Es ist unglaublich, wie die Zeit vergeht. Gerade das durch Corona geplagte Jahr 2020 hat uns allen dies deutlich gemacht. Aber auch der neueste Asterix-Band erinnert uns daran, dass es nun schon wieder über eineinhalb Jahre her ist, dass der letzte noch lebende geistige Vater von Asterix, Obelix und all seinen Freunden, Feinden und Weggefährten verstorben ist. Dieser Band ist somit auch der letzte, der noch unter einer gewissen Prüfung des Altmeister entstanden ist. Konnten Jean-Yves Ferri und Didier Conrad mit diesem Druck, der nun auf ihren Schultern lastete umgehen? Ist das neue Abenteuer frisch und dennoch traditionell? Erleben wir eine neues Kapitel in den Abenteuern der Gallier, oder ist es vielleicht sogar das traurige Finale? Alle diese Fragen werde und will ich hier überhaupt nicht beantworten. Dazu ist auch dieser Band viel zu sehr Geschmackssache. Aber ich kann euch darüber informieren, was mir gefallen hat, und was es eventuell wissenswertes rund um diesen neuesten, 39. Band, gibt.
Mit diesem seit dem 21. Oktober 2021 erschienenen 39. Abenteuer liegt auch bereits der fünfte Band des Nachfolgeduos Jean-Yves Ferri und Didier Conrad von. Fünf Bände mit fünf Abenteuern, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Fünf Bände die ein immenses Erbe für die beiden französischen Künstler bedeuten. Fünf Abenteuer, die unter den extremst kritischen Augen der Journalisten und vor allem Fans, Seite für Seite, Panel für Panel, Wort für Wort, untersucht und begutachtet werden. Fünf Bände, die eine wahre Achterbahnfahrt darstellen. Einerseits dem gerecht zu werden, was René Goscinny und Albert Uderzo seit den späten Fünfzigerjahren mit sehr viel Kreativität und Humor aufgebaut haben. Andererseits den Lesern frische Abenteuer zu bringen, ohne sich von dem bereits Existenten zu weit zu entfernen, aber dabei keine Kopien früherer Abenteuer zu erstellen. Von der Idee, bis zum fertigen Band bedeutet dies immer wieder mit allen involvierten Künstlern in Kommunikation zu stehen. Neue Ideen aufzugreifen oder sogar zu verwerfen und vor allem eines zu bedenken. Jeder reguläre Asterix-Comicband hat eine feste Seitenzahl von 44 Seiten, mit jeweils vier Panelzeilen. Regeln die seit dem Anbeginn der gallischen Abenteuer existieren und das schwierigste daran ist, dass jeder Band in sich abgeschlossen ist. E gibt keine Fortsetzung, keinen zweiten Teil. Dies bedeutet die Geschichte/Handlung wohlüberlegt auf die 44 Seiten aufzuteilen, zu kürzen oder gegebenenfalls zu strecken. Kein zusätzliches Panel, keine Seite weniger. Eine Mammutaufgabe für Ferri und Conrad, die, wie sie selbst bereits des Öfteren zugeben mussten, nicht einfach ist.
Das nachfolgende Interview mit Jean-Yves Ferri zum aktuellen Band gibt einen kleinen Einblick in den kreativen Entstehungsprozess:
Frage 01: Worauf können sich die Fans bei „Asterix und der Greif“ freuen?
Das Neue an „Asterix und der Greif“ ist die Machart der Erzählung. Die ist anders als bei den übrigen Abenteuern. Dieses Mal geht die Reise nicht in ein gewöhnliches Land, sondern in ein Fantasieland, ein fiktives Sarmatenreich.
Frage 02: Warum haben Sie sich für den Greif als Fabelwesen entschieden?
Die Schwierigkeit war, dass es um eine Art Jagd gehen sollte, auf die sich die Römer begeben. Dass die Römer einen Greif fangen, schien das Plausibelste zu sein. Einen Greif kann es natürlich nicht wirklich geben, aber er kommt einem echten Tier am nächsten. Es wäre schwierig gewesen, andere Wesen aus der Mythologie zu nehmen – wie den Minotaurus und so weiter –, die noch fantastischer sind.
Frage 03: Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Nachdem ich beschlossen hatte, die Geschichte im Osten anzusiedeln, habe ich versucht herauszufinden, was zur Zeit von Asterix bei den Völkern im Osten los war. Dabei bin ich auf die Sarmaten gestoßen. Tatsächlich gibt es dazu nur wenige Quellen. Ein paar habe ich immerhin gefunden, so konnte ich sichergehen, dass es die Sarmaten wirklich gegeben hat. Letztendlich war mein Ziel aber, die historischen Quellen hinter mir zu lassen und mithilfe von Elementen aus der slawischen Folklore ein eigenes kleines Reich zu erschaffen.
Frage 04: Mit welchen Herausforderungen müssen Asterix und Obelix im neuen
Band rechnen?
Als Szenarist stehe ich immer wieder vor demselben Problem: Auf welche Schwierigkeiten könnten die Figuren stoßen? Denn mit dem Zaubertrank ist ja im Prinzip alles ganz einfach. Ich muss also immer einen Weg finden, wie ich sie trotzdem in Schwierigkeiten bringen kann. Dieses Mal gibt es eine ganze Reihe von Dingen, die nicht so laufen wie sonst: Der Hund büxt aus, der Druide ist etwas neben der Spur und der Zaubertrank friert eben ein. Das sind so Kleinigkeiten, mit denen man neue Reaktionen bei den Figuren auslösen kann.
Frage 05: Welche aktuellen gesellschaftspolitischen Themen kommen im neuen Album vor?
Als wir an dem Album arbeiteten, war die Pandemie natürlich ein großes Thema. Aber darauf wollte ich nicht zu sehr eingehen, weil ich dachte, dass das sicher von vielen anderen aufgegriffen würde. Es gibt einige Anspielungen auf das Virus, vor allem in den 23 Dialogen. Aber das sind wirklich nur kleine Anspielungen, denn das ist nicht das eigentliche Thema. Eigentlich geht es um Umweltschutz im weitesten Sinne. Es geht um das Verhältnis, das die Römer auf der einen und die Sarmaten auf der anderen Seite zur Natur haben – und ihren unterschiedlichen Zugang dazu.
Frage 06: Warum brechen Sie in „Asterix und der Greif“ mit dem klassischen Rollenbild von Frauen und Männern?
Auch hier ging es wieder darum, die Gallier aus dem Tritt zu bringen. Die Anwesenheit der Kriegerinnen bringt sie alle ein bisschen durcheinander, besonders Asterix, der sich sonst immer darauf verlassen kann, dass er dank des Zaubertranks als Held dasteht. Das war der eine Grund. Zum anderen war es einfach witzig, ein Thema der Zeit aufzugreifen. Den Aufstieg der Frauen, wenn man so will. Also ein Thema unserer Zeit. Bei den Sarmaten scheint das sehr gut zu funktionieren. Sie leben in einer Gesellschaft, in der die Frauen in den Krieg ziehen und die Männer auf die Kinder aufpassen. Sie meckern etwas, aber im Großen und Ganzen klappt das gut.
Frage 07: Wie fühlt es sich an, ohne Albert Uderzo weiterzuarbeiten?
Natürlich waren wir sehr betroffen, als er gestorben ist, denn wir standen uns auch menschlich nahe. Er war ein sehr herzlicher Mensch. Sein Tod hat uns auch noch mal bewusster gemacht, wie einmalig dieses Unterfangen ist, also unsere Mission, die Reihe fortzusetzen. Es macht die ganze Sache noch ein bisschen heikler.
Frage 08: Gibt es in diesem Band eine Ehrung für Albert Uderzo?
Didier und ich wollten Albert zumindest einen Gruß senden. Im letzten Panel, beim Bankett, sieht man eine kleine Eule, die aus dem Bild hinausgeht. Das ist eine Anspielung an Uderzo, der oft so kleine Eulen zeichnete. Es erinnert auch an das, was Uderzo tat, als Goscinny gestorben ist: Er zeichnete einen kleinen Hasen, der das Bankett verlässt. Auf diesen kleinen diskreten Hinweis haben wir uns beschränkt.
Frage 09: Wie groß ist die Herausforderung, Asterix in andere Sprachen zu übersetzen?
Die Übersetzer verdienen große Anerkennung. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, dass manches, was ich schreibe, unmöglich zu übersetzen ist. Wenn dann ein Übersetzer eine Frage zu einer bestimmten Stelle hat, antworte ich darauf immer gern. Denn ich weiß, wie sehr er leidet und wie viel Kopfschmerzen ich ihm bereite.
Frage 10: Gibt es etwas, was dieses Mal bei der Zusammenarbeit besonders viel Spaß gemacht?
Was dieses Mal besonders war, ist, dass Didier Conrad für die Story Feuer und Flamme war. Er ist von Natur aus eher zurückhaltend. Dieses Mal habe ich gemerkt, dass ihm die Geschichte richtig gut gefiel. Er konnte es kaum abwarten, mit dem Zeichnen anzufangen für dieses Album, das ein bisschen anders ist. Ein Album mit sehr viel Schnee, was grafisch eine Herausforderung darstellte.[…] Ich denke, diese Begeisterung findet man auch auf den Seiten des Albums wieder. Er ist freier in seinen Zeichnungen und die Figuren beispielsweise sind ausdrucksstärker.
Frage 11: Warum, glauben Sie, ist Obelix der beliebteste Charakter?
Das stimmt, das Publikum liebt Obelix. Die weiblichen Hauptfiguren der Alben übrigens auch! Ich persönlich kann mir das nicht erklären, ich finde es eher seltsam. Aber es ist so. Er muss irgendwie Sex-Appeal haben.
Frage 12: Welches ist Ihre Lieblingsfigur und warum?
Wenn ich das gefragt werde, nenne ich jedes Mal eine andere Figur. Auf diese Weise lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster. Hm, wen mag ich in dieser Geschichte besonders? Das ist nicht zwangsläufig einer der Gallier. In diesem Album mag ich den Schamanen besonders. Er ist witzig und es ist fast schade, dass er nur als Geisel der Römer in Erscheinung tritt. Er könnte durchaus eine größere Rolle spielen, mit seiner kleinen Trommel.
Neben dem typischen Humor leben die Asterix-Bände, anders als viele US-Comics, von dem eher einheitlich gestalteten Artwork. So hat zwar jeder Zeichner seinen eigenen Stil, doch anders als bei den weltbekannten US-Superhelden, sollen und müssen die frankobelgischen Helden möglichst genau dem Original ähneln, welches ihre ursprünglichen geistigen Väter schufen. Dass auch dies seine ganz eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt, dürfte daher jedem klar sein. Aber wie empfindet Didier Conrad seine Arbeit an Asterix und was bedeutet der deutsche Markt für ihn?
Frage 01: Wie viel trägt der deutschsprachige Markt zum Erfolg von Asterix bei?
Ich glaube, wir erreichen in Deutschland genauso viele Leser wie in Frankreich. Allein auf dem deutschen Markt könnten wir also bestehen, das wäre schon ausreichend. Ich glaube, es sind nur an die 200.000 Exemplare weniger, mehr nicht. Hier verkaufen wir praktisch genauso viele. Das ist echt Wahnsinn.
Frage 02: In Deutschland ist Asterix ein Riesenerfolg. Was denkst Du, woran das liegt?
Ich kann mir vorstellen, dass die Deutschen, ebenso wie wir, traumatisiert sind vom Zweiten Weltkrieg. Und Asterix ist irgendwie… Aus Sicht eines Franzosen zum Beispiel – denn die Reihe war ja zunächst einmal für das französische Publikum gedacht – ist es eine Reihe, die den Franzosen hilft, sich mit dem Gedanken an die eigene 12 Niederlage anzufreunden. Denn die Reihe beginnt ja mit der Niederlage von Vercingetorix. Das war eine Art, das Trauma des Zweiten Weltkriegs zu verarbeiten. Den Ersten Weltkrieg haben wir zwar gewonnen, aber eigentlich nur, weil uns die Amerikaner irgendwann zur Hilfe gekommen sind. Und er hat fast eine Million Menschen das Leben gekostet. Beim Zweiten Weltkrieg haben wir deshalb lieber gleich abgewartet, bis die Amerikaner kamen. [lacht] Weiterkämpfen war sinnlos, weil klar war, dass wir wieder verlieren würden. Für die Franzosen – und später auch für die Deutschen – war klar, dass Krieg keine gute Idee ist. Nur die Amerikaner sehen das anders. Denn sie haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und freuen sich noch heute darüber. Ihr Enthusiasmus ist ungebremst. Ich lebe ja dort. Für sie ist Krieg eine tolle Sache. Es ist für sie ein Mittel, um die Welt zu beherrschen. Ich denke, dass Asterix so gut läuft, liegt vielleicht nicht ausschließlich daran. Aber ich bin mir sicher, dass es eine Rolle spielt.
Frage 03: Spielt die nächste Geschichte vielleicht nach Deutschland?
Möglich wäre es. Das entscheide ich nicht wirklich. Ich habe es mehrmals angesprochen, weil ich fand, dass Deutschland als Thema in „Der Kampf der Häuptlinge“ nicht wirklich ausgearbeitet worden war. Warten Sie… das war in „Asterix und die Goten“. Pardon! Damals war das Thema wie gesagt nicht ausgearbeitet worden. Es gab die Goten, Wälder und Menschen, die sich prügeln – sonst nichts. Es gab keine kulturellen Anspielungen, außer der gotisch angehauchten Schrift, der Eroberungsgeist und der Kampflust. Dabei gibt es noch viel mehr. Noch dazu hat sich Deutschland sehr stark verändert. Es gibt also viel, was man aufgreifen könnte, denke ich. Allein mit den Streitwagen könnte man etwas machen. „Spezialisten für Streitwagen“. [lacht] „Hochpräzise Streitwagen“.
Frage 12: Welche Figur zeichnest Du am liebsten?
Ich zeichne am liebsten weibliche Figuren. Aber im Grund zeichne ich alles gern. Ein guter Zeichner muss das Zeichnen mögen.
Bevor ich jetzt aber zu weit abschweife und der eigentliche Star dieses Reviews, der neueste Band nämlich, zu sehr in den Hintergrund tritt, lege ich besser mal mit dem Review selber los:
Asterix und der Greif
[Egmont Ehapa Media, 21. Oktober 2021]
Die Chimäre, die Harpye, die Sphinx, die Hydra … alles bekannte Wesen, die jene Welt des römischen Reiches um 50 v. Chr. bevölkern sollen. Doch keines sticht dabei so heraus, wie der Greif. Wie wäre es also mit eben diesem bekannten Fabelwesen, um den „Pöbel“, wie Cäsar seine Untertanen nennt, zu erfreuen und seine Beliebtheit somit noch weiter zu steigern? Angefeuert werden Cäsars Gedanken durch seinen Geograf Globulus, der angeblich sogar den Aufenthaltsort jenes geheimnisvollen Wesens zu kennen glaubt. Und so machen sich der Geograf und einige römische Legionäre auf den Weg, den Greif zu fangen und nach Rom zu bringen.
Was jedoch zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß ist, dass in eben jener Gegend, der Heimat des Greifs, der alte Stamm der Sarmaten beheimatet ist und dessen Shamane ein guter Freund des gallischen Druiden Miraculix ist. Nach kurzer „Traumkorrespondenz“ machen sich also Asterix, Obelix und Miraculix, Idefix darf natürlich auch nicht vergessen werden, auf den Weg in das kalte und ungemütliche Gebiet der Sarmaten, wo sie erfahren müssen, dass bereits eine tapfere Kriegerin des Stammes, die junge und hübsche Kalaschnikowa als Geisel der Römer herhalten muss, bevor auch der Shamane Terrine in dessen Fänge gerät …
Dass es die gallischen Helden diesmal ausgerechnet in das große und ungemütliche Gebiet der Russen zieht, kommt nicht von ungefähr. So richtig unterwegs waren die Gallier hier nämlich noch nicht. Und so lässt es sich Ferri nicht nehmen und verpasst den Einwohnern ihre ganz eigene „Sprache“ und Namensgebung. Im ersten Moment liest sich die „Sarmatische“ Sprache durch sein gespiegeltes „E“ richtig ungewohnt. Stɘllt ɘuch doch ɘinmal vor, ich würdɘ diɘs in diɘsɘm Rɘviɘw ɘbɘnso anwɘndɘn?! Komischerweise gewöhnt man sich recht schnell daran und nach kurzer Eingewöhnungszeit gehen auch diese Texte flüssig von „den Lippen“. Aber das ist bei weitem nicht das Einzige, was Ferri und Conrad hier umgedreht haben. Auch die Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen, ist ähnlich denen der Amazonen, komplett anders. Während die Frauen jagen und Kriege führen, bleiben die Männer bei den Kindern, führen den Haushalt, oder gehen ihren Handwerken nach. So lautet der Name des Dorfältesten Gasturbinɘ, der Zimmermann heißt Dachlawinɘ, frisch gebrauter Met kommt von Honigbinɘ und der Käst wird von Margarinɘ hergestellt. Es gibt sogar einen Holzlieferanten, der erstaunliche Ähnlichkeit mit einem gallischen Hinkelsteinlieferanten hat und auf den Namen Indiɘsɘmsinɘ hört. Man merkt also sichtlich, dass Ferri einen Riɘsɘnspaß an der Erschaffung dieses Abenteuer gehabt haben muss. Hier kommt für mich zumindest, der Punkt, an dem ich gewisse Parallelen zur Arbeit von René Goscinny erkenne, was mich einerseits sehr freut, andererseits auch in Ehrfurcht erstarren lässt.
Ähnlich verhält es sich mit den Zeichnungen von Didier Conrad. Auch er verwendet Stile und Stilmittel, wie es Albert Uderzo tat, um gewisse Emotionen zu vermitteln. Wie anders lässt sich die klirrende Kälte der sarmatischen Eiswüste besser in einem Bild einfangen, als dies komplett weiß zu gestalten. Erst im dritten Panel, nach einer zweiseitigen Einleitung die im römischen Herrschaftssitz Cäsars spielt, tauchen die gallischen Helden auf, denen eisiger Wind um die Ohren pfeift, in einer sonst fast komplett weiß gehaltenen Umgebung, in der man nur die Spuren im Schnee noch sehen kann. Und so lässt es sich Didier Conrad auch nicht nehmen, die Weite dieser Umgebung durch den massiven Einsatz von Pferden als Transportmittel darzustellen. Er wechselt somit fast schon in das Genre des Eastern, jedoch mit dem gewohnten Augenzwinkern, wie es bereits Goscinny und Uderzo taten. Wer jetzt aber befürchtet, dass Conrad in ein altes Muster verfällt und wie in einem früheren Abenteuer auf die Hintergrunddetails verzichtet, den kann ich beruhigen. Genau das Gegenteil ist der Fall. So detailreich waren die Hintergründe, möchte ich meinen, seit den guten alten Zeiten unter Uderzo nicht mehr. Große und kleine Flora, sowie reichlich Fauna bevölkern diese unwirklichen Landschaften und erwecken sie hierdurch zum Leben.
Außerdem gibt es in diesem Band etwas, dass es schon lange nicht mehr in diesem Umfang gab. Gastauftritte und Parodien bekannter und teils verstorbener Künstler, die ich hier jedoch nur kurz anreißen möchte. So ist Cäsars Geograf optisch an den französischen Schriftsteller Michel Houellebecq angelehnt und auch die Gesichtszüge des verliebten Wachsoldaten für die Sarmatin Kalaschnikowa sind dem französischen Asterix-Verleger Céleste Surugue nachempfunden, der dies wiederum nur mit einem trockenen „Ich fühle mich so geehrt!“ kommentierte. Auch der US-Schauspieler Brian Dennehy wird in diesem Band verewigt. Er findet sich in der Figur des Zenturios Brudercus wieder und musikalisch wird es kurz vor Schluss, als sich einer der Piraten als der französische Chansonsänger Charles Aznavour zu erkennen gibt, auch wenn dieser mit „Es fährt ein Schiff nach Nirgendwo“ eher Christian Anders rezitiert.
Absolut keine reale Person liegt dagegen der Figur „Fakenius“ zugrunde, die stattdessen als Sinnbild für die Verbreitung von Unwahrheiten, auch „Fake News“ geschaffen wurde.
Ist also dieser Band der erhoffte frische Wind oder eher der Sargnagel zum Asterix-Franchise? Meine persönliche Meinung ist, dass „Asterix und der Greif“ der bisher beste Band aus der Zusammenarbeit von Ferri und Conrad ist. Mit viel Feingefühl und Ehrfurcht haben sich beide Künstler an ein Erbe gewagt und ihm neues Leben eingehaucht. Es gibt viele Momente, in denen der Humor Goscinnys durchblitzt und Uderzos Strich wie eine „grobe Skizze“ den Weg zu führen scheint. Dabei ist dies der letzte Band, dessen Rohentwürfe noch Albert Uderzo vorgelegt wurden, bevor Ferri und Conrad fast komplett auf sich alleine gestellt waren. Als Reminiszenz daran, verewigte Conrad Uderzo in Form seines Lieblingstieres, einer weinenden Eule, auf der letzten Seite im letzten Panel dieses Abenteuers, wie es zuvor bereits Uderzo nach dem Tod Goscinnys bei „Asterix und den Belgiern“ mit einem weinenden Hasen tat.
Bevor ich dieses Review mit einem ehrlicherweise lachenden und weinenden Auge beende, möchte ich gerne noch die beiden Töchter, einmal Anne Goscinny und zum anderen Sylvie Uderzo zu Wort kommen lassen. Denn auch sie haben ein paar Worte zum neuesten Band und der Arbeit von Didier und Ferri, aber vor allem ihren Vätern zu sagen:
Interview Anne Goscinny, Tochter vom Asterix-Schöpfer René Goscinny
Frage 01: Der Name Goscinny zaubert vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Ist das für Sie eine Last oder macht es Sie stolz?
Ich bin sehr stolz auf meinen Namen. Es ist ein Name, der Menschen zum Lächeln bringt und mit dem sie positive Erinnerungen an schöne Lesestunden verknüpfen. Viele erinnert er an ihre ersten Leseerfahrungen. Für viele ist es das erste, was sie gelesen haben. Das ist einfach so. Und ich bin sehr stolz darauf, die Tochter dieses Mannes zu sein. Er hat den Comic revolutioniert. Er hat aus einem Genre, das ursprünglich nur für Kinder bestimmt war, ein Genre für ein breites Publikum gemacht. Er hat, wenn man so will, den Comic aus der Schmuddelecke geholt und hat ihn einem sehr breiten Publikum zugänglich gemacht. Ich bin zum einen sehr stolz, denn er hat Menschen rund um die Welt zum Lachen gebracht. Nicht jedes Kind kann das von seinem Vater sagen. Zum anderen genieße ich ein großes Privileg, das andere Waisen nicht haben. Wenn ich mich an meinen Vater erinnern möchte oder wenn ich mir wünsche, dass er mich zum Lachen bringt, dann brauche ich nur Asterix, LuckyLuke oder den Kleinen Nick aufzuschlagen, und dann bringt mich mein Vater zum Lachen, 40 Jahre nach seinem Tod.
Frage 02: Was bedeutet Ihnen der frühe Verlust Ihres Vaters?
Meine Kinder haben ihren Großvater nie kennengelernt. Er ist vor 41 Jahren gestorben, meine Kinder sind 16 und 18 Jahre alt. Heute bringt er sie mit seinen Comics zum Lachen. Das ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man mal darüber nachdenkt. Was mich persönlich und meine Familie belastet hat, ist die Tatsache, dass er so früh verstorben ist. Er war 51, ich war 9. Ich kannte ihn nicht sehr gut. Immerhin kannte ich ihn so gut, dass aus mir eine ausgeglichene und gefestigte Persönlichkeit geworden ist, aber vielleicht nicht gut genug, um heute glücklich zu sein. Er ist sehr jung gestorben und sehr plötzlich, an einem Herzinfarkt. Das ist der schwierige Teil meiner Geschichte.
Frage 03: Wie haben sich Ihre Eltern kennengelernt?
Mein Vater lernte meine Mutter auf einem Kreuzfahrtschiff kennen. Sie war sehr viel jünger, sie sind 17 Jahre auseinander. Sie war aus Nizza, eine sehr schöne Frau, und er wusste nicht, wie er sie auf sich aufmerksam machen sollte. Sie sind beide mit ihren Müttern dort gewesen, und er überlegte, wie er sie dazu bringen kann, ihn anzuschauen. Die Dampferfahrt dauerte eine Woche, und auf den Tischen lagen immer Gladiolen. Auf diese Blumen hat mein Vater immer mittags und abends Salz und Pfeffer getan und sie dann gegessen, eine ganze Woche lang. Nur damit sie sich irgendwann fragt: „Wer ist bloß dieser Irre, der immer die Blumen isst?“ Und es hat geklappt! Irgendwann musste sie lachen, und sie kamen ins Gespräch. Er sagte ihr, dass er Autor sei. Sie kannte Asterix nicht, aber er gab ihr ein paar Ausgaben des Kleinen Nick, die er dabeihatte. Sie las den Kleinen Nick und sagte: „Ich glaube, Sie sind ein genialer Typ!“ [lacht] Das war 1964. Geheiratet haben sie dann 1967.
Frage 04: Hat Ihr Vater häufig solche Scherze gemacht?
Er war häufig von vielen Freunden umgeben, sie waren oft bei uns Zuhause zu Besuch. Und was er über alles mochte, das zeigt auch seine Arbeit, war, die Menschen zum Lachen zu bringen. Er lachte gern und brachte gern andere zum Lachen. Daher auch das mit den Blumen. Für ihn gab es keinen besseren Weg die Herzen zu erobern, sei es in der Liebe oder in der Freundschaft, als die Menschen zum Lachen zu bringen.
Frage 05: „Die spinnen, die Römer!“ Wie erklären Sie sich das Phänomen, dass die Zitate Ihres Vaters so bekannt geworden sind?
Zum einen kennen viele Menschen diese Zitate, weil sich die Alben meines Vaters immer sehr gut verkauft haben, sowohl Asterix als auch Lucky Luke und der Kleine Nick. Das waren einfach Kultzitate, die sehr viele Menschen kannten und die von vielen verwendet wurden. Warum wird der eine Song ein Hit, der über Generationen gesungen wird, und ein anderer nicht? Es gab eine gewisse Chemie zwischen dem Genie dieses Mannes, meines Vaters, und dem Zeitgeist. Man muss sich das vorstellen als vollkommene Harmonie zwischen der Gedankenwelt eines Mannes und dem Geist einer bestimmten Zeit. Der Funke springt von einem zum anderen über und es wird ein Feuerwerk daraus. Entstanden sind daraus Redewendungen, die man heute täglich hört, gerade in den Medien. Zum Beispiel hört man in Frankreich – in Deutschland ist das vielleicht anders –, wenn die Präsidentschafts- oder Parlamentswahlen anstehen, häufig den Satz: „Er wäre gern Kalif anstelle des Kalifen.“ Das kommt sehr häufig vor. Oder sowas wie: „Sie haben Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt.“ Diese Zitate von ihm findet man sehr häufig in den Medien. Vermutlich spricht jeden Tag jemand in einer Zeitung, im Fernsehen oder im Radio mit den Worten René Goscinnys.
Frage 06: Sie haben sehr oft über den Tod Ihres Vaters gesprochen. Wie war das für Sie damals öffentlich zu trauern?
Die Formulierung „öffentlich trauern“ finde ich seltsam. Wenn man die Tochter einer verstorbenen öffentlichen Person ist, dann ist auch die Trauer zwangsläufig öffentlich. Das ist so. Meine persönliche Geschichte ist in dieser Hinsicht besonders. Meine Mutter starb als ich 25 war, sie war seit meinem achten Lebensjahr krank. Das heißt, meine Jugend war geprägt vom Tod meines Vaters und der sehr schweren Krankheit meiner Mutter. Wenn ich in Büchern vom Tod meines Vaters erzähle oder darüber berichte, dann tue ich das vielleicht insgeheim, um Kindern zu helfen, denen es ähnlich ergeht, die nicht wissen, wie und mit wem sie darüber sprechen sollen, und die sich allein gelassen fühlen mit ihrem Leid – und nicht das Öffentlichmachen meiner Trauer. Aber die Tatsache, dass ich sie in meiner Arbeit zum Thema mache, ist meine Art, allen, denen das passiert – und wir sind viele – zu sagen: Auf den Trümmern kann man sich ein neues Leben aufbauen. Zwischen den Trümmern wächst Gras, und in diesem Gras und diesen Trümmern findet man umso größeren Frieden. Das ist meine Art, den Kindern Hoffnung zu schenken, die wie ich eine zu kurze und zerrüttete Kindheit hatten. Die Krankheit auf der einen Seite und der Tod auf der anderen – das lässt einem wenig Raum zum Atmen.
Frage 07: Hat Ihre Familie von Anfang an damit gerechnet, dass Asterix auch in Deutschland so erfolgreich sein wird und nach wie vor ist?
Es berührt mich sehr, dass Asterix in Deutschland so ein Superstar ist. Mein Vater wusste das, er ist ja erst 1977 gestorben. In seinem Arbeitszimmer hatte er übrigens Auszeichnungen… Ich glaube, es war ein goldener Bildschirm, mit Diamanten oder so, der ihm in Berlin für den Erfolg seiner Zeichentrickfilme verliehen worden war. „Asterix und Kleopatra“ vielleicht oder „Asterix erobert Rom“. Er war sehr, sehr erfolgreich. Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, welchen Blick er darauf hatte. Ich glaube, es ging ihm nur darum, die Menschen zum Lachen zu bringen. Man darf darin nicht den Versuch der Wiedergutmachung sehen. Diese Wiedergutmachung kann sich nicht auf ein ganzes Volk erstrecken. Ich weiß nicht. Ich kenne Deutschland nicht. Ich war einmal in München, als der erste Asterix-Realfilm herauskam. Daran erinnere ich mich immer gern. Ich hatte meinen Mann gebeten, mich zu begleiten, wir kannten uns damals erst seit vier Wochen. Er wurde erst später mein Mann, wir kannten uns kaum.
Interview Sylvie Uderzo, Tochter vom Asterix-Schöpfer Albert Uderzo
Frage 01: Wie gefällt Ihnen das neue Album „Asterix und der Greif“?
Ganz ehrlich: Das Album hat mir gut gefallen. Dazu muss man sagen, dass Conrad und Ferri dem Asterix-Universum immer sehr treu bleiben. Nicht nur das, sie sind geradezu ehrfürchtig. Man merkt ihnen an, dass sie versuchen, sich so genau wie möglich an das zu halten, was die Schöpfer der Reihe vorgegeben haben.
Frage 02: Unterscheidet sich das Frauenbild von Conrad und Ferri zu dem von Goscinny und Uderzo?
Wie gesagt, Conrad und Ferri respektieren den Geist der Serie oder besser gesagt: Sie respektieren das, was den Lesern daran gefällt. Nämlich die ganzen Figuren, die diese Abenteuer seit Jahrzehnten so lebendig machen. Und Frauen gab es natürlich auch schon zu der Zeit von René Goscinny und meinem Vater. Und Sie haben zurecht auf Kleopatra hingewiesen, die die erste starke Frau war, eine sehr starke noch dazu, eine echt starke Persönlichkeit.[…]Richtig, sie war Staatsoberhaupt und musste schon deshalb ein gewisses Temperament mitbringen. Aber ich denke, sie war auch über ihre Rolle als Staatschefin hinaus sehr stark, als Frau. Cäsar weiß das übrigens genau, er hat das am eigenen Leib erfahren.
Frage 03: Welcher Teil der Ausstellung „Uderzo, comme une potion magique“ liegt Ihnen besonders am Herzen?
Alle Arbeiten, die im ersten Stock zu sehen sind und die bis in die Kindheit meines Vaters zurückreichen, lagen uns ganz besonders am Herzen. Albert Uderzo wurde immer nur als einer der Schöpfer von Asterix gesehen. Aber Albert Uderzo gab es schon, als es Asterix noch nicht gab. Er war natürlich noch nicht so bekannt, wie er es durch Asterix wurde. Er hatte einen außergewöhnlichen Werdegang hinter sich. Wir wollten vor allem auch zeigen, dass dieses Kind italienischer Einwanderer, die nicht immer viel Geld hatten, es geschafft hat, seine Leidenschaft auszuleben und sie sogar zum Beruf zu machen: das Zeichnen, das er schon als Kind beherrschte. Man muss sich nur seine Schulhefte aus der Grundschule ansehen. Die sind wirklich erstaunlich. Irgendwann fing er an, auf Inserate zu antworten, die ihn interessierten. Und weil er schon sehr als Junge sehr begabt war, bekam er den Job dann immer. Mit jedem neuen Job entwickelte er seinen Stil weiter, machte sich nach und nach einen Namen und lernte vor allem die richtigen Leute kennen. Auf diese Weise hat er sehr spannende Bekanntschaften gemacht. Alles das wollten wir zeigen und den jungen Leuten da draußen, die für etwas brennen, wovon man nicht unbedingt leben kann, sagen: Es lohnt sich, seine Träume zu leben und dranzubleiben. Gut, was das Zeichnen angeht, sagte mein Vater immer zu den jungen Leuten, die zu ihm kamen: „Macht sicherheitshalber euren Abschluss und macht das mit dem Zeichnen nebenher.“ Aber wie man sieht, kann man auch bei null anfangen und trotzdem eines Tages nach den Sternen greifen, wie es bei meinem Vater der Fall war. Es war uns wichtig zu zeigen, dass das Talent schon da war, als mein Vater noch ein kleiner Junge war. Das wussten viele Leute nicht.
Frage 04: Wie war das Verhältnis von Albert Uderzo und René Goscinny?
Es ist diese Art von Verbindung zwischen zwei Menschen, die sich nicht nur gegenseitig schätzen, sondern sich auch in ihren Talenten ergänzen, kongenial ergänzen, würde ich sogar sagen, und das über Jahrzehnte. Und jeder inspirierte den anderen auf seine eigene Weise. Es war eine ganz außergewöhnliche Verbindung.
Frage 05: Wie erinnern Sie sich an die Zusammenarbeit der beiden?
Wenn sie zusammen waren, durften Mama und ich keinen Lärm machen und vor allem nicht das Büro betreten. Tatsächlich hörten wir, auch ohne an der Tür zu lauschen, in der Wohnung immer wieder lautes Lachen und seltsame Geräusche – bumm, platsch, bäng – stundenlang! Das war schon etwas Besonderes. Für mich als Kind war es faszinierend, einen Vater zu haben, der einen so ungewöhnlichen Beruf ausübte.
Frage 06: Wie war es für Sie, einen Comic-Zeichner als Vater zu haben?
Das war tatsächlich ein bisschen problematisch. Die Väter meiner Klassenkameraden fuhren morgens alle ins Büro. Nur Papa blieb zu Hause. Und dann zeichnete er auch noch. Sie können sich vorstellen, dass zeichnen für ein Kind keine Arbeit ist, sondern einfach Spaß macht. Wenn die Schüler zu Beginn des Schuljahres die Berufe ihrer Eltern angeben mussten, war mir das immer sehr peinlich, denn für mich war das kein Beruf. Also ging ich zu meinem Vater und sagte: „Papa, was kann ich als deinen Beruf angeben? Ich nicht weiß, was ich schreiben soll. Zeichner ist ja kein Beruf.“ Er antwortete: „Schreib doch Autor und Zeichner.“ Und ich dachte: „Autor! Ja, das ist gut!“ Ich schrieb also Autor und Zeichner und war dann sehr stolz.
Frage 07: Wie haben Ihre Klassenkameraden reagiert, als Asterix zum Welterfolg wurde?
Das hat sich allmählich ergeben. Ich war immer eine sehr treue Freundin. Ich kannte meine Freunde sehr lange, deshalb haben sie diese Entwicklung selbst miterlebt. Sie kannten meinen Vater schon früh. Lustig war, dass sie zu oft zu uns kamen, um Comics zu lesen, und nicht, um mit mir zu spielen. Das war ein schon Problem. [lacht] Ich musste quasi gezwungenermaßen die Comics meines Vaters lesen, weil meine Freunde sie lasen. Aber Papa war ein äußerst bescheidener und zurückhaltender Mensch, daher gab es keine Künstlerallüren oder so. Er war zu Hause, wir sahen ihn zeichnen und ließen ihn in Ruhe. Das wurde alles ganz normal gehalten. Das war gut und sehr klug.
Frage 08: Stimmt es, dass Sie früher dachten, Asterix und seine Gallier seien real?
Sie wissen wirklich sehr viel über meine Kindheit! Wie es der Zufall will, ging es in meiner allerersten Geschichtsstunde um unsere Vorfahren, die Gallier. Die Gallier, das fand ich ein tolles Thema, ich sagte mir: „Das kenne ich!“ Und als es dann um Druiden und ihre Sicheln ging – denn die Druiden hatten ja damals Sicheln –, da habe ich mich gemeldet und gesagt: „Ich kenne Miraculix! Der hat eine goldene Sichel, mit der er Misteln pflückt, um den Zaubertrank herzustellen.“ Die Lehrerin sagte nichts und schaute mich nur mit großen Augen an. Dann wurde mein Vater in die Schule zitiert. Sie sagten: „Es ist ganz furchtbar, Ihre Tochter ist total schizophren! Sie müssen ihr unbedingt klarmachen, dass Asterix nicht existiert.“ Ich war zu dem Zeitpunkt im Haus meiner Großmutter väterlicherseits. Mein Vater kam, klingelte an der Tür und seltsamerweise sagte meine Großmutter zu mir: „Du machst auf.“ Also öffnete ich meinem Vater die Tür. Der stand steif wie ein Brett vor mir, begrüßte mich nicht, nicht mal ein Küsschen. Er sagte: „Ich muss dir etwas sagen: Asterix gibt es nicht.“ Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Schlag, der all meinen Träumen und Wünschen ein jähes Ende setzte. Mir wäre es lieber gewesen, er hätte mir gesagt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, und nicht, dass es Asterix nicht gibt. Das war ein Riesenschock.
Frage 09: Stimmt es auch, dass Sie als Kind manchmal etwas auf die Zeichnungen Ihres Vaters gemalt haben?
Oje, das ist peinlich! Ja. Aber ich habe nicht wirklich drauf gemalt. Ich habe sie nachgezeichnet. Wenn er abends aus dem Haus ging, ließ er natürlich sein Zeichenbrett auf dem Zeichentisch und daneben lag sein Druckbleistift. Ich nahm den Druckbleistift und zeichnete damit seine Zeichnungen nach. Oft war es Obelix. Ich zeichnete die Formen nach, die Figuren. Ich habe es ihm nie gesagt, erst als ich ungefähr 25 war. Da habe ich mir einen Ruck gegeben und mir gesagt, dass ich es ihm doch mal beichten muss…[…]Er sagte: „Gut, dass du nicht die Tusche genommen hast.“ Ich sagte: „Nein, so weit wäre ich nie gegangen.“
Frage 10: Wie war Albert Uderzo als Vater?
Er war ein toller Vater, sehr herzlich. Ein bisschen abwesend einerseits, aber andererseits auch sehr präsent, denn er war körperlich anwesend, aber sehr in seine Arbeit vertieft. Aber er war ein sehr liebevoller Vater und wir standen uns beide sehr nahe.
Frage 11: Waren Sie jemals eifersüchtig auf Asterix?
Nein, nie. Ganz ehrlich, das war ich nie. Asterix war für mich wie ein kleiner Bruder, ein Bruder aus Papier. Das zeigt natürlich, dass ich auch schon ein älteres Semester bin, aber: Ich bin drei Jahre älter als Asterix. Ich habe also mein ganzes Leben mit dieser Figur gelebt. Er war einfach ein Teil meines Lebens, auf eine ganz natürliche Weise. Die Comics wurden nicht zur Obsession oder so. Ich habe natürlich selber versucht zu zeichnen. Klar, wenn man den Papa immer zeichnen sieht. Aber eifersüchtig war ich nie.
Frage 12: Wie empfand Ihr Vater die Begeisterung der Menschen für ihn?
Das war eine schöne Erfahrung. Er war sehr gerührt, vor allem von den Kindern – er mochte Kinder sehr gern –, von der Bewunderung der Leute und von ihrem Wunsch, ihn zu treffen. Das hat ihn immer sehr berührt.
Frage 13: Macht Sie das stolz, dass sowohl Ihre Mutter als auch Sie einen Charakter im Asterix-Universum bekamen?
Maman ist Fabala. Die schönen Augen und so. Sie ist wirklich Falbala. Ich komme weniger gut dabei weg, denn Coriza [frz. Name, Anm. d. Red.], genannt Zaza, ist eine echte Nervensäge. Dazu muss man Folgendes wissen: Ich muss damals ungefähr 15 Jahre alt gewesen sein, also im Teenageralter. Meine Eltern fuhren jedes Wochenende aufs Land. Ich wollte aber nicht aufs Land fahren, sondern in Paris bleiben. Also sagte ich: „Nein! Ich bleibe in Paris, ich fahre nicht mit aufs Land!“ Dieses „Nein, ich will nicht mit!“ hat mein Vater bei Coriza abgeändert in: „Ich will nicht zu diesen Wilden gehen, ich will in Lutetia bleiben!“ Das war‘s. Entschuldigung, aber das ist das Einzige, was Coriza und ich – mit 15 – gemeinsam haben. Ich bin nicht stolz darauf.
Frage 14: Wie frei sind Conrad und Ferri in ihrer Arbeit?
Die beiden haben eine kolossale Erzählung geerbt. Was mich betrifft: Wenn ein neues Album entsteht, kann ich ein bisschen schauen, ob die Proportionen der Panel und Zeichnungen in etwa stimmen. Davor schaue ich vielleicht mal ins Szenario rein, um zu sehen, ob es keine Ausrutscher gibt oder kleine Fehler, sowas kann ja mal passieren. Aber das war‘s auch schon. Ferri und Conrad bewegen sich, wie gesagt, im Rahmen einer Erzählung, in der alle Motive und Elemente schon vorgegeben sind und die die Leser genau so mögen. Sie sind also nicht frei in dem, was sie kreieren. Sie sind in ihrer Kreativität eingeengt durch die Grenzen des Asterix-Universums.
Frage 15: Das Erbe von Anne Goscinny und Ihnen ist es, Asterix zu beschützen. Was bedeutet das für Sie?
Für mich ist es erst seit Kurzem eine Aufgabe. Für Anne ist es das schon länger, weil ihr Vater viel früher gestorben ist. Aber es stimmt, es ist ein kulturelles Erbe. Wir sind beide stolz darauf, aber es ist auch eine schwierige Aufgabe, weil man niemanden enttäuschen darf.
Frage 16: Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?
Aber ich hatte das Glück, zwanzig Jahre lang mit meinem Vater zusammenzuarbeiten – auf seinen Wunsch hin. Als ich viel jünger war, sagte ich oft: „Warum macht ihr nicht dies, warum machst du nicht das?“ Eines Tages sagte er zu mir: „Dann mach du es doch, wenn es dir wichtig ist.“ Ich fand das Lizenzgeschäft sehr spannend. Und dann muss man sagen, dass Anne und ich da quasi als kleine Kinder reingeplumpst sind. Wir sind zwangsläufig familiär geprägt und das erlaubt es uns, die Dinge aus einer bestimmten Perspektive zu betrachten und eine bestimmte Linie zu verfolgen. Auf unseren Schultern lastet die Verantwortung dafür, dass niemand enttäuscht wird: weder die Autoren noch die Leser, die sehnsüchtig warten. Wir müssen also sehr vorsichtig sein.
Frage 17: Was hielt Ihr Vater von dem Projekt für einen Realfilm „Asterix in China“?
Es ist eine eigenständige Geschichte. Allerdings war mein Vater mit den Produzenten und Guillaume Canet im Austausch. Und er hatte Bedenken geäußert. China fand er in Ordnung, denn es gab ja die Seidenstraße oder so, ich weiß es nicht mehr genau. Jedenfalls bestand für die Gallier tatsächlich die Möglichkeit, nach China zu reisen. Das Problem war die Reise. Er sagte: „Die Reise wird so lang, dass der Film für die Zuschauer uninteressant wird. Denn wenn ihr die ganze Reise zeigt, was soll da alles passieren?“ Und sie antworteten: „Naja, sie sind ja auch auf einem fliegenden Teppich nach Indien gereist…“ und so weiter. Es mussten also Tricks her, um die Reise so glaubwürdig und so kurz wie möglich zu halten, damit sich die Geschichte und das Abenteuer normal entspinnen konnten. Das war alles andere als einfach und hat eine Menge Denkarbeit gekostet. Aber das war das, was meinen Vater bei diesem Projekt am meisten beschäftigt hat.
Frage 18: Was ist der größte Verdienst Ihres Vaters?
René und mein Vater haben, zusammen mit anderen Künstlern ihrer Generation, einem breiten Publikum den Zugang zu einer neuen Kunstform ermöglicht, die heute als die neunte Kunst bezeichnet wir. Ich denke, die Tatsache, dass wir Comics heute als die neunte Kunst bezeichnen, ist das Verdienst dieser beiden Männer. Weil sie, wie Sie sagen, sowohl Kinder als auch Erwachsene, Eltern und auch Großeltern begeisterten. Und das, obwohl Comics in den 1960er-Jahren bei den Erwachsenen eher verpönt waren, mehr als Illustrierte angesehen wurden und nicht als Literatur. Sie haben den Comic salonfähig gemacht, so viel ist sicher.
Frage 19: Kann man die alten Alben überhaupt mit den neuen vergleichen?
Nein, das kann man nicht vergleichen. Das ist nicht vergleichbar. Die beste Antwort darauf geben die Leser selbst: Die Alben verkaufen sich weiter in großer Zahl, die Leser machen diesen Vergleich also nicht. Sie sind zufrieden. Dass sie sie weiterhin lesen und kaufen, ist der Beweis. Aber vergleichen kann man die Alben, glaube ich, nicht.
Frage 20: Wie wird die Zukunft von Asterix aussehen?
Asterix als Europäer, das ist für mich ist die Zukunft von Asterix. Also an großen kulturellen Projekten mitzuwirken, die dadurch ermöglicht werden, sei es in Bezug auf das Lesenlernen, auf die grafischen Künste oder die Kultur der Aufklärung allgemein. Und im Rahmen dessen sollte übrigens zumindest auf die beiden Autoren verwiesen werden, die das alles erschaffen und ermöglicht haben. Ich denke, in diese Richtung muss es weitergehen.
Frage 21: Vermissen Sie Ihren Vater sehr?
Ob ich meinen Vater vermisse? Ein so kleines Wort für ein so großes Gefühl! Ja, jeden Tag. Und je mehr Tage und Monate vergehen, desto mehr fehlt er mir. Im ersten Moment steht man unter Schock und denkt, dass man stark genug ist. Aber obwohl mein Vater das Glück hatte, im hohen Alter zu sterben, auf ein schönes Leben zurückblicken konnte und seine Familie um sich hatte – wenn es soweit ist, ist man nicht bereit. Man denkt, man ist vorbereitet, aber dafür ist man nie bereit. Nie. Also ja, er fehlt uns sehr.
Frage 22: Stimmt es, dass Sie immer noch Fanpost aus aller Welt erhalten?
Das ist wahr! Seit Papa gestorben ist, haben wir viele Briefe erhalten, auch heute noch. Ganz außergewöhnliche Briefe, bei denen einem das Herz aufgeht und auf die man antworten möchte. Wir beantworten sie auch, Mama und ich, wann immer wir können. Man merkt ihnen an, dass sie von Herzen kommen und dass es eine Verbundenheit gibt zwischen diesen Menschen, die uns völlig fremd sind, und meinem Vater. Und das berührt uns zutiefst.
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Die bisherigen Review-Specials:
- Asterix der Gallier
- Die goldene Sichel
- Asterix und die Goten
- Asterix als Gladiator
- Tour de France
- Asterix und Kleopatra
- Der Kampf der Häuptlinge
- Asterix bei den Briten
- Asterix und die Normannen
- Asterix als Legionär
- Asterix und der Avernerschild
- Asterix bei den Olympischen Spielen
- Asterix und der Kupferkessel
- Asterix in Spanien
- Streit um Asterix
- Asterix bei den Schweizern
- Die Trabantenstadt
- Die Lorbeeren des Cäsar
- Der Seher
- Asterix auf Korsika
- Das Geschenk Cäsars
- Die grosse Überfahrt
- Obelix GmbH & Co. KG
- Asterix bei den Belgiern
- Der grosse Graben
- Die Odyssee
- Der Sohn des Asterix
- Asterix im Morgenland
- Asterix und Maestria
- Obelix auf Kreuzfahrt
- Asterix und Latraviata
- Asterix plaudert aus der Schule
- Gallien in Gefahr
- Asterix & Obelix feiern Geburtstag
- Asterix & Friends (Browsergame)
- Asterix der Gallier (Film)
- Asterix (Gameboy/NES)
- Asterix in Novaesium
- Asterix und Kleopatra (Film)
- Asterix (SNES)
- Gallische Geschichten mit Asterix und Obelix
- Asterix & Obelix (Gameboy)
- Asterix erobert Rom (Film)
- Asterix erobert Rom – Das Buch zum Film (Album, Neuauflage)
- 12 Prüfungen für Asterix
- Asterix and The Great Rescue (Sega Mega Drive)
- Asterix – Sieg über Cäsar (Film)
- Uderzo von seinen Freunden gezeichnet
- Asterix – The Great Rescue (Game Gear/Master System)
- Uderzo – Der weite Weg zu Asterix
- Asterix & Obelix (SNES)
- Asterix bei den Briten (Film)
- Asterix – Streit um Gallien (Playstation)
- Asterix bei den Pikten
- Asterix – Die Trabantenstadt (3DS)
- Asterix in Italien
- Die Trabantenstadt (Limitierte Sonderausgabe)
- Asterix – Operation Hinkelstein (Film)
- Asterix bei den Belgiern (Limitierte Sonderausgabe)
- Asterix Review Special (60): Asterix and the Secret Mission (Game Gear)
- Der Papyrus des Cäsar
- Asterix in Amerika (Film)
- Die hysterischen Abenteuer von Isterix
- Asterix & Obelix XXL (PS2)
- Asterix und die Wikinger (Film)
- Asterix der Gallier (50 Jahre Asterix Jubiläumsausgabe)
- Das inoffizielle Asterix & Obelix Lexikon
- Asterix bei den Olympischen Spielen (Limitierte Sonderausgabe)
- Asterix – Das Geheimnis des Zaubertranks
- Das Asterix Magazin (1/19)
- Asterix im Land der Götter (Film)
- Asterix & Obelix XXL2 (PS2, PC, PSP, NDS, PS4, XboxOne, Nintendo Switch)
- Die Tochter des Vercingetorix
- Asterix – Die Hommage
- Asterix & Obelix XXL3 – Der Kristallhinkelstein (Multiplattform)
- Die goldene Sichel (Limitierte Sonderausgabe)
- Der goldene Hinkelstein
Eigentlich bin ich ja Asterix-Fan. Auf Framing kann ich allerdings verzichten. Als nächstes gibt es dann wohl „Asterix bei den griechischen Knaben“ oder die Texte werden gegendert. Da mag die Geschichte ja ganz witzig sein, aber diese beiden Jungschnösel, die das Erbe verwalten, sollten es nicht kaputtmachen. Wenn sie politische korrekte Comic machen wollen, dann sollen sie eine eigene Serie entwickeln, aber es ist ja schon bequemer, sich ins gemachte Nest zu setzen. Ich bin heilfroh, dass Hergé es untersagt hat, „Tim und Struppi“ weiterzuführen und man kann nur hoffen, dass die alten Bände nicht politisch korrigiert werden. Bei Asterix habe ich allerdings grosse Befürchtungen, dass die Serie ihren Charme verliert. Wie gut, dass man noch viel Material aus dem letzten Jahrhundert bekommt.
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Dürfte ich fragen, was dir an diesem Band so sauer aufstößt? Immerhin wird Goscinnys und Uderzos „Erbe“ nach wie vor von ihren beiden Töchtern streng überwacht.
Und wenn diese nicht ihr okay geben, wird es nix mit der Idee.
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Leider nicht so streng wie bei „Tim und Struppi“. Ich bin da eher Traditionalist, was die klassischen Comic der franko-belgischen Schule angeht. In den franz. Orig. waren immer schon Anlehnungen an aktuelle Geschehnisse oder Figuren der franz. Gesellschaft vorhanden, die allerdings in der dt. Fassung eher nicht durchkommen (und mein französisch reicht leider nicht zur Comiclektüre). Von zeitgeistigen Anklängen wie Feminismus oder Genderei halte ich nicht viel. Die Autoren müssen aufpassen, dass sie nicht in die PC-Welt abrutschen. Spätestens dann, wenn der Schwarze auf dem Piratenschiff nicht mehr „‚öme‘, ein ganzes Mee‘ von ‚öme'“ mit dicken Lippen sagen kann, wird es kritisch. Wenn man PC wird, wird es unlustig. Vielleicht haben die Frauen sich da vom Zeitgeist treiben lassen. Ob die beiden Erfinder da mitgemacht hätten, wage ich zu bezweifeln. Warten wir es ab. Wenn angefangen wird, an den deutschen Übersetzungen rumzuwurschteln, ist das Thema durch. Für mich besteht das gleiche Probleme wie bei Rockgruppen, in den keiner mehr dabei ist, der die Band gegründet hat: Es ist eben nicht mehr das Original.
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Okay, gegendert wurde in diesem Band ja nicht, bin da auch absolut kein Freund von, aber was den Rollentausch betrifft, hat das nix mit dem aktuellen Geschehnissen zu tun. Es gab bereits früher Stämme, in denen die Rollen genau andersherum waren, als in unserer „zivilisierten“ Welt. Von daher greifen Ferri und Conrad nichts auf, es es bereits vor Tausenden von Jahren gab.
So gibt es auch heute noch die Mosuo in China, die Khasi in Indien oder auch die Juchitán in Mexiko (die übrigens mit den Muxes neben Männer und Frauen bereits ein drittes Geschlecht haben, sowie Transmenschen).
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Na ja, lassen wir uns mal überraschen, wie es weitergeht, zeichnerisch ist das ja alles okay und solange keine Aussrirdischen mehr auftauchen……. PS: Bei den Muxes scheint es aber keine Frau-zu-Mann-Orientierung zu geben. Nicht erwünscht? Diskriminierung? Tja, alles hat seine zwei Seiten.
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Ich denke das mit den Außerirdischen ist definitiv abgehakt. Manga und Superhelden ebenso. 😁
Von daher denke ich, dass wir den Tiefpunkt der Reihe schon längst hinter uns gelassen haben und es jetzt langsam wieder bergauf geht. Btw. war Asterix schon immer ein Spiegel seiner Zeit und wenn irgendwann das Gendern aufgegriffen wird, dann hoffentlich mit den altbekannten Humor und Zynismus.
Zu den Muxes, was übrigens ein sehr interessantes Thema ist, ist deine aufgeworfene Frage ebenso wichtig und richtig. Ist es Diskriminierung? Ist es nicht erwünscht? Oder ist es einfach nur die Angst eine starke Position durch eine schwächere innerhalb der Gesellschaft aufzugeben? Du siehst, das wäre eine der zwei Seiten.
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Zuallererst: Mir geht das übertriebene woke-Getue oft auch auf den Zeiger, aber genauso die ach so schnelle voreilige Empörung, wenn man sie auch nur ansatzweise zu wittern glaubt. Dass bei den Sarmaten im neuen Asterix Rollentausch der Geschlechter vorherrscht, fand ich hier ganz humorvoll rübergebracht, da waren einzelne Uderzo-Bände schlimmer. Generell beruhen die Szenarien der neuen Autoren auf guten Einfällen (Papyrus des Cäsar, Tochter des Vercingetorix und aktuelles Album). Leider packen mich die Geschichten aber nie wirklich, was schade ist, da sie wirklich nette Gags enthalten. Wenn Cäsar beklagt, dass er für die (tatsächlich dort erwähnten) Einhörner in „De bello Gallico“ in den Foren kritisiert wurde, finde ich das witzig und eines Goscinny würdig. Wenn der Michelle Houllebecq nachempfundene Geograph Globulus mit dem Großwildjäger-Gladiator hitzige Diskussionen führt, ist das ebenfalls spaßig. Das einzige, was mich wunderte, dass die vorab veröffentlichten Seiten mit der Vision von Miraculix und dem Aufbruch der Gallier wohl im Nachhinein der Schere zum Opfer gefallen sind, um nicht das Seitenlimit des Albums zu sprengen. Schade, so steigen wir reichlich abrupt in die Reise van Asterix, Obleix und Miraculix ein.
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Die vorab veröffentlichten „Seiten“ und „Panels“, die ich ja auch in Artikel verwendet habe, sind wirklich nur als Preview zu verstehen. Wobei es durchaus interessant wäre, das Original Storyboard, das übrigens in der auf 399 Exemplare limitierten Artbook Edition enthalten ist, zu kontrollieren. Dann könnte man sehen, was eventuell geplant war und wieder gestrichen wurde.
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