Seneca Akte 1 – Die Ustica-Verschwörung [TheNextArt, Dezember 2017]

Wenn ich ehrlich bin sollte dieses Review schon lange online sein. Ganz genau eigentlich schon seit Dezember. Aber, wie so oft, kam etwas dazwischen, in meinem Fall sogar eine ganze Menge, sodass sich das Review immer weiter nach hinten verschoben hat. Aber vergessen war es nie. Und so freue ich mich, dass ich nun endlich mein Review zu Michael Feldmanns „Seneca Akte 1 – Die Ustica Verschwörung präsentieren darf, zu der ich bereits zum 2017er Gratis Comic Tag etwas verfasst hatte, was dann auch der Grund war, an der Kickstarter-Kampagne teilzunehmen …

Seneca Akte 1 – Die Ustica-Verschwörung

Autor: Michael Feldmann
Zeichner: Michael Feldmann
Format: Hardcover
Umfang: 96 Seiten
Verlag: TheNextArt Verlag
Preis: 20,00 Euro

Melissa Frattini ist Fotojournalistin und Kriegsreporterin. Sie hat bereits während ihres Studiums der Journalistik für ein Regionalblatt gearbeitet und war hautnah dabei, als die beiden Gladbecker Geiselnehmer Rösner und Degowski im Jahr 1988 traurigen Weltruhm erlangten. Schon damals hasste Melissa eigentlich den Beruf als Fotoreporterin, weshalb sie ihren Job kündigte. Dem sollten ein paar ruhige Tage in ihrer alten Heimat Florenz folgen, doch es kam alles anders. Denn der erste Weg führte Melissa an das Grab ihres älteren Bruders Vincenzo Frattini, der acht Jahre zuvor, im Juni 1980, beim Flugzeugabsturz von Itavia-Flug 870 in der Nähe von Ustica ums Leben kam. Nur wenige Monate vor Melissas Ausflug in die Heimat wurden die Überreste des Flugzeugs geborgen und mit ihnen keimte der Verdacht einer Verschwörung, um einen möglichen Abschuss der Passagiermaschine auf. Melissa beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und entdeckt dabei Unglaubliches. Als sie im August 1988 zwei der damals an dem vermeintlichen Abschuss beteiligten Piloten auf der US-Militärbasis Ramstein während einer Flugshow zur Rede stellen will, ereignet sich die nächste Katastrophe mit 70 Toten und mehr als 1000 Verletzten und Melissa erkennt, dass nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr ist …

Der „Abschuss“ von Itavia-Flug 870

Wie bereits erwähnt hat mich bereits die Gratis Comic Tag-Ausgabe so sehr überrascht, dass ich kurzerhand die gerade angelaufene Kickstarter-Kampagne unterstützt und mir dieses wunderschöne Hardcover gesichert habe. Und musste und wollte einfach erfahren, wie es mit Melissa weitergeht. Und was soll ich sagen? Ich bin nach wie vor begeistert …
… und ein wenig enttäuscht. Denn auch wenn hier mit mehr als 80 Comicseiten Umfang schon sehr viel Story erzählt wird, ist Melissas Abenteuer und Suche nach der Wahrheit über den Tod ihres Bruders noch lange nicht abgeschlossen. Am Ende prangt ein „Fortsetzung folgt …“ und ich sitze wie auf glühenden Kohlen, weil ich wissen möchte, was nach den Ereignissen auf der letzten Seite noch alles passiert. Doch wie lange muss ich warten? Wann erbarmt sich Michael Feldmann und offenbart Melissas Schicksal? Ein bisschen fies ist das ja schon, und die Ankündigung, dass Michael Feldmann mit Melissa und den Seneca-Akten noch viel mehr vorhat, tröstet in diesem Moment auch nicht wirklich darüber hinweg, wobei die Ideen, die er hier offenbart wirklich sehr spannend klingen und definitiv auch in meiner Sammlung landen werden, sobald sie verwirklicht wurden.

Das Geiseldrama von Gladbeck

Ja, man merkt, dass ich ziemlich ungeduldig bin, was die Fortführung angeht. Das liegt aber auch an der wirklich faszinierenden Verbindung von Fakten und Fiktion. Denn Michael Feldmann bettet seine fiktive Journalistin in gleich mehrere real existierende geschichtliche Ereignisse ein, auch wenn er sich hier und da eine gewisse künstlerische Freiheit genommen und sich nicht strikt an den Fakten orientiert hat. Dass Feldmann sich ausgerechnet diese drei Ereignisse ausgesucht hat, kommt nicht von ungefähr. Denn schon sehr lange existieren Verschwörungstheorien, die diese drei Schicksale miteinander verknüpfen, wobei es nicht alleine nur reine Theorien sind. Die Wahrheit ist, dass man inzwischen zugegeben hat, dass Flug Itavia 870 abgeschossen wurde und ebenfalls wahr ist, dass zwei der damals daran beteiligten Piloten bei der Flugkatastrophe in Ramstein ums Leben kamen, nur wenige Wochen, bevor sie bei einem Untersuchungsausschuss zu dem Flugzeugabsturz der Itavia 870 aussagen sollten. Dennoch hat Feldmann genug Spielraum für seine eigenen Handlungsstränge, die sich im Übrigen über drei Zeitebenen verteilen, wovon aber das Jahr 1988 und das hier aktuelle Jahr 2011 die Hauptträger der Handlung sind und es nur kurze Ausflüge in das Jahr 1980 gibt. Neben der Spannung, die sich aus den Fakten und der Fiktion ergeben, gibt es natürlich auch jede Menge Romantik, Sex, Drama, Intrigen und natürlich auch ein Quäntchen Humor, um die perfekte Mischung zu präsentieren.

Die Tragödie von Ramstein

Was wäre eine solch fantastische Story ohne die passenden Zeichnungen. Und ja, Michael Feldmanns eigene Zeichnungen sind ohne Übertreibung perfekt geeignet. Zuerst zeichnet skizziert er alles in DinA4 auf Papier, was dann eingescannt wird. Die Grundzeichnung, die er in Blaustufen umwandelt und auf DinA3 vergrößert, werden wieder ausgedruckt und mit schwarzen Fineliner detailliert übermalt und wieder eingescannt. Die Blautöne werden einfach herausgelöscht und mit der dann entstandenen Schwarz/Weiß-Zeichnung geht es weiter. Diese wird erneut ausgedruckt und mit Copic-Markern „eingefärbt“. Das nun fast fertige Original wird erneut eingescannt und bearbeitet. Bei den zwei verschiedenen Zeitebenen, der 2010er Jahre und der 1980er Jahre verwendet Michael Feldmann zwei Grundtöne. 2011 bekommt einen Blauton, und die 1980er Jahre einen Sepiafilter verpasst. Dann wären da noch rote Akzente, die Feldmann bei bestimmten Dingen einsetzt. Das Ergebnis ist ein wunderbares Artwork, welches stellenweise schon fotorealistisch anmutet. Anatomisch hat Michael Feldmann, gerade was das weibliche Geschlecht betrifft, einiges an Fertigkeiten vorzuweisen. Hin und wieder gibt es zwar Perspektiven, gerade bei männlichen Protagonisten, die noch etwas unbeholfen aussehen, aber auch das ist Meckern auf hohem Niveau. Doch eines gibt es, dass ich schon in der Gratis Comic Tag-Ausgabe kritisiert habe. Die Mundpartien der holden Weiblichkeit sehen fast immer gleich aus, und erinnern an die typisch lasziven Werbungen der Erotikanbieter mit wollüstigen vollen Lippen und rundem Kussmund, was immer wieder einmal zu einer unfreiwilligen Komik führt.

Von der Skizze zum fertigen Panel

Als Kickstarter-Unterstützer habe ich nicht nur den sehr schön gestalteten überformatigen Hardcover-Band in DinA4 mit drei Seiten Bonusmaterial über den Zusammenhang bzw. Unterschied von Fakten und Fiktion, Ausblick auf die Zukunft der Seneca-Akten und Kurzporträt von Michael Feldmann erhalten, wie er auch ganz normal im Handel und über den TheNextArt-Shop erhältlich ist, sondern auch ein auf 100 Exemplare limitiertes 20-seitiges Zusatzheft mit allen 12 Pin-Ups, die für das Erreichen mehrerer Strechgoals von Michael Feldmann angefertigt wurden und einem vierseitigen Making-Of-Anhang, der zeigt, wie Michael arbeitet und mit originaler Unterschrift versehen ist. Natürlich habe ich als Unterstützer auch noch das Glück, mit meinem Nicknamen auf dem Backcover verewigt zu sein und auf der Innenseite des Hardcovers eine persönliche Widmung mit Unterschrift erhalten zu haben.

Die 12 Pin-Ups im Kleinformat

Tja, und was ist nun mein Fazit zu diesem Band? Wer den Artikel bis hierhin aufmerksam gelesen hat, der weiß es schon. Und wer nicht, nunja, der hat eben Pech gehabt und muss ihn noch lesen. Ich für meinen Teil freue mich auf die Fortsetzung, die hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt, und werde diese bei Bedarf ebenfalls unterstützen. Bis dahin noch der Hinweis, das ab 2. April 2018 die Kickstarter-Kampagne zu Michael Feldmanns „Hades Syndrom – Epitaph 3“ startet.

„Wichtige“ Momente der 80er Jahre.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2017-2018 Michael Feldmann / TheNextArt Verlag

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