Heute will ich mich mal einem Film widmen, den ich zwar schon vom Namen her länger kenne, aber bisher weder auf DVD noch im TV gesehen hatte. Natürlich hatte ich seine Existenz wahrgenommen und auch seinen Comicbezug, aber der Film hatte nie so hohe Priorität, dass ich ihm auch nur den Hauch einer Chance gegeben hatte. Die DVD war mir immer zu teuer, und wenn er im TV lief, dann gab es auch tausend Gründe ihn nicht zu schauen. Irgendwie ein Fehler, wie ich später feststellen musste. Denn im Rahmen eines Filmruns im Paniniforum, innerhalb dessen wir uns die verschiedensten Comicverfilmungen (oder Filme mit Comicbezug) jede Woche gemeinsam ansehen und bewerten wollten, kam auch dieser Film vor. In der Woche, in der der Film an der Reihe war (ziemlich viele „der“’s in diesem kurzen Satzabschnitt, oder?), hatte ich ihn noch nicht, und habe mich somit der Wertung enthalten. Die Wertungen waren nicht schlecht und daher habe ich mich entschlossen den Film auf DVD zu besorgen, und habe ihn auch glücklicherweise neu und originalverpackt sehr günstig bekommen. Jetzt will ich euch aber nicht zu lange auf die Folter spannen und mitteilen, wie ich ihn denn nun fand …
American Splendor
Doch worum geht es in American Splendor eigentlich? Im Grunde handelt der Film vom Leben des Comickünstlers Harvey Pekar. Streng genommen ist er also eigentlich eine Biografie. Andererseits ist genau dies auch die Handlung von Pekars Comicserie American Splendor, die auch nur sein Leben darstellt. Somit ist der Film auch wieder eine astreine Comicverfilmung, und eigentlich noch viel mehr. Harvey Pekar ist die Hauptfigur in seiner eigenen Comicserie. Sein langweiliges Leben, seine langweiligen Freunde, sein langweiliger Chef, einfach alles bringt Harvey Pekar zu Papier. Sein ganzes beschissenes und erbärmliches Leben. Von seiner Kindheit an, bis zu seinem großen Erfolg als Comicautor und den Auftritten in der David Letterman Late Night-Show. Wie ihn seine erste Frau verlässt, er seine zweite Frau kennenlernt, und wie er an krebs erkrankt und ihn bekämpft. Also is American Splendor eigentlich ein comicbasierte, tragisch-komische, dramatisch-romantische Autobiografie, oder so ähnlich eben.

Das ältere jüdische Damen aber auch immer an der Kasse über den Preis diskutieren müssen. Mit diesem Erlebnis fängt Harveys Comickarriere an.
American Splendor lässt sich sehr schwer einordnen. Nicht nur wegen des Inhaltes, sondern auch wegen der Art und Weise der Umsetzung. Während Paul Giamatti als Darsteller von Harvey Pekar sehr wohl überzeugt, lässt es sich das Original dennoch nicht nehmen, ebenfalls vor die Kamera zu treten. Wenn auch nur in kurzen Sequenzen, um als eine Art Off-Sprecher und Führer durch de n Film zu fungieren. Des Weiteren gibt es immer wieder Szenen, in denen Animationen mit dem realen Schauspiel vermischt werden. Dies gibt dem Film einen weiteren besonderen Reiz. So vermischen sich Pekars Comics ganz leicht mit dem Film, hin und her, immer wieder gibt es zarte Übergänge oder ganze Szenen, in denen Paul Giamatti in einer animierten Umgebung umherwandert. Das Hauptaugenmerk liegt somit ganz klar auf Pekar selbst und seinem verkorksten Leben, oder wenigstens dem, was er dafür hält. Denn im Grunde wird nur gezeigt, dass Harvey Pekar ein sehr trübsinniger Mensch ist, der selbst bei allem Glück was ihm widerfährt, niemals so recht glücklich wird.
So komplex und verschroben der Inhalt des Filmes ist, so nüchtern kommt die visuelle Umsetzung daher. Selbst die bereits angesprochenen Mischszenen sind einfach gehalten. Jedoch ist genau dies auch ein großer Pluspunkt des Filmes in meinen Augen. Da sich die Handlung über mehrere Jahrzehnte erstreckt, ist es immens wichtig, diese auch visuell überzeugend darzustellen. Seien es die 60er, die 70er oder auch die 80er Jahre. Hier muss man nicht nur die Fahrzeuge und den jeweiligen Kleidungsstil beachten, sondern auch den Wandel in der Architektur und vielem mehr. Hier haben die Macher allerdings alles richtig gemacht und jedes Jahrzehnt perfekt und glaubwürdig in Szene gesetzt.
Einziges Manko ist in meinen Augen, dass Pekar-Darsteller Paul Giamatti kaum altert, sieht man einmal von seiner Kindheit bis zum Erwachsenenalter ab. Mehr als zwanzig Jahre deckt er ab, ohne sich merklich zu verändern. Davon abgesehen ist seine schauspielerische Leistung aber sehr gut und er spielt Pekar mit allen seinen Macken und in allen Facetten sehr überzeugend. Gleiches gilt aber auch für Hope Davis, welche Pekars zweite Ehefrau verkörpert und erst recht für Judah Friedlander, der Harveys Kollegen und Freund Toby Radloff spielt. Auch Harveys Freund und bekannter Undergroundcomiczeichner Robert Crumb taucht im Film mehrfach auf. Anders als Pekar jedoch wird Crumb hier „nur“ von James Urbaniak dargestellt und tritt nicht neben seinem Freund persönlich auf. Crumbs zweite Frau Joyce hingegen bekommt in den Off-Szenen, genau wie Toby die Chance sich vor der Kamera zu zeigen und einem Interview ähnlich ein Statement zu dessen Leben abzugeben. Hierdurch entsteht wiederum ein gewisser Dokumentationscharakter, ohne dabei den eigentlichen Film und dessen Stil zu verlassen.
Der sehr schön aufgemachte Digipak-Edition von Sunfilm Entertainment hat neben einem durchsichtigen Schuber mit zwei aufgedruckten Comicdamen, welche im Gesamtbild dann Paul Giamattin als Harvey Pekar „umrahmen“ auch ein eigens für den deutschen Markt angefertigtes Booklet mit Comic. Hier haben Gerhard Schlegel und Laska Comix eine kurze aber schicksalhafte Begegnung von Harvey und Robert umgesetzt und liefern noch dazu eine kurze biografische Zusammenfassung plus Schauspielerinfos.
American Splendor ist anders, aber auf jeden Fall sehenswert und nicht umsonst in vielen Rankings unter den Top 10 der besten Filme. Leider nur nicht in den Rankings, in denen es um die Einnahmen geht. Denn wirklich erfolgreich ist der Film leider nie gewesen. Etwas Besonderes ist er aber in jedem Fall und irgendwie bereue ich es, dass ich ihn so lange mit Missachtung gestraft habe. Aber irgendwie hoffe ich auch, dass ich das mit diesem Review wieder gut machen kann und anderen, ich meine euch damit, den Film nähergebracht habe, wenn ihr ihn nicht ohnehin schon kennt.
Copyright aller verwendeten Bilder © 2003-2014 HBO Films / Sunfilm Entertainment
Version: DVD
Format: Dolby, PAL
Discs: 1
Laufzeit: 97 Minuten
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 16:9 – 1.85:1
Darsteller: Paul Giamatti, Harvey Pekar, Hope Davis, Joyce Brabner, Judah Friedlander, Chris Ambrose
Regie: Robert Pulcini
Land: USA
Jahr: 2003
FSK: 12
„American Splendor“ (Amaray) bei Amazon bestellen.
Version: DVD (Digipak)
Format: Dolby, PAL
Discs: 1
Laufzeit: 97 Minuten
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 16:9 – 1.85:1
Darsteller: Paul Giamatti, Harvey Pekar, Hope Davis, Joyce Brabner, Judah Friedlander, Chris Ambrose
Regie: Robert Pulcini
Land: USA
Jahr: 2003
FSK: 12