Asterix Review Special (74) Asterix – Die Hommage [Egmont, November 2019]

60 Jahre Asterix ist natürlich nicht nur Grund genug für ein neues Abenteuer, wie der letzten Monat vorgestellte 38. Band mit dem Titel „Die Tochter des Vercingetorix“, sondern auch gleich eine gute Möglichkeit Comickünstler aus aller Welt zusammenzurufen, damit diese ihre Interpretation von Asterix anfertigen. Die Idee an sich ist nicht neu. So hat bereits 1989 der Saga Verlag mit dem Persiflagen-Band „Die hysterischen Abenteuer des Isterix“ versucht Goscinnys und Uderzos Wirken ein Denkmal zu setzen. Leider war dieser Band trotz teilweise hochkarätiger Besetzung, dafür aber nur von minderwertiger Qualität, Albert Uderzo und Anne Goscinny ein Dorn im Auge, weshalb man den Saga Verlag verklagte. So ganz abgeneigt war man dann von dieser Idee aber wohl doch nicht, weshalb schon kurz darauf der Band „Uderzo – Von seinen Freunden gezeichnet“ entstand.

Dies war dann auch der erste offizielle Hommage-Band, auch wenn hier der Zeichner von Asterix zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 1997 geehrt werden sollte. Diese beiden Bände habe ich euch bereits in früheren Specials vorgestellt. Nur 10 Jahre später, im Jahr 2007 erschien dann ein weiteres Hommage-Album mit dem Titel „Asterix und seine Freunde – Hommage an Albert Uderzo“ zu dessen 80. Geburtstag. Das Review hierfür bin ich euch leider noch schuldig, auch wenn der Band schon eine ganze Weile bei mir herumliegt. Doch in diesem Special möchte ich euch das aktuellste Hommage-Album vorstellen, welches vor kurzem als Softcover und bereits im September als Hardcover mit jeweils 64 Seiten Umfang erschien. Erneut haben sich zahlreiche Künstler zusammengefunden, um Asterix und seinen Schöpfern ihre Ehre zu erweisen, indem sie die Gallier auf ihre ganz eigene Weise interpretieren. Einige der beteiligten Künstler kann man diesmal auch getrost als Wiederholungstäter bezeichnen, da sie bereits mehrfach an Hommage-Alben beteiligt waren. Aber es gibt auch neue Teilnehmer. So hat man diesmal nicht nur im näheren Umkreis nach Künstlern gesucht, sondern weltweit namhafte Künstler eingeladen ihre Beitrag zu leisten. Einige davon sind in diesem Band enthalten, andere leider nicht.

Copyright des Fotos © 2019 Thomas „Mueli77“ Mülbradt

Bevor ich deshalb zum eigentlichen Review komme, möchte ich noch zwei Kleinigkeiten erwähnen. Wer sich an meinen Bericht zum Comicpark 2018 in Erfurt erinnert, der weiß, dass ich mir damals in den Band „Spirou in Berlin“ von Flix einen Asterix habe zeichnen lassen, den ihr oberhalb dieses Textes sehen könnt. Schon damals war mir irgendwie klar, dass Flix früher oder später den kleinen Gallier zeichnen dürfte, was in diesem Band nun auch geschehen ist. Was ich leider nicht weiß ist, ob die hier enthaltene Kurzgeschichte vor oder nach dem Comicpark 2018 entstand. Meinen eigenen Asterix finde ich auf jeden Fall schon einmal grandios. Des Weiteren fiel mir dieses Jahr ein Artprint in die Hände, mit einer Original-Signatur von Bill Sienkiewicz, den ich sofort haben musste. Auf ihm ist ein etwas „anderer“ Asterix zu sehen, in einer Art nordischen Kampfkleidung ähnlich der Wikinger. Trotzdem auch amerikanische Künstler in diesem band vertreten sind, ist dieses Bild leider nicht dabei, vorenthalten möchte ich es euch trotzdem nicht. Das Original kann man meiner Information nach, direkt bei Bill Sienkiewicz für 10.000 US-Dollar erwerben, wenn es noch verfügbar sein sollte.

Copyright des Fotos © 2019 Thomas „Mueli77“ Mülbradt

Doch nun möchte ich euch nicht länger aufhalten und präsentiere euch das eigentliche Review zu „Asterix – Die Hommage“ in der deutschen Ausgabe, erschienen als Softcover für 7,99 Euro bei Egmont Ehapa Media, oder als Hardcover für 15 Euro bei Egmont Comic Collection.

Asterix – Die Hommage

Auf 59 der insgesamt 64 Seiten geben sich die verschiedensten Comickünstler die Klinke in die Hand, und zeigen dabei ihre Versionen von Asterix, oder bedanken sich auf die eine oder andere Art bei René Goscinny und Albert Uderzo. Entstanden sind so mehrere Ein- bis Zweiseitige Comicabenteuer oder sogenannte One-Pager und Pin-Ups. Dabei hat man diesmal erneut darauf geachtet, dass die Namen der Künstler deutlich zu erkennen sind, sodass man weiß, wer welches Werk vollbracht hat. Zusätzlich gibt es am Schluss noch eine Doppelseite, wo jeder Künstler mit einer kurzen Biografie und Ausschnitten seines Schaffens vorgestellt wird. Dabei liest sich die Teilnehmerliste wie ein aktuelles „WHO-is-WHO“ der Comicbranche: Béja, Alexandre Coutelis, Blutch, Wilfrid Lupano, Paul Cauuet, Fabrice Tarrin, Valéry Vernay, Delaf, Arthur de Pins, Fabrice Parme, Mikaël, Pierre Alary, Sascha Wüstefeld, Tébo, Frank Margerin, Didier Conrad, Frank Cho, Derib, Serge Clerc, Flix, Lewis Trondheim, Anouk Ricard, Sylvain, Vallée, Julie Maroh, Philippe Dupuy, Jean-Yves Ferri, Philippe Bercovici, Charles Berberian, Mawil, Emmanuel Guibert, Tronchet, Florence Cestac, Margaux Motin, Bastian Vivès, Félix Meynet, Milo Manara, Laurent Astier, Dany, Tony Valente, Kim Jung Gi, Carlie Adlard, Lolita Séchan, Johan de Moor, François Ravard, Nob, Christophe Arleston, Alessandro Barbucci, Ralpf Meyer, Steve Cuzor, Pascal Rabaté, François Boucq, Éric Hérenguel, Frédéric Jannin, Alain Ayroles, Juan José Guarnido, Jean Bastide, (Alain Péral für das Studio) Peyo, Midam und Guy Delisle sind die an der deutschen Fassung beteiligten Künstler.

Das mir vorliegende und freundlicherweise von Egmont Ehapa Media zur Verfügung gestellte Softcover reiht sich durch seine Gesamtgestaltung nahtlos in die bisherigen Veröffentlichung, inklusive der Sonderbände, ein. Der goldene Seitenstreifen mit einigen Namen der Künstler, der große Asterix-Kopf von Uderzo auf rotem Hintergrund zeigt schon, dass dieser Band dennoch etwas Besonderes ist. Auf der Rückseite prangt diesmal auch keine Werbung für die bereits erhältlichen Veröffentlichungen, sondern ein Stammbaum der etwas anderen Art. Während hier noch einmal alle Künstler namentlich erwähnt werden, wird der Baum zusätzlich noch mit dem gallischen „Familienwappen“, einem gebratenen Wildschwein auf rotem Grund, verziert. Schade nur für Idefix, dass Obelix den Baum aus der Erde gerissen hat. Zusätzlich erwähnen möchte ich auch, dass mit Flix, Mawil und Sascha Wüstefeld drei sehr bekannte deutsche Comickünstler an diesem band beteiligt sind, die nachfolgend ihre ersten Begegnungen mit Asterix schildern und was sie mit dieser Figur verbinden:

© Flix/Marie Bomann

Flix:
„Meinen ersten Asterix habe ich im Bücherregal meiner Mutter entdeckt. Da war ich circa 4 Jahre alt. Und mochte ihn so sehr, dass ich den Band mit meinen Filzstiften ausgemalt habe. Das gab natürlich Ärger. Dennoch wurde meine Begeisterung für die Reihe dadurch nicht geschmälert. Im Gegenteil. Nach und nach habe ich alle verfügbaren Abenteuer „gelesen“, bevor ich lesen konnte. Und mit Asterix und Obelix mitgefiebert, gelacht, und mich gefreut, wenn sie wieder und wieder den Römern eins ausgewischt haben. Mein Lieblingsalbum war immer „Asterix und der Kupferkessel“. Der etwas dunklere Ton der Geschichte hat mich sehr fasziniert. Und die Sprechblasen des Steuereintreibers.“

© Darjush Davar

Mawil:
„Als Kind und Jugendlicher hab damals alle Alben, die ich in die Hände kriegen konnte (und das waren damals in der DDR der 80er Jahre nicht besonders viele) verschlungen und sie nach dem Verschlingen noch einmal aufmerksam studiert und jede Linie und jeden Gag analysiert und danach versucht, mit meinem Pelikano-(West)-Schulfüller ebenso schwungvolle Linien hinzubekommen. Die Asterix-Alben konnte man prima immer wieder neu lesen, denn es waren so viele liebevolle Details und Gags drin versteckt und das Beste war: Mit zunehmendem Alterfand man diese Comics nicht etwa weniger unterhaltend, sondern man konnte plötzlich NOCH MEHR neue Gags darin entdecken, für die man vorher einfach zu klein war.“

© Sascha Wüstefeld

Sascha Wüstefeld:
„Ich bin zwar in der DDR aufgewachsen und mein Zugang zu westlichen Comics war mitunter ziemlich eingeschränkt, aber dank einiger Familienmitglieder aus Westdeutschland, hatten wir bereits vor der Wende alle bis dahin erschienenen Asterix-Alben im Bücherregal stehen. Die ganze Familie war verrückt danach!In der Schule hab‘ ich dann mal heimlich unter der Bank „Asterix bei den Schweizern“ gelesen. Plötzlich stand meine Mathematiklehrerin Frau Fischer neben mir und schimpfte: „In DIESER Schule lesen wir keine Westcomics!“ Zack! – hatte sie mir mein kostbares Asterix-Album weggenommen! Das war vielleicht schlimm! Einige Tage später gab sie es mir wieder zurück. „Hier ist Dein Buch! … Ach … und die Szene mit dem Fondue hat mir am besten gefallen.“. Oh – übrigens: Mein Sohn wurde dieses Jahr geboren! Wir haben ihn Albert genannt. Benannt nach … genau!“

Zum Schluss möchte ich noch auf einige Unterschiede zur französischen Originalfassung hinweisen. Wie bereits erwähnt gliedert sich der deutsche Band durch seine Gestaltung und Veröffentlichung sehr gut in die bisherigen Erscheinungen ein. Dies hat aber auch einen Nachteil. Bedingt durch den deutschen Comicmarkt und die Tatsache das Comics deswegen hier zwischen 48 und 64 Seiten haben. Dies liegt daran, dass bei der Herstellung ein 16-fach bedruckter Bogen verwendet wird, weshalb die Seitenzahlen immer nur um die Anzahl 16 erweitert werden können. In der französischen Ausgabe gibt es aber weitere 8 Seiten mit Künstlern (Louis Clichy, Kaare Andrews, Catherine Meurisse, Cosey, Philippe Aymond, Ian Churchill, Terry Moore und Mathieu Sapin) sowie einem umfangreichen biografischen und redaktionellen Teil, sodass deren Umfang ganze 140 Seiten umfasst. Möglicherweise war Egmont dieser Umfang für den deutschen markt zu riskant, weil dies auch den Preis deutlich erhöht hätte, weshalb man sich vermutlich für die etwas „schlankere“ deutsche Version entschied.
Ich möchte jetzt auch nicht die deutsche Ausgabe schlecht machen, immerhin ist sie sehr gut geworden und inhaltlich, als auch optisch sehr sehenswert, wenn man sich darauf einlassen kann seine Helden mit einem etwas anderes Stil zu sehen. Wer aber die Chance und die sprachlichen Fähigkeiten hat, und sich bewusst ist, dass die Originalausgabe fast viermal so teuer ist, der sollte sich überlegen, ob ihn dieser Mehrwert an Künstlern und Informationen der Erwerb wert ist. Mit der deutschen Ausgabe kann man auf jeden Fall schon einmal nichts falsch machen und immerhin feiern wir bereits 60 Jahre „Asterix“.
Von daher: „Auf die nächsten 60 Jahre mit den gallischen Helden!“

Copyright aller verwendeten Bilder, soweit nicht anders angegeben © 2019 Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2019 Les Éditions Albert René / Egmont Ehapa Media / www.egmont.de

Die bisherigen Review-Specials:

  1. Asterix der Gallier
  2. Die goldene Sichel
  3. Asterix und die Goten
  4. Asterix als Gladiator
  5. Tour de France
  6. Asterix und Kleopatra
  7. Der Kampf der Häuptlinge
  8. Asterix bei den Briten
  9. Asterix und die Normannen
  10. Asterix als Legionär
  11. Asterix und der Avernerschild
  12. Asterix bei den Olympischen Spielen
  13. Asterix und der Kupferkessel
  14. Asterix in Spanien
  15. Streit um Asterix
  16. Asterix bei den Schweizern
  17. Die Trabantenstadt
  18. Die Lorbeeren des Cäsar
  19. Der Seher
  20. Asterix auf Korsika
  21. Das Geschenk Cäsars
  22. Die grosse Überfahrt
  23. Obelix GmbH & Co. KG
  24. Asterix bei den Belgiern
  25. Der grosse Graben
  26. Die Odyssee
  27. Der Sohn des Asterix
  28. Asterix im Morgenland
  29. Asterix und Maestria
  30. Obelix auf Kreuzfahrt
  31. Asterix und Latraviata
  32. Asterix plaudert aus der Schule
  33. Gallien in Gefahr
  34. Asterix & Obelix feiern Geburtstag
  35. Asterix & Friends (Browsergame)
  36. Asterix der Gallier (Film)
  37. Asterix (Gameboy/NES)
  38. Asterix in Novaesium
  39. Asterix und Kleopatra (Film)
  40. Asterix (SNES)
  41. Gallische Geschichten mit Asterix und Obelix
  42. Asterix & Obelix (Gameboy)
  43. Asterix erobert Rom (Film)
  44. Asterix erobert Rom – Das Buch zum Film (Album, Neuauflage)
  45. 12 Prüfungen für Asterix
  46. Asterix and The Great Rescue (Sega Mega Drive)
  47. Asterix – Sieg über Cäsar (Film)
  48. Uderzo von seinen Freunden gezeichnet
  49. Asterix – The Great Rescue (Game Gear/Master System)
  50. Uderzo – Der weite Weg zu Asterix
  51. Asterix & Obelix (SNES)
  52. Asterix bei den Briten (Film)
  53. Asterix – Streit um Gallien (Playstation)
  54. Asterix bei den Pikten
  55. Asterix – Die Trabantenstadt (3DS)
  56. Asterix in Italien
  57. Die Trabantenstadt (Limitierte Sonderausgabe)
  58. Asterix – Operation Hinkelstein (Film)
  59. Asterix bei den Belgiern (Limitierte Sonderausgabe)
  60. Asterix Review Special (60): Asterix and the Secret Mission (Game Gear)
  61. Der Papyrus des Cäsar
  62. Asterix in Amerika (Film)
  63. Die hysterischen Abenteuer von Isterix
  64. Asterix & Obelix XXL (PS2)
  65. Asterix und die Wikinger (Film)
  66. Asterix der Gallier (50 Jahre Asterix Jubiläumsausgabe)
  67. Das inoffizielle Asterix & Obelix Lexikon
  68. Asterix bei den Olympischen Spielen (Limitierte Sonderausgabe)
  69. Asterix – Das Geheimnis des Zaubertranks
  70. Das Asterix Magazin (1/19)
  71. Asterix im Land der Götter (Film)
  72. Asterix & Obelix XXL2 (PS2, PC, PSP, NDS, PS4, XboxOne, Nintendo Switch)
  73. Die Tochter des Vercingetorix

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