Mit dem in diesem Review vorgestellten fünften Band der Serie Haunt, endet diese auch, als eigenständige Comicserie. Denn mit der darin enthaltenen US-Ausgabe Nummer 28 hat Todd McFarlane die Reisleine gezogen, nachdem die Verkäufe wohl rapide nachließen. Nun wird Haunt, früher oder später, in Spawn seine Rückkehr erleben. Doch bis dahin gibt es noch dieses Trade …
Haunt Nr. 5
Nachdem die Agency spurlos verschwunden ist und auch Daniels Freundin und Geliebte Autumn tot ist, scheint das Chaos, das Leben von Pater Daniel Kilgore zu beherrschen. Da hilft es auch nicht, dass Still Harvey Tubman dem ehemaligen Diener Gottes helfen will, mit seinem verstorbenen Bruder Kurt zurechtzukommen, damit diese gemeinsam die Wesenheit Haunt, welche aus dem Zusammenschluss der beiden Geschwister entsteht, besser kontrollieren zu können. Hinzu kommt jedoch, dass nicht nur die Polizei hinter Pater Kilgore her ist, um ihn zu den mysteriösen Todesumständen von Autumn Müller zu befragen, sondern auch die Zweite Kirche nicht untätig bleibt und die ehemalige Kirche von Daniel Kilgore in Schutt und Asche legt. Doch es scheint noch schlimmer zu kommen, als sich eine fast schon biblische Bedrohung in Form von Rieseninsekten ankündigt …
Wo der letzte Band noch ziemlich unsicher in keine wirkliche Richtung tendierte, zeichnet sich hier ab, dass Joe Casey und Nathan Fox ein Ziel verfolgen. Die Geschichte nimmt massiv an Spannung auf und entwickelt sich fast schon zu etwas Epischem, als es plötzlich mit einem Riesencliffhanger vorbei ist. Zwar gibt es noch immer Handlungselemente, die unklar wirken, aber es scheint einen Sinn zu geben. Einen Sinn, der sich dem Leser nur nach und nach erschließt. Doch dazu wird es wohl nicht mehr kommen. Ich bin ehrlich. So wie es hier weiterging, hätte es mich echt angefixt weiterzulesen. Der Kampf der Kilgores gegen eine ganze Kirche, die es auch noch irgendwie schafft mit Rieseninsekten auf die Menschheit loszugehen hat schon etwas Faszinierendes. Joe Casey inszeniert einen spannenden Mystery-Thriller mit biblischen Anleihen der einen aber leider nur langsam in Bann zieht. Und dies ist wohl auch der Grund, warum viele Leser abgesprungen sind. Ich bin mal gespannt, wie Todd diese Story in Spawn weiterführen und auflösen wird, oder ob er nach dem Cliffhanger einfach einen Whiteout einsetzt, um Haunt eine komplett neue Richtung zu geben. Ob als Held oder Schurke, alles scheint jetzt offen zu sein.
Die Zeichnungen in diesem Band können leider nicht bei jedem Kapitel überzeugen. Eigentlich passt nur Nathan Fox harter und wirrer Zeichenstil so richtig zur Geschichte. Zwar geben sich Robbie Rodriguez und Kyle Strahm sehr viel Mühe, aber dennoch passt deren Stil nicht wirklich zum gesamten Band. Gerade Strahms Abschlussausgabe, welche auch gleich die Finalausgabe der Serie markiert, wirkt wie ein Bruch innerhalb der gesamten Optik. In meinen Augen, hätte man Casey und Fox ruhig noch etwas Zeit geben können. Immerhin wurde alles in meinen Augen langsam zu einem in sich runden Gesamtwerk. So bleibt es vor allem eine Enttäuschung, und wenn man sich die Serie rückblickend ansieht, wurde aus einer vielversprechenden Idee, ein durchschnittlicher Actioncomic und zum Schluss ein faszinierender Mystery-Thriller. Doch alles, was einem am Ende im Gedächtnis bleiben wird, ist der krude Abschluss der Serie. Das ist sehr schade.
FAZIT:
Ich wusste je eigentlich schon vorher, worauf ich mich eingelassen habe. Ich wusste, dass McFarlane der Serie ziemlich kurzfristig den Saft abgedreht hatte und ich wusste auch, dass das Ende alles andere als zufriedenstellend sein würde. Aber dennoch bin ich enttäuscht. Und das sagt schon einiges aus. Wenn man mit wenigen Erwartungen an etwas rangeht und dann trotzdem noch enttäuscht wird, heißt das schon sehr viel. Doch wenigstens bleibt es bis zum Ende spannend und rasant, dank Caseys wahnwitzigem Plot und Fox‘ abgedrehten und manchmal psychedelischen Bildern. Aber mal sehen, wie es mit Haunt in Spawn weitergeht …
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