Wieder einmal möchte ich dem Leser eine Crossed Ausgabe vorstellen. Ich bin immer noch fasziniert an dieser Reihe. Psychische Probleme nehmen in unserer Gesellschaft zu. Wer braucht heutzutage den nicht mal eine Therapiesitzung beim Psycho Doktor? In vielen Familien gibt es ein schwarzes Schaf, ist es nicht so? Einer muss es einfach sein. Clancy ist selbst im Angesicht der Apokalypse noch ein absolutes Arschloch. Er ist es, der die Infektion in die heile Welt seines Bruders Jack gebracht hat. Aber keine Sorge, Jack ist Psychiater, er wird ja wohl mit seinem Bruder schon irgendwie fertig werden. In der zweiten Geschichte geht es um Nerds und Fanboys, die in ihrem Comicladen in Zeiten der Apokalypse, eine Zeichnerin als Sexsklavin halten. Irgendwie muss ein Comicgeschäft ja an Kundschaft gewinnen …
Viel Spaß mit einer weiteren derben und wie gewohnt tiefgründig erkrankten Crossed Ausgabe. Ach so, bevor ich es vergesse, infizierte Zombies und Blut gibt es natürlich auch. Sex sells ist natürlich klar. Wer keine sexuellen Anspielungen in dieser Ausgabe sieht, der ähm, hat Crossed wohl nicht verstanden …
Crossed Nr. 20. Badlands Nr. 13
Wenn ich mir das Cover so anschaue, bekomme ich doch gleich Hunger. Leckere Augen und menschliche Finger überbacken mit Käsesahne Soße klingt doch gut. Stimmt, wir leben in der Apokalypse und die Dame, die das Essen zubereitet ist bereits infiziert. Das erkennt man ja umgehend an der Kreuzwucherung im Gesicht. Max Bemis (Autor der zwei Geschichten Familientherapie und Fanboys in diesem Band) und die Zeichner Fernando Melek , German Erramouspe und Mauro Vargas präsentieren dem Leser auf 148 Seiten reinen Nervenkitzel (empfohlen ab 18 Jahren). Um das Prinzip von Ying und Yang zu verstehen, sind Clancy und Jack ein sehr gutes Beispiel. Eine alleinerziehende Mutter hat es mit zwei so unterschiedlichen Kindern nicht einfach. Jack war ein Streber und gebildeter junger Mensch, Clancy war bereits mehrmals verhaftet worden. Die Wege der Brüder trennten sich, sie haben sich viele Jahre nicht mehr gesehen. Jack ist Psychiater geworden. Als die ersten Infizierten auftauchten, nahm Jack eine junge Dame bei sich in seinem Haus auf. Er wollte sie beschützen vor den Infizierten. Natürlich versuchte er sie auch ins Bett zu kriegen, was für ihn aber gar nicht so einfach war. Wie aus heiterem Himmel meldete sich sein Bruder Clancy bei ihm. Er kam vorbei. Er infizierte sich vor Jack seinen Augen und wurde zum Zombie. Sie konnten gerade noch gemeinsam Clancy in ein dunkles Zimmer des Hauses einsperren. Ab jetzt beginnt das Psychotherapiespiel. Jack versucht seinen Bruder zu therapieren und letztendlich sogar irgendwie zu erlösen. Das Spiel wird immer verrückter, perverser und emotionaler. Es wird in beiden Vergangenheiten herumgestochert. Irgendwie geht es doch immer nur ums Fi****. Welche entscheidende Rolle spielt in dieser Geschichte wohl die Frau, welche Jack eigentlich vor den Infizierten beschützen wollte? Eine absolut tiefgründige und emotionale Achterbahnfahrt der unterschiedlichen Gefühle von Jack und Clancy erwartet den Leser. Die Therapiesitzung ergibt Aufschluss über beide Vergangenheiten. Sex spielt dabei eine große Rolle. Finger in den Po, Mexiko kann man hier fast wörtlich nehmen …
Psychologische Charakterstudie, während die Infizierten sich langsam aber sicher ausbreiten, bis es letztendlich zu spät ist. Wer das Ganze überlebt, das muss man einfach gelesen haben.
Die Zeichnungen und die Farben gefallen mir sehr gut, strukturierte Panels und durchgehend detaillierte Zeichnungen harmonieren in Kombination mit der Story hervorragend. Ein blutiges psychologisches Katz und Maus Spiel, welches den Schwerpunkt auf die Charaktere legt. Dies wird immer wieder durch geschickt eingefädelte blutige Action Szenen unterbrochen, in Bezug mit sexuellen Anspielungen. Eine Story, die emotional intensiv den Leser bewegt. Sie ist verstörend und bleibt im Kopf. Eine Story, die es sich definitiv lohnt, im Crossed Universum gelesen zu haben.
In der zweiten Geschichte sind die Zeichnungen etwas räudiger und kantiger als in der ersten Story. Ansonsten gibt es diesbezüglich aber kaum merkliche Unterschiede zu entdecken.
Früher waren Comics mein Leben. Jetzt sind fast alle Menschen infiziert. Es gibt fast nirgendwo mehr Comic Zeichner. Wie sollen wir je das Ende einer Comic Geschichte erfahren, wenn es niemanden mehr gibt, der sie schreibt und zeichnet? Zum Glück besitzen die Fanboys einen Comicstore. Auch wenn immer weniger nicht infizierte Menschen den Laden aufsuchen, haben sie im dunklen Lagerraum ein Ass im Ärmel sitzen. Eine junge Comiczeichnerin, die sie als Sexsklavin halten. Ihr Auftrag ist es, ein Comic zu zeichnen. Der Comic soll es schaffen, Kundschaft anzulocken und die Fanboys glücklich zu machen. Die junge Zeichnerin verarbeitet in ihren Comics ihr Erlebtes. Sex sells. Der Anti-Gefirmte ist immun gegen das Blut und Sperma der Sex Zombies. Wenn hier jemand vergewaltigt wird, dann ist der Anti-Gefirmte sofort zur Stelle und rettet die Welt vor den kranken Sex Zombies. Ungefähr so kann man sich die Comics der jungen Zeichnerin vorstellen. Die Fanboys wollen immer mehr. Sie halten sie weiterhin als ihre Sexsklavin. Ihre Comics werden immer deutlicher, sie verarbeitet darin die Zeit in diesem Comicladen. Ihre Comic Geschichten gehen so weit, bis der Anti-Gefirmte den Comicladen stürmt und die Fanboys eiskalt niedermacht. Es dauert einige Zeit, bis es zum Showdown kommt. Fremde Menschen kommen in das Geschäft, decken den Schwindel der Fanboys auf und versuchen die junge Zeichnerin zu retten. Ob sie das schaffen, das kann der Leser in dieser durchaus perversen und kranken Geschichte nachlesen.
Diese Geschichte hat mir auch gut gefallen, wobei ich die Familientherapie Geschichte besser fand. Ungefähr beide Geschichten sind gleichbleibend krank, ekelig, pervers und blutig. Die erste Geschichte ist emotional intensiv, aufbauend auf den Geschichten der beiden Brüder. Die zweite Geschichte sitzt tief, weil Fanboys sich eine Sexsklavin halten. Sie befriedigen nicht nur ihr Comicbedürfnis und ihr Machtbedürfnis damit …
Bemerkenswert ist jedoch, dass die junge Zeichnerin trotz ihrer schwerwiegenden Situation ihr Leben nicht aufgegeben hat. Letztendlich verarbeitet sie alles Erlebte in ihren Comics und dreht den sexuellen perversen kranken Schei** einfach um, sodass die Fanboys dran glauben müssen.
Alles in allem bin ich wieder fasziniert und begeistert von diesen kranken Comics. Wie ich bereits mal erwähnt habe, wer hätte jemals gedacht, dass ich alle Bände dieser Reihe besitze.
Definitiv nur für Erwachsene Leser.
Ich freue mich bereits auf die nächste Ausgabe. Wenn die Themen weiterhin so emotional intensiv daherkommen, dann kann es nur gut werden. In den Crossed Geschichten sind blutige sexuelle und kranke Gewalt vorhanden, sie dominieren aber nicht die Geschichte. Das ist sehr gut, denn der Schwerpunkt liegt nicht nur darin, Grenzen zu überschreiten und zu schockieren. Die Autoren haben was zu sagen, sie behandeln ein krankes Thema, loten es aus, lassen es spannend sein und überschreiten nebenbei immer mal wieder Grenzen. Die Mischung macht es, hier ist sie definitiv gelungen. Der Leser ist irritiert am Ende der Geschichte, er wird etwas verwirrt zurückgelassen. Gute Unterhaltung ist es doch, wenn Geschichten im Kopf bleiben. Crossed schafft dies fast durchweg in Form spannender Unterhaltung, mal etwas intensiver, mal etwas emotionaler, jedoch immer mit Blut, Gewalt und sexuellen Anspielungen.
Copyright aller verwendeten Bilder © 2018 Panini Verlag / Avatar US: Crossed Badlands (2011) 87-92 / Max Bemis, Fernando Melek, German Erramouspe, Mauro Vargas
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