Apparat – Vier Singles [Dantes Verlag, Mai 2019]

Und wieder bin ich heute ein wenig später. Aber egal. Der Band, den ich euch heute vorstellen möchte habe ich von Josua Dantes, vom Dantes Verlag als Rezensionsexemplar erhalten. Die Gratis Comic Tag-Ausgabe hatte mich dazu bewegt, deswegen bei Josua nachzufragen, weil mich diese Ausgabe extrem überrascht hatte. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen und ob sie nun erfüllt wurden, könnt ihr jetzt nachlesen …

Apparat – Vier Singles

Autor: Warren Ellis
Zeichner:
Juan José Ryp, Carla Speed McNeil, Laurenn McCubbin, Jacen Burrows
Format:
Softcover
Umfang:
124 Seiten
Inhalt:
Warren Ellis‘ Apparat – The Singles Collection, Volume One
Verlag:
Dantes Verlag
Preis:
14,00 Euro

Eine Ärztin in einer dystopischen Zukunftsvision, die über Sinn und Unsinn der Pharmaindustrie philosophiert. Ein abgehalfterter, aber erfolgreicher Kriminalpolizist mit einer neu zugeteilten Partnerin bei ihrem ersten gemeinsamen Fall. Eine erfolgreiche Pilotin, die alles aufgibt, nur um wieder zurück in ihre Heimat zu kommen und ein ganz normales Leben zu führen und ein Privatdetektiv mit besonderen Fähigkeiten, die aber sein Leben bei jedem Einsatz ein Stück weit verkürzen.

Vier Einzelgeschichten. Vier Hauptakteure. Vier Zeichner. Vier Singles. Singles im Sinne von nur jeweils einer einzigen Ausgabe. Keine Fortsetzung. Keine übergreifende Handlung. Kein Gesamtkonzept. Vier Handlungen, die komplett für sich alleine stehen und vollständig unabhängig voneinander funktionieren. Und genau dies ist das Ziel von Warren Ellis, der in Anlehnung an die frühen Groschenromane mit ihren Abenteuer-, Pulp- und Crimestories so viele Menschen begeisterten, bevor die Superheldencomics den Erfogl an sich rissen. Ellis stellt sich nun die Frage, wie eben jene Genres und Geschichten heute funktionieren und aussehen würden, wenn es die Superheldencomics nie gegeben hätte. Entstanden sind vier sehr unterschiedlich und dennoch in gewisser Weise recht ähnliche Geschichten mit faszinierenden Figuren und teils verstörenden Handlungen. Doch nicht jede Geschichte überzeugt mich gleichermaßen. Während ich die letzte Geschichte hier einmal außen vor lasse, weil ich sie im Gratis Comic Tag-Heft bereits reviewt habe und deswegen nur darauf mit diesem LINK verweise, möchte ich die restlichen drei etwas genauer vorstellen.

Die erste Geschichte mit dem Titel „Angel trampelt Zukunft“ in der es um die junge aber energische Ärztin Angel Antimony geht, ist in meinen Augen extrem verstörend. Doch nicht etwa wegen der fast schon Ellis‘-typischen Gewaltdarstellung, oder der teils extrem düsteren Zukunftsvisionen. Diese Geschichte kommt für meinen Geschmack zu übertrieben pseudophilosophisch daher. Der Grundgedanke ist durchaus spannend und ansprechend, aber die Umsetzung packt mich einfach nicht. Dabei sind die Zeichnungen von Juan José Ryp wirklich atemberaubend schön und detailliert. Anders sieht es mit „Frank Ironwine“ aus, der zweiten Geschichte. Eine fast schon klassische Crime-Story über einen Mordfall, der mit einer verzwickten Handlung und einem Hauptdarsteller daherkommt, den man eher hassen möchte, als mögen. Und dennoch ist es genau diese Mischung, die mich fasziniert. Die Zeichnungen von Carla Speed McNeil sind hier eher rau, skizzenhaft und weitaus weniger detailliert, versprühen aber eine unheimliche Faszination ob ihrer schwarz/weißen Komposition mit starken Linien und geschickt eingesetzten Schraffuren.

Und dann wäre da noch die dritte Geschichte. „Stadt der Aussteiger“ ist der Titel und sie ist eine Anerkennung an die frühen Abenteuergeschichten der glorreichen Piloten. Flieger-Asse, die in ihren Maschinen die Welt umrundeten, gegen böse Feinde kämpften und jederzeit Kopf und Kragen riskierten. Doch diesmal ist es nicht das Abenteuer der Lüfte, welches im Mittelpunkt steht. Ellis stellt eine Person in den Mittelpunkt und lässt sie gegen ihre Vergangenheit kämpfen. Gegen teils falsche Entscheidungen und wie Menschen mit dem Erfolg anderer umgehen. Hat man den anderen Geschichten noch angesehen, dass sie gezeichnet wurden, sieht es hier aus, als hätte man Fotos rotoskopiert. Einige werden dieses Verfahren noch aus dem leider nur mäßig erfolgreichen aber unheimlich faszinierenden Film „A Scanner Darkly“ kennen. Diejenigen, die diesen Film nicht kennen, sei die Technik hier kurz erklärt. Man nimmt ein Foto und zeichnet dann darüber. So entsteht ein neuer Stil, dem man seine reale Herkunft durchaus ansieht, aber dessen zeichnerische Qualität durchaus überzeugen kann. Ehrlicherweise hatte mich dieses Artwork beim ersten durchblättern nicht überzeugen können, aber im Zusammenhang mit der Geschichte entfaltete sich das wahre Potenzial. Ähnlich faszinierend sind auch die Notizen, die Ellis zu jeder seiner vier „Singles“ verfasst hat. Geben sie doch Einblicke in sein Handeln und die Beweggründe zur Entstehung der vier Geschichten.

Simon Spector hatte mich eigentlich schon überzeugt. Wie in der Einleitung erwähnt waren meine Erwartungen an diesen Band daher recht hoch. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass diese Erwartungen nicht gänzlich, aber zum Glück dennoch überwiegend erfüllt wurden. Wie ihr dem Review entnehmen könnt hatte die erste Geschichte, abgesehen vom Artwork keine wirklich Überzeugungskraft bei mir. Dafür hat mich der Rest umso mehr überzeugen können und ja, ich wünsche mir gerne noch mehr solcher „Singles“. Und auch wenn ich von der einen oder anderen Geschichte bzw. Figur, gerne mehr lesen würde, ist mir bewusst, dass es dann nicht mehr dasselbe wäre und es genaugenommen dies ist, was den besonderen Reiz der Geschichten ausübt.
Daher ist der Band eine absolute Empfehlung für alle, die gerne ihren literarischen Horizont erweitern wollen, oder einfach gesagt, mal über den üblichen Tellerrand schauen wollen. Ellis ist und bleibt ein Autor, der immer wieder überrascht und überzeugt.

Copyright aller verwendeten Bilder © 2005-2019 Avatar Press / Dantes Verlag

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