Nach der Jubiläumsausgabe vom letzten Monat mit dem wirklich großartigen Nachschlagewerk über Albert Uderzos Leben und Schaffen, geht es heute spielerisch weiter, mit der Super Nintendo-Version von „Asterix & Obelix“. Die Gameboy-Version habe ich bereits in Nummer 42 des monatlichen Review-Specials vorgestellt. Wie so oft ist die SNES-Version etwas aufwändiger und umfangreicher, als ihr Pendant für Gameboy oder NES. Inwiefern dies auch hier zutrifft und ob es Besonderheiten gibt, versuche ich mit diesem Special ergründen …
Das Spiel erschien im Jahre 1995 neben dem Super Nintendo Entertainment System auch für den Gameboy und PC (MS-Dos und Windows). Außerdem gibt es noch ein Remake für den Gameboy Advance aus dem Jahr 2005, welches aber im vierten Abschnitt statt auf „Asterix und Kleopatra“ auf dem 26. Band „Die Odyssee“ basiert. Auf weitere Unterschiede gehe ich etwas später in diesem Special ein. Die restlichen Abschnitte, Missionen oder auch Kapitel sind aber bei allen anderen Versionen gleich. Hier liefern die Abenteuer „Asterix bei den Briten“, „Asterix bei den Schweizern“, „Asterix bei den Olympischen Spielen“, „Asterix und Kleopatra“ und „Asterix in Spanien“ die spielerische Vorlage für dieses Sidesrollende 2D-Jump & Run.
Für die Programmierung des doch recht schwierigen Spiels, welches vor allem wegen seiner knappen Zeitvorgaben und selbst im einfachen Schwierigkeitsgrad hartnäckigen Gegner und Ereignisse ein echter Joypadkiller ist, zeichnet Isidro Gilabert verantwortlich. Er war damals einer der Hauptprogrammierer bei Bit Managers die hinter der Entwicklung von „Asterix & Obelix“ sowie vielen anderen Lizenzumsetzungen bei Infogrames, wie „Die Schlümpfe“, „Tim und Struppi“ oder „Ottifanten“ steckten. Das Design stammt von Vincent Pelisson, der unter anderem an „Die Schlümpfe 2″ sowie „Tim und Struppi“ (1&2). Auch heute noch ist Pelisson aktiv, derzeit bei Gameloft, wo er Spiele für Android und iOS designt. Da ein Spiel auch eine Sound- und Musikkulisse benötigt, hat man diesen Posten mit Alberto Jose Gonzalez besetzt. Auch er gehörte bereits zu dem Team hinter „Die Schlümpfe“, „Tim und Struppi“ und war auch für die musikalische Untermalung der „Turok“-Versionen für den Gameboy verantwortlich. Die Regie für „Asterix & Obelix“ unterlag Stephane Baudet. Auch er war bereits unter anderem an „Die Schlümpfe“ beteiligt. Zuletzt trat er nur noch in führenden Aufgaben auf, unter anderem als Produzent bei „Driver: San Francisco“ oder Creative Director bei „Assassins Creed: Brotherhood“.
Bevor ich nun zum eigentlichen Review und Test des Spiels komme. Möchte ich hier noch kurz auf die Unterschiede zur Gameboy Advance-Version kommen. Diese befindet sich auf dem Modul „Asterix & Obelix: Jetzt geht`s rund“ auf dem neben diesm Spiel auch noch „Asterix & Kleopatra“ enthalten ist. Für das Remake wurde die Grafik leicht überarbeitet und insgesamt etwas „sanfter & weicher“ gestaltet. Die Farben wirken nun harmonischer aufeinander abgestimmt. Außerdem wurde die Spielgeschwindigkeit ein wenig gedrosselt und die Zeitvorgaben humaner gestaltet. Und auch die Schwierigkeitsgrade fallen nun weitaus spielfreundlicher aus. Der leichte Schwierigkeitsgrad ist nun auch wirklich leichter und die Gegner sind insgesamt weniger angriffslustig und warten mit ihren Angriffen auch kurzfristig. So wird das gesamte Spiel besser spielbar und weniger frustbehaftet, als es die Originalversion ist. Auch wenn ich beide Versionen vorliegen habe, möchte ich mich vorrangig der SNES-Version widmen und werde daher auch im Test hauptsächlich darauf eingehen, wenngleich ich gelegentlich die GBA-Version erwähnen werde.
Und nun möchte ich auch bereits loslegen und euch das Spiel in seiner ursprünglich veröffentlichten Version vorstellen. Vielleicht gibt es ja den Einen oder Anderen, der das Spiel noch aus seiner Jugend kennt und seine Erfahrungen hier in den Kommentaren mit uns teilen möchte …
Asterix & Obelix (SNES)
[Infogrames, 1995]
Worum geht es eigentlich?
Nach wie vor leisten die Gallier dem römischen Imperator Cäsar Widerstand, was dieser nicht mehr tatenlos hinnehmen kann. Daher errichtet er um das Dorf der widerspenstigen Gallier eine Palisade, um sie endgütlig einzusperren. Doch die Gallier sind damit überhaupt nicht einverstanden und wollen Cäsar beweisen, dass niemand sie aufhalten kann. Dafür wollen sie in alle Teile der Welt reisen und als Beweis bringen sie Cäsar ein Andenken aus jeder Region mit …
Wie spielt es sich?
Das Gameplay ist Genretypisch. Wie bei den gängigsten Jump & Runs dieser Zeit, ist jede Regio in mehrere Abschnitte unterteilt, die verschiedene Sprungpassagen und Gegner enthält. Hierbei bedient sich Infogrames, bzw. Bit Manager, die als Entwickler tätig sind, den üblichen Klischees und Formel, wie sie bereits bei den Schlümpfen Anwendung fanden. Wenn man es genau nimmt, sind die beiden Spiele, abgesehen von den Figuren, sogar identisch. Die Figuren lassen sich gut navigieren, sind aber etwas träge und teilweise schon trödelig. Dabei ist es egal, ob man sich für Asterix oder Obelix als Hauptspielfigur entscheidet. Einmal gewählt ist ein Wechsel nicht mehr möglich und das gesamte Spiel muss mit eben jener Figur bestritten werden. Daher hat auch keiner der beiden Helden andere Eigenschaften, sondern spielen sich absolut identisch.
Wie bereits erwähnt, gibt es aber noch etwas, dass den Spielspaß ein wenig trübt. Der Schwierigkeitsgrad ist selbst auf der leichten Stufe nicht unerheblich und an einigen Stellen kommt man nicht weiter, ohne wenigstens ein bisschen Lebensenergie einzubüßen. In einigen Abschnitten ist es sogar ganz hilfreich das Auftauchen und Verhalten der Gegner auswendig zu lernen, da man so die Abschnitte besser überwinden kann. Jeder Region wird von einem kurzen Minispiel beendet, an dessen Schluss man, sofern man siegreich daraus hervorgegangen ist, das Andenken erhält. Diese Minispiele beschränken sich auf das schnelle und rhythmische Drücken zweier Buttons (Triggern), ähnlich wie es in diversen Sportspielen in den 70er und 80er Jahren üblich war.
Im Grunde und ganz ehrlich gesagt ist das Leveldesign öde, einfallslos und sehr linear. Man gelangt vom Anfangspunkt eines Abschnitts zum Endpunkt und zwischendurch hüpft und springt man, verhaut Feinde, klettert Leitern empor und weicht Fallen aus. Mehr ist es einfach nicht.
Wie sieht es aus?
Der erste Eindruck ist wie so oft der Entscheidende und sehr oft ist es die Optik. So auch bei einem Videospiel, wo die Faszination zu einem sehr großen Teil von der Grafik getragen wird. Und was die Grafik angeht, kann man hier wirklich nicht meckern. Die Figuren sind liebevoll animiert, bewegen sich, wie man es teilweise aus den Animationsfilmen kennt, und versprühen auch den Charme der Comicvorlage. Auch die Hintergründe wissen zu begeistern und wirken trotz vieler Details nicht unübersichtlich, oder störend. Und das, obwohl auch die Hintergründe mit Animationen aufwarten. Jede Region ist gemäß ihren geografischen Gegebenheiten sofort zu erkennen. Selbst die Zwischengrafiken und der Abspann sehen für die vorhandenen Möglichkeiten der doch recht spärlichen Auflösung der Konsole, sehr gut aus. Sicher ist man heute anderes gewohnt, aber für damalige Verhältnisse war diese Grafik fast schon opulent, wenngleich es Entwickler gab, die zum Ende des SNES hin noch atemberaubende Grafikpracht aus der Konsole gezaubert haben.
Wie hört es sich an?
Neben der Grafik ist auch die Akustik nicht unerheblich. Den dafür verantwortlichen Künstler habe ich bereits vorgestellt. Aber was sagt schon sein Portfolio über die Qualität aus. Nun in diesem Fall einiges. Denn „Asterix & Obelix“ klingt sehr gut. Nicht nur die Soundkulisse ist gelungen, sieht man mal von ein paar wenigen Effekten ab, die leicht deplatziert wirken, so sind die Geräusche und Laute der Gegner und Aktionen passend und stimmungsvoll. Aber vor allem die musikalische Untermalung ist es, die diesen Titel so besonders macht. Denn kaum ein anderes Spiel zu dieser Zeit konnte einen fast schon orchestralen Soundtrack vorweisen. Zumindest ist die Auswahl recht gering. Alberto Jose Gonzalez hat beachtliches aus der Soundpalette des SNES gezaubert, was auch heute noch bewundernswert klingt.
Und, wie isses nu‘?
„Asterix & Obelix“ ist vor allem eines, ein Lizenzspiel. Und nicht einmal ein sonderlich Schlechtes. Infogrames hatte schon seine Gründe, warum man mit dem Grunddesign für dieses Spiel kein wirkliches Risiko einging, indem man sich auf bekannte Elemente verließ. So entstand ein durchaus sehens- und spielenswertes Jump & Run, dessen größte Schwächen nur das etwas tröge Leveldesign und der teils knackige Schwierigkeitsgrad sind.
Davon abgesehen, erhält der wahre Asterix-Fan aber ein sehr schönes Spiel, dessen reine Spielzeit sich zwar auf rund knapp 2 Stunden beschränkt, das aber immerhin mit einem optionalen 2-Spieler-Modus aufwarten kann, der zum gemeinsamen durchzocken einlädt. Sofern einer von beiden nicht vorzeitig das Zeitliche segnet. Denn dann ist man wieder auf sich alleine gestellt.
Copyright aller verwendeten Screenshots © 1995-2017 Les Editions Albert/Rene Goscinny/Uderzo / Infogrames / Mobygames
Copyright des eingebetteten Videos © 2013-2017 World of Longplays
Copyright des Fotos © 2017 Thomas „Mueli77“ Mülbradt
Die bisherigen Review-Specials:
- Asterix der Gallier
- Die goldene Sichel
- Asterix und die Goten
- Asterix als Gladiator
- Tour de France
- Asterix und Kleopatra
- Der Kampf der Häuptlinge
- Asterix bei den Briten
- Asterix und die Normannen
- Asterix als Legionär
- Asterix und der Avernerschild
- Asterix bei den Olympischen Spielen
- Asterix und der Kupferkessel
- Asterix in Spanien
- Streit um Asterix
- Asterix bei den Schweizern
- Die Trabantenstadt
- Die Lorbeeren des Cäsar
- Der Seher
- Asterix auf Korsika
- Das Geschenk Cäsars
- Die grosse Überfahrt
- Obelix GmbH & Co. KG
- Asterix bei den Belgiern
- Der grosse Graben
- Die Odyssee
- Der Sohn des Asterix
- Asterix im Morgenland
- Asterix und Maestria
- Obelix auf Kreuzfahrt
- Asterix und Latraviata
- Asterix plaudert aus der Schule
- Gallien in Gefahr
- Asterix & Obelix feiern Geburtstag
- Asterix & Friends (Browsergame)
- Asterix der Gallier (Film)
- Asterix (Gameboy/NES)
- Asterix in Novaesium
- Asterix und Kleopatra (Film)
- Asterix (SNES)
- Gallische Geschichten mit Asterix und Obelix
- Asterix & Obelix (Gameboy)
- Asterix erobert Rom (Film)
- Asterix erobert Rom – Das Buch zum Film (Album, Neuauflage)
- 12 Prüfungen für Asterix
- Asterix and The Great Rescue (Sega Mega Drive)
- Asterix – Sieg über Cäsar (Film)
- Uderzo von seinen Freunden gezeichnet
- Asterix – The Great Rescue (Game Gear/Master System)
- Uderzo – Der weite Weg zu Asterix
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