Auch dieser Artikel erschien ursprünglich auf Comic Hive und findet nun hier auf dem Blog ein neues Zuhause.
Was haben wir nicht darauf hingefiebert, seitdem im April diesen Jahres die Ankündigung kam, dass der Ehapa Verlag, das wohl bekannteste Jugendmagazin nach Micky Maus wieder aufleben lassen möchte.
Doch in diese Vorfreude mischten sich auch leise Zweifel, als bekannt wurde, dass YPS nun kein Magazin mehr für Kinder wäre, sondern ein Lifestyle-Magazin für Erwachsene. Sprich die Kinder von damals. Heute war es aber dann endlich soweit und wir wollen euch das Ergebnis natürlich auch ausführlich vorstellen.
Zuerst fällt das etwas gediegenere Design ins Auge, wenn man das in Folie verpackte Magazin im Handel ausliegen sieht. Schlichtes Schwarz mit dem bekannten Logo. Keine bunten Comicbildchen, stattdessen verschiedene Themen in den unterschiedlichsten Schriftarten, Stilen und Farben.
Und dann zwei bekannte Dinge. Zum einen die Nummerierung. Denn obwohl diese Ausgabe einen kompletten Neustart darstellt, wird mit der Nummer 1258 gezeigt, dass es mit YPS weitergeht. Und dann wäre da natürlich noch das obligatorische Gimmick. Es darf in einem echten YPS-Heft einfach nicht fehlen.
Aber was haben sich die Macher ausgewählt? Nun, es waren nicht die Macher, die diese Entscheidung trafen, sondern die Leser. Im Internet konnte man wählen, welches Gimmick diese sagenumwobene erste Ausgabe schmücken sollte. Und wer YPS auch nur ansatzweise kennt, dem ist klar, welches Gimmick es sein durfte.
Die Urzeitkrebse sind zurück.
YPS bleibt sich zumindest in diesem Punkt treu und startet in der ersten Ausgabe mit dem bekanntesten Gimmick schlechthin durch. Doch im Gegenatz zu früher, wo in einem Heft die Krebse waren, und im darauffolgenden erst das Futter, gibt es diesmal gleich ein Komplettpaket. Und das ist auch nötig. Denn aktuell heißt es, dass YPS halbjährlich, also alle 6 Monate, erscheinen soll. In diesem Fall wären die kleinen Krebse schon lange vor dem Erscheinen der nächsten Ausgabe qualvoll verhungert. Aber Ehapa legt noch etwas oben drauf. Einen kleinen Futterlöffel zum besseren Dosieren der Nahrung und eine Lupe, damit man sich bei entsprechendem Erfolg, die kleinen Zöglinge in all ihren Details ansehen kann.
Aber was hat YPS in seiner Reinkarnation außer diesem Gimmick noch zu bieten?
Ganz einfach oder eben auch nicht. Denn die Mischung sollte es machen.
Die Leser von damals sind heute erwachsen. Also sollte das neue YPS auch genau diese Leser von damals ansprechen. Aktuelle Themen sind dabei genau so präsent wie nostalgische Rückblicke in die eigene Kindheit. Wie hat sich die Welt um uns herum verändert?
Den Anfang macht deshalb eine Zusammenfassung über das Magazin an sich. Die Entstehung von YPS, die Erfolge und auch verrückte Rekorde, die im Rahmen der Veröffentlichung aufgestellt wurden. Wobei hier nicht einmal von Auflagenrekorden alleine gesprochen wird, sondern eben auch angemerkt wird, dass für Heft Nummer 50 im Jahr 1976 5 Tonnen Springbohnen aus Mexiko importiert wurden, oder dass die Folie für das zweitbekannteste Gimmick, den Solarzeppelin, gerade einmal 0,008 Millimeter dünn war.
Aber auch die Fans durften an der Gestaltung und dem Inhalt des neuen Heftes aktiv teilnehmen. Hierfür wurden auf der Facebookseite verschiedene Fragen gestellt und man konnte Bilder aus der eigenen YPS-Jugend einsenden. Dass YPS hierbei auch heute noch bei vielen präsent ist, zeigt zum Beispiel das Bild von Mario Wyrwich, der 1981 den echten Tannenbaum aus Heft Nummer 315 in den Garten seiner Eltern pflanzte, wo er noch immer steht.
Was darf in einem YPS für Erwachsene nicht fehlen?
Technische Gimmicks, egal ob nützlich oder skurril.
In einer Welt wie der heutigen, kann man mit der verrücktesten Idee reich werden. Also warum nicht ein paar (un)nütz(lich)e Gimmicks erfinden die die Welt (nicht) braucht. Oder so ähnlich.
Sei es nun der sich selbst umrührende Kaffeebecher oder der Flaschen-Ascher. YPS stellt außergewöhnliche Gimmicks vor, die man nicht haben muss, aber kann.
So wie sich die Zeiten und die Leser von YPS verändert haben, so haben sich auch die Alltagsgegenstände um uns herum verändert. Manchmal sind die Veränderungen nur marginal, oder unter der Oberfläche zu finden, aber manchmal eben auch nicht. Dies zeigt YPS an ein paar Beispielen von damals und heute. Ob nun Casio G-Shock, Schweizer Taschenmesser oder Giant Rennrad.
Auch wie man heute noch immer Spion werden kann, ist ein Thema im neuen YPS. Und nicht nur das. Denn YPS hat auch maßgeblich die Spionage beeinflusst. Denn das damals enthaltene Blasrohr, welches um die Ecke schießen konnte, stand bestimmt Pate für das aktuelle Corner-Shot-System für den Häuserkampf in Kriegsgebieten.
Wenn sich etwas in den letzten 37 Jahren, seitdem es YPS gibt, verändert hat, dann ist es die Technik. Logisch, dass sich also auch die Neuauflage dieser Entwicklung annimmt und vergangene sowie aktuelle Spielecomputer und Konsolen Revue passieren lässt.
Ebenso auferstanden wie die klassischen Konsolen, ist auch das bei vielen Kindern beliebte Thema Dinosaurier. YPS zeigt, wo man auch heute noch die Chance hat, Fossilien zu finden und was man bei der Sauriersuche beachten muss.
Wer von Euch kann sich noch an die gemeinsamen Urlaubsreisen oder Familienausflüge erinnern? Welches Auto hattet ihr damals und welche Spiele habt ihr auf dem Rücksitz gespielt? Diese Fragen und auch Tipps für die Eltern von heute bietet die neue Ausgabe ebenfalls. Hierfür werden nicht nur klassische Automodelle mit aktuellen Familienkarossen verglichen, sondern auch unterhaltsame Spiele vorgestellt. Ob nun Auto-Fußball, Reise-Bingo oder Kennzeichen-Wissen. Mit diesen Spielen wird es bestimmt nicht mehr langweilig.
Doch YPS bietet noch mehr. Immerhin will das Magazin mit mehr als nur seinem Nostalgiefaktor punkten. Deshalb gibt es auch unter anderem eine Modenschau die, in der topaktuelle Kleidung und Accessoires vorgestellt und die von den YPS-Charakteren Kasper, Patsch und Willy humorvoll präsentiert werden. Das Augenmerk liegt hierbei vor allem auf jugendlich moderner Kleidung, sowohl für die Freizeit als auch das Berufsleben. Außerdem gibt es Rückblicke auf erfolgreiche Personen der Vergangenheit, wie in diesem Fall der Schwimmsportler Michael Groß, der dreimal olympisches Gold gewann, sowie die Möglichkeit mit selbst erlernten Zaubertricks auf der nächsten Party zu punkten.
Aber was wäre YPS ohne Comics?
Nichts.
Eben.
Deshalb haben die Macher von YPS auch nur ihre Lieblingscomics aus der guten alten Zeit herausgekramt inklusive des passenden Urzeitkrebse-Comics mit Kaspar, Patsch und Willy. Diese überzeugen vor allem durch den Nostalgiefaktor. Seien es nun Yinnie und Yan, das YPS Fernsehteam, zusammen mit ihren Freunden, bei denen es um die plötzlich verschwundene Krone des Dschingis Khan geht, und dessen aufregende Wiederbeschaffung oder die ersten acht Seiten von Peter Wiechmanns Hombre, in der der namensgebende Held eine wichtige Entscheidung treffen muss.
Aber auch neue Comics für die erwachsene Leserschaft von heute sind mit am Start. Hierfür darf, allen voran, Pondus sich beweisen. Die Abenteuer des Duos Pondus und Ray werden seit 1996 vom Norweger Frode Øverli kreiert und veröffentlicht und präsentieren in kurzen Cartoonstrips humorvolle Situationen aus dem wahren Leben, wie sie jeder bestimmt schon mindestens einmal erlebt hat.
Doch auch deutsche Zeichner und Cartoonisten ließen sich zu kleinen Beiträgen hinreißen. So durfte unter anderem Ralph Rute, oder wie im nächsten Bild zu sehen, Joscha Sauer ihrer Kreativität zum Thema YPS, freien Lauf lassen.
Doch insgesamt muss ich feststellen das mir die Comics zu kurz kommen, oder besser gesagt, auch wenn sie faktisch 25% der Ausgabe füllen, sind sie einfach zu nichtssagend. Vielmehr wirken die kurzen Leseproben wie Werbung, für die vollständigen Bände, auf die am Ende hingewiesen wird. In einem solchen Fall hätte es eine Seite mit mehreren kurzen Reviews zu diesen Comics aber auch getan. Einzig bei Zombillenium wird einem mit einem kurzen „Fortsetzung folgt“ noch ein wenig Mut gemacht, aber ob sich dies auf die nächste Ausgabe bezieht, oder eben den vollständigen Band im Handel, bleibt dabei leider offen.
FAZIT:
YPS ist zurück. Und wie es das ist.
Auch ich gehörte anfangs zu denen, die diesem Neustart skeptisch gegenüberstanden, doch die erste Ausgabe weiß zu überzeugen. Die gelungene Mischung aus aktuellen Themen, Nostalgie und reiner Unterhaltung wissen zu gefallen. Noch nicht ganz sicher bin ich mir allerdings mit der Comicauswahl? Wo damals vor allem Fortsetzungscomics das Magazin füllten, scheinen diesmal hauptsächlich Leseproben und kurze Cartoonstrips den Ton anzugeben. Doch eine endgültige Meinung kann man sich da wohl erst nach den nächsten Ausgaben machen. Vielleicht aber wurde in diesem Punkt wegen des großen Erscheinungszeitraumes auf Fortsetzungscomics verzichtet.
Insgesamt aber kann ich sagen, dass die Macher mit ihrer Idee auf dem richtigen Weg sind. Die vergangenen Versuche, das Magazin in seiner altbekannten Form neu aufzulegen, sind immerhin gescheitert. Eine Situation, die ich dem aktuellen Projekt nicht wünsche.
Somit ist das neue YPS genau die Art von Magazin, für alle Jung gebliebenen Fans, die sowohl neue Infos und Technikgimmicks haben wollen, wie den gelegentlichen Blick zurück in die eigene ungestörte Kindheit.
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