Marvel Classics (1): Marvel Comic Exklusiv Nr. 19 [Condor Verlag, 1992]

Es wird mal wieder Zeit für eine neue Rubrik. Marvel Comics, die in den Ma.-Co-Re-Mix nicht hineinpassen, weil sie einfach schon älter sind, aber auch keine Klassiker, weil ihnen einfach das Besondere fehlt, was einen Klassiker ausmacht. Also kein Klassiker, aber dennoch klassisch, also classic eben. Und deswegen die Marvel Classics, die ab sofort unregelmäßig ältere Marvel Comics aus der Condor-, Williams-, Bildschriftenverlag- oder frühen Panini-Ära und den Anfang macht ein Album vom Condor Verlag, welches eigentlich fast schon Klassiker-Potenzial hätte, aber dann trotz großer Namen leider nicht hat …

Marvel Comic Exklusiv Nr. 19: Silver Surfer – Das Leben endet nie

Autor: Jim Starlin
Zeichner: Bill Reinhold
Format: Softcover
Umfang: 68 Seiten
Inhalt: Silver Surfer: Homecoming (Graphic Novel)
Verlag: Condor Interpart Verlag GmbH & Co. KG
Coverpreis: 7,80 DM

Norrin Rad, alias der Silver Surfer gleitet mal wieder einsam durch das Weltall, zweifelnd an seinem Schicksal, als ihn ein Hilferuf seiner geliebten Shalla-Bal erreicht. Sofort macht sich der Surfer auf zu seinem Heimatplaneten Zenn-La, wegen dem er, nur um ihn und seine Bewohner zu schützen, sein „irdisches“ Leben aufgegeben hat. Doch Zenn-La ist verschwunden und die Einzige, die dem Surfer helfen kann, ist Moondragon, die neuerdings mit einem der Infinity-Steine ausgestattet ist …

Jim Starlin, der „Weltraum-Visionär“ des Marvel-Universums und Erfinder so vieler Space-Arien inklusive der Infinity-Steine wagt sich mit diesem Abenteuer an Marvels von tragischste Space-Figur. Oder ist es auch nur die weinerlichste? Naja, egal. Der Silver Surfer gehört von Beginn an zu den Figuren, die extrem viel Verantwortung auf sich laden und dann auch noch emotional mit ihrer Rolle hadern. Und genau auf diesen Zug springt Jim Starlin in dieser Graphic Novel auf. Da reicht es nicht, dass Norrin Radd, so der „bürgerliche“ Name des Silver Surfer, „auf ewig von seiner geliebten Shalla-Bal“ getrennt sein muss, nein in diesem „Abenteuer“ fordert Starlin ein weiteres Opfer von ihm, sodass am Ende wieder einmal ein emotional gebrochener und einsamer Mann vor dunkler Kulisse zurückbleibt. Das alles klingt jetzt vielleicht sehr negativ, und das, obwohl ich ein großer Freund dieser tragischen Figur bin. Die erste Serie von Stan Lee und John Buscema ist eine meiner persönlichen All-Time-Favorites und auch die „dritte“ Serie aus dem Jahr 1987 von Steve Englehart und Marshall Rogers, von der es leider nur die ersten zehn Ausgaben nach Deutschland geschafft haben und in den 90er Jahren meine ersten Berührungspunkte darstellten. Von diesen beiden Serien ist aber dieses Album leider meilenweit entfernt, trotz des großen Namens von Jim Starlin. Die gesamte Handlung wirkt zu banal und überdramatisiert und genau dies ist auch das größte Problem.

Zeichnerisch hingegen gibt es relativ wenig auszusetzen. Bill Reinhold, der auch an sämtlichen Ausgaben von „Earth X“, „Universe X“ und „Paradise X“ als Inker beteiligt war, liefert hier eine grundsolide und optisch sehr ansprechende Arbeit ab. Dies funktioniert aber nur, weil die Zusammenarbeit mit der Koloristin Linda Lessman eine fließende ist. Sehr oft sind die Hintergründe malerische Kunstwerke, die sich perfekt in das gesamte Artwork einfügen. Planeten, Farben, Landschaften, vieles davon kommt ohne Inks aus und wirkt dadurch einerseits fantastisch und dem gegenüber auch wieder sehr realistisch. Zu erahnen, oder erraten, was davon alleine auf Reinholds Bleistiftzeichnungen zurückgeht und was davon der künstlerischen Freiheit von Lessman entstammt, lässt sich für mich nicht erkennen, zeigt aber, wie eng und gut die Zusammenarbeit verlaufen sein muss. Eine Eigenart, die mir an Reinholds Artwork aber noch aufgefallen ist, dass es eine leichte Ähnlichkeit mit John Byrne aufweist, gerade wenn es um die Gesichter und die Mimiken der Figuren geht, was in diesem Fall aber nicht schlecht sein muss.

Trotz der genannten Mängel in der Story ist dieses Abenteuer ganz amüsant und kurzweilig, mit einer ausreichenden Portion Action und Drama und wundervollen Bildern. Doch letztendlich ist es auch nichts, was sich aus der Masse heraushebt, weshalb sich mir die Frage stellt, wieso Marvel dies damals im Format der Graphic Novel veröffentlicht hat. Der einzige Grund ist in meinen Augen nur das Artwork, da dies in einem kleineren Format stark verlieren würde. Inhaltlich kann das Album leider da nicht mithalten. Wer dennoch Interesse an diesem Band hat, findet ihn für relativ kleines Geld auf den üblichen Second Hand-Plattformen.

Copyright aller verwendeten Bilder © 1991-2018 Marvel Characters B.V. / Condor Interpart Verlag Berlin

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