Nach und nach werde ich in dieser Reihe auch die diversen Computer und Videospielumsetzungen zu Asterix und seinen Freunden in Angriff nehmen. Hierbei wird es aber keine chronologische Reihenfolge geben, sondern ich werde die Spiele so vorstellen, wie ich sie besitze und dazu komme sie zu spielen, damit es auch ein ordentliches Review ergibt.
Den Anfang, wenn man einmal von dem Online-Browser-game „Asterix & Friends“ absieht, macht heute somit das GameBoy-Spiel mit dem einfachen Namen „Asterix“. Und auch wenn es dieses Spiel in insgesamt drei Versionen, einmal für den GameBoy, für das NES und das SNES gibt, werde ich die GameBoy/NES-Version und SNES-Version dennoch einzeln vorstellen, da gerade die GameBoy/NES und SNES-Versionen deutliche Unterschiede zueinander aufweisen. Einzig die Fassung für den Gameboy und das NES sind inhaltlich und optisch identisch, aber dazu später mehr.
„Asterix“ erschien im Jahr 1993 beim 1983 gegründeten Publisher Infogrames. Infogrames firmiert zwischenzeitlich als Atari SA (wobei SA für die Rechtsform „société anonyme“ steht und in etwa mit der deutschen AG-Aktiengesellschaft zu vergleichen ist), hat aber nichts mit dem gleichnamigen Hard- und Softwarehersteller Atari von Nolan Bushnell zu tun, welches 1972 gegründet wurde.
Infogrames steigerte sich im Laufe der 90er und frühen 2000er Jahre durch diverse Zukäufe, wie z.B. Ocean Software, Philips Media BV, Gremlin Interactive, Accolade und weiteren Unternehmen sowie der Übernahme von GT Interactive durch 70% der Firmenanteile zum bisweilen drittgrößten Hersteller und Publisher des neuen jungen Jahrtausends hinter Electronic Arts und Vivendi Universal. Dem folgte die Übernahme von Hasbro Interactive inklusive dem Entwickler und Publisher Microprose und die Übernahme sämtlicher Namensrechte von Atari, inklusive aller Klassiker.
Dem folgte dann 2003 die Umwandlung zur Atari-Gruppe. Nach anfänglichen Erfolgen in der Branche sorgten häufige Wechsel in der Chefetage und ein paar Misserfolge zur Insolvenz des Unternehmens im Jahr 2013. Inzwischen orientiert sich Atari wieder mehr auf die alten Stärken der Marke und versucht erneut ins Hardwaregeschäft einzusteigen und als Lifestyle-Marke zu etablieren.
Nach dieser kleinen Erklärung zum Publisher des Spiels möchte ich mich ein wenig dem Spiel selbst widmen, bevor es zum eigentlichen Review übergeht. Das Spiel selbst basiert auf der erfolgreichen Comicreihe, ohne sich dabei auf ein Abenteuer festzulegen. Der Titel wurde rein in PAL programmiert und erschien ausschließlich in Europa. Eine bereits angekündigte Veröffentlichung für den US-Markt wurde gestrichen. Als Entwickler für die GameBoy und NES-Version trat Bit Managers in Erscheinung, wodurch sich auch die Gemeinsamkeiten erklären lassen.
Weitere Gemeinsamkeiten lassen sich ebenfalls mit dem im gleichen Jahr erschienen Titel „Die Schlümpfe“ finden, der ebenfalls von Bit Managers entwickelt, und von Infogrames veröffentlicht wurde. Beide Titel haben einen ähnliche Levelgestaltung und Aufbau, inklusive des Gameplays und Soundtracks.
Doch nun möchte ich mich dem eigentlichen Spiel widmen …
Asterix (GameBoy/NES)
[1993, Bit Managers/Infogrames]
Obelix wurde von den Römern entführt und soll nun, nach Cäsars Willen, den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden. Also macht sich der schlaue und heldenhafte Asterix auf den Weg um seinen etwas beleibteren Freund zu befreien.
Soviel zur Handlung des Spiels, die wenn man sie genau betrachtet nur ein Abklatsch von Super Mario Land ist. Und genauso ähnlich ist auch das gesamte Spiel aufgebaut. Doch wie sagt man so schön, besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. Und deshalb sehen wir uns das Spiel doch einmal genauer an …
Das Gameplay:
Asterix ist ein typisches 2D-Platform Jump’n Run für einen Spieler, ähnlich wie gefühlte 75% der damaligen Spiele. Die einzige Figur, die man selbst steuern kann, ist Asterix, ein Wechsel zu anderen Figuren ist damals noch nicht vorgesehen. Das Gameplay ist dabei gewohnt simpel. Asterix hüpft und kämpft sich durch vier von ihrem Aufbau und Setting altbekannte Welten, welche noch einmal jeweils in drei Abschnitte unterteilt sind.
Diese sind in ebenfalls nicht wirklich neu. Es gibt eine Wald- und Wiesenwelt, eine Welt mit Schnee und Eis, eine Wüstenlandschaft und eine typische Gebäude- und Höhlenwelt. Am Ende einer jeden Welt wartet dann ein Endgegner, der aber nicht zwingend besiegt werden muss, um weiter zu kommen. Im Falle von Asterix handelt es sich hierbei um den dunkelhäutigen Piraten Bubba, aus dem Ausguck des Piratenschiffes, der in Donkey Kong-Manier Fässer nach unserem Helden wirft. Neben den allseits bekannten Jump & Run-Passagen gibt es auch die in meinen Augen oftmals nervigen Loren-Level, die in solch einem Spiel fast schon Pflicht sind. Anders als aber bei Mario & Co. Wird hier jedoch nicht auf den Gegner draufgesprungen, sondern in gallischer Manier draufgehauen.
Drei wählbare Schwierigkeitsgrade sollen für eine längere Motivation sorgen, machen sich letztendlich aber lediglich in der Anzahl der Gegner bemerkbar. Nach etwas mehr als einer Stunde hat man das Spiel durch und bekommt den Abspann zu sehen. Selbst die vielen versteckten Schlüssel, die zu Geheimräumen führen und die es zu entdecken gilt, können nicht längerfristig motivieren.
Sound & Grafik:
GameBoy und NES nehmen sich sowohl im Sound, als auch in der Optik nicht wirklich viel. Abgesehen von den Farben der NES-Version sind die Animationen und das Figuren- sowie Leveldesign absolut identisch. Die Hintergründe sind einfach gehalten und verfügen stellenweise sogar über mehr als nur zwei Ebenen, was für eine gewisse räumliche Tiefe sorgt, die aber beim Spielen selbst unerheblich ist. Asterix und auch seine Gegner sind hübsch, aber dennoch sparsam animiert. Da waren auch schon damals weitaus mehr als nur zwei bis drei Bewegungsphasen möglich gewesen. Dennoch sind die Figuren gut zu erkennen, wenngleich es Charaktere gibt, deren Sinn sich mir nicht ganz erschließt. Dass Asterix auf Römer trifft, ist normal, auch dass diese sich in einem Baum verstecken. Selbst ein hüpfender SPQR-Adler ist noch vertretbar. Aber was haben Bienen, Krähen und Schneemänner mit Asterix als Gegner zu tun?
Was mir persönlich vor allem fehlt, wären mehr schöne Zwischengrafiken, im Stil von Uderzos Zeichnungen. Denn davon gibt es nur am Anfang und Ende eine Handvoll zu sehen.
Auch der Sound ist typisch für das 8Bit-Zeitalter. Einfach vor sich hindudelnde Musikstücke, die zum Glück nicht nerven und auch das Spielgeschehen meist passend untermalen. Die Haudrauf-Sounds und Reaktionen der Gegner klingen ebenfalls ganz passabel. Dennoch wäre ein wenig mehr Abwechslung durchaus wünschenswert gewesen.
Die Steuerung:
Viel braucht es für das Spiel nun wirklich nicht. Neben dem Steuerkreuz, mit dem man Asterix nach links und rechts bewegen, und sich ducken lassen kann, wird noch der A-Knopf zum Springen und der B-Knopf zum Schlagen benötigt. Mit Start pausiert das Spiel.
Die Steuerung von Asterix erfolgt recht flink und genau. Schon nach einer sehr kurzen Eingewöhnungszeit ist man mit der Reaktionsfähigkeit vertraut und die Handlungen laufen fast schon blindlings ab. Einzig mit der Kollisionsabfrage gibt es hin und wieder Probleme. So sind Löcher um einige Pixel breiter, als es ihre Optik offenbart, was dazu führt, dass man des Öfteren in diese hineinfällt. Auch Gegner benötigen einen gewissen Abstand, um sie zu schlagen. Denn sind sie bereits zu nah, schlägt man durch sie hindurch.
Sieht man aber von diesen Kleinigkeiten ab, mit denen man das Spiel dennoch bestreiten kann, sobald man sich daran gewöhnt hat, bleibt ein gelungener Super Mario-Klon mit ansprechendem Asterix-Charme. Doch allzu lange kann man sich schon aufgrund der kurzen Spielzeit nicht damit aufhalten und wirkliche Neuerungen sucht man ebenfalls vergebens. Für echte Asterix-Fans ist es aber auf jeden Fall eine gelungene Adaption des Stoffes mit viel Witz und Charme, wie unter anderem dem, dass man die im Spiel befindlichen Wildschweine mit einem Schlag in leckeren Wildschweinbraten „verwandeln“ kann.
Copyright aller verwendeten Fotos/Bilder/Scans © 1993-2016 Les Editions Albert Rene / Goscinny Uderzo & Infogrames & Thomas „Mueli77“ Mülbradt
Die bisherigen Review-Specials:
- Asterix der Gallier
- Die goldene Sichel
- Asterix und die Goten
- Asterix als Gladiator
- Tour de France
- Asterix und Kleopatra
- Der Kampf der Häuptlinge
- Asterix bei den Briten
- Asterix und die Normannen
- Asterix als Legionär
- Asterix und der Avernerschild
- Asterix bei den Olympischen Spielen
- Asterix und der Kupferkessel
- Asterix in Spanien
- Streit um Asterix
- Asterix bei den Schweizern
- Die Trabantenstadt
- Die Lorbeeren des Cäsar
- Der Seher
- Asterix auf Korsika
- Das Geschenk Cäsars
- Die grosse Überfahrt
- Obelix GmbH & Co. KG
- Asterix bei den Belgiern
- Der grosse Graben
- Die Odyssee
- Der Sohn des Asterix
- Asterix im Morgenland
- Asterix und Maestria
- Obelix auf Kreuzfahrt
- Asterix und Latraviata
- Asterix plaudert aus der Schule
- Gallien in Gefahr
- Asterix & Obelix feiern Geburtstag
- Asterix & Friends (Browsergame)
- Asterix der Gallier (Film)