Damit mal wieder ein wenig Leben auf den Blog kommt und weil ich mir den Film gestern Abend zusammen mit meinen Kids angesehen habe, gibt es heute das Review zur Biografie des Komikerduos Stan Laurel und Oliver Hardy, welches sich den letzten gemeinsamen Jahre des Teams widmet. Im Vorfeld hatte ich bereits viel Gutes über den Film gehört und auch die Trailer wirkten sehr interessant, sodass ich bei einer Google-Film-Aktion den Film ausgeliehen habe. Ob mich der Film nun auch wirklich überzeugen konnte, möchte ich euch hiermit mitteilen …
Stan & Olli
Originaltitel: Stan & Ollie
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2018
Laufzeit: 99 Minuten
Altersfreigabe: FSK 0
Regie: Jon S. Baird
Drehbuch: Jeff Pope
Produktion: Faye Ward
Musik: Rolfe Kent
Kamera: Laurie Rose
Schnitt: Úna Ní Dhonghaíle, Billy Sneddon
Darsteller: Steve Coogan (Stan Laurel), John C. Reilly (Oliver Hardy), Shirley Henderson (Lucille Hardy), Nina Arianda (Ida Kitaeva Laurel), Danny Huston (Hal Roach), Rufus Jones (Bernard Delfont), John Henshaw (Nobby Cook), Joseph Balderrama (James W. Horne), Keith MacPherson (James Finlayson), Richard Cant (Harry Langdon), Susy Kane (Cynthia, Miffins Assistentin)
Im Jahr 1937 sind Stan Laurel und Oliver Hardy weltberühmt und wahre Kassenmagneten. Weltweit werden ihre Filme aufgeführt und die Hal Roach Studios verdienen sich eine goldene Nase an dem Komikerduo. Doch schon während der Dreharbeiten zu „Zwei ritten nach Texas“ liegt der geniale und engagierte Stan Laurel mit Prodzent Hal Roach im Streit. Dieser hat zwar Verträge mit den beiden gemacht, aber für jeden einzeln und auch zeitversetzt, sodass der jeweils andere keine Möglichkeit hat auszutreten, weil er sonst alleine dastehen würde. Durch diese Methode und weil Olli sich in seiner Rolle als Weltstar gefällt geraten auch die eigentlich besten Freunde immer wieder in Streit. Sechzehn Jahre später, beide sind eigentlich bereits im Ruhestand, erschließt sich ihnen die Möglichkeit einen letzten Film zu drehen. Der Arbeitstitel lautet „Robin Hood“, doch bevor es damit losgehen kann, müssen die beiden erst einmal wieder ein wenig an ihrer Karriere arbeiten. Hierfür starten sie eine Theatertour in England, wo sie alle ihre alten Sketche aufführen. Zuerst beginnt es in kleinen Provinztheatern, die noch nicht einmal ausverkauft sind, aber der Erfolg setzt sich dennoch durch. Nur leider verläuft nichts wie geplant. Weder mit dem Film, noch mit der Gesundheit Ollis und so scheint das Ende der Karriere bereits besiegelt zu sein …
Wie bereits in der Einleitung erwähnt konzentriert sich der Film vorrangig auf die Jahre ihrer Tour in England. Dies verwundert auch dahingehend nicht, weil die Basis des Films das Buch „Laurel & Hardy: The British Tours“ von A.J. Marriot ist, welches Drehbuchautor Jeff Pope für die Filmbiografie unter der Regie von Jon S. Baird umgesetzt hat. Für Baird ist es nach „Cass – Legend of a Hooligan“ aus dem Jahr 2008 und „Drecksau“ von 2013 der dritte Film, für den er Regie führte. Dabei kann der Unterschied kaum größer ausfallen. Waren die ersten beiden Filme noch Sozialdramen hat er sich mit der Biografie von Laurel und Hardy auf einen neuen, ihm eher unbekannten Sektor gewagt. Doch nach eigener Aussage fiel ihm das gar nicht so schwer, da er bereits seit frühester Kindheit ein Fan der beiden Komiker ist. Das Ergebnis ist ein mitreißender und rührender Film, der sich mehr mit der Freundschaft von Stan und Olli befasst, als mit ihrem künstlerischen Wirken. Auch setzt der Film weitaus mehr auf die zwischenmenschlichen Beziehung der beiden Freunde, als die bloße und polemische Darstellung der letzten Lebensjahre. So endet der Film mit dem Abschluss der Tour und erwähnt den Tod der beiden nur in einem Infotext, statt dies noch höchst melodramatisch darzustellen, was mir persönlich überhaupt nicht gefallen hätte. Aber hier merkt man auch den Unterschied zwischen einer britischen Produktion und dem was Amerika daraus gemacht hätte. Erfahrungsgemäß setzen die amerikanischen Produktionen eben genau auf diese Melodramatik, das große Spiel mit den meist „falschen“ Gefühlen, während andere Produktionsländer oftmals subtiler vorgehen. Ausnahmen bestätigen im Übrigen diese Regel nicht.
Optisch und akustisch wagen sich die Macher und Darsteller sehr nah an die realen Vorbilder. John C. Reilly spielt einen sehr glaubwürdigen Oliver Hardy. Der charismatische Mime geht in seiner Rolle des oberflächlich gesehenen „Anführer“ des Duos geradezu auf, auch wenn die Maske noch einiges zu tun hatte, um Reilly dem Vorbild anzugleichen. Ähnlich lange, wie John C. Reilly ist auch der Brite Steve Coogan im Geschäft, der Stan Laurel Leben einhaucht. Dabei vollzieht er den Wechsel zwischen dem treibenden Genie hinter „Dick & Doof“ und dem trotteligen Partner vor der Kamera fast schon mit einer spielerischen Leichtigkeit. Man könnte schon sagen, dass auf Knopfdruck aus dem Befehle erteilenden und knallhart kalkulierenden Stan Laurel, der dümmlich, weinerliche Kompagnon, der jedes Fettnäpfchen zielsicher und mit Anlauf nimmt, wird.
Selbst mit der Umgebungsgestaltung und Geräuschkulisse samt Soundtrack hat man sich sehr viel Mühe gegeben. So untermalt die Musik die Geschehnisse geradezu perfekt ohne dabei zu sehr auf Emotionen zu setzen und bildet die Mitte der Fünfziger Jahre auch soundtechnisch ideal nach, sodass selbst die Hintergrundgeräusche, wie Nachrichten und ähnliches stimmen.
Letztendlich ist ein wunderbarer Best-Friends-Movie entstanden, der auch gut als Biografie funktioniert, oder als Drama. Auf jeden Fall zeigt der Film eindrucksvoll, dass wahre Freundschaft auch die damals schon vorhandenen kriminellen Machenschaften der Filmindustrie nicht komplett zerstört werden kann. Leider konnte der Film bisher zumindest an den Kinokassen kaum überzeugen. Bei einem ungefähren Budget von 10 Millionen US-Dollar konnte er weltweit gerade einmal rund 24,5 Millionen US-Dollar wieder einspielen. Ich hoffe und wünsche mir, dass der Film eventuell durch Streaming und Homevideoverkäufe noch einmal ein wenig zulegt. Leider konnte der Film auch die Nominierung für „Best Actor – Motion Picture Musical or Comedy“ nicht in einen Oscar verwandeln. Zu Unrecht, wie ich finde. So, oder so, ist der Film einen Blick auf jeden Fall wert.
Copyright aller verwendeten Bilder © 2018-2019 Entertainment One / BBC Films / Sonesta Films
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