Im Normalfall beginne ich das Asterix Review Special mit einer kleinen Einleitung und ein paar Hintergrundinfos. Da es sich aber hierbei wieder um eine Neuauflage eines älteren Abenteuers handelt, welches wieder mit 16 Seiten redaktionellem Inhalt erweitert wurde, habe ich das eigentliche Review ausnahmsweise einmal vorangestellt, um mich danach den neuen Extraseiten zu widmen.
Die goldene Sichel (Limitierte Sonderausgabe)
[Egmont Ehapa Media, 2. Juli 2020]
Das jährliche Druidentreffen im Karnutenwald steht bevor und ausgerechnet jetzt zerbricht die goldene Sichel des Druiden Miraculix. Und nicht nur das. Ohne die goldene Sichel haben die Misteln keine Zauberkraft. Denn diese entwickelt sich nur, wenn die Misteln mit einer goldenen Sichel geschnitten werden. Also bleibt Asterix undObelix nichts anderes übrig, als nach Lutetia aufzubrechen, um dort bei Obelix‘ VetterTalentix eine neue goldene Sichel zu besorgen.
Doch in Lutetia gibt es weitaus größere Probleme. Dank eines geheimen Sichelschieberringes sind nicht nur die Preise für goldene Sicheln ins Unermessliche gestiegen, auch Talentix ist spurlos verschwunden, und den beiden tapferen Galliern steht ein aufregendes Abenteuer bevor …
Das im Original offizielle zweite Abenteuer (in Deutschland wurde es aufgrund der Veröffentlichung des „Asterix und Kleopatra“-Kinofilms erst als fünfter Band veröffentlicht) verschlägt Asterix und Obelix nach Lutetia, dem heutigen Paris. Und das Team Goscinny/Uderzo schafft es sehr gut, die Stadt bereits in ihrer frühen Form darzustellen. Eine große Stadt, viele Bewohner und dadurch enge und belebte Straßen. Volle Marktplätze unter anderem mit den schönsten Leckereien für einen französischen Gourmet. Und das aufregende Nachtleben mit Kneipen und Revue-Theatern in der frühen Form des Moulin Rouge. Für die beiden Gallier eine unwillkommene, weil chaotische und hektische, Lebensweise.
Ebenfalls eine Erwähnung wert ist der spätere typische, sich hier aber gerade entwickelnde Humor des Duos. Immer wieder baut René Goscinny Situationen der damals aktuellen Weltpolitik ein, und transferiert sie in die bunte und gelegentlich chaotische Welt der Gallier. Dennoch wirkt Asterix auch heute noch so aktuell wie damals, als es im beskannten französischen Jugendmagazin „Pilote“ erschien. Denn vieles, von dem was Uderzo und Goscinny in Asterix einfließen ließen, kann man auch auf heutige Ereignisse und weltpolitische Änderungen übertragen.

Alleine der Weg nach Lutetia ist mit Abenteuern gespickt. Inklusive dem 24-Stunden-Wagenrennen von Suindinum, was dem heutigen Le Mans entspricht.
Aber auch Albert Uderzo hat so seine Möglichkeiten, damals Zeitaktuelles in Asterix’Abenteuer einzubauen. Dies schafft er durch Karikaturen damals bekannter Persönlichkeiten. So hat der, leider namenlose neue Wirt des Gasthauses „Zur Sonne von Massalia“ das Konterfei und die Statur des französischen Schauspielers Jules Muraire Raimu („Spiel der Erinnerung“ [1937], „Der ewige Gatte“ [1946]). Auch der Präfekt von Lutetia ist an einen bekannten Schauspieler angelehnt. Hier stand der Amerikaner Charles Laughton („Meuterei auf der Bounty“ [1935], „Spartacus“ [1960]) Pate.
Außerdem gibt es bereits einige Hinweise auf Eigenheiten, Orte und Ereignisse, die sich im Verlauf der späteren Abenteurer zu festen Größen innerhalb des Asterix-Kosmos etablieren werden. So hat beispielsweise der gallische Hahn, der allmorgendlich seinen Weckruf ertönen lässt, hier seinen ersten Auftritt, und in Lutetia begegnet Obelix auch einem kleinen Schwarz/Weißen Hund. Ähnlichkeiten sind hier natürlich noch rein zufällig, aber möglicherweise reifte bereits hier die Idee, Obelix einen tierischen Begleiter an die Seite zu stellen.
Es gibt aber noch eine merkwürdige Eigenheit dieses Bandes. Denn ab Seite 32 ändert sich das Seitenlayout. Statt dem ursprünglichen Raster wechselte Uderzo zu dem ebenfalls sehr bekannten Comicstrip-Format. Er selber begründete dies damit, das er damals neben Asterix so viel zu tun gehabt hätte, und es deshalb zu diesem Fehler gekommen war. Denn neben Asterix lieferte er auch noch Umpah-Pah, Michel Tanguy, sowie weitere kleinere Arbeiten ab. Dementsprechend fiel auch seine Entschuldigung aus: „Mea culpa, mea maxima culpa!“
Als Basis für diese Neuauflage dient die 2013 überarbeitete Fassung mit der damals neuen Koloration und dem an die Handschrift Uderzos angelehnte Lettering. Einzig für das Cover nutzt man hier das Originale Bild der Erstauflage, auch wenn hier ein klein wenig überarbeitet wurde. War der erste Band „Asterix der Gallier“ noch ein wenig grob, sowohl von der Charakterisierung als auch von den Zeichnungen, so ist „Die goldene Sichel“ schon ein ganzes Stück weiter. Es werden Running Gags begonnen, Eigenheiten etabliert und neue Ideen, wie der bereits erwähnte Hund, angedeutet. Zusammen mit dem sich langsam aufbauenden Goscinny/Uderzo Humor zeigt sich dieser Band von einer sehr guten Seite und gehört noch immer zu den zeitlosen Klassikern der Reihe.

Und noch etwas beginnt am Ende mit diesem Abenteuer. Auch wenn er hier noch sitzen darf und nicht am Ast baumelt.
Doch kommen wir nun zu den 16 Extraseiten. Wie auch schon bei den letzten Limitierten Sonderausgaben zu „Asterix bei den Olympischen Spielen“, „Die Trabantenstadt“, „Asterix bei den Belgiern“ und „Die Odyssee“ (Das Review hierzu folgt noch), sind die Seiten randvoll mit interessanten Hintergrundinfos aus dem Asterix-Universum und der Entstehung rund um das vorliegende Album.
Aber auch geschichtliches wird nicht außen vorgelassen. Es wird das „Paris von Goscinny und Uderzo“ vorgestellt, Eigenheiten, die auch heute noch bekannte Probleme darstellen, aber auch wie die Stadt, die 50 vor Christus noch gar nicht existierte und sich erst später zu Lutetia und dann zu Paris entwickelte aussah, und weshalb sich Goscinny und Uderzo entschlossen haben, diese geschichtlichen Fakten, etwas „anzupassen“, um ihre eigentlich für ein Asterix-Abenteuer untypische Kriminalgeschichte zu erzählen.
Außerdem gibt es noch Einblicke in die Entstehung des Bandes, Fotos von Originalskripten und die Umsetzung vom Szenario zur fertigen Zeichnung, die Titelseite mit dem Originaltitel, welche heute so in allen Landesversionen nicht mehr existiert, da Uderzo sie für den internationalen Markt retuschierte.
Nun könnten alte Asterix-Hasen sagen, dass ihnen dieser Band wohl kaum noch etwas neues bieten könnte, erst recht wenn man weiterführende Publikationen wie den Band „Uderzo – Der weite Weg zu Asterix“ besitzt, aber ihr irrt euch. Es sind neben den bereits erwähnten Infos, die man teilweise auch aus dem genannten Band kenne könnte, viele neue Infos und Bilder enthalten. Infos zur Hörspielversion von „La Serpe d’Or“ in mehreren Sprachen, Bilder aus dem nie erschienenen zweiten Asterix-Film, der die Handlung dieses Abenteuers als Grundlage hatten, und dessen Vernichtung Goscinny und Uderzo forderten, sowie einen kleinen Ausblick auf die neue 52 Folgen umfassende und vor dem ersten Abenteuer spielende Soloserie von Idefix.
Kurz gesagt, auch als „Alter Hase“ bietet der am 2. Juli 2020 als Softcover für 6,90 Euro oder Hardcover für 14 Euro erscheinende Band als Limitierte Sonderausgabe reichlich Material, sodass sich dessen Anschaffung mehr als nur lohnt. Denn abgesehen davon erhält man immernoch eines des besten Abenteuer, welches wie bereits im Review erwähnt, ein zeitloser Klassiker ist.
Copyright aller verwendeten Bilder © 1961-2020 ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2019 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO / Egmont / www.egmont.de
Die bisherigen Review-Specials:
- Asterix der Gallier
- Die goldene Sichel
- Asterix und die Goten
- Asterix als Gladiator
- Tour de France
- Asterix und Kleopatra
- Der Kampf der Häuptlinge
- Asterix bei den Briten
- Asterix und die Normannen
- Asterix als Legionär
- Asterix und der Avernerschild
- Asterix bei den Olympischen Spielen
- Asterix und der Kupferkessel
- Asterix in Spanien
- Streit um Asterix
- Asterix bei den Schweizern
- Die Trabantenstadt
- Die Lorbeeren des Cäsar
- Der Seher
- Asterix auf Korsika
- Das Geschenk Cäsars
- Die grosse Überfahrt
- Obelix GmbH & Co. KG
- Asterix bei den Belgiern
- Der grosse Graben
- Die Odyssee
- Der Sohn des Asterix
- Asterix im Morgenland
- Asterix und Maestria
- Obelix auf Kreuzfahrt
- Asterix und Latraviata
- Asterix plaudert aus der Schule
- Gallien in Gefahr
- Asterix & Obelix feiern Geburtstag
- Asterix & Friends (Browsergame)
- Asterix der Gallier (Film)
- Asterix (Gameboy/NES)
- Asterix in Novaesium
- Asterix und Kleopatra (Film)
- Asterix (SNES)
- Gallische Geschichten mit Asterix und Obelix
- Asterix & Obelix (Gameboy)
- Asterix erobert Rom (Film)
- Asterix erobert Rom – Das Buch zum Film (Album, Neuauflage)
- 12 Prüfungen für Asterix
- Asterix and The Great Rescue (Sega Mega Drive)
- Asterix – Sieg über Cäsar (Film)
- Uderzo von seinen Freunden gezeichnet
- Asterix – The Great Rescue (Game Gear/Master System)
- Uderzo – Der weite Weg zu Asterix
- Asterix & Obelix (SNES)
- Asterix bei den Briten (Film)
- Asterix – Streit um Gallien (Playstation)
- Asterix bei den Pikten
- Asterix – Die Trabantenstadt (3DS)
- Asterix in Italien
- Die Trabantenstadt (Limitierte Sonderausgabe)
- Asterix – Operation Hinkelstein (Film)
- Asterix bei den Belgiern (Limitierte Sonderausgabe)
- Asterix Review Special (60): Asterix and the Secret Mission (Game Gear)
- Der Papyrus des Cäsar
- Asterix in Amerika (Film)
- Die hysterischen Abenteuer von Isterix
- Asterix & Obelix XXL (PS2)
- Asterix und die Wikinger (Film)
- Asterix der Gallier (50 Jahre Asterix Jubiläumsausgabe)
- Das inoffizielle Asterix & Obelix Lexikon
- Asterix bei den Olympischen Spielen (Limitierte Sonderausgabe)
- Asterix – Das Geheimnis des Zaubertranks
- Das Asterix Magazin (1/19)
- Asterix im Land der Götter (Film)
- Asterix & Obelix XXL2 (PS2, PC, PSP, NDS, PS4, XboxOne, Nintendo Switch)
- Die Tochter des Vercingetorix
- Asterix – Die Hommage
- Asterix & Obelix XXL3 – Der Kristallhinkelstein (Multiplattform)
Amazon Partnerlinks:
„Asterix Band Nr. 5: Die goldene Sichel (Sonderausgabe)“ (Hardcover) bei Egmont bestellen.
„Asterix Band Nr. 5: Die goldene Sichel (Sonderausgabe)“ (Hardcover) bei Amazon bestellen.
Pingback: Asterix Review Special (78): Asterix und der Greif (Band 39) [Egmont, Oktober 2021] | Mueli77's Feine Welt