Im heutigen Ma-Co-Re-Mix gibt es die doppelte Dosis Spinnenpower mit der neuen Scarlet Spider-Serie des Teams Christopher Yost und Ryan Stegman. Nach den Ereignissen in Spider-Island verschlägt es Kaine, den Klon von Peter Parker, nach Texas …
Scarlet Spider Nr. 1: Das Leben nach dem Tode [Panini, Februar 2013]
Vier Tage sind seit den Zwischenfällen in New York mit all den Spinnen und den hunderttausenden mutierten Menschen vergangen. Kaine ist gerad ein Charlotte angekommen und versucht sich unerkannt nach Mexiko durchzuschlagen. Wenn da nicht sein unerträgliches Erbe in Form der Parkergene wäre. Nicht nur, dass er dadurch das sprichwörtliche Parkerpech hat, auch sein Verantwortungsgefühl lässt ihn nicht in Ruhe, wenn er Sirenen hört. Und so schreitet er zur Tat und Gutes zu tun, verpasst dabei aber die Möglichkeit sein Heil in der Flucht zu finden. Wenige Tage später findet er sich in Houston, Texas wieder. Nur noch ein paar Kilometer trennen in von einem neuen Leben, als erneut ein Zwischenfall seine Aufmerksamkeit erfordert, der schlussendlich sogar dazu führt, dass Kaine seine Zelte hier aufschlägt. Ab sofort ist er der Beschützer von Houston. Ihr ganz persönlicher Superheld …
Christopher Yost erschuf schon vor Marvel Now und den Veränderungen in der Hauptserie Amazing Spider-Man einen Spinnenhelden, der im Grunde dem bekannten Spider-Man entspricht, sich aber durch ein paar entscheidende Unterschiede von diesem abhob. Sein Spider-Hero ist zwar auch ein Held, aber hat andere Motive, andere Taktiken und vor allem, andere Moralvorstellungen, was den Einsatz notwendiger Gewalt betrifft. Für Kaine ist es kein Problem den ein oder anderen Knochen zu brechen, Gangster zu verstümmeln oder in Lebensgefahr zu bringen. Im Zweifel ist für ihn sogar der Tod eines Gegners eine akzeptable Lösung.
Für die Umsetzung der Ideen von Yost ist hierbei Ryan Stegman verantwortlich, der bereits bei Spider-Man einige Male sein Talent unter Beweis stellen durfte. Auch hier kann er sich dabei so richtig austobe, da Kaine in seinen Grundzügen zwar Peter Parker ähnlich sieht, aber dennoch nicht sein Zwilling sein muss. Das zeigt er auch gleich, indem er Kaine seiner langen Haare beraubt und ihm einen Flash Thompson-Look verabreicht. Aber wenn ich ehrlich bin, schaut das gar nicht so schlecht aus. Und auch das restliche Artwork überzeugt durch extreme Dynamik verbunden mit detailreichen Bildern. Was will man da mehr? Ich jedenfalls aktuell nichts.
FAZIT:
Der Auftakt von Scarlet Spider ist genial. Spannend und trotzdem einfühlsam wird man in die neue Umgebung und das Handeln des neuen, etwas anderen, Helden eingeführt. Gepaart mit den gelungenen Zeichnungen ergibt sich ein wunderbarer Band, der auch denen gefallen könnte, die mit dem alten Spider-Man auf Grund seines Soapcharakters und seiner manchmal doch sehr plakativen Wehleidigkeit, nichts anfangen konnten.
Scarlet Spider Nr. 2: Der zweite Meister [Panini, Juli 2013]
Kaine hat sich inzwischen in Housten sehr gut eingelebt. Die Stadt ist, trotz seiner Aggressivität gegen die Schurken, froh endlich einen eigenen Superhelden zu haben. Aber dies hat auch einen Nachteil. Die Öffentlichkeit wird dadurch auf Kaines neues Leben aufmerksam. Und so taucht plötzlich Ana Kravinoff auf und nimmt Scarlet Spider ins Visier. Ana ist aber irgendwie anders. War sie beim letzten Aufeinandertreffen noch arrogant und bösartig ist sie nun wild und irgendwie verstört. Etwas oder jemand hat sie verändert. Doch Kaine kann siegen und gerät nur wenige Tage später in ein merkwürdiges Komplott mit Roxxon. Zuerst wird die Chefetage des ortsansässigen Geschäftsgebäudes durch eine Rakete weggesprengt und in der Öffentlichkeit heißt es, dass es ein Gasleck war. Nur 12 Stunden später ist von diesem Vorfall nichts mehr zu sehen, und wie sich herausstellt, gibt es zwischen der Attentäterin und dem Geschäftsführer von Roxxon eine Verbindung. Und es gibt noch ein viel größeres Geheimnis. Roxxon hat sprichwörtlich einige Leichen im Keller, und auf die hat es Scarlet Spider abgesehen …
Christopher Yost zeigt, dass mit einer Figur, die zwar lose auf Peter Parker basiert, trotzdem einiges möglich ist. Kaine ist ein arrogantes selbstverliebtes Arschloch, dass sich mit seinem Erbe, der Verantwortung, nicht so recht warm wird. Im Gegenteil. Es stört in massiv, und auch wenn dieses Leben seine neue, zweite Chance ist, denkt er, dass er es nicht nur nicht verdient, sondern auch eine Art Strafe zu sein scheint. Er nimmt so ziemlich jede Frau, die ihm über den Weg läuft, und prügelt sich hemmungslos durch die Gegnerschaaren.
Für das Artwork ist erneut Ryan Stegman verantwortlich. Doch diesmal hat er nur für ein Kapitel gezeichnet, den Rest hat Khoi Pham übernommen. In Band 1 war es noch genau umgekehrt. Dort war Pham nur mit einer Ausgabe vertreten. Während Stegmans Zeichnungen mit sehr vielen grazilen Details überzeugen, ist Phams Artwork direkter und kräftiger. Hier entstehen Details eher durch die Koloration. Trotzdem passen Phams Zeichnungen gut in das Gesamtbild des Trades.
FAZIT:
Auch Band 2 von Kaines Abenteuern in Houston macht viel Spaß. Abgerundet wird der Band mit drei Kurzgeschichten aus der US-Web of Spider-Man-Comicserie. Diese widmen sich Mays und Jays Flitterwochen und Ben Reillys Abenteuern vor seiner Rückkehr nach New York in der Klonsaga, der 90er Jahre. Als Autor ist hier der damalige Meister J.M. DeMatteis verantwortlich und so kommt auch sofort wieder das Feeling von damals auf. Es ist einfach nur schön, Ben einmal wiederzusehen und „neue“ Abenteuer mit ihm zu erleben.

