100.000 Blogaufrufe (inkl. Großem Gewinnspiel)

Ab und zu gibt es kleine Dinge die es wert sind gefeiert zu werden. 100.000 Blogaufrufe sind so ein Meilenstein. Und weil 100.000 schon eine große Zahl ist, muss ich mir auch etwas Außergewöhnliches einfallen lassen, um das zu feiern. Darum dachte ich mir, statt ein stinknormales Gewinnspiel zu machen, bei dem ihr ein paar Preise abgreifen könnt, drehe ich den Spieß einfach um, und ihr schickt mir Comics, von denen ihr wollt, dass ich diese reviewe. Die Anschrift findet ihr im Impressum.
Ist doch eine gute Idee, oder?
Nicht gut?
Okay. Dann also doch ein ganz normales Gewinnspiel.
Mehr oder weniger.

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Mein Freund Dahmer [Metrolit, April 2013]

In der heutigen Review widme ich mit dem Serienmörder Jeffrey Dahmer, der als Milwaukee Monster bekannt wurde und von 1978 bis 1991 17 Menschen tötete, sich an ihnen verging und sie dann zerstückelte. „Mein Freund Dahmer“ befasst sich nur mit einem kurzen Teilabschnitt aus Dahmers Leben, und zwar dem Teil in der Revere-Highschool, an der auch der Verfasser dieses Buches Derf Backderf war. Es endet mit dem ersten Mord. Da Jeffery Dahmer in den hiesigen Breitengraden eher unbekannt ist, und nicht wie in Amerika traurige Berühmtheit erlangte, möchte ich zuvor noch ein wenig auf ihn eingehen. Jeffrey Dahmer begann im letzten Jahr der Highschool mit den Morden. In diesem Jahr wurden auch seine Eltern geschieden und seine Mutter verließ die Stadt, woraufhin sein Vater wieder in das Elternahus einzog. Er versuchte mehrfach seinen Sohn zu einem „Normalen“ Leben zu bewegen, und seine Probleme mithilfe Anderer zu bewältigen. Oftmals wurden Entscheidungen in Dahmers Leben von seinen Mitmenschen für ihn getroffen. Einzig die Morde waren seine eigene Entscheidung. Er entführte seine Opfer, die zumeist homosexuelle Männer waren, die er im Strichermilieu, sowie in Homosexuellenbars fand, und brachte sie zu sich nach Hause. Dort ermordete er diese und verging sich an ihnen, fertigte Polaroidfotos an und zerstückelte die Leichen zu persönlichen, medizinischen Untersuchungen. Auch versuchte er durch das Anbohren des Schädels bei noch lebenden Opfern und das Einfüllen von verdünnter Säure sie zu willenlosen Sexsklaven zu machen, was aber schlussendlich immer zum Tod führte. Es gab auch mehrere Situationen durch die Dahmers Taten bereits früher hätten aufgedeckt werden können. Auf eines dieser Ereignisse wird auch bereits im Buch eingegangen. Später konnte eines seiner Opfer, ein 14-jähriger Junge fliehen. Dieser Junge, dessen Bruder Dahmer bereits ein Jahr zuvor misshandelt hatte und wofür er eine Haftstrafe verbüßte, wurde aber von Dahmer als Liebhaber ausgegeben, was er auch mit Fotos gegenüber der durch eine Nachbarin alarmierten Polizei nachweisen konnte. Überzeugt von der „Unschuld“ Dahmers zog die Polizei ab und der Junge wurde kurz darauf Dahmers 13. Opfer. Wenige Monate später konnte Dahmer, weil erneut eines seiner Opfer fliehen konnte, festgenommen werden. Bereits ein halbes Jahr später, im Februar 1992, wurde Jeffrey Dahmer in 15 von 17 bekannten Fällen für schuldig befunden und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Im August 1994 entkam er knapp einem Attentat in der Gefängniskapelle, wo er von Mithäftlingen mit einer Rasierklinge angegriffen wurde. Aber nur 3 Monate später wurde er und ein Mitinsasse von einem weiteren Häftling mit einer Hantel erschlagen. Diese Methode hatte Dahmer auch bei seinem ersten Mord angewandt. Als Motivation für die Ermordung Dahmers nannte der afroamerikanische Mithäftling Gott als „Inspiration“, aber auch Rache wurde nicht ausgeschlossen, weil Dahmer auch Afroamerikaner zu seinen Opfern zählte. Nach seinem Tod wurde Jeffrey Dahmers Gehirn der Wissenschaft zur Verfügung gestellt, wogegen sein Körper eingeäschert wurde. Selbst nach seinem Tod gab es dann noch Streit zwischen Jeffreys Eltern, da beide dessen Asche für sich beanspruchten, was bis zu einem Gerichtsverfahren führte innerhalb dessen entschieden wurde, die Asche zu jeweils gleichen Teilen an die Eltern auszuhändigen.
Diese Graphic Novel wurde mir freundlicherweise von Metrolit als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt und dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Mein Freund Dahmer

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17. Juni – Die Geschichte von Armin und Eva [Metrolit, Mai 2013]

Heute gibt es eine ganz besondere Review. Besonders, in mehrfacher Sicht. Denn zum einen behandelt sie ein Thema, welches gerade in Ostdeutschland viele Menschen bewegt hat, oder sogar noch bewegt. Zum anderen stammt die hier besprochene Ausgabe von einem kleinen Verlag, der bisher noch nicht wirklich für Graphic Novels, oder auch Comics genannt, bekannt war. Doch nachdem ich diesen Band auf Nachfrage als Rezensionsexemplar erhalten habe, kann ich ihn auch euch nur wärmstens ans Herz legen, wenn ihr etwas außergewöhnliches sucht …

17. Juni – Die Geschichte von Armin und Eva

Westberlin 1990. Der Fall der Mauer liegt gerade ein paar Monate zurück, als es an der Tür von Eva Katz läutet. Verwundert darüber, dass sie eigentlich keinen Besuch erwartet, öffnet sie die Tür. Vor ihr steht ein ihr Unbekannter, der sich als Artjom Semjonow zu erkennen gibt. Er überreicht Eva ein Foto, welches in ihr sofort Bilder aus der Vergangenheit hervorruft. Auf dem Bild sind sie und ihr damaliger Verlobter Armin Mahlke zu sehen. Und eigentlich wollten die beiden heiraten. Doch dazu kam es nie, denn Armin verschwand kurz nach dem 17. Juni 1953. An diesem Tag fanden in der gesamten DDR die Arbeiteraufstände statt, und Armin wurde als einer der Rädelsführer verhaftet. Erst jetzt erfährt Eva aber die gesamte Wahrheit, die damals ihr Cousin, der Reporter Eddi Kahlow nicht vollständig aufdecken konnte …

Alles beginnt und endet hier: Westberlin

Alles beginnt und endet hier: Westberlin

2013 jährte sich der Jahrestag der blutig niedergeschlagenen Aufstände bereits zum 60. Mal. Und noch immer gibt es Menschen, die von den damaligen Unruhen nichts wussten, oder es aber einfach nicht wahrhaben wollen und lieber verschweigen. Deshalb und um diesen Teil der ostdeutschen Geschichte nicht irgendwann zu verlieren haben sich Alexander Lahl, Tim Köhler und Max Mönch zusammengetan und diese zwar fiktive, aber auf historisch wahren Begebenheiten beruhende Geschichte zu Papier gebracht. Mit dramatischen Worten und einer eindringlichen Erzählweise werden die Ereignisse aus dem Sommer 1953 aufgearbeitet. Dabei gleitet die Story niemals in den Kitsch ab und arbeitet auch historische Fakten ein, ohne zu langweilen.

Der Beginn des Aufstandes.

Der Beginn des Aufstandes.

Für das Artwork, welches durchaus gewöhnungsbedürftig ist, zeichnet sich die 1960 geborene, Berliner Künstlerin Kitty Kahane verantwortlich. Kahane hat bereits einige Ausstellungen und Veröffentlichungen vorzuweisen und war unter anderem auch als Produktdesignerin für Volkswagen tätig. Für „17. Juni“ wählte sie einen skizzenhaften Stil aus Bleistift und Kohlezeichnungen. Die Figuren sind minimalistisch und besitzen gerade genug Details um sie wiederzuerkennen und auseinanderhalten zu können. Gleiches gilt für die Szenarien und Landschaften. Auch diese kommen mit gerade einmal so wenigen Details daher, dass sie dennoch aus dem Berliner Stadtbild wieder erkannbar sind. Und trotzdem fügt sich das Artwork nahtlos in das Gesamtbild ein.

Massen werden mobilisert.

Massen werden mobilisert.

FAZIT:

Ein außergewöhnliches Buch über ein geschichtliches Ereignis, welches wohl leider nur sehr wenig Anklang finden wird. Die Geschichte an sich betrifft in der Gesamtheit zu wenig Menschen, auch wenn sie spannend inszeniert ist und mit historischen Fakten aufwarten kann. Anders als so manche Hollywoodverfilmung, wie zum Beispiel Pearl Harbour oder Titanic, die sich einem geschichtlichen Thema annimmt und dann im eigenen Pathos ertrinkt, versucht dieser Band authentischer und geradliniger zu sein. Das Ziel ist damit auch durchaus erreicht, nur leider ist er dadurch auch weniger ansprechend für eine größere Zielgruppe.
Dennoch sollte jeder, der sich auch nur annähernd mit der Geschichte des geteilten Deutschlands auseinandersetzt, dem Buch eine Chance geben. Denn dieses hat weitaus mehr zu bieten, als ein robustes Hardcover und eine solide Verarbeitung. Nämlich eine Geschichte, die Schicksale widerspiegelt, aus einer Zeit, die bald schon vergessen sein wird. Und die nicht die mediale Präsenz eines zweiten Weltkrieges hat, und auch niemals haben wird, aber dennoch genug Menschen, zumindest im Ostteil Deutschlands, betroffen hat, und so manche noch immer betrifft.

Gealt ist keine Lösung. Doch damals schien das keiner zu wissen.

Gewalt ist keine Lösung. Doch damals schien das keinen zu stören.

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