Das Feld des Regenbogens [Tokyopop, Oktober 2013]

Erst vor kurzem noch habe ich über ein Werk von Inio Asano berichtet. Haben mich die Solanin-Bände wahrhaftig überzeugen und begeistern können, so sieht es bei dem Manga „Das Feld des Regenbogens“ schon ganz anders aus.

Das Feld des Regenbogens

„Das Feld des Regenbogens“ erzählt eine sehr verwirrende Geschichte, die den Leser wahrlich sehr beansprucht. Mehrschichtige Handlungs ebenen, verwirrende Zeitsprünge, sowie die nicht lineare Erzähltechnik des Manga, fordern den Leser ungemein.
Im folgenden kurz der Klappentext:

Das Feld des Regenbogens ist sagenumwoben. Dort kreuzen sich Vergangenheit und Gegenwart verstörter Grundschulkameraden: Gerüchte zwischen den Kindern, das Ungeheuer im Tunnel, Familiengeheimnisse, eine Schmetterlingsexplosion. Die Apokalypse eines neuen Zeitalters, bei der sich die unterschiedlichen Fäden ineinander verknoten und zusammenfügen.

Für dich – die Memme, für dich – den Faulenzer, für dich – den Lügner, für dich – den Angsthasen.

Suzuki hat es nicht leicht. Seine Eltern interessieren sich nicht wirklich für ihn, zu anderen Jugendlichen hat er kaum Kontakt und so ist er von Grund auf zynisch und unglücklich. Komatsuzaki ist ein gewalttätiger Schlägertyp, den seine Traumata dazu treiben, sich sehr merkwürdig zu verhalten. Arakawa ist ein ernsthaftes Mädchen, das für Komatsuzaki schwärmt, ihn aber nie wird haben können.

Diese und andere Figuren wirft Inio Asano in eine über zehn Jahre währende dunkle Geschichte voller Traurigkeit und Wut.

Schmetterlingsexplosion

Schmetterlingsexplosion

Womit soll ich beginnen?

Fange ich mal mit den Zeichnungen an, diese haben mir nämlich wieder sehr gut gefallen.

Die Zeichnungen sind ähnlich genial wie die von Solanin. Wieder sind die Zeichnungen auf einem sehr hohem Niveau gehalten. Dabei sind die Charaktere wie die Umgebung stets realistisch dargestellt. Auch die Proportionen der einzelnen Figuren sind der Realität entsprechend. Während ich bei Solanin bereits angemerkt hatte, dass einige Zeichnungen sehr realistisch dargestellt sind bzw. mit dem Computer dementsprechend bearbeitet wurden, so hat es den Anschein das auch in diesem Manga einige wenige Bilder dementsprechend realistisch wirken. So gibt es in diesem Manga ein Bild, wo das Gras so echt aussieht, als ob es fotografiert und passend für den Manga bearbeitet wurde. Dieser Kniff wirkte auf mich in Solanin noch etwas befremdlich, aber in diesem Manga passt er umso besser. Weitaus weniger dieser realitätsbezogen Kniffe findet man hier als noch bei Solanin. In einer Szene hängt ein Protagonist am Fenster, und die Bäume sehen beinahe wie echt aus. Wie dem auch sei, mir gefallen diese Zeichnungen sehr gut, sie passen zur Geschichte und geben dieser den richtigen Schliff. Von meiner Seite gibt es an den Zeichnungen nichts zu bemängeln.

Für 14 Euro bekommt der Leser auf rund 306 Seiten eine an sich abgeschlossene Geschichte zu lesen.
Die Aufmachung ist in Tokyopop typischer Manga Qualität, auch hier gibt es von mir keinerlei Beanstandung.

Was wollen sie?

Was wollen sie?

Im folgenden möchte ich versuchen, wieso ich mich mit diesem Werk so schwer getan habe.
Ich würde einfach mal sagen, es liegt an der Story.

Diese ist wirklich sehr verwirrend. Von Beginn an wird der Leser bereits auf den ersten Seiten irgendwie nicht so recht an die Hand genommen. Dieses Gefühl, was am Anfang aufkommt, zieht sich dann dementsprechend durch den gesamten Band. Die Hauptprotagonisten werden dem Leser nicht tiefgründig vorgestellt. Ich habe es nicht geschafft, zu einem der Hauptcharaktere eine leserliche Beziehung aufzubauen. Ich konnte mich in keinen der Charaktere so richtig hineinversetzen. Das mag zum einen daran liegen, dass man jeweils nur ein paar Seiten mit den Charakteren unterwegs ist, ehe ein Zeitsprung erfolgt und die Charaktere wieder Kinder sind. Stellenweise fiel es mir schwer zu unterscheiden, ob ich mich gerade in der Gegenwart oder der Vergangenheit befinde. Diese Zeitsprünge folgen teilweise von Seite zu Seite, so dass es dem Leser nicht unbedingt leicht fällt, in diesem Wirrwarr einen roten Faden zu entdecken. Und auch zum Schluss der Geschichte konnte ich irgendwie kein befriedigendes Gefühl erhaschen. Der Manga hat sich von vorne bis hinten gleichmäßig spannend gelesen. Sicherlich gab es kleine Höhen und tiefen, aber im groben und ganzen blieb das Spannungsniveau recht stabil in der mittleren Ebene.
Sehr verwirrend ist durchgehend der Tunnel in dem angeblich ein Ungeheuer lauern soll. Ebenso verwirrend sind diese Schmetterlinge die durchgehend immer mal wieder vermehrt auftauchen.
Ich möchte diesen Manga nicht schlecht dar stehen lassen, ich glaube ich müsste dieses Werk mehrmals lesen um diesen Gerecht zu werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man erst nach mehrmaligen Lesen dieses Werkes die Feinheiten und dementsprechend die Story versteht. Ich habe diesen Band nur einmalig gelesen und zum Ende hin war ich mehr verwirrt und auch enttäuscht als zufrieden.

Was dieses Werk für mich umso schwieriger zu lesen gemacht hat, ist der vermehrte Einbezug von übernatürlichen Ereignissen. Dieser Mystery Einfluss nimmt im Laufe des Bandes immer mehr zu.
Ich glaube, mir war dieser Band eine zu anspruchsvolle Kost. Ich habe ihn wohl noch nicht richtig verdaut, vielleicht beim zweiten Gang.

Im Internet gibt es zu diesem Werk unterschiedliche Kritiken und Reviews.
Eins haben beinahe alle jedoch gemeinsam:
Inio Asano schreibt mit „Das Feld des Regenbogens“ wahrhaftig ein Werk für Erwachsene Manga Leser. Für Leser die gefordert werden möchten fernab vom typischen Mainstream.

Realitätsbezogene Zeichnungen, fast wie echt die Wiese...

Realitätsbezogene Zeichnungen, fast wie echt die Wiese…

Dominik_AVADieser Band ist dermaßen komplex, dass es beinahe unmöglich ist Story technisch alle Ereignisse zu beleuchten. Für all diejenigen, die Inio Asano und seine Werke bereits kennen und Wissen wie sein Schreibstil ist, dem sei dieses Werk wärmstens ans Herz gelegt. Für Inio Asano Einsteiger ist dieses Werk meinem Empfinden nach überhaupt nicht geeignet. Solanin ist dementsprechend ein wesentlich leichter zu durchblickendes Werk als dieses. Für Einsteiger sei Solanin empfohlen.
Ob ich nun nach diesem Werk von weiteren Manga Bänden von Inio Asano eher abgeschreckt bin oder nicht, das kann ich ehrlich gesagt gar nicht so richtig sagen…

Dieses Werk ist in jedem gut sortierten Buchladen erhältlich, oder direkt bei Amazon bestellen.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2013 Tokyopop & Inio Asano

Solanin #1 und #2 [Tokyopop, April/Juli 2013]

Heute möchte ich euch eine interessante Entdeckung meinerseits vorstellen:
Solanin wurde mir von Freunden empfohlen, die eigentlich keine Manga oder Comics lesen.
Allein aus diesem Grund war ich neugierig. Es kommt wie es kommen muss, ich habe mir beide Bände zugelegt und möchte nun darüber berichten.

Solanin Band 1 und Band 2

Solanin Band 1 und Band 2

Klappentext:

Meiko und Taneda sind ein junges Pärchen, das in seinen eintönigen Bürojobs versauert und eines Tages beschließt, alles anders zu machen. Kein Job? Neuer Job? Besserer Job? Keine Beziehung? Neue Beziehung? Bessere Beziehung? Meiko und Taneda müssen sich quälenden Fragen stellen, deren Antworten sie in eine ungewisse Zukunft führen.
Eine Geschichte über folgenschwere Entscheidungen und die Gewissheit, dass das Leben keinen Reset – Knopf hat.

Wenn man erst einmal im Beruf steht und sich die gewohnte Routine eingeschlichen hat, könnte man sich fragen: Was wäre wenn ich alles anders gemacht hätte? Würde ich dann ein anderer Mensch sein? Würde mein Leben völlig anders sein? Ist man im Leben glücklich mit einem Job? Möchte ich jetzt bis an mein Lebensende arbeiten? In diesem Manga geht es um die ernüchternde Realität. Fragen, die junge Leute im Arbeitsleben bewegen, was wäre wenn?
Dementsprechend dürfte ich persönlich, ebenso wie meine Freunde, die mir diese Manga Bände empfohlen haben, die Zielgruppe darstellen.

Taneda und Meiko leben in einer gemeinsamen Wohnung. Seit ein paar Jahren sind sie bereits ein Paar. Schule und Ausbildung sind soweit abgeschlossen, das Leben läuft. Taneda und Meiko funktionieren im japanischen System. Mitten In Tokio schlagen die beiden sich durch das Leben. Ihre Beziehung läuft auch wie gewohnt dahin. Alles geht den gewohnten Trott, bis Meiko aus heiterem Himmel ihren Job kündigt. Taneda hat ein paar Minijobs und spielt in einer Band. Meiko versucht derweil von ihrem gesparten Einkommen das Leben zu genießen. Was ist das Ziel des Lebens? Was kann man mit so viel Freizeit eigentlich alles anfangen? Und ganz nebenbei scheint ihre Beziehung auseinander zugehen…

Ein Feuerwerk

Ein Feuerwerk

Die Story ist wirklich gut beschrieben. Sie ist in sich schlüssig, so wie es das Leben schreibt.
Ähnlich wie das Leben von Meiko und Taneda dümpelt der Manga vor sich hin. Der Leser spürt förmlich durchgehend dieses eintönige, beinahe langweilige Leben von Meiko und Taneda. Es passiert zwar einiges, was auch durchaus spannend ist, aber dennoch hatte ich das Gefühl, wie im richtigen Leben auch, dass eine gewisse Routine aufkommt. Erst zum Schluss des ersten Bandes kommt ein absolut genialer Cliffhanger, der es wirklich in sich hat! Ganz im Ernst, danach muss man sofort den zweiten Band lesen, und ohne zu viel zu verraten, zu Beginn des zweiten Bandes wird der Leser in Sicherheit gewogen. Erst nach und nach wird dem Leser dann die bittere Realität klar und deutlich! Das ist richtig gut gemacht. Und wenn man dann diese bittere Realität akzeptiert hat geht es darum mit den Charakteren, allem voran Meiko, ein neues Leben zu beginnen. Musik ist ein zentrales Hobby von Taneda und auch Meiko. Wer schon mal in einer Band gespielt hat, kann sich sicherlich vorstellen, wie wichtig einem Musik sein kann. Das Thema rund um die Band wird durchgehend aufgegriffen und spielt eine zentrale Rolle bis zum Schluss von Solanin.

Die Story hat mir richtig gut gefallen, ja sie regt zum nachdenken über das eigene Leben an. Dennoch, das letzte I – Tüpfelchen für einen absoluten Hit fehlt mir irgendwie. Keine Frage, die beiden Bände sind Geschmackssache, ich bin sehr zufrieden damit, aber am Ende auch leicht durcheinander. Es ist keine Story, die danach einfach so aus dem Kopf verschwindet. Für mich hat einfach dieses absolute „Wow“ Gefühl gefehlt.

Realitätsnahe Zeichnungen

Realitätsnahe Zeichnungen

Was kann ich zu den Zeichnungen sagen?
Inio Asano seine Zeichnungen sind für einen Manga auf einem sehr hohem Niveau. Weitestgehend realistisch dargestellt sind seine Charaktere. Zwischendurch gibt es immer wieder mal ein paar Slapstick Einlagen die die jeweilige Situation gut darstellen. Zeichnerisch sind diese dann durchaus etwas albern dargestellt, was aber eher ernüchternd und durchaus lustig wirken mag auf den jeweiligen Leser. So kann es vorkommen, dass die Bandmitglieder Strohhalme in der Nase haben, oder ein Vogel jemanden auf den Kopf macht…

Ich hatte das Gefühl, dass einige Zeichnungen Bilder sind, die bearbeitet wurden. Damit meine ich Fotos, die mit einem Computerprogramm dementsprechend angepasst wurden. Das lässt das Wasser des Flusses so dermaßen realistisch wirken, auch einige Häuser wirken dementsprechend realistisch. Dieser Kniff wirkt anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber nicht weiter tragisch. Im späteren Verlauf fällt es beinahe gar nicht mehr auf, der Leser hat sich daran gewöhnt.
Die Proportionen der Charaktere sind der japanischen Realität entsprechend. Hier gibt es keine Frauen mit „riesigen“ Brüsten.

Beide Bänden haben zusammen 28 Kapitel, doch wurde diesen keine Überschrift gegeben. Es hat den Anschein, dass diese einfach den jeweiligen Abschnitten der Handlung dienen.

Dominik_AVAFAZIT:

Ich kann diese Manga eigentlich uneingeschränkt empfehlen. Wie gesagt, für mich fehlte das letzte i-Tüpfelchen für einen absolut perfekten Manga. Es ist und bleibt ja auch Geschmackssache, aber die definierte Zielgruppe sollte allenfalls ein Auge riskieren. Wer sich natürlich überhaupt nicht mit Geschichten über die Realität und den Alltag identifizieren kann, der wird es mit diesen Bänden schwer haben.

Ich werde weitere Werke von Inio Asano im Blick behalten. Neugierig bin ich jedenfalls.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2013 Tokyopop

Diese beiden Manga Bände können in jeder gut sortierten Buchhandlung oder auch bei Amazon bestellt werden.

„Solanin 01“ bei Amazon bestellen.
„Solanin 02“ bei Amazon bestellen.