Heute gibt es in dieser Kategorie, die ich fast schon wieder umbenennen müsste in „Indie- & Undergroundcomics und Eigenveröffentlichungen“, denn das heute vorgestellte Zinnober würde ich schon nicht mehr in die Riege der Indie- oder Undergroundcomics einsortieren. Dennoch möchte ich euch heute den zweiten deutschen Hardcoverband, das NOIR-Special und den US-One Shot „Zinnober More Fire“ hier vorstellen …
Zinnober Nr. 2 [Juni 2019]
Autor: Ralf Singh, Thorsten Brochhaus
Zeichner: Ralf Singh
Format: Hardcover
Umfang: 100 Seiten
Verlag: Dead Diver
Preis: 27,00 Euro
Info: Zweiter deutscher Sammelband mit den Kapiteln 4-6 und drei Kurzgeschichten, finanziert über Kickstarter.
Endlich haben Claire und der Widerstand etwas gegen die Drachen in der Hand, aber Claires Vater und die Armee will sich wieder auf die Forschungsstation „Fridge“ in Alaska zurückzuziehen und weitere Tests durchzuführen. Claire hingegen hat ihre eigenen Pläne, um diesen Drachen den Arsch aufzureißen und versucht natürlich auch ihren Dickkopf durchzusetzen, selbst wenn dies ihr Leben kosten sollte …
Die letzten drei Kapitel des ersten Storybogens finden in diesem wunderbaren 100 Seiten Hardcover Platz, plus drei sehr schön stimmige Kurzgeschichten, auf die ich aber später genauer eingehen werde. Die Handlung, welche zum Ende des ersten Bandes ein wenig holperte, ist nun sehr schön flüssig und nachvollziehbar. Gerade Claires Handlungen und ihr Verhalten gegenüber den Erderobernden Drachen scheint nicht nur logisch, sondern auch konsequent, selbst wenn sie sich dafür mit ihrem Vater entzweien muss. Sie setzt das restliche noch vorhandene Familienglück nur wegen ihrer Rache an den Drachen aufs Spiel.
Auch optisch hat sich er zweite Band noch einmal massiv gesteigert, was in meinen Augen eine beachtliche Leistung ist, da Band Eins schon unglaublich gut aussah. Gerade was Gestik und Mimik betrifft hat Ralf noch einen ganzen Schritt vorwärts gemacht, auch wenn Claire nach wie vor ein wenig unnahbar wirkt, was aber diesmal bestimmt gewollt ist. Sicher nicht unwesentlich daran beteiligt sind Cristian Docolomansky mit seinen Inks und Ilaria Fella, die für die Farbgebung verantwortlich zeichnet. Hier spürt man, dass nicht einfach nur ein paar Comickünstler zusammenarbeiten, sondern einen Traum verfolgen und all ihr Herzblut in dieses Projekt stecken.
Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, wie die Story um Claire weitergeht, vor allem nach den Entwicklungen in diesem Band, die ich aus logischen Gründen nicht vorwegnehmen werde. Wenn ihr jetzt ebenso begeistert seid und Zinnober noch nicht euer Eigen nennt, dann wird es jetzt höchste Zeit.
Zinnober Noir [Juni 2019]
Autor: Ralf Singh, Thorsten Brochhaus
Zeichner: Ralf Singh
Format: Heft
Umfang: 28 Seiten
Verlag: Dead Diver
Preis: 12,00 Euro
Info: Schwarz/Weiß-Version des vierten Kapitels. Nur über Kickstarter erhältlich und auf 100 Exemplare limitiert.
Zur NOIR-Ausgabe werde ich inhaltlich nichts erwähnen, da es „nur das vierte Kapitel in Schwarz/Weiß reprintet. Was ich aber erwähnen kann ist, dass es zusätzlich noch eine Gallerie mit den US-Covern in Schwarz/Weiß gibt.
Die Optik dieses 28 Seiten-Heftes lebt von seiner Schlichtheit mit satten Kontrasten, einigen Graustufen und gelegentlichem Einsatz der Farbe Rot in Form von Blut. Allerdings erhalten die Zeichnungen durch das „Fehlen“ der Farben eine komplett andere Stimmung, was wirklich erstaunlich ist. Alles wirkt dramatischer und eindringlicher, als es in der Farbversion der Fall ist. Dennoch muss ich gestehen, dass mir die kolorierte Fassung ein Stück weit besser gefällt, dieses Heft aber einen wirklich coolen Bonus darstellt.
Somit stellt dieses Heft keine wirkliche Notwendigkeit dar, ist aber für Fans von Zinnober weitaus mehr, als nur eine kleine Dreingabe. Ich sehe es eher wie das Bonusmaterial einer Special Edition DVD oder Bluray, für die man bewusst ein paar mehr Euros in die Hand nimmt, auch wenn es nur einen subjektiven Mehrwert bietet.
Zinnober More Fire [November 2019]
Autor: Ralf Singh, Thorsten Brochhaus
Zeichner: Ralf Singh, Sarah Burrini, Andreas Butzbach, Elif Siebenpfeifer
Format: Heft
Umfang: 36 Seiten
Verlag: Scout Comics
Preis: 3,99 US-Dollar
Info: One-Shot mit vier Kurzgeschichten als Überbrückung zur zweiten Serie.
Im Weltraum trifft die Besatzung der Internationalen Raumstation erstmals auf die Drachen, welche kurz darauf den Eroberungsfeldzug auf der Erde starten. Dies ist der erste Kontakt …
Claire versucht alles um ihre Mutter nicht zu vergessen. Sie ist noch ein junges Mädchen, aber das Gesicht ihrer Mutter sieht sie nur noch in ihren Träumen. Immer wenn sie wach ist, und es zeichnen möchte, ist da nichts mehr. Bis ihr eine Freundin zeigt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, sich zu erinnern …
Lübeck in Deutschland. Ein Mann, der Tag für Tag zu überleben versucht. Seine eigene Art findet, um mit dieser Katastrophe zurecht zu kommen, bis er eine wichtige Nachricht hört, die sein Leben verändert …
Zwischenzeitlich ist Claire wieder zurück in New York, um dort ihren Kampf gegen die Drachen fortzusetzen …
In diesem US-Heft, welches als eine Art Epilog zur ersten Serie und Prolog zu einer möglichen zweiten Serie gesehen werden kann, sammeln sich vier Kurzgeschichten. Drei davon „Tattoo“, „Zinnober“ und „Tomorrow“ befinden sich bereits als Bonus im zweiten Band auf Deutsch. Die letzte jedoch, mit dem schlichten Titel „New York“ bildet eine Art Prolog zur nächsten Serie. So könnte man Zinnober zwar nach Band zwei und Kapitel sechs getrost abschließen, und alle weiteren Entwicklungen der Fantasie des Lesers überlassen, aber mit diesem Prolog zeigt das Zinnober-Team, dass sie noch nicht fertig sind mit ihrer Erzählung.
Während die letzte Kurzgeschichte vom gewohnten Zinnober-Team stammt, sind für die anderen Kurzgeschichten deutsche Comickünstler wie Andreas Butzbach, bekannt für seinen kantigen Stil, Sarah Burrini, die mit ihren Ponyhof-Geschichten für Aufsehen sorgte und Elif Siebenpfeiffer, die mir ehrlich gesagt bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt war, aber Fans von Das Schwarze Auge seit 2012 durchaus ein wichtiger Name ist, da sie seitdem zahlreiche Illustrationen für DSA anfertigte. So unterschiedlich wie die Stile der Künstler sind, so perfekt passen sie wiederum auf die jeweiligen Kurzgeschichten. Und wie schon im ersten Band, so habe ich auch diesmal eine Lieblingskurzgeschichte: „Tattoo“ von Sarah Burrini.
Leider weiß bisher keiner ob, wann und wie Zinnober weitergeht, aber dieses Heft macht schon heftig Lust auf mehr und verkürzt die Wartezeit nicht wirklich, sondern macht es fast noch schwieriger darauf zu warten. Ob man als deutscher Leser nun unbedingt das US-Heft braucht, oder stattdessen lieber wartet, bis es in Deutschland weitergeht, muss jeder für sich selbst entscheiden.
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