Das Ravencroft Institut für geisteskranke Superschurken hatte seinen ersten „Auftritt“ während des Spider-Man-Crossovers „Maximum Carnage“ (ebenfalls bei Panini als Sammelband erschienen) und sollte nicht nur als eine Art Gefängnis, sondern auch Heilanstalt für die „geisteskranken“ Schurken des Marvel Universums dienen. Ähnlichkeiten mit DCs „Arkham Asylum“ sind nicht nur offensichtlich, sondern teilweise sogar gewollt, stellt es doch Marvels Pendant zu eben jener Institution dar.
Ravencroft: Das Grauen hinter Gittern
Autor/in: Frank Tieri
Zeichner/in: Angel Unzueta, Guiu Vilanova, Stefano Landini, José Luis, Guillermo Sanna
Format: Softcover / Hardcover
Umfang: 212 Seiten
Inhalt: Ruins of Ravencroft: Carnage, Ruins of Ravencroft: Dracula, Ruins of Ravencroft: Sabretooth, Ravencroft 1-5
Verlag: Panini Comics
Preis: 22,00 Euro (SC) / 31,00 Euro (HC)
Nach den Ereignissen rund um Absolute Carnage und der „Zerstörung“ des Ravencroft Instituts geht es nun darum, Ravencroft wieder aufzubauen und unter neuer Leitung zu einer sicheren Einrichtung zu machen. Doch bei den Aufräum- und anschließenden Aufbau-Arbeiten stellt sich heraus, dass das Ravencroft Institut ein dunkles Geheimnis in sich birgt, welches schon vor der Besiedlung der Europäer Auswirkungen auf das Land hatte, auf dem Ravencroft erbaut wurde. Aber auch danach zog dieser Ort die unwirklichen und monströsen Ereignisse an, wie der Zucker die Ameisen. Das nun auch ausgerechnet Wilson Fisk, derzeit Bürgermeister als Leiter auftritt und sich Norman Osborn und Tony Masters (Taskmaster), Mac Gargan (Scorpion), Dr. Karla Sofen (Moonstone) und Roderick Kingsley (Hobgoblin) als Team zusammengesucht hat, macht es Misty Knight und John Jameson nicht leichter, gegen das Böse, welches diesen Mauern innewohnt, anzugehen …
Frank Tieri ist nicht nur ein seit der Jahrtausendwende anerkannter und vielseitiger Autor (Wolverine, Iron Man, Deadpool, Batman and the Outsiders, Catwoman, u. v. m…), sondern hat auch das Tie In „Absolute Carnage: Tödliche Beschützer“ zum „Absolute Carnage“-Event beigesteuert. In diesem Sammelband, der die drei One-Shots „ Ruins of Ravencroft: Carnage“, „Ruins of Ravencroft: Dracula“, „Ruins of Ravencroft: Sabretooth“, sowie die fünfteilige Miniserie „Ruins of Ravencroft“ beinhaltet, verpasst er dem bisher eher statisch wirkenden Ravencroft Institut eine düstere und mystische Vergangenheit, die sich nun nicht mehr hinter DCs Arkham Asylum verstecken braucht. Zwar war Ravencroft seit jeher schon das Gegenstück zu DCs Irrenanstalt, hatte aber bisher weniger Atmosphäre zu bieten und wirkte somit eher zweckmäßig als wirklich eigenständig. Dies hat Tieri nun geändert und das sogar auf sehr interessante, faszinierende und extrem spannende Art und Weise. Jede der nun neu hinzugefügten Ereignisse, welche die Ruinen und somit das Fundament Ravencrofts bilden wirken glaubhaft und teils massiv verstörend, da es sich mit Sagen der alten Einwohner in unserer real existierenden Welt decken könnte. Oder einfach gesagt: Tieris Grundgerüst Ravencrofts könnte wirklich auch real sein, so überzeugend schildert er die Ereignisse dieses verfluchten Ortes.
Tja, nun kommt der schwierige Teil in Reviews, die Zeichnungen und das Artwork zu beschreiben. Dies ist vor allem deshalb nicht einfach, weil hier unweigerlich die persönlichen Vorlieben und eigene Empfindungen mit einfließen, die sich einfach nicht objektiv bewerten lassen. So kann ein Zeichner rein technisch sehr gute Arbeit abliefern, es aber unter Umständen dennoch nicht schaffen mich zu begeistern, wogegen es wiederum möglich ist, dass ein nicht so talentierter und weniger „guter“ Zeichner mich vollends überzeugt und absolut flasht. Im vorliegenden Fall ist es zumindest so, dass das Artwork von Angel Unzueta in meinen Augen nur wenige Anhaltspunkte zur Kritik bietet. Unzuetas Zeichenstil erinnert ein wenig an die klassischen Horrorgeschichten, welche auch sehr gut in Schwarz/Weiß funktionieren, weshalb ich mir eine klassische S/W-Version der fünfteiligen Ravencroft-Miniserie gut vorstellen kann. Die Aushilfe von José Luis hingegen wirkt wie eine lieblose Bagley-Kopie und kann mir nur wenig Zustimmung abgewinnen, obwohl ich ein großer Bagley-Fan bin. Die Carnage- (Guiu Vilanova), Sabretooth- (Guillermo Sanna) und Dracula-One Shots (Stefano Landini) sind allesamt extrem stimmungsvoll und zeichnerisch genial umgesetzt, sodass ich hier gnadenlos begeistert bin, aber auch zugeben muss, dass diese vermutlich in einer S/W-Fassung wieder sehr viel von ihrer Stimmung verlieren könnten. Allerdings muss ich erwähnen, dass besagte Zeichner in den One Shots lediglich für die Rückblenden verantwortlich sind und die aktuellen Ereignisse auch hier aus Angel Unzuetas Feder stammen. Diese Mischung ergibt ein nahezu perfekt stimmiges Gesamtbild des vollständigen Bandes.
Fans des Marvel-Spider-Man-Kosmos, wenn ich diesen einmal als solchen bezeichnen darf, werden um den Band nicht drumherum kommen, spielt Ravencroft doch gerade in Spider-Mans Leben eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber auch all jene die gerne mysteriöse, düstere und gruselige Storys lesen werden von diesem Band restlos überzeugt werden, da sowohl Autor als auch Zeichner die vorherrschende Stimmung nahezu perfekt auf den Leser zu projizieren wissen. Dass sich Panini dann auch noch dazu entschieden hat die einzelnen Kapitel der Ravencroft Miniserie mit den kongenialen Covern von Kyle Hotz zu unterteilen, ist in meinen Augen das Sahnehäubchen auf dieser blutigen Torte der Wiedergeburt von Ravencroft.
Copyright aller verwendeten Bilder © 2020-2021 Marvel Characters B.V. / Panini Comics
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