Happy! (Staffel 1) [Netflix, Mai 2018]

Ja, es gibt mal wieder ein Serienreview, und ja, es ist wieder zu einer Serie, die Netflix im Sortiment hat. Derzeit zumindest. Aber es ist auch eine Serie, die, wie schon „The End of the Fucking World“ auf einem Comic basiert. Somit ist auch der Bogen zu den Comics wieder geschlagen, aber ich hatte ja angekündigt, dass es solche und ähnliche Reviews jetzt öfters geben könnte. Also los geht’s …

Happy! (Staffel 1)

Titel: Happy!
Idee:
Grant Morrison, Darick Robertson, Brian Taylor
Regie:
Brian Taylor, Wayne Yip, David Petrarca
Drehbuch:
Ken Kristensen, Matthew White, Patrick Macmanus, Noelle Valdivia, Ahmadu Garba, Peter Macmanus
Darsteller:
Christopher Meloni (Nick Sax), Ritchie Coster (Francisco Scaramucci), Lili Mirojnick (Det. Meredith „Merry“ McCarthy), Medina Senghore (Amanda Hansen), Patrick Fischler (Smoothie), Patton Oswalt (Stimme von Happy), Joseph D. Reitman (Very Bad Santa)
Musik:
Blair Mowat, Guillaume Roussel
Kamera:
Niels Alpert, Andrew Voegeli, Christopher LaVasseur, Gonzalo Amat
Produktionsland:
USA
Produktionsjahr:
2017
Laufzeit:
1. Staffel (8 Folgen á 45 Minuten)
FSK:
16

Früher war Nick Sax ein erfolgreicher Polizist. Aber das war einmal. Nun ist er regelmäßig stockbesoffen und manchmal schafft er es sogar, seinen derzeitigen Job als Auftragskiller zum Abschluss zu bringen. Bis zu dem Tag, an dem er schwer verletzt wird. Zur gleichen Zeit wird ein kleines Mädchen während eines Liveauftritts eines Kinderstars entführt. Hailey, so der Name des kleinen Mädchens, hat einen imaginären Freund, das blaue Einhorn Happy. Dieses Einhorn taucht nun im Leben des Ex-Cops Nick Sax auf, um ihm dabei zu helfen, die kleine Hailey wiederzufinden. Der ist aber alles andere bereit, als einer imaginären Nervensäge zu gehorchen und so gehen sich die Beiden erst einmal so richtig auf die Eier …

Die Basis für diese wirklich abgedrehte und skurrile Serie bildet der gleichnamige Comic von Mastermind Grant Morrison, der bereits mit seinen Arbeiten für Aufsehen sorgte. Bei DC Comics zählt sein Run an der 1996 neu gestarteten JLA-Serie zu den Meilensteinen der Neuzeit. Aber auch bei Batman hat er tiefe Spuren hinterlassen, hier seien vor allem „Batman R.I.P.“, „Batman Incorporated“ und „Batman and Robin“ genannt. Neben DC war Morrison aber auch für Marvel tätig und hatte einige Erfolge mit eigenen, sogenannten Creator Owned Serien, wie eben „Happy!“, „WE3“ und „Klaus“, die inzwischen alle bei Panini erschienen sind, und wie bei „Happy!“ teilweise sogar schon wieder verlagsvergriffen und nur noch zu horrenden Preisen auf Deutsch erhältlich, sofern sie überhaupt auf den bekannten Marktplätzen auftauchen. Aber was ist es nun, was „Happy!“ ausmacht? Was ist das Besondere an der Handlung?

Zunächst einmal ist „Happy!“ keine typische Serie. Weder typisch Comedy, noch typisch Crime, oder Drama und auch keine reine Fantasy auch wenn sich alle Genres darin wiederfinden. „Happy!“ ist vor allem eines. Ungewöhnlich!
Ungewöhnlich lustig. Ungewöhnlich brutal. Ungewöhnlich abgedreht. Ungewöhnlich wild, rasant, turbulent und bunt. Aber nicht visuell bunt. Hier merkt man einfach, dass Morrison seiner Fantasy freien Lauf lassen konnte und ja, man merkt auch seine Herkunft. Der geborene Schotte bringt bei „Happy!“ sehr viel schwarzen Humor mit ein und geht dabei nicht nur an die Grenzen des üblichen guten Geschmacks, sondern überschreitet diese vollkommen bewusst und mit einer Direktheit, die schon einmal erschrecken können.

Wie jede andere Serie auch lebt auch „Happy!“ vor allem durch seine Schauspieler und deren Leistungen. Und hier sticht vor allem Hauptdarsteller Christopher Meloni heraus, der mit seiner Darstellung des abgehalfterten Ex-Cops nicht einfach nur verkörpert, sondern diese Rolle lebt und ausfüllt. Mit jeder Folge, die vergeht, wirkt Meloni weiter von den Ereignissen gezeichnet. Ja, es scheint so, als würde jede Episode eine weitere Narbe und Falte im Leben von Meloni hinterlassen. Meloni, de rbereits viele Nebenrollen in Film und Serien verkörperte dürfte den meisten allerdings durch seine Rolle als Chris Keller in „OZ – Hölle hinter Gittern“ bekannt sein.
Aber auch Lili Mirojnick als Detective Meredith McCarthy und Ritchie Coster als Gangsterboss „Mr. Blue“ wissen zu überzeugen.
Nun, und dann wäre da noch die andere wichtige Hauptfigur. Ist es meist so, dass Filme und Serien oftmals eine männliche und eine weibliche Hauptrolle haben, so ist die zweite Hauptrolle neben Christopher Meloni das nervige blaue Einhorn Happy, welches im Original von Patton Oswald und in der deutschen Fassung von Rainer Fritzsche gesprochen wird. Und auch Rainer Fritzsche füllt die große Rolle des kleinen geflügelten Sidekicks außergewöhnlich gut aus.

Was bleibt mir abschließend zu sagen?
Nun, „Happy!“ ist schwer in Worte zu fassen. „Happy!“ ist eine Serie, die einen von Beginn an, sofern man das zulässt, in ihren Bann zieht und dann irgendwann diesen Automatismus auslöst, wo man sich sagt: „Ach man, eigentlich müsste ich ja in vier Stunden wieder aufstehen, aber komm, eine Folge schaffe ich noch“, und das wird dann nicht nur eine Folge, sondern es werden zwei. Und irgendwann stellt man fest: „Och, du musst ja in zwei Stunden schon wieder los, naja, da kann ich auch gleich wach bleiben und noch den Rest schauen.“, und irgendwann ist dann der Punkt da, wo man diese ganze Serie innerhalb eines Tages durchgesehen hat, und vollkommen übermüdet den Tag beginnt, aber mit einem irrsinnig bekloppten Grinsen im Gesicht. Ganz einfach, weil diese Serie an sich widersprüchlich ist, unterhaltsam, ein bisschen anekelt, weil ja doch Grenzen überschritten werden. Grenzen, die gesellschaftlich existieren, die moralisch existieren, die des guten Geschmacks sowieso, da braucht man sich überhaupt nichts vormachen, und trotzdem ist diese Begeisterung da. Trotzdem kann man einfach nicht loslassen und will unbedingt sehen: „Wie geht es weiter?“ Es sind weniger die Schicksale der Figuren, die natürlich auch fesseln, als vielmehr die verrückte Präsentation. Dieses ständig umherwuselnde Einhorn, mit seinen dummen Sprüchen, die manchmal schon ganz schön nervig sein können, aber dann in den kurzen Momenten, wo es auch mal ruhiger ist, irgendwie auch schon wieder so ein bisschen fehlen.

Also, solange man sich der Herausforderung stellt, wird man mit „Happy!“ wunderbar unterhalten, hat sehr viele „WTF“-Momente und manchmal fragt man sich auch, wie krank man sein muss, um sich so etwas auszudenken, und wie viel schlimmer man sein muss, um das dann auch noch anzusehen und gut zu finden. Aber egal! Am Ende zählt nur der Spaß, den man mit der Serie hat und eine zweite Staffel ist auch bereits bestellt. Doch bis die anläuft, wird es noch eine Weile dauern. Und ja, wenn es die Serie irgendwann auf DVD oder Blu-ray geben sollte, wird diese in meine Sammlung wandern und nach dem Comic werde ich ebenfalls noch einmal Ausschau halten. Derzeit ist er leider sehr schwer, bis gar nicht zu bekommen und einen Nachdruck zieht Lizenznehmer Panini derzeit nicht in Betracht.

Copyright aller verwendeten Bilder und Videos © 2017-2018 Syfy / Netflix / Panini Comics

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