Die offizielle Marvel Comic Sammlung ist inzwischen schon recht weit vorangeschritten und hat auch die eine oder andere Perle in deutscher Erstveröffentlichung mitgebracht. Ich selbst sammel die Serie nicht komplett, da ich vieles schon in unterschiedlichen Veröffentlichungsformen besitze und nicht alles doppelt brauche selektiere ich, was ich noch nicht, oder nicht mehr, besitze und mich interessiert. Einer dieser Bände ist der heute vorgestellte „Howard The Duck“ von Steve Gerber mit den ersten Veröffentlichungen des sarkastischen Erpels …
Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung Nr. XXIX:
Howard the Duck
Durch ein Missgeschick landet die etwas cholerische Ente Howard auf der Erde und gerät natürlich sofort in Schwierigkeiten. Da wäre unter anderem ein Riesengroßer Frosch, der Cleveland verwüsten will, oder eine Vampirkuh, die alle Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Dann wäre da noch ein mysteriöser Zauberer, der in einem Turm aus alten Kreditkarten haust, ein Wachmann der zum heldenhaften Rübenmann mutiert, ganz zu schweigen von einem frankensteinähnlichen Lebkuchenmonster und ein erfolgloser Künstler, der nur während er schlafwandelt, ein heroischer Rächer der Unterdrückten ist. Aber Howard trifft auch auf Freunde, wie seine neue Begleiterin Beverly Switzler und auch Spider-Man. So schwer, wie Howard es zu Beginn auch hat, so euphorisch reagieren die Menschen auf seine offene und direkte Art. Das geht sogar so weit, dass er plötzlich als Präsident kandidieren soll …
Wie man anhand der Inhaltszusammenfassung schon erkennen kann, nimmt Steve Gerber seinen etwas anderen „Helden“ nicht wirklich ernst. Auch war Howard mehr ein Experiment, als bewusst geplant und clever inszeniert. Mit einem Augenzwinkern setzte Gerber seinen Helden ganz bewusst in den Marvelkosmos schon alleine, um damit den allmächtigen Disneykonzern ein wenig zu ärgern. Es ist kein Zufall, dass Howard eine gewisse Ähnlichkeit mit Disneys Matrosenente Donald Duck. Er experimentiert mit Konventionen, mit damals aktuellen politischen Ereignissen und eigenen Meinungen und Auffassungen gegenüber der Gesellschaft.
Sei es die Geldgier und Verschwendungssucht der Menschheit oder der zunehmende Wahnsinn innerhalb dessen, was man gerne als soziales Umfeld bezeichnet. Gerber nimmt kein Blatt vor den Mund, oder besser gesagt den Schnabel. Er lässt Howard all das sagen, was viele Amerikaner zu dieser Zeit insgeheim denken. Aber Gerber geht noch weiter. Zu einer Zeit, in der es üblich war Nachdrucke zu veröffentlichen, wenn eine Deadline nicht eingehalten werden konnte, probierte er etwas vollkommen Neues aus und macht damit auch gleich noch auf gewisse Zustände innerhalb der Branche aufmerksam. Ausgabe Nummer 16 stellte damals eine Besonderheit dar und gilt auch heute noch als außergewöhnlich. Mit viel Text und doppelseitigen Splashpages gewährt Gerber einen Einblick in die Arbeit eines Autors und auch seiner eigenen Psyche. Vollkommen offen gibt er einen ganz privaten Einblick und tat somit etwas, dass es so vorher noch nicht gab im Mainstream-Comic.
Bei seinem ersten Auftritt, in US-(Adventures into) Fear #19, sah Howard noch ein wenig grobschlächtig aus. Zeichner war damals Val Mayerik, der bis auf den Wunsch Gerbers, das Howard nicht wie Donald aussehen sollte und keinesfalls einen Matrosenanzug tragen durfte, kaum Infos bezüglich des Aussehens erhielt. Was Mayerik jedoch hatte, waren die Dialoge und so setzte er sich an seinen Zeichentisch und kreierte eine Ente, die den von Gerber verfassten Dialogen gerecht werden sollte. Und genau das erfüllte Mayerik mit Bravour. In den nächsten Jahren veränderte sich Howards Aussehen kaum und wurde nur ein wenig detaillierte und besser an den weiter wachsenden Charakter Howards angepasst. Doch das Grunddesign, mit Anzug, Krawatte, Hut, Handschuhen und Zigarre blieb erhalten. In den, wenige Zeit später folgenden, Kurzgeschichten aus Man-Thing #4 und #5 übernahm dann Frank Brunner das Artwork und setzte dann auch später die ersten beiden Ausgaben von Howards eigener Serie um, bevor er an John Buscema abgab, wenn auch nur für eine Ausgabe. Ab Heft Nummer 4 war es dann Gene Colan, der Howards Abenteuer zu Papier brachte und bis auf wenige Ausnahmen bis zum Ende treu blieb.
Neben der inhaltlichen Besonderheit weißt Nummer 16 auch eine optische auf. Denn außer Gene Colan waren an diesem Heft noch John Buscema, Dave Cockrum, Dick Giordano, Ed Hannigan, Al Milgrom, Mike Nasser, Tom Palmer Sr. und Alan Lee Weiss als Zeichner und Jim Mooney, Mike Esposito, Al Milgrom, Joe Rubinstein, Frank Springer, Frank Giacoia, Mike Esposito und Bob Sharen als Inker beteiligt. Diese Liste ist ein wahres „Who is Who“ der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre und zeigt, dass auch wenn Gerber es nicht schaffte, die eigentliche Nummer 16 rechtzeitig fertigzubekommen, das Endergebnis kein einfacher Schnellschuß war.
Wie bereits im Review zu Howards aktueller Serie von Chip Zdarsky und Joe Quinones erwähnt, hatte ich bis dato nur wenige Berührungspunkte und genaugenommen nur hier und da mal in ein US-Heft reingeblättert, sowie die bisher überschaubaren deutschen Auftritte gelesen, sowie den für mich sehr unterhaltsamen Film gesehen. Daher war dieser Hachette-Band ein Pflichtkauf für mich, und weil ich irgendwie ahne, dass es mit Howards klassischem Material in Deutschland eher schlecht bestellt ist, habe ich mir vor Kurzem bei einer Comixology „Buy One get One Free“-Marvelaktion die beiden ersten Bände der „Howard the Duck: The Complete Collection“ gesichert, welche die komplette erste Serie von Gerbers Ente, plus Annual und weitere Sonderausgaben auf insgesamt 777 Seiten beinhaltet. Diese werde ich euch bei Gelegenheit auch hier auf dem Blog vorstellen, sofern ihr das wollt.
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INFO:
Titel: Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung Nr. XXIX: Howard the Duck
Verlag: Hachette Collections SNC
Inhalt: US-Fear #19 (11 Seiten Auszug), Giant Size Man-Thing #4 (II), 5 (V), Howard the Duck #1-8 & 16
Umfang: 212 Seiten
Format: Hardcover
Autor: Steve Gerber
Zeichner: Val Mayerik, Frank Brunner, John Buscema, Gene Colan