Guten Appetit, Mr. Kill [Plem Plem Productions, Januar 2016]

Beim letzten Mal hieß es noch „Gestatten, Mr Kill“ als sich der freundliche Auftragskiller standesgemäß vorstellte und eigentlich sollte es bei dieser einen Ausgabe bleiben. Zumindest wenn man dem Nachwort eben jener Ausgabe Glauben schenken sollte. Doch nicht nur ich hatte damals bereits das Gefühl, William Lysander Kill nicht das letzte Mal gesehen zu haben. Daher war es für mich keine wirklich Überraschung, als ich von einer weiteren Ausgabe erfuhr, und damit das auch nicht wirklich im Dissens mit dem ersten Heft steht, wurde Ausgabe zwei einfach mit „2 Shots“ nummeriert, was nicht nur ideal zu Mr. Kill passt, sondern auch zum „1 Shot“ auf Heft Nummer 1. Doch bevor ich mich jetzt bereits zu sehr in Details verliere, möchte ich mich dem eigentlichen Grund für diesen Artikel widmen…

Guten Appetit, Mr. Kill (Mr. Kill Nr. 2)

In drei Geschichten darf man als Leser erneut Mr. Kill bei seinen Aufträgen über die Schulter sehen …

Richtig gentlemanlike und dennoch auf sein Ziel bedacht, zeigt sich Mr. Kill in der ersten Geschichte. Er macht nicht nur einer Dame ganz gekonnt und dennoch dezent den Hof, sondern erledigt so ganz nebenbei auch noch einen Mafiaboss samt Schergen und das ohne dabei ins Schwitzen zu kommen.
Damit das Ganze dann auch richtig gut aussieht, wurde für diese Geschichte Boris Mihajlovic verpflichtet, den einige vielleicht bereits als Zeichner der „Wahren Helden“ kennen, die ich bereits vor nunmehr fast 6 Jahren hier auf dem Blog vorgestellt hatte. Inzwischen hat sich Boris unglaublich weiterentwickelt und ist seinem Stil dennoch treu geblieben. Seine Zeichnungen überzeugen mich vom ersten Panel an und weisen einen sehr hohen Detailgrad und sanfte farben auf. Mit überzeugender Mimik und Gestik schafft er es den Figuren Leben einzuhauchen, sodass man fast schon glaubt, direkt danebenzustehen, während Mr. Kill, ganz souverän, seinen Auftrag ausführt.

Schon in „Gestatten, Mr. Kill“ war Elbe Billy mit einem Beitrag vertreten, und auch dieses Mal, darf er für Mr. Kill ein neues Abenteuer bebildern. Komplett in Farbe und im Stile einer Mischung aus Crime-Thriller und Roadmovie, verschlagt es Mr. Kill in eines der typisch amerikanischen Motels, wie sie auf den langen Highways überall zu finden sind. Dort gerät in einen Streit zwischen einer Dame und dessen gewalttätigen Begleiter. Doch Mr. Kill findet dessen verhalten alles andere als angemessen, kann aber, ohne einen Auftrag, nichts unternehmen. Oder vielleicht doch …?
Mit dieser Geschichte war Elbe Billy bereits zum dritten Mal für Plem Plem Productions tätig, wobei „Into the Mirror“ sogar eine Ausgabe in voller Länge war. Anders als in seinem Beitrag für „Gestatten, Mr. Kill“, der damals noch komplett Schwarz/Weiß war, hat sich Elbe Billy diesmal eher ruhigen erdfarbenen Pastelltönen bedient. Doch auch wenn die Farbgebung eher ruhig und friedlich scheint, so ist es die Geschichte und Gestaltung keineswegs. Elbe Billy versteht es, die Action gekonnt zu Papier zu bringen, hat aber für meinen persönlichen Geschmack ein wenig mit den Mimiken der Figuren zu kämpfen. So wirken manche Gesichter leider eher unfreiwillig komisch.

Zuletzt muss sich Mr. Kill einem Rivalen stellen. In bester „Face to Face“-Manier treffen hier zwei Auftragskiller aufeinander, um sich miteinander zu messen. Derjenige, der als Letztes überlebt, ist die Nummer 1!
Eines gleich einmal vorweg. Diese Geschichte stellt für mich das Highlight dieser Ausgabe dar. Gleich auf der ersten Seite hat man schon nicht mehr das Gefühl eine Independent-Produktion in der Hand zu halten, sondern einen hochwertigen US-Comicthriller. Die Optik, die Stilelemente, wie ein großes „BLAM“, welches die Dramatik schürt und die atmosphärische Farbgebung, die maßgeblich zum sehr positiven Gesamteindruck beiträgt, zeigen sofort, dass man sich hier in einer anderen, neuen Liga befindet. Keine typischen Indiezeichnungen mehr. Kein Küchentischverlagscharme, sondern ein Produkt, welches sich gegen die großen Verlage wie Marvel, Image, DC, Darkhorse usw. locker behaupten kann.

Wie ihr sicher bemerkt habt, war das bisherige Augenmerk bei den Geschichten vor allem auf die Optik beschränkt. Der Grund hierfür ist recht einfach. Während die einzelnen Storys alle unterschiedliche Zeichner aufweisen, ist der Autor von allen drei Handlungen ein und derselbe. Henning Mehrtens, der bereits Plem Plems „Teenage Superfreaks“ mit aus der Taufe hob. Erneut zeigt er mit diesen drei Kurzgeschichten sein Talent für etwas skurrile, aber dennoch unheimlich spannende und actiongeladene Geschichten mit der nötigen Prise an Humor und Selbstironie. Egal ob als souveräner Auftragskiller in „Eine rauchige Note mir kurzem Abgang“ (Story 1), heldenhafter Retter einer Dame in Nöten in „Eine ruhige Nacht“ (Story 2) oder als stylisch durchchoreografierter Actionthriller in „Der Löwe & der Puma“ (Story 3), Henning Mehrtens zeigt, dass ein und derselbe Charakter dennoch wesentlich facettenreicher sein kann, als es auf den ersten Blick erscheint.
Alle drei Handlungsbögen überzeugen mit sorgfältig ausgearbeiteten Figuren. Trotzdem alle Figuren eines gemeinsam haben, dass man nämlich so überhaupt nichts von ihnen weiß, scheinen sie merkwürdig vertraut. So als würde man sie irgendwo her doch kennen.

Wie schon bei Ausgabe 1 ist Mr. Kill 2 wieder ein gut ausbalanciertes Festmahl an lukullischer Comickost. Das Es dann für die Vorbesteller, wie mich zum Beispiel, auch noch einen auf 10 Stück limitierten Kunstdruck, mit einem Motiv von Ralf Singh als Dessert gab, macht das Dinner umso unvergesslicher. Da bleibt einem wirklich nichts weiter zu sagen als „Guten Appetit“!

Copyright aller verwendeten Bilder © 2015-2016 Plem Plem Productions

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„Gestatten, Mr. Kill“ (Mr. Kill Nr. 1) bei Plem Plem Productions bestellen.

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