerausgabe“, „Sonderausgabe“ und ähnlichem auf selten getrimmt wird. Das ist einfach nur Abzocke und Betrug, aber sowas scheint heutzutage normal zu sein.
Liebe Redakteuere von Egmont, wie wäre es denn, im Zuge der Nostalgie und Heute-Vergleiche, mal so ein Verhalten offenzulegen? Aber wie bereits gesagt, ist mir dies nur im Rahmen meiner Recherche aufgefallen und echt sauer aufgestossen und hat mit der Qualität dieses Heftes rein gar nichts zu tun, der wir uns jetzt widmen wollen.

Der Inhalt – Teil 1: Die Comics
Was erwartet man als früherer Leser von einem Yps, welches in die „Heutezeit“ transformiert wurde? Wenn ich von mir ausgehen zum einen natürlich die Comics, am liebsten ein paar Klassiker, für das Nostalgie-Feeling, aber auch neue Geschichten, weil nur altes eben auch langweilig ist. Das ist Egmont hier leider nur äßig geglückt. Zwar gibt es zwei Comics die als „Neu“ klassifiziert sind, effektiv ist aber nur einer davon wirklich als Neu anzusehen. Während es bei „Yps, Kaspar, Patsch & Willi“ klar ein Klassiker ist und auch „Yinnie & Yan“ als Klassiker daherkommen, werden „if & Herkules“ als „Neu“ bezeichnet, was hier auch passt, aber bei Hal Fosters „Prinz Eisenherz“ alias „Prince Valiant“ handelt es sich um die Seiten 1981-1999 aus dem Jahre 1975, genauer gesagt der als „The Pirate Raid“ genannte Story-Arc, der ursprünglich vom 26. Januar bis 1. Juni 1975 veröffentlicht wurde. Von „Neu“ kann man hier schon aufgrund der vielen „Komplettveröffentlichungen“ anderer Verlage sicher nicht sprechen. Da wäre es, wenn man schon auf Prinz Eisenherz zurückgreift, besser gewesen auf das neue Material von Mark Schultz und Thomas Yates zurückzugreifen.

Der Inhalt – Teil 2: Die Beiträge
Neben den Comics gibt es natürlich eine ganze Menge an redaktionellen Beiträgen, rund um die 70er und 80er Jahre. Für jemand, der „erst“ 1977 geboren wurde sind die 70er zwar ein Jahrzehnt, was ich nur minimal und eher nachträglich durch meine Eltern miterlebt habe, dafür aber trotz DDR ein ganzes 80er, okay und eigentlich auch 90er-Kind.
Natürlich darf in einem solchen Rückblick eine Übersicht der TV-Serien und auch die damals sehr beliebten Weihnachtsmehrteiler nicht fehlen. Kaum ein Kind der 80er kam an Klassikern wie „Anna“, „Timm Thaler“ oder „Silas“ und „Jack Hohlborn“ vorbei. Genausowenig wie die Serienklassiker im Vorabendprogramm „Ein Colt für alle Fälle“ mit dem Traum aller pubertierenden Jungen Heather Thomas, oder Knuddelalien „Alf“. Den Nachmittag beherrschte „Captain Future“ und „Der rosarote Panther“ während der Abend von Shows wie „Am laufenden Band“ oder Serien wie „Shogun“ und „Magnum“ regiert wurde. Nicht zu vergessen die beiden unangefochtenen TV-Helden der 70er und 80er Jahre, das wohl beste Schauspielerduo schlechthin: Bud Spencer und Terence Hill. Auch ihnen wurde ein doppelseitiger Artikel spendiert. Die zu den beiden Jahrzehnten passende Musik, Mode, Spielzeug, Sammelobjekte und vieles mehr dürfen ebenfalls nicht fehlen, wie kleinere Auflistungen von politischen, weltgeschichtlichen und popkulturellen Ereignissen.
Insgesamt ist das Heft gut durchdacht, toll recherchiert und sehr liebevoll aufgemacht. Als Kind dieser Zeit rufen nicht nur die Worte gezielte Erinnerungen wach, auch die Bilder so mancher Produkte die heute nicht mehr existieren treffen bestimmte Nervenzellen mit einer emotionalen Wucht, die einerseits melancholisch ist und andererseits auch sehr schöne Gefühle hervorruft. Man merkt dem Heft deutlich an, dass die Macher dieser Ausgabe selbst große Freude daran hatten, diese Fakten und Infos zusammenzutragen.

Aber lohnt es sich jetzt dieses Heft und mögliche Nachfolger zu kaufen? Nun, dass ist sehr schwierig zu beantworten, weil dieses Heft vorrangig mit den Emotionen der Leser spielt und Emotionen sich nicht wirklich rational begründen lassen. Seid ihr ein Kind dieser Zeit und fühlt euch damit verbunden, dann auf jeden Fall. Seid ihr jünger und interessieren euch diese beiden Jahrzehnte und ihr wollt wissen was eure Eltern damals so „Cool“ fanden, dann könnt ihr gerne auch einen Blick riskieren, seid euch aber gewahr, dass eure Kinder später genauso verstört auf eure Jugend blicken könnten, wie ihr hierin auf jene eurer Eltern. Jedenfalls gibt es für 7,99 Euro eine ganze Menge Nostalgie, Infos, gute Laune/Erinnerungen und natürlich ein tolles Gimmick.
Das wollte ich übrigens extra für diesen Artikel auch ausprobieren, weshalb es auch so lange gedauert hat, aber leider hat das Wetter nicht mehr mitgespielt, sodass ich euch leider keine tollen Fotos und Erfahrungen präsentieren kann. Daher gibt es diesen Artikel jetzt ohne Gimmick-Erfahrung.

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