Nachdem letzten Monat das Asterix & Friends-Browsergame an der Reihe war, gibt es in diesem Monat den ersten Asterix-Animationsfilm, der den gleichen Titel hat, wie auch der erste Asterix-Comicband. Doch wie ist die Umsetzung gelungen und gibt es, ähnlich wie bei den Comicbänden Hintergrundinfos, die nicht so bekannt sind? Natürlich werde ich mein Bestes versuchen und alles was ich weiß und finden kann hier in diesem Review zusammentragen.
Bevor ich beginne jedoch erst einmal die nackten Fakten zum Film:
- Titel: Asterix der Gallier
- Originaltitel: Astérix le gaulois
- Länge: 70 Minuten (Original), 65 Minuten (auf DVD, Blu-ray und im TV)
- Regie: Ray Goossens
- Drehbuch: Willy Lateste, Jos Marissen, László Molnár
- Kamera: Georges Lapeyronnie, François Léonard, Étienne Schürmann
- Schnitt: François Ceppi, Jacques Marchel, László Molnár
- Musik: Gérard Calvi
- Ausstattung: Claude Lambert
- Produktion: Dargaud/Edifilm, Raymond Leblanc (ausführend), José Dutillieu (Überwachung)
- Hintergründe: Claude Lambert, Michou Wiggers
- Premiere in Deutschland: 16.7.1971 (Wiederaufführungen: 1974, 1979 und am 6.4.1984 mit neuer Synchronisation)
- FSK: 6 Jahre
Mit „Astérix le gaulois“ produzierte die Firma Belvision den Film damals ohne das Wissen der beiden geistigen Väter René Goscinny und Albert Uderzo und mit dem Ziel mehrere Alben zu adaptieren, um daraus eine Filmserie für das Fernsehen herzustellen. Neben dem fertigen „Astérix le gaulois“ existierte bereits eine fast fertige Version inklusive Filmnegativen zu „La Serpe d’or“, auf Deutsch „Die goldene Sichel“, welche jedoch von Goscinny und Uderzo gestoppt wurde. Sämtliche Negative, Drehbücher und alles Weitere mussten vernichtet werden. Der Grund war jedoch nicht das Unwissen der beiden Künstler über die Produktion, sondern deren Kritik an dem fertigen „Asterix der Gallier“, welche nach einer Testvorführung vor allem den Zeichenstil bemängelten. Dennoch gaben sie ihr Einverständnis für eine Kinoaufführung. Ein weiterer Grund war, das Goscinny und Uderzo selbst ein weitaus aufwendigeres Projekt in Planung hatten. In den ersten DVD-Veröffentlichungen von Kinowelt enthielt der Film als Extra die 88-minütige Dokumentation „René Goscinny – Ein Leben für den Humor“, welche jedoch in der neuen digital remasterten Veröffentlichung von Studio Canal nicht mehr enthalten ist. Dafür enthält diese Version erstmals alle drei deutschen Sprachfassungen. Die Dokumentation befindet sich stattdessen auf der ebenfalls in der „Die grosse Asterix-Edition“-Box enthaltenen DVD „Asterix – Sieg über Cäsar“, der ich mich aber etwas später widmen werde.
Wie jetzt? Drei deutsche Sprachfassungen?
Ja, es gibt von Asterix der Gallier tatsächlich drei deutsche Fassungen. Die bekannteste ist die oben bei den Fakten bereits erwähnte Neusynchronisation von 1984, welche sich inhaltlich stärker am Comicband orientiert, aber auch teilweise veränderte Musik zur ursprünglichen Fassung enthält und auch ab November 1985 in der DDR zu sehen war. Die Fassung von 1971 war indes weitaus hölzern und hatte weniger von dem spritzigen Humor Goscinnys, der aber auch in der Neufassung nicht mit dem Original Comicband mithalten kann. Außerdem enthält die Disc der aktuellen DVD-Veröffentlichung auch die bereits 2001 produzierte sächsische Sprachfassung in Anlehnung an die Asterix-Mundart-Bände von Egmont und enthielt wieder die Musik aus der ursprünglichen Fassung von 1971.
Als kleine Übersicht gibt es hier nun eine Übersicht aller deutschen und französischen Synchronsprecher.
Rolle | Originalstimmen | Deutsche Fassung (1971) | Deutsche Fassung (1984) | Sächsische Fassung (2001) |
Asterix | Roger Carel | Hans Hessling | Frank Zander | Peter Reinhardt |
Obelix | Jacques Morel | Edgar Ott | Günter Pfitzmann | Wolfgang Kühne |
Miraculix | Pierre Tornade | Klaus W. Krause | Friedrich W. Bauschulte | Michael Pan |
Majestix | Lucien Raimbourg | Eduard Wandrey | Michael Chevalier | Tilo Schmitz |
Troubadix | Jacques Jouanneau | Hugo Schrader | Arne Elsholtz | Andreas Müller |
Caligula Minus | Jacques Jouanneau | Dieter Kursawe | Santiago Ziesmer | Gerald Schaale |
Gaius Bonus | Pierre Trabaud | Martin Hirthe | Horst Niendorf | Engelbert von Nordhausen |
Marcus Schmalzlockus | – | Klaus Miedel | Dieter Kursawe | Klaus-Dieter Klebsch |
Julius Caesar | – | Jochen Schröder | Christian Rode | Reinhard Kuhnert |
Tullius Octopus | – | Michael Chevalier | Karl Schulz | Lutz Schnell |
Händler | Pierre Tornade | Erich Fiedler | Edgar Ott | Frank Turba |
Erzähler | Bernard Lavalette | Joachim Cadenbach | Friedrich Schoenfelder | Friedrich Schoenfelder |
Als kleine Anmerkung sei jetzt noch zum Schluss erwähnt, bevor ich nun zum eigentlichen Review komme, dass der Film auf DVD, im TV und sogar auf Blu-ray statt der ursprünglichen 70 Minuten nur eine Laufzeit von 65 Minuten aufweist. Dennoch ist der Film nicht gekürzt. Es liegt lediglich an der Umwandlung (auch Pal-Beschleunigung genannt) von den eigentlichen 24 Bildern pro Sekunde, wie sie im Kino angewandt werden auf die 25 Bilder je Sekunde für PAL-TV und DVDs. Fraglich bleibt aber dennoch, warum auch die Blu-ray davon betroffen ist, da diese auch mit 24 Bildern je Sekunde klarkommt. Vermutlich liegt es daran, dass für die Aufarbeitung ein bereits angepasstes PAL-Master verwendet wurde. Aber das ist nur eine Mutmaßung meinerseits, da mir für dieses Review „nur“ die digital überarbeitete Fassung von Studiocanal aus der „Die grosse Asterix Edition“-Box vorliegt.
Asterix der Gallier
(Frankreich/Belgien 1967)
Die Handlung:
Wir schreiben das Jahr 50. vor Christus und ganz gallien ist von den Römern besetzt.
Ganz Gallien?
Mitnichten, denn ein kleines gallisches Dorf leistet unbeirrt Widerstand gegen die römischen Legionen und treibt Cäsar und seine Armee damit in den Wahnsinn.
Und so wollen die Römer endlich hinter das Geheimnis der unbeugsamen Gallier kommen. Hierfür wird der kleine unscheinbare Legionär Caligula Minus „auserkoren“ um sich verkleidet als Gallier unter die Rebellen zu mischen. Er schafft es das Vertrauen von Asterix zu gewinnen und erfährt so vom Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte verleiht. Mit diesem Wissen und einem kleinen Schluck Zaubertrank in seinem Magen macht er sich zurück in das römische Befestigungslager vor den Toren des gallischen Dorfes. Dort beschließt der Zenturio Gaius Bonus, dass es am einfachsten wäre, den Druiden zu kidnappen. Schon kurz darauf befindet sich Miraculix in der Gewalt der römischen Legionäre und es liegt an Asterix, seinen Freund zu befreien. Mit Miraculix an seiner Seite haben die beiden Gallier einen ziemlich verrückten Plan, um den Römern eine Lektion zu erteilen …
Das Bild:
In der mir bereits erwähnten vorliegenden Fassung wurde das Bild, welches im bekannten TV-Format von 4:3 (1,33:1) vorliegt, kräftig aufgearbeitet, was sich vor allem in einem scharfen Bild, mit starkem Kontrast und kräftigen Farben widerspiegelt. Doch ich kann alle Skeptiker beruhigen. Dem Alter des Films wurde die Anpassung sehr sorgsam vorgenommen, wodurch es nicht unnatürlich wirkt. Nur an den Animationen und dem eigentlichen Zeichenstil, den wie schon angemerkt Goscinny und Uderzo auch „fruchtbar“ fanden, merkt man dem Film sein Alter von nunmehr fast 50 Jahren doch an. Es bleibt dennoch anzumerken, dass schon damals, Mitte der 60er Jahre, als der Film entstand, die Animationen vieler Filme weitaus besser waren. Zwar ist es nicht so, dass die Figuren sich unnatürlich und stockend bewegen, doch flüssig sind die Bewegungen auch nicht. Gleiches gilt für den Detailgrad der Figuren, Gebäude und Hintergründe. Im Großen und Ganzen erinnert die eher grobe Aufmachung des Filmes an die gleichen kleinen Mankos des ersten Bandes, der ebenfalls noch seinen Stil finden musste.
Der Ton:
Der Ton ist in allen drei deutsche Sprachfassungen klar und deutlich, liegt aber nur in Dolby Digital Mono vor. Selbst die 2001 angefertigte sächsische Fassung bekam kein Stereo 2.0 oder Dolby Digital 5.1 spendiert, was vermutlich auch daran lag, dass man hier die Musikspur der Fassung von 1971 verwendet hat, wodurch eine Aufarbeitung in 5.1 zu aufwendig gewesen wäre.
Und wenn man schon einmal drei Sprachfassungen zur Verfügung hat, dann nutzt man die logischerweise auch zum Vergleich. Was mir persönlich als Erstes auffiel, ist die unterschiedliche Lautstärke in denen die drei Fassungen jeweils vorliegen. Alle drei unterscheiden sich doch merklich.
Die Fassung von 1971: Sie ist trotz ihres Alters klanglich in Ordnung hat jedoch mit den im Vorfeld erwähnten hölzernen Dialogen zu kämpfen. Zwar gibt es gelegentlich durchaus ein paar witzige Momente, doch insgesamt fehlt ihr der Esprit, für den Asterix eigentlich bekannt ist.
Die Fassung von 1984: Die zu Beginn erwähnte bekannteste Fassung mit Frank Zander als Asterix und Günther Pfitzmann als Obelix. Hier ist der typische Humor schon ein wenig ausgeprägter. Ebenfalls in dieser Version enthalten ist das bekannte Lied des Holzwurmhändlers und auch die Musik wurde leicht verändert, wobei dies nicht zum Nachteil des Filmes geschieht und auch nur spürbar ist, wenn man die Versionen kur nacheinander schaut.
Die Fassung von 2001: Die sächsische Sprachfassung ist mehr als ein Extra zu sehen, wie als eine eigenständige Filmversion. Dies liegt vor allem daran, dass nur die Gallier mit sächsischem Dialekt daherkommen und Caligula Minus ebenfalls sächselt, sobald er in gallischer Verkleidung ist, das aber sofort wieder abstellt, als er das Römerlager betritt. Dadurch wirkt die Figur ein wenig Out Of Charakter und viel cleverer als er wirklich ist.
Mir persönlich sagt die Version von 1984 am meisten zu. Nicht jedoch weil sie die bekannteste ist, sondern eher, weil sie der Comicvorlage noch am nächsten kommt.
Die Extras:
Fallen eher mager aus. Denn dadurch, dass die Sprachfassungen von 1971 und die Mundart-Version bereits als Extras zählen, bleibt nur noch für ein paar Trailer Platz. Bei den Möglichkeiten, die der Speicherplatz einer DVD bietet, ist das schon ernüchternd, da das Bild in allen drei Fällen das Gleiche ist, was man am Vorspann und den darin aufgezählten Sprechern erkennen kann. Wir sprechen hier daher von einer Bildspur und vier Tonspuren, da auch die französische Originalfassung enthalten ist, für die aber ebenfalls das deutsche Bildmaster verwendet wurde.
Zusammenfassend und abschließend bleibt mir daher nur noch zu sagen, dass „Asterix der Gallier“ sicherlich nicht der Beste Animationsfilm aus der Asterix-Reihe ist. Und dennoch hat er eine unvergleichlich erfolgreiche Filmreihe ins Leben gerufen, die im weiteren Verlauf einige Perlen hervorgebracht hat, die nicht immer auf Comicalben beruhten. Doch dazu in einem späteren Review mehr. Für mich ist dieser Film, wie alle anderen Animationsfilme von Asterix inzwischen auch, ein Klassiker, den man sich immer wieder mit Begeisterung ansehen kann, auch wenn es bereits für damalige Verhältnisse noch viel zu verbessern gab.
Copyright aller verwendeten Bilder © 1967-2016 Les Editions Albert Rene / Goscinny Uderzo & Studiocanal
Die bisherigen Review-Specials:
- Asterix der Gallier
- Die goldene Sichel
- Asterix und die Goten
- Asterix als Gladiator
- Tour de France
- Asterix und Kleopatra
- Der Kampf der Häuptlinge
- Asterix bei den Briten
- Asterix und die Normannen
- Asterix als Legionär
- Asterix und der Avernerschild
- Asterix bei den Olympischen Spielen
- Asterix und der Kupferkessel
- Asterix in Spanien
- Streit um Asterix
- Asterix bei den Schweizern
- Die Trabantenstadt
- Die Lorbeeren des Cäsar
- Der Seher
- Asterix auf Korsika
- Das Geschenk Cäsars
- Die grosse Überfahrt
- Obelix GmbH & Co. KG
- Asterix bei den Belgiern
- Der grosse Graben
- Die Odyssee
- Der Sohn des Asterix
- Asterix im Morgenland
- Asterix und Maestria
- Obelix auf Kreuzfahrt
- Asterix und Latraviata
- Asterix plaudert aus der Schule
- Gallien in Gefahr
- Asterix & Obelix feiern Geburtstag
- Asterix & Friends (Browsergame)
Amazon-Partnerlinks:
„Asterix der Gallier“ (DVD) bei Amazon bestellen.
„Asterix – Der Gallier“ (Blu-ray) bei Amazon bestellen.
„Die große Asterix – Edition“ (7 Discs, Digital Remastered, DVD) bei Amazon bestellen.
„Die große Asterix – Edition“ (7 Discs, Digital Remastered, Blu-ray) bei Amazon bestellen.