Asterix Review Special (43): Asterix erobert Rom (Film)

Das heutige Asterix Review Special stellt gleich in doppelter Hinsicht eine Besonderheit dar. Zum einen ist es der Film, der erstmals nicht auf einem Comicabenteuer basierte, sondern direkt auf einem Drehbuch von Rene Goscinny, Albert Uderzo und Pierre Tchernia. Und zum Anderen steht Anfang November, genauer gesagt am 3. November 2016, mit der Neuveröffentlichung des gleichnamigen Comicbandes, den ich euch dann auch hoffentlich zum nächsten Asterix Reviewspecial präsentieren darf, eine besondere und außergewöhnliche Veröffentlichung bevor. Doch das werde ich ausführlich behandeln, wenn ich euch den Comicband dazu vorstelle. Heute soll es erst einmal nur um den Film gehen.

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  • Titel: Asterix erobert Rom
  • Originaltitel: Les douze travaux d’Astérix
  • Produktionsland: Frankreich
  • Produktionsjahr: 1976
  • Produktionsfirma: Dargaud, Les Productions René Goscinny, Studio Idefix, José Dutillieu (Überwachung)
  • Länge: 78 Minuten
  • FSK: ab 6
  • Erstauffuehrung: 12.3.1976 (Kino BRD) 21.12.1984 (Kino DDR), September 1991 (VHS), 17.12.2001 (DVD), 10.04.2014 (Blu-ray)
  • DVD-Anbieter: Kinowelt, Studio Canal
  • Regie: René Goscinny, Albert Uderzo, Henri Gruel, Pierre Watrin
  • Drehbuch: René Goscinny, Albert Uderzo, Pierre Tchernia
  • Kamera: Jacques Capo, Michel Gantier, Denis Gruel
  • Musik: Gérard Calvi
  • Sound: Henri Gruel, Jean Nény
  • Schnitt: René Chaussy, Isabel García de Herreros, Minouche Gauzins, Michèle Neny

Gags am Rande. Aktion Sauberer Wald und Umpah-Pah

Gags am Rande. Aktion Sauberer Wald und Umpah-Pah

Wie bereits erwähnt, basiert dieser Asterix-Animationsfilm erstmals nicht auf einem, oder gar zwei, Comicabenteuern, sondern wurde direkt von Goscinny, Uderzo und Tchernia als Drehbuch verfasst. Die Grundidee geht dabei auf die zwölf Prüfungen des Heracles zurück und wurde für den Film natürlich in typischer Asterix-Manier modernisiert.
Parallel zu diesem Film entstand eine 28-seitige Comicgeschichte mit dem Titel „Les Douze Travaux d’Astérix“, was wortwörtlich zwar „Die 12 Arbeiten des Asterix“ heißt, in seiner bisher einzigen deutschen Veröffentlichung innerhalb der Comixene mit „12 Prüfungen für Asterix“ betitelt und komplett von Marcel Uderzo gezeichnet wurde und anders, als die bisherigen Asterix-Abenteuer, nicht in Frankreich, sondern in Belgien entstand.

Gruppenbild der Dorfbewohner

Gruppenbild der Dorfbewohner

Dieser Asterix-Film gilt jedoch nicht nur aufgrund seiner Herkunft als Besonderheit, sondern auch weil es Passagen gibt, die inzwischen ob ihrer Bedeutung innerhalb des Filmes in den alltäglichen Sprachgebrauch übernommen wurden. So steht die Beschaffung des Passierscheins A38 nicht nur im Film für übertriebene Bürokratie. Nutzt man diese Aussage nach eben jenem Passierschein auch im aktuellen Geschehen, weiß fast jeder sofort, was man damit ausdrücken will. Das Autorentrio schuf somit eine zeitlose und versionsübergreifende Metapher. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch den französischen Sprachgebrauch.

Asterix ist multilingual

Asterix ist multilingual

Leider gibt es auch Dinge innerhalb des Films, die in ihrer deutschen Fassung nicht so deutlich sind, wie es im Original der Fall ist. Für die 7. Prüfung müssen sich Asterix und Obelix der „Bestie“ in deren Höhle stellen. Im Original wird deutlich gemacht, dass Obelix die „Bestie“ verspeist. Dies geschieht nicht nur davor, durch die Aussage, dass er hungrig sei, sondern auch direkt danach, als er gefragt wird, wie es bei der „Bestie“ war. Da antwortet er nämlich mit „Elle était bonne!“, was in etwa so viel wie „Sehr schmackhaft!“ bedeutet und verlangt danach einen „digestif“ (einen Verdauungsschnaps), woraufhin er von Gaius Pupus entsetzt angesehen wird. Die deutsche Fassung hingegen deutet zwar auch auf Obelix‘ Hunger hin, entschärft sich dann aber massiv, als Obelix gefragt wird. Hier antwortet er stattdessen „Ach, nichts besonderes!“ und verlangt lapidar ein „Schnäpschen“, ohne dies näher zu klassifizieren.
Des Weiteren durchbricht Asterix am Schluss die sogenannte „Vierte Wand“, als er im französischen Original darauf hinweist, dass es sich bei dem soeben erlebten Abenteuer, „nur“ um einen Zeichentrickfilm handelt und dadurch alles möglich ist. Dies erklärt auch das sonst eher unlogische Ende mit der Abdankung Cäsars als Herrscher über Rom zugunsten der Gallier und wieso sich Obelix plötzlich auf die Insel der Freude teleportieren kann. Die deutsche Sprachfassung hingegen erklärt es lapidar mit der Tatsache, dass die Gallier als neue Herrscher einfach alles tun könnten.

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Doch bevor ich jetzt zu ausführlich über die Handlung sinniere, möchte ich mich dem eigentlichen Review widmen …

asterix-review-special-43-bild-004Asterix erobert Rom
Les Douze Travaux d’Astérix“
(Frankreich, 1976)

Die Römer, inklusive Cäsar, glauben, dass es sich bei den Galliern um Götter handeln muss, da sie sich so erfolgreich und lange gegen die einfallenden Besatzer zur Wehr setzen. Also beschließt Cäsar, sie mit 12 Aufgaben zu prüfen. Hierfür stellt er den beiden Repräsentanten und Recken, die für die Zukunft des gallischen Widerstandes verantwortlich sind, den Aufpasser Gaius Pupus zur Seite, während Miraculix das Team, insbesondere Asterix, mit einer Reserve an Zaubertrank ausstattet. Als Gewinn will Cäsar abdanken und den widerspenstigen Galliern die Herrschaft über Rom überlassen …

Cäsar geht in Rente

Cäsar geht in Rente

Wenn man sich die übrigen Verfilmungen ansieht und diese mit „Asterix erobert Rom“ vergleicht, dann ist deren großes Manko eigentlich nur, dass die Comicvorlage fast immer den besseren Humor abliefert und vieles aus den Comics einfach nicht übernommen wird. Teils, weil es im Film so nicht funktionieren würde, und andererseits, weil es zu den meist zwei zusammengeschnittenen Abenteuern nicht mehr gepasst hat. Daher war und ist die Erwartung an einen Film, der auf einer eigens hierfür geschaffenen Geschichte basiert, höher. Doch so richtig will die Geschichte, zumindest in der deutschen Fassung, nicht so recht überzeugen. Die Gründe hierfür habe ich weiter oben bereits angedeutet. Dennoch geht der Film an sich einen richtigen Weg. Der Humor ist typisch Goscinny, auch wenn er insgesamt nicht so feinfühlig und tiefsinnig daherkommt, wie man es von ihm gewohnt ist, was aber auch damit zusammenhängt, dass Goscinny nicht alleiniger Autor ist.
Die Idee, sich der alten Prüfungen des Herakles zu bedienen und diese auf Asterix und Obelix zu übertragen, finde ich persönlich sehr gut. Immerhin stehen Asterix und Obelix für zwei menschliche Eigenschaften. Kraft und Intelligenz. Beide sind jedoch nur dann effektiv, wenn sie harmonisch und ausgewogen miteinander funktionieren. Daher sind diese Prüfungen eigentlich ideal, um das gallische Duo und ihre Fähigkeiten zu präsentieren.

Die 12 Prüfungen

Die 12 Prüfungen

Auch optisch hat sich seit „Asterix und Kleopatra“ einiges getan. Die Animationen sind detaillierter und weicher geworden und auch die Hintergründe haben von dem technischen Fortschritt profitiert. Gerade der Einsatz des Zaubertrankes, der in den Anfängen noch zu ziemlich schrägen Bildmontagen und Figurenverformungen geführt hat, sieht nun überzeugender aus. Zwar kommt es auch hier wieder zu seltsamen Verformungen einiger Figuren, was aber dann der Geschichte geschuldet ist. Bestes Beispiel ist der Langstreckenläufer, mit dem es Asterix aufnehmen muss. Anders als in den früheren Asterix-Filmen, und auch einigen danach, gab es hier keinen Grund den Film mithilfe von Gesangseinlagen zu strecken, was aber weder als Vor- noch als Nachteil gesehen werden kann, da es einige dieser Passagen gibt, die ich persönlich sehr witzig und unterhaltsam finde.

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Die Synchronsprecher, welche hier die Hauptrollen übernommen haben, sind in meinen Augen auch mit die besten Besetzungen. Neben Hans Hessling als Asterix, tritt auch wieder Edgar Ott als Obelix auf. Hessling, der unter anderem auch als Pinguin in dem Animationsfilm „Batman hält die Welt im Atem“ aus dem Jahr 1966 zu hören war und der Asterix schon in den beiden vorangegangen Filmen sprach, ist für mich einfach die perfekte Besetzung gewesen. Gleiches gilt für Edgar Ott in seiner Rolle als Obelix. Auch Ott hatte bereits mehrere Sprechrollen, davon sehr viele in Disneyfilmen wie „Susi und Strolch“ (als Toni), „Aristocats“ (als Thomas O‘ Malley), „Arielle – Die Meerjungfrau“ (als König Triton) und unvergessen in „Die Dinos“ (als Earl Sinclair). Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal, tritt hier auch Woflgang Völz als Majestix auf. Zwei weitere Male, in „Asterix: Operation Hinkelstein“ und „Asterix und die Wikinger“ wird ihm diese Ehre zuteil. Doch auf ihn gehe ich bei den späteren Filmen ein. Ebenfalls hervorragend besetzt ist Dieter Kursawe als Gaius Pupus. Kursawes bekannteste Rollen sind die des Daffy Duck in mehreren Filmen und Serien und als Sweetchuck in „Police Acadamy 2“.

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„Asterix erobert Rom“ ist für mich einer der Filme, die mich am meisten mitgeprägt hat und den ich mir ohne Vorbehalte immer wieder ansehen kann. Genau wie die beiden Nachfolger, gehört er für mich in die Riege der besten Asterixfilme, wenngleich er sich dort nicht auf dem ersten Platz befindet. Aber kaum eine andere Asterix-Verfilmung hat sich inzwischen derart massiv in den täglichen Sprachgebrauch integriert, wie es bei diesem der Fall ist.

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Copyright aller verwendeten Bilder © 1976-2016 Les Editions Albert Rene / Goscinny Uderzo & Studiocanal

Die bisherigen Review-Specials:

  1. Asterix der Gallier
  2. Die goldene Sichel
  3. Asterix und die Goten
  4. Asterix als Gladiator
  5. Tour de France
  6. Asterix und Kleopatra
  7. Der Kampf der Häuptlinge
  8. Asterix bei den Briten
  9. Asterix und die Normannen
  10. Asterix als Legionär
  11. Asterix und der Avernerschild
  12. Asterix bei den Olympischen Spielen
  13. Asterix und der Kupferkessel
  14. Asterix in Spanien
  15. Streit um Asterix
  16. Asterix bei den Schweizern
  17. Die Trabantenstadt
  18. Die Lorbeeren des Cäsar
  19. Der Seher
  20. Asterix auf Korsika
  21. Das Geschenk Cäsars
  22. Die grosse Überfahrt
  23. Obelix GmbH & Co. KG
  24. Asterix bei den Belgiern
  25. Der grosse Graben
  26. Die Odyssee
  27. Der Sohn des Asterix
  28. Asterix im Morgenland
  29. Asterix und Maestria
  30. Obelix auf Kreuzfahrt
  31. Asterix und Latraviata
  32. Asterix plaudert aus der Schule
  33. Gallien in Gefahr
  34. Asterix & Obelix feiern Geburtstag
  35. Asterix & Friends (Browsergame)
  36. Asterix der Gallier (Film)
  37. Asterix (Gameboy/NES)
  38. Asterix in Novaesium
  39. Asterix und Kleopatra (Film)
  40. Asterix (SNES)
  41. Gallische Geschichten mit Asterix und Obelix
  42. Asterix & Obelix (Gameboy)
Asterix & Obelix mit Gaius Pupus

Asterix & Obelix mit Gaius Pupus

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2 Kommentare zu “Asterix Review Special (43): Asterix erobert Rom (Film)

  1. Hallo!

    In first, thanks for your analysis. I’m writing you from Spain because I want to ask you one question: Can you tell me if the intro of the german version of this film starts with the „Studios Idéfix“ animation and then the full dawn (as we can see in other countries‘ Bluray / DVD edition or, instead, if the intro in this release is trimmed (I refer to if it starts with the dawn, but a bit overtaken, no „Studios Idéfix“ animation and no end credits).

    Thanks in advance, and keep up the good work.
    Greetings!! 😉

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    • Hello Pedro,

      Yes, the german version of this movie starts with the full dawn animation and the and the information, that this movie is an Studio Idefix production. The end credits is in this version also complete contain.

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