Eigentlich sollte sich das heutige Asterix Review Special zur Abwechslung mal wieder um ein Videospiel drehen. Ich hatte sogar begonnen damit zu spielen, es zu testen, alle Möglichkeiten auszuloten. Das wäre an sich auch kein Problem. Aber ein wichtiger Bestandteil wäre diesmal nicht oder nur unzureichend zu beurteilen möglich gewesen. Da ich, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, derzeit mit einer beidseitigen Mittelohrentzündung kämpfe, fällt es mir schwer Sound und Musik des Spiels richtig zu hören. Vielleicht ist es ein Segen (wenn die Soundkulisse so schlecht ist) oder ein Fluch (wenn sie sich wirklich gut anhört) aber das kann ich im Moment leider nicht beurteilen. Deswegen schiebe ich diese Limitierte Sonderausgabe von „Asterix bei den Belgiern“ ein und deswegen ist es heute auch wieder einmal so spät geworden. Dies ist der letzte Band, an dem Goscinny noch mitgewirkt hat, bevor er am 5. November 1977 mit nur 51 Jahren durch einen Herzinfarkt aus dem Leben gerissen wurde.
Doch, da ich diesen Band selbst bereits im Asterix Review Special (24) vorgestellt habe, werde ich dieses Mal auf eine inhaltliche und den reinen Comicinhalt bewertende Aussage verzichten, und mich mehr den Umständen des Bandes und den zusätzlichen Seiten, die diese „Limitierte Sonderausgabe“ auszeichnen, widmen.
So erschien „Asterix che les Belges“ bereits seit April 1977 als Vorabdruck in der Zeitschrift „Le Pèlerin“ als René Goscinny im November starb. Das Skript war zwar fertig, doch es fehlten noch 7 Seiten, die Albert Uderzo zeichnen sollte. Doch nach dem Tod seines besten Freundes bat er den Verleger Georges Dargaud darum, den letzten Willen Goscinnys zu respektieren und die Arbeit an dem Abenteuer einzustellen. Uderzo wollte in seiner Trauer die letzten Seiten nicht mehr liefern. Dargaud jedoch zog vor Gericht und forderte Uderzo unter Androhung von 10.000 französischen Franc Verzugsstrafe pro Tag Verspätung auf, das Album zu vollenden. Obwohl Uderzo in der Berufung Recht erhielt, war es bereits zu spät. Uderzo hatte unter Zwang seine Arbeit vollendet und das Album erschien als Letztes im Verlag Dargaud mit der Nummer 24.
Im darauf folgenden Rechtsstreit mit Dargaud wurden Albert Uderzo und René Goscinnys Tochter Anne, jeweils fünfzig Prozent der rechte an den ersten 24 Abenteuern zugesprochen. Kurz darauf eröffnete Albert den Verlag „Les Editions Albert René“ bei dem seither alles erscheint, oder abgesegnet werden muss, was mit Asterix zu tun hat. Als veröffentlichendes Verlagshaus haben sich Albert und Anne für Hachette entschieden, die seitdem alle Abenteuer in den Handel bringen.
Mit Belgien endete die Zusammenarbeit zwischen Goscinny und Uderzo, und mit Belgien begann sie auch. Denn im Jahr 1951 machte der belgische Chef der Brüsseler Presseagentur „International Press“, Yvan Chéron, die beiden miteinander bekannt. Doch nur die Bekanntschaft alleine reicht nicht aus, um Belgien zu einem sehr wichtigen Teil von Goscinnys und Uderzos gemeinsamen Schaffen zu machen. Bereits 1952, genauer gesagt der 26. Juni 1952, markiert einen weiteren wichtigen Punkt in der Zusammenarbeit Goscinny/Uderzo und Belgien. An diesem Tag erscheint auf der Titelseite der neu gegründeten Jugendbeilage „La Libre Junior“ der belgischen Zeitung „La Libre Belgique“ der gemeinsam erdachte Korsar des Königs „Pitt Pistol“ um seine neue Serie anzukündigen. Doch „Pitt Pistol“ war nur der Anfang. Es folgten weitere Serien, wie „Luc Junior“ und „Umpah-Pah“.
Fortan trafen sich René und Albert immer wieder in Belgien, gerade wenn René sich mit Morris trifft, um die weiteren Arbeiten an „Lucky Luke“ zu besprechen. Neben Morris wurden auch schnell André Franquin, Peyo, Jean-Michel Charlier, Edda Paape, Jean Graton, Mitacq, Jean Roba, Raymond Macherot, Greg oder Victor Hubinon zum engeren Freundeskreis. Bei einem dieser Treffen, die dann später nach Chivy-lès-Etouvelles verlegt werden, sammelt Goscinny auch handschriftlich zahlreiche belgische Ausdrücke, die er später in „Asterix bei den Belgiern“ verwenden möchte.

Briefmarken und Münzen aus Belgien anlässlich der Veröffentlichung des 33. Asterix-Bandes und Entwurf für das Plakat zum Festival des Humors.
Auch später noch pflegte Uderzo seine Beziehungen zu Belgien. Immerhin war Belgien für die beiden auch das Land des Lachens. Und so entwirft Uderzo 2002 spontan ein Bild der beiden Gallier mit vertauschten Köpfen für das Plakat zum 10. Festival du Rire (Festival des Humors) im belgischen Rochefort bei dem auch Uderzos Freund der Zeichner von „Chick Bill“ und „Rick Master“, Tibet, zu Gast war.
Anlässlich der Veröffentlichung des 33. Asterix-Bandes im September 2005, würdigte Belgien die beiden Freunde, indem man auf dem Großen Platz in Brüssel ein gallisches Dorf errichtete, ein Wandgemälde mit den beiden unbeugsamen Galliern enthüllte, die Ausstellung „Le Monde-Miroir d’Asterix“ eröffnete und auch die belgische Fluggesellschaft „SN Brussels Airline“ lackiert ihre Flugzeuge in den Farben von Asterix. Ein weiteres Highlight waren aber drei Medaillen, die die Belgische Münze prägen ließ und 6 Briefmarken der belgischen Post.
Asterix bei den Belgiern
(Limitierte Sonderausgabe)
Doch nun genug über Belgien und die Entstehung dieses Abenteuers. Der vorliegende Band erschien im Juli 2017, anlässlich des 40. Todestages von René Goscinny. Als Grundlage dient das 24. Album in überarbeiteter Form mit neuer Koloration und dem neuen Lettering, welches auch die aktuellen Auflagen aller Abenteuer ziert. Zuerst fällt auf, dass die Farbgebung wesentlich deutlicher und kontrastreicher daherkommt und auch Farbfehler korrigiert wurden.

Auf der linken Seite das erste Panel aus der Gesamtausgabe und rechts das gleiche Panel aus der Sonderausgabe, als Vergleich.
Die 16 zusätzlichen redaktionellen Seiten beschäftigen sich mit der Entstehung und Besonderheiten des Bandes. So wird Goscinnys und Uderzos Beziehung zu Belgien ebenso thematisiert, wie Goscinnys Tod. Doch auch verschiedenen Grundlagen die Goscinny nutze, um sein Abenteuer zu würzen, werden hier vorgestellt, wie zum Beispiel Cäsars Werk „Der gallische Krieg“ oder das Lexikon „Petit Larousse“ aus dem sich der Meister bediente, wenn er wieder einmal lateinische Zitate benötigte.
Auch wenn Asterix‘ Abenteuer nicht immer historisch korrekt sind, so hat Goscinny dennoch versucht, eine gewisse Genauigkeit an den Tag zu legen. Kleineren Unstimmigkeiten gehen die redaktionellen Seiten hierbei ebenso auf den Grund, wie bekannten belgischen Eigenheiten oder Speisen, die ihren Weg in diesen Band fanden. Aber auch Goscinnys Talent mit Sprachen und deren Eigenschaften zu jonglieren findet seine Beachtung, genauso wie die kurze Erwähnung von Lizenzen zu bekannten Brettspielen, die zwischen 2006 und 2010 in Zusammenarbeit mit Éditions Atlas entstanden.
Besonderheiten sind natürlich die abgebildeten Originalskripte, Zeichnungen, Skizzen und mehr, die gewisse Entstehungsprozesse beleuchten, oder Fotos aus den Archiven von Albert Uderzo oder Renés Tochter Anne Goscinny.
Somit ist diese Ausgabe auch für Besitzer des originalen Bandes noch immer einen Kauf wert, da es hier zusätzliche Infos gibt, die durchaus einen Mehrwert darstellen. Allerdings sollte man schon ein gewisses Interesse daran besitzen. Wer einfach nur das Comicabenteuer erleben möchte, der kann auch zur einfachen Softcoverausgabe ohne redaktionelle Betreuung greifen und wird ebenso seinen Spaß daran haben, wobei ich persönlich eher die vorliegende Version bevorzuge.

Vom Skript (links) über die noch unkolorierte Seite (Mitte links) zur Farbversion aus der Gesamtausgabe (Mitte rechts) zur Version aus der Sonderausgabe (rechts).
Copyright aller verwendeten Bilder 1977-2018 Les Editions Albert René / Archiv Anne Goscinny / Egmont Ehapa Media
Die bisherigen Review-Specials:
- Asterix der Gallier
- Die goldene Sichel
- Asterix und die Goten
- Asterix als Gladiator
- Tour de France
- Asterix und Kleopatra
- Der Kampf der Häuptlinge
- Asterix bei den Briten
- Asterix und die Normannen
- Asterix als Legionär
- Asterix und der Avernerschild
- Asterix bei den Olympischen Spielen
- Asterix und der Kupferkessel
- Asterix in Spanien
- Streit um Asterix
- Asterix bei den Schweizern
- Die Trabantenstadt
- Die Lorbeeren des Cäsar
- Der Seher
- Asterix auf Korsika
- Das Geschenk Cäsars
- Die grosse Überfahrt
- Obelix GmbH & Co. KG
- Asterix bei den Belgiern
- Der grosse Graben
- Die Odyssee
- Der Sohn des Asterix
- Asterix im Morgenland
- Asterix und Maestria
- Obelix auf Kreuzfahrt
- Asterix und Latraviata
- Asterix plaudert aus der Schule
- Gallien in Gefahr
- Asterix & Obelix feiern Geburtstag
- Asterix & Friends (Browsergame)
- Asterix der Gallier (Film)
- Asterix (Gameboy/NES)
- Asterix in Novaesium
- Asterix und Kleopatra (Film)
- Asterix (SNES)
- Gallische Geschichten mit Asterix und Obelix
- Asterix & Obelix (Gameboy)
- Asterix erobert Rom (Film)
- Asterix erobert Rom – Das Buch zum Film (Album, Neuauflage)
- 12 Prüfungen für Asterix
- Asterix and The Great Rescue (Sega Mega Drive)
- Asterix – Sieg über Cäsar (Film)
- Uderzo von seinen Freunden gezeichnet
- Asterix – The Great Rescue (Game Gear/Master System)
- Uderzo – Der weite Weg zu Asterix
- Asterix & Obelix (SNES)
- Asterix bei den Briten (Film)
- Asterix – Streit um Gallien (Playstation)
- Asterix bei den Pikten
- Asterix – Die Trabantenstadt (3DS)
- Asterix in Italien
- Die Trabantenstadt (Limitierte Sonderausgabe)
- Asterix – Operation Hinkelstein (Film)
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